Story: Whisper My Name (Canon)
Genre: a n g s t bzw. Hurt/Comfort
Warnings: chronische Schmerzen, Anxiety & Schlafstörungen (mit anderen Worten: Gestatten? Aidan.)
Rating: P12
Charaktere: Aidan & Jaro
Ficathon:
Write Your DarlingsPrompt: Zitat aus "I Can't Touch You" von Dunia & The Stable Boys
Sonstiges: Mal wieder ein bisschen Aidan/Jaro angst, weil wir das schon sooo lange nicht mehr hatten. /Ironie off
Projekt: Adventskalender 2017
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I can't feel you
Aidan & Jaro
I can't touch you
The way that I want to
I can't feel you
Enough to satisfy me
I can't hold you
Long enough to stop shaking
You're so far, so far
Away from me
Aidan umklammert sie mit aller Kraft und presst sie fest an seine Brust, während er sich ein bisschen enger in Jaros Umarmung schmiegt. Jaros Körper fühlt sich warm an, so dicht hinter seinem. Warm. Nah. Und doch spürt Aidan alles wie durch eine dicke Schicht Watte. Er weißt, dass Jaro da ist. Er nimmt es wahr. Seine Wärme geht auf Aidan über und er merkt, dass ihn jemand im Arm hält, dass da eine Hand in seiner liegt, die er halten kann, wenn er mal wieder kurz davor steht, durchzudrehen. Aber es ist, als sei Jaro unglaublich weit weg, obwohl Aidan doch eigentlich neben direkt neben ihm im Bett liegt.
Aidan versucht, tief ein- und auszuatmen und sein Zittern unter Kontrolle zu bringen, aber sogar sein Atem zittert, und er fürchtet, dass er Jaro aufwecken könnte, weil sein ganzer Körper bebt, halb vor Schmerz und halb vor Angst und irgendwo dazwischen auch ein bisschen wegen der Schluchzer, die er schon seit einer ganzen Weile zurückzuhalten versucht. Die Schmerzen sind heute Nacht wieder unerträglich, und mit ihnen kommt meistens die unbesiegbare Angst, die seine Psyche genauso zittern lässt wie die Schmerzen seinen Körper.
Er wünschte, er könnte Trost in Jaros Berührung finden. Er wünschte, er könnte ihn so berühren, dass er ihn wirklich fühlt; ihn so lange umarmen, bis das alles vorbei ist, zumindest fürs Erste; alles spüren, ganz deutlich, Jaros Haut auf seiner und seinen Atem und den Hauch seiner Worte, wenn Jaro ihn fest an sich drückt und über seinen Rücken streichelt und an seiner Halsbeuge murmelt: Es ist okay. Komm her. Schon in Ordnung. Er wünschte, er könnte Jaro küssen, bis er an nichts anderes mehr denken muss.
Aber nichts davon ist möglich. Noch nicht. Oder vielleicht niemals.
Die Erkenntnis überkommt Aidan wie eine Welle, die ihn mit sich reißt - ein ganz neuer Schmerz, den er bisher nicht kannte. Der Gedanke, dass er Jaro vielleicht niemals wirklich berühren wird, tut auf ganz andere Art und Weise weh als sein kaputter Körper oder das Chaos in seinem Kopf. Da ist dieser Mensch, den Aidan schon seit Monaten beobachtet, und der von Anfang an ein Kribbeln durch seine Magengrube und seinen Brustkorb gejagt hat, bei jedem kleinen Blick, den er riskiert hat; da ist dieser Mensch, in den Aidan sich Hals über Kopf verliebt hat; dieser Mensch, der Aidan etwas fühlen lässt, obwohl er eigentlich längst tot sein sollte. Da ist dieser Mensch, der Aidan liebt, obwohl er mehr tot als lebendig ist und er ihn genau so kennengelernt hat. Und plötzlich wird Aidan klar, dass er nicht weiß, ob das mehr, das er sich wünscht (das sie beide brauchen), jemals möglich sein wird.
Aidan verflucht seine Existenz. Diese verdammte Zwischenwelt, die ihm den Zutritt zum Jenseits verwehrt und ihn doch krampfhaft im Diesseits zu halten versucht. Und anstatt Jaro zu wecken, dreht er sich noch weiter von ihm weg, vergräbt sein Gesicht im Kissen und erstickt seine Schluchzer, während er den Tränen freien Lauf lässt. Er fühlt sich erbärmlich dabei, aber er weint in Jaros Kissen, bis seine Augen brennen und sein Hals sich ganz trocken und rau anfühlt. Das Zittern lässt nicht nach, aber es fühlt sich irgendwann nicht mehr so schlimm an.
»Aidan …?« Jaros Stimme dringt leise zu ihm heran, gefolgt von einem Gähnen.
Aidan zieht die Nase hoch und wischt sich mit dem Handrücken übers Gesicht, bevor er sich leicht umdreht und Jaro über die Schulter hinweg einen flüchtigen Blick zuwirft. »Hab ich dich geweckt?«, fragt er. »Falls ja: Tut mir leid.«
»Hast du nicht«, antwortet Jaro. »Und hör auf, dich ständig zu entschuldigen.« Vorsichtig zieht er Aidan wieder näher zu sich heran. Eine Weile liegen sie schweigend nebeneinander. Aidan lauscht Jaros gleichmäßigem Atem und versucht, nicht daran zu denken, dass das hier vielleicht alles ist, was sie je haben werden. Nichts halbes und nichts ganzes. Immer nur fast, nie so richtig. »Ich habe von dir geträumt«, flüstert Jaro dann in die nächtliche Stille hinein.
