Chasing Ted - Rache [16/21]

Dec 17, 2005 16:52

Prolog 1 | Prolog 2 | Fetzen | Erinnerung | Schmerz | Verhandlung | Neuigkeit | Risiko | Nacht | Psyche | Zwischenspiel | Zeit | Fremde | Gewissen | Treffen | Rache | Besuch | Öffnung | Fragen | Epilog 1 | Epilog 2

CHASING TED - RACHE

Alles, was schief gehen kann, geht schief. Murphys Gesetz.

Vielleicht verdiene ich es auch nicht besser. Diesmal ist es kein Auftrag, der mich hierher führt. Ich bin nicht für die Yakuza hier, sondern in erster Linie, um mein Verlangen nach Rache zu stillen. Wie lange ist es nun schon her? Mehr als 15 Jahre. Ich erinnere mich noch klar. An jede Einzelheit. Wie sie kamen... und ein wehrloses, verschrecktes kleines Kind zurückließen.

Meine linke Schulter schmerzt, während ich mich am nächstbesten Fenster zu schaffen mache. Ich befinde mich hier im zweite Stock. Aber ich habe keine Wahl. Es liegen bereits Sprünge aus größeren Höhen hinter mir. Ich lebe noch. Das ist Beweis genug, dass ich es schaffen kann. Noch einmal sehe ich mich rasch um. Dann empfängt mich die kühle, klare Nachtluft und ich kann nur mit Mühe einen Aufschrei unterdrücken.

Ich bin im Waisenhaus aufgewachsen. Es ist kaum ein Tag dort vergangen, an dem ich keine blauen Flecke eingesteckt hätte - sei es nun durch die Schwestern, die anderen Kinder oder Fußball. Schmerz definiert Leben, das ist eine Lektion, die ich sehr früh gelernt habe. Keine Schmerzen bedeutet Tod. Und ich habe mich entschieden. Ich lindere meinen Schmerz dadurch, dass ich anderen Leuten ihre Schmerzen vollständig nehme.

Wie oft habe ich von den Schwestern im Waisenhaus Waffenkataloge abgenommen bekommen. Wie oft habe ich dafür Schläge oder Arrest kassiert. Doch ich habe mich auch von ihnen nicht von meinem Ziel abbringen lassen. Auch von Ted nicht. Ich habe Rache geschworen für dieses desillusionierte, schmerzende Kind. Und heute habe ich sie fast bekommen. Eilig wische ich mir das klebrige Blut von den Händen. Mein Hemd ist damit wohl ruiniert. Schade.

In nächster Zeit werden sie die Sicherheitsmaßnahmen wohl verstärken. Das bedeutet Warten; doch das kann ich gut. Ich werde auf den Tag vorbereitet sein, an dem sich mir die nächste Chance bietet. Ich bringe den Tod - für manche früher, für andere später. So wie sie damals den Tod gebracht haben.

Ich weiß noch, sie haben dabei hämisch gelacht - ein Geräusch, das ich nie vergessen werde. Sie haben gerne dieses Blutbad angerichtet. Sie haben es genossen, das vor den Augen der Familie des Mannes zu tun, auf den sie angesetzt worden waren. Ein erfolgreicher Anwalt, habe ich mir erzählen lassen, der durch unglückliche Umstände in die Machenschaften der Unterwelt verstrickt worden war und aus dem Weg geräumt werden sollte. Mehrere der Polizisten, die den Tatort untersuchen sollten, verließen ihn rasch wieder. Sie schluckten schwer bei dem Anblick, der sich ihnen bot. Vielen von ihnen wich erst einmal sämtliche Farbe aus dem Gesicht und wurde durch einen zarten Grünstich ersetzt.

Bereits im Waisenhaus habe ich mir ein umfangreiches Wissen über die Schwachstellen des menschlichen Körpers angeeignet. Einmal habe ich sogar zwei ganze Wochen lang Arrest von den Schwestern bekommen, als eines der anderen Kinder nach einer Auseinandersetzung ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Mit zwölf musste ich das Waisenhaus verlassen. Bald fand ich Gönner. Von ihnen bin ich im Umgang mit Waffen unterrichtet worden.

Ich werfe noch einen letzten Blick zurück auf die große Villa, die ich gerade verlassen habe. Meine Beretta in der Hand ein versicherndes Gewicht, verlasse ich diese Gegend und verschwinde in den Schatten.

deutsch, chasing ted, story

Previous post Next post
Up