Titel: Zähne zusammenbeißen
Team: Weiß (Titanic)
Challenge: Angst: Keine Schmerzmittel mehr möglich - Für mich
Fandom: SK Kölsch
Rating: P16/Mature
Genre: Slash, Angst, Drama
Warnungen: Toxic Relationship! Implied Domestic Violence!
Zusammenfassung: Klaus muss einfach nur die Zähne zusammenbeißen...
Wörter: ~700
Anmerkungen: Ich fürchte, ich habe den Prompt nur sehr vage gestreift, aber das Bunny hat einfach irgendwo die komplett falsche Abzweigung bekommen.
Gehört in den Storyzyklus "Von unerwarteter Seite", genauso wie
"Blaue Flecken",
"Zuhause",
"Widerspruchslos",
"Die Anzeichen waren da...",
"Zerbrochen",
"Halten",
"Böse Überraschung",
"Dichtung und Wahrheit",
"Ende und Anfang",
"Versprochen",
"Ungut",
"I will always love you" und
"Augen auf und durch".
Zähne zusammenbeißen
Klaus steht vor dem Kleiderschrank und überlegt, welches Hemd er zu diesem Anzug anziehen kann. Dunkel muss es sein. Nicht durchscheinend. Mit hohem Kragen und langen Ärmeln. Vielleicht das rote. Der Stoff ist leicht, aber undurchsichtig, vor allem ist es nicht zu eng.
Er streckt sich nach dem Bügel. Ein stechender Schmerz zieht durch seine Brust. Atmen tut weh. Tränen treten ihm in die Augen. Er hält kurz inne, stützt sich an der Schranktür ab. Wartet, bis der Schmerz nachlässt. Ruhig atmen, ein, aus, dann wird es besser. Hoffentlich. Gleich. Irgendwann. Wenigstens ein bisschen.
Sein Blick fällt auf die Schachtel Ibuprofen. Noch eine, nur eine noch, dann wird es besser. Dann gehen die Schmerzen weg. Hoffentlich. Er streckt die Hand schon aus, zieht sie wieder zurück. Er kann nicht. Er darf nicht. Er hat schon drei genommen. Schon eine zu viel. Sie haben das Hämmern im Kopf gedämpft, den dauernden Schmerz in der Brust. Vorsichtig sein. Ruhig bewegen. Nicht anstrengen. Dann geht es. Er muss gleich zum Dienst. Er muss klar sein im Kopf. Tabletten benebeln nur.
Noch einmal durchatmen. Nicht zu tief, ganz flach nur. So ist der Schmerz erträglich. Dann das Hemd. Zähne zusammenbeißen, strecken, den Arm ganz lang machen. Er hat es geschafft. Stechen in der Brust. Er bekommt kaum Luft. Alles verschwimmt vor seinen Augen. Ein paar Tränen rinnen ihm die Wangen hinab.
Er nimmt das Hemd vom Bügel, streift es über die Schultern, tritt vor den großen Wandspiegel. Starrt hinein. Furchtbar sieht er aus. Viel zu blass, dunkle Schatten unter den Augen, die Wangen fast eingefallen. Er hat abgenommen. Aber da sind keine Blutergüsse, keine Platzwunden. Das ist die Hauptsache. Nicht so wie beim letzten Mal. Die Beule am Hinterkopf verschwindet in seinen Haaren. Den Rest verbirgt das Hemd. Knopf um Knopf verschwindet der Verband darunter, der die beiden angeknacksten Rippen stützt. Und die Hämatome auch. Brust, Rücken, Bauch. Nichts mehr zu sehen. Der Arzt wollte ihn krankschreiben. Aber das geht nicht. Dann gibt es Fragen. Fragen sind gefährlich. Dann muss er lügen. Lügen ist falsch. Er will nicht lügen. Er muss nur die Zähne zusammenbeißen. Das kann er.
„Klaus, kommst du?“ Alex steckt den Kopf durch die Tür.
„Bin sofort fertig!“
Klaus stopft schnell das Hemd in die Hose, zieht den Gürtel mit einem Ruck zu. Wieder ein Loch enger. Es tut weh. Da ist ein großes Hämatom auf seinem Hüftknochen. Von Alex’ Hand. Sie haben es ein bisschen heftig getrieben, gestern. Nicht drüber nachdenken. Zähne zusammenbeißen. Gürtel zumachen. Los ins Büro. Es ist schon spät. Er kommt nie zu spät. Das fällt auf.
Alex tritt hinter ihn, legt die Arme um ihn, bettet das Kinn auf seiner Schulter, drückt ihn. Wie ein Messer zwischen die Rippen. Tränen schießen ihm in die Augen. Ein Schmerzenslaut dringt über seine Lippen.
„Willst du wirklich ins Büro? Bleib‘ hier bei mir. Ich pflege dich.“
Klaus schüttelt den Kopf. Er kann nicht hierbleiben. Er muss hier weg. Alex ist nicht der Typ, der pflegt. Zu ungeduldig. Er wird dann schnell grob. Er meint das nicht so. Aber er kann es auch nicht ändern. Und im Büro wartet so viel Arbeit. Und Jupp. Jupp wartet auch. Er muss ins Büro. Er muss einfach die Zähne zusammenbeißen.
„Es war nicht meine Absicht, das weißt du doch, oder? Ich will das wirklich nicht. Aber reizt du mich wieder so und dann verliere ich einfach die Geduld.“
Klaus nickt nur. Er weiß es ja. Er weiß es doch eigentlich. Es ist ja auch nicht das erste Mal. Auch nicht das zweite Mal. Nicht einmal das dritte Mal. Sie haben schon so oft darüber geredet. Er hat Alex schon so oft versprochen, sich zu bessern. Alex kann doch nichts dafür. Es sind doch nur die Spritzen. Er braucht niemanden, der ihn drängt und gängelt. Er braucht jemanden, der Verständnis hat. Der ihn unterstützt. Das weiß er doch alles. Aber dann, dann sieht er wieder die Spritzen und dann vergisst er wieder alles. Er muss sich mehr zusammenreißen.
„Ich weiß. Es tut mir leid.“
„Na komm, ich bringe dich ins Büro.“
Alex klopft ihm auf die Schulter. Wieder ein Messer zwischen die Rippen. Er vergisst seine eigene Kraft. Klaus bleibt die Luft weg. Er nickt. Zähne zusammenbeißen. Er schafft das!