Prolog 1 |
Prolog 2 |
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Epilog 1 |
Epilog 2 CHASING TED - FETZEN
Als Ted zur Arbeit kam, wartete schon Chiara auf ihn. Sie saß hinter seinem Schreibtisch, den Stuhl nach hinten gekippt, die Füße auf dem Tisch übereinander geschlagen, und schoss frech kichernd mit einem Gummiring Papierfetzen durch die Gegend.
„Morgen, Ted. Du siehst schrecklich aus. Schon wieder ein Albtraum?“ Chiara grinste, machte jedoch keine Anstalten, aufzustehen.
Ted nickte nur, drückte seinen Zigarettenstummel im überladenen Aschenbecher auf seinem Schreibtisch aus und machte sich an der Kaffeemaschine in der Ecke zu schaffen. Eine Tasse der dampfenden, duftenden schwarzen Flüssigkeit in der Hand, hieß er Chiara seinen Schreibtischstuhl zu räumen.
Mit einem leisen Brummen kam sie seiner Aufforderung nach, stand auf und ging um den Tisch herum. Als Ted sich nun auf seinen Platz setzte, sah sie ihm direkt ins Gesicht. „Du solltest nicht andauernd so ein Arbeitstier sein. Vielleicht hören dann ja deine Albträume ganz von selber auf. Lach mal wieder und entspann dich. Die ganzen Überstunden in letzter Zeit waren doch ziemlich viel Stress.“
Ted hielt seinen Blick auf die volle Schreibtischplatte geheftet, Chiaras durchdringendem Blick ausweichend. Er musste die Papierstapel, die sich inzwischen hier türmten, mal wieder aufräumen. Aber Chiara hatte ja recht. Er arbeitete wahrscheinlich zu viel. Das Projekt, an dem er seit inzwischen sieben Monaten arbeitete, nahm viel zu viel seiner Zeit in Anspruch... Aber es war auch alles, was er hatte, sein Herzblut. Endlich konnte er Ideen in Realität umsetzen, und das war eigentlich alles, was er je gewollt hatte. Oder? Chiara erwartete eine Antwort. Mit einem Schulterzucken erwiderte er auf ihre Frage, „Aber meine Arbeit ist doch das, was ich machen will...“
Chiaras Mundwinkel verzogen sich zu einem traurigen Lächeln. „Entschuldige, ich hab vergessen, mit wem ich hier rede. Mein Chef entspannt“ - bei diesem Wort deutete Chiara mit ihren beiden Zeige- und Mittelfingern Anführungszeichen an - „sich ja, wenn er wie ein Wilder arbeitet...“
Ted hasste es, wenn Chiara ihm so kam. Ja, er war technisch gesehen ihr Vorgesetzter, aber er hätte eigentlich gedacht, sie wären Freunde. Außerdem war er fünf Jahre jünger als sie. Der Sarkasmus, den Chiara von Zeit zu Zeit an den Tag legte, versetzte ihm jedes Mal einen Stich ins Herz. Sie hatte ja recht, aber er konnte nun einmal nicht aus seiner Haut heraus. Er wollte sie nicht verärgern, schließlich war sie die einzige Person, die er noch zum Reden hatte. Doch sie musste irgendwann akzeptieren, dass seine Welt hier war, bei seinen Forschungen.
Er wusste, Chiaras Blick ruhte immer noch auf ihm. Eilig machte er sich daran, die dank Chiara über das ganze kleine Büro verstreut liegenden Papierfetzen aufzusammeln. Irgendwann hörte er aus ihrer Richtung ein leichtes Seufzen, und sie wandte sich um und verließ den Raum.