»Von mir?«, wiederholt Aidan ungläubig. »Bist du deswegen aufgewacht?«
Jaro nickt. »Du weißt doch - wenn Träume zu aufregend werden, wird man fast immer wach. Zumindest bei den guten.«
»Also war es ein guter Traum?« Noch während er fragt, spürt Aidan, wie seine Wangen zu glühen beginnen. Der Gedanke daran, dass Jaros Nacht ein kleines bisschen besser gemacht haben könnte, ist vielleicht nur eine Kleinigkeit; aber eine Kleinigkeit, die ihn unglaublich glücklich macht.
»Alle Träume von dir sind gute Träume. Aber dieser ganz besonders.« Jaro haucht einen kaum spürbaren Kuss auf Aidans Schulter. »Ich habe von der Zukunft geträumt.«
»Von der Zukunft?«, hakt Aidan irritiert nach.
»Ich konnte dich berühren«, sagt Jaro, so leise, dass Aidan beinahe glaubt, er habe es sich nur eingebildet. »So richtig berühren.«
»Das …« Aidan schluckt schwer und versucht, seine pessimistischen Gedanken nicht allzu sehr durchscheinen zu lassen. »Das klingt schön. Aber nach etwas, was leider wirklich nur im Traum passieren kann.« Was hätte passieren können, in der Vergangenheit, wären die Dinge nur ein kleines bisschen anders gelaufen.
»Wieso glaubst du das?« Wider Erwarten klingt Jaro nicht aufgebracht. Nicht enttäuscht, weil Aidan seinen schönen Traum nicht einfach hinnehmen kann, und nicht verletzt, weil Aidan nicht an eine solche Zukunft glaubt. Nur aufrichtig neugierig. Das ist etwas, was Aidan an ihm liebt: Jaro urteilt nie, ohne alle Hintergründe zu kennen. Er will die Dinge ergründen und begreifen, bevor er sich eine Meinung darüber bildet.
»Es gibt keinen Beweis dafür, falls du das meinst«, räumt Aidan ein; mittlerweile kennt er Jaro gut genug, um zu wissen, dass das sein erstes Argument wäre. »Aber …« Ich kann einfach nicht glauben, dass ich einmal etwas Gutes haben sollte. »Was soll noch passieren, damit es endlich funktioniert? Ich meine, die ganzen Veränderungen waren immer ganz plötzlich - dass du mich sehen konntest. Dass ich Gegenstände bewegen konnte. Dass ich wieder eine Stimme hatte. Das kam alles innerhalb kürzester Zeit. Und meistens, nachdem etwas bestimmtes passiert war. Wenn es möglich wäre, dass ich dich wirklich berühre … Wäre es dann nicht längst passiert?«
Jaro schweigt einen Moment lang und streichelt währenddessen über Aidans Arm und über seine Seite. Aidan schmiegt sich der Berührung entgegen, so gut er kann, und er genießt sie, auch wenn sie nicht das ist, was er wirklich will. Es ist nur ein Hauch, nichts weiter; aber es ist alles, was er im Moment haben kann.
»Rein logisch betrachtet … «, beginnt Jaro dann, und Aidan will schon protestieren, aber Jaro geht gar nicht auf sein demonstratives Seufzen ein, sondern redet einfach weiter. »… ergibt nichts von all dem irgendeinen Sinn. Es ergibt noch nicht einmal einen Sinn, dass du hier bist. Geschweige denn, wie deine Fähigkeiten sich verändert haben. Wieso sollte ausgerechnet das plötzlich mit Logik erklärbar sein?«
Aidan schnaubt. »Sagst du nicht immer, dass alles einer Logik folgt?«
»Du nicht.« Jaros Stimme klingt, als würde er lächeln, und Aidans Herz schlägt ein kleines bisschen schneller. »Allein die Tatsache, dass du gerade neben mir liegst, widersetzt sich jeder Logik, die ich kenne. Und weißt du was? Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber: Ich bin verdammt froh darüber.«
»Was sagt es über mich aus, wenn sogar mein Wissenschaftler-Freund mir - indirekt - sagt, ich müsse mehr glauben und positiv denken?«, murrt Aidan, um seine Verlegenheit zu überspielen.
»Das hab ich gar nicht gesagt«, seufzt Jaro. »Du sollst nur … ein wenig mehr Geduld haben. Ich bin mir sicher, es wird sich irgendwann auszahlen.«
»Und bis dahin?«
»Bis dahin würde ich gern in aller Ruhe das genießen, was jetzt ist. Und vielleicht ab und zu von der Zukunft träumen. Okay?«
Aidan lächelt unwillkürlich. Ihm wird erst jetzt bewusst, dass das ganze Gespräch ihn gleichzeitig abgelenkt und seine Laune verbessert hat, obwohl es sich genau um das Thema drehte, das ihn ursprünglich so melancholisch gestimmt hat. »Ja«, flüstert er, und bei dem Gedanken, dass Jaro irgendwann gar nicht mehr so weit weg von ihm sein könnte, wird ihm ganz warm ums Herz. »Ja, klingt nach nem guten Plan.«