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Epilog 1 |
Epilog 2 CHASING TED - GEWISSEN
Einer der vielen kleinen Parks der Stadt. An einem verregneten Nachmittag wie diesem konnte man gerade noch das Meer sehen, das keine 200 Meter weiter in unruhiger und unablässiger Bewegung das Land ablöste. Der strömende Regen brachte eine befremdliche Ruhe, die die Geräusche der Großstadt um einen herum zu ertränken schien.
Auf einer kleinen Bank unter einer ausladenden Fichte saß Dr. Ethan Gaetano, der dunkle Trenchcoat bereits durchnässt, und wartete. Immer wieder sah er auf seine Armbanduhr, blickte auf, versuchte durch den dichten Regenvorhang etwas zu erkennen, und sah erneut auf die Uhr.
Anfangs nichts als ein dunkler Schemen, wurde schließlich eine Gestalt sichtbar, die gemächlich auf den Psychologen zu geschlendert kam.
„Du bist spät.“ Gaetano stand von seinem Platz auf der Bank auf und machte einen Schritt auf sein Gegenüber zu.
„Ich weiß. Aber es war gar nicht so einfach, in Ruhe weg zu kommen.“ Chiara Garibaldi schob sich die schwere Kapuze ein wenig aus dem Gesicht und sah Gaetano herausfordernd an. Dann grinste sie unvermittelt und setzte sich auf den frei gewordenen Platz.
Gaetano antwortete darauf nicht, sondern beobachtete Chiara lediglich aufmerksam. In seinem Blick lag eine Spur unruhigen Misstrauens, die die Andere jedoch gänzlich ignorierte. Schließlich setzte auch Gaetano sich wieder, ließ seinen Blick jedoch über das triste Grau des Strands schweifen. „Also, warum hast du mich hierher bestellt?“
Auch Chiaras Blick ruhte nun auf den fernen Wellen, während sie mit ruhiger Stimme sagte, „So kurz angebunden, Ethan?“ In ihren Augen blitzte kurz der Schalk auf, bevor sie wieder ernst wurde. „Also, es geht um Ted. Aber das hast du dir sicher schon gedacht.“
Mit düsterer Miene zündete sich Gaetano eine Zigarette an. „Ja, das dachte ich mir schon. Was wollt ihr diesmal? Habt ihr nicht inzwischen schon genug in seinem Leben herum gepfuscht?“
„Du weißt genauso gut wie ich, dass ich dir nichts sagen kann.“ Chiara senkte kaum merklich den Kopf. „Und glaub ja nicht, dass ich mir nicht auch Sorgen um Ted mache!“
„Wieso gibst du dich dann mit diesen Leuten ab, cara? Ich meine, eine junge Frau wie du... Ein anderer Arbeitgeber als la Familia kann doch nicht so schwer zu finden sein.“ Gaetanos Ton bei diesen Worten war bitter.
„Das gleiche könnte ich dir sagen.“
„Um Himmels Willen, Chiara, du weißt, ich habe keine Wahl.“
„Warum? Weil sie es waren, die damals deine Frau umgebracht haben?“ Chiaras leidenschaftsloser Ton machte ihre Worte nur noch schneidender.
Gaetano erwiderte nichts darauf, sondern starrte lediglich durch den Regen in die Ferne. Er vermied es, Chiara auch nur aus dem Augenwinkel anzusehen. Seine Hand zitterte, als er die Zigarette erneut an die Lippen führte.
Chiara jedoch wandte sich ihm nun zu. „Ethan, ich will nicht mit dir streiten.“ Ihr Ton war beinahe vorwurfsvoll. „Ich hab dich hierher bestellt, weil ich dich bitten will, Ted nicht mehr zu behandeln.“ Als von Gaetano immer noch keine Antwort kam, fuhr Chiara fort, „Hör zu, ich weiß auch nicht, was hier eigentlich genau läuft. Aber Ted ist unausgeglichener denn je. Und der Chef hat mich auch schon darauf hingewiesen, dass er seit er bei dir ist so wenig wie nie zuvor arbeitet... Ich will einfach nicht, dass ihm was passiert.“
„Oh, ist es deshalb, dass du seit Jahr und Tag in seinen Aufzeichnungen stöberst, und dass du ihm für den Chef hinterher schnüffeln darfst? Chiara, der Junge hat schwerwiegende Probleme! Er mag ein Genie sein, aber er ist psychisch labil. Seine psychosomatischen Blackouts, seine Ohnmachtsanfälle, Nikotinsucht, Herzrasen,... Und wahrscheinlich ist er autoaggressiv noch dazu. Und du willst nicht, dass ihm was passiert?“ Gaetano war mit jedem Wort lauter geworden, doch dämpfte der immer noch stärker werdende Regen wie im Hohn alles Gesagte.
Chiara schwieg. Ihr undurchdringlicher Blick war auf ihre Stiefel gerichtet. Es verging eine ganze Weile, bevor sie schließlich wieder aufsah, die Augen gefährlich verengt, ihr Blick direkt auf Gaetano ruhend, ihre Stimme drohend. „Ich hoffe nur für dich, dass du mich hier nicht verarschen willst.“ Damit stand sie abrupt auf und ging.
Gaetano blieb noch lange sitzen und sah ihr hinterher.