Ted hielt erst einmal inne, um seinen Puls wieder auf ein einigermaßen normales Level zu bringen. Diese Unterhaltung hatte ihn doch innerlich sehr aufgewühlt und er hatte sich unter dem scharfen Blick seiner Leibwächterin äußerst unwohl gefühlt. Am besten erst einmal eine neue Zigarette anstecken; nur so konnte er sich entspannen. Ted wusste wohl, dass er ein Problem mit diesen Dingern hatte und viel zu viel rauchte, aber das war das einzige, was seine Nerven einigermaßen beruhigen konnte. Er warf die Schnipsel in den überquellenden Papierkorb, lehnte sich in seinem Stuhl zurück, genoss den Tabak und dachte nach.
Chiara Garibaldi war in dem Jahr, das Ted sie nun kannte, ein wichtiger Bestandteil seines Lebens geworden. Er hatte damals nicht schlecht gestaunt, als es von oben geheißen hatte, dass er eine Leibwächterin bekommen sollte. Scheinbar hatte die Firma ein paar Drohbriefe bekommen und ihre Investition in „das Wunderkind“, wie die Leute hier Ted gerne nannten, gefährdet gesehen. Ted und Chiara hatten auf dem falschen Fuß angefangen - sie als entlassene US-Marine, er als jugendliches Wissenschaftsgenie. Doch im Laufe der Zeit war aus dem „Babysitten“, wie Chiara es anfangs abwertend bezeichnet hatte, eine enge Freundschaft geworden. Inzwischen vertrauten und achteten die beiden einander. Trotzdem konnte Ted seine Nervosität, jedes Mal wenn Chiara in seiner Nähe war, immer noch nicht ganz unter Kontrolle halten. Er wusste nicht, warum dem so war. Das verwirrte ihn. Er hatte sich in den 19½ Jahren seines Lebens so viel Wissen und auch Erkenntnis über die komplexesten physikalischen und elektronischen Abläufe erworben - zum Teufel, er hatte sogar ein ganzes Studium cum laude hinter sich - und doch verstand er diesen einfachen Vorgang seines eigenen Körpers nicht...
Zum Glück war Ted in seinen Arbeitszeiten relativ flexibel. Er arbeitete zwar offiziell für Chrysler, konnte jedoch vollends seinen Forschungen nachgehen. Diesen Monat - wie auch die letzten - hatte er bereits einen großen Teil seiner Arbeitsstunden durch Überstunden beisammen. Darüber war er froh, denn er schien sich heute irgendwie nicht so recht aufraffen zu können, etwas Anderes zu tun als dazusitzen und über sein Leben nachzudenken.
War er wirklich so ein Gesellschaftsmuffel, der nur seine Arbeit im Kopf hatte und mit dem nichts weiter anzufangen war? Nein, seine Arbeit war sein Hobby, und er hatte schließlich andauernd Leute um sich: Chiara, in den Büros und Labors über, unter und neben ihm,... überall Leute. Und er kannte sie auch - vom Sehen zumindest; und mit Chiara konnte er auch über alles reden. Er war glücklich so, mit seinem Leben...
Wieso dachte er dann ernsthaft über das nach, was Chiara gesagt hatte? Die Antwort war einfach. Weil es Chiara gewesen war, die es gesagt hatte. Er mochte sie, sogar sehr. Für sie würde er vielleicht sogar einmal versuchen, auf eine Party oder in einen Club zu gehen - natürlich nur, wenn sie auch mitkam. Der Gedanke an Chiaras sonnengebräuntes, von dichten schwarzen Locken umrahmtes Gesicht ließ sein Herz wieder schneller schlagen. Er wagte es kaum, sie sich in etwas Anderem als ihrem üblichen engen schwarzen T-Shirt, ihren Military-Hosen und Stiefeln vorzustellen. Aber sie würde sicher etwas Anderes tragen, wenn sie ausging. Er stellte sie sich in einem langen schwarzen Kleid vor. Sein Herz raste auf einmal wie wild, so als wollte es gleich explodieren. Oh, er musste sich von diesem Bild ablenken, sofort! Er durfte sich nicht zu stark aufregen. Am besten erst einmal eine Zigarette, das würde sicher hel...
... Schwärze!...