Halten [Hurt/Comfort: Erwachen aus einem Albtraum - Für mich]

Aug 29, 2018 21:57

Titel: Halten
Team: Sonne
Challenge: Hurt/Comfort: Erwachen aus einem Albtraum - Für mich
Fandom: SK Kölsch
Rating: P16
Genre: Preslash, h/c
Warnungen: References to Domestic Violence
Zusammenfassung: Klaus hat einen Albtraum, Jupp ist für ihn da...
Wörter: ~1550
Anmerkungen: Das ist mal wieder vorne und hinten nicht so geworden, wie ich es haben wollte, aber irgendwie scheint Urlaub für mich eine schlechte Schreibzeit zu sein, weil mt die Schreibzeit in der Bahn fehlt. Nachdem ich jetzt gefühlte 20 Millionen Mal unterbrochen worden bin und neu anfangen musste, muss das jetzt so raus.
Gehört in den Story-Reigen um "Blaue Flecken", "Zuhause", "Widerspruchslos" und "Die Anzeichen waren da..." und "Zerbrochen" (Der noch immer keinen Namen hat, aber immerhin einen Stall voll blöder Bunnies).


„Sieh mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede!“

Die Ohrfeige traf Klaus hart im Gesicht. Er hatte damit gerechnet, er wusste doch, dass Alex es nicht leiden konnte, wenn er ihn nicht anschaute. Trotzdem überraschte ihn die Wucht des Schlages. Er stolperte zwei Schritte nach hinten, prallte rücklings gegen die Wand. Der Aufprall raubte ihm den Atem. Seine Knie gaben nach, doch bevor er an der Wand herunterrutschen konnte, war Alex bei ihm. Alex’ Hände schlossen sich um seinen Hals, hielten ihn aufrecht, pressten ihn gegen die Wand, drückten ihm die Luft ab.

„Alex, nicht… bitte.“

Seine Stimme klang abgehackt und atemlos. Er griff nach Alex’ Händen, versuchte sie zu lösen, zog und zerrte, bohrte seine Fingernägel in das weiche Fleisch zwischen Daumen und Zeigefinger, versuchte den Griff zu brechen, irgendwie. Doch Alex ließ nicht locker, drückte immer fester zu. Panik stieg in ihm auf. Das Blut rauschte in seinen Ohren, sein Herz hämmert gegen seine Rippen. Seine Sicht trübte sich, alles verschwamm vor seinen Augen.

„Gott, du bist so jämmerlich, weißt du das? Ich glaube, ich muss dich mal wieder daran erinnern, zu wem du gehörst.“

Klaus spürte Alex’ Lippen auf seinen eigenen, den harten, fordernden Kuss, die Zähne an seiner Unterlippe. Er wollte den Kopf wegdrehen, doch er hatte keine Kraft mehr. Ihm wurde schwarz vor Augen und er stürzte ins Bodenlose.

Der Aufprall auf dem Boden war hart und schmerzhaft, doch der Druck auf seinem Hals war verschwunden. Er lag auf dem Fußboden vor dem Bett und hatte keine Ahnung, wie er da hingekommen war. Er war ihm in diesem Augenblick aber auch egal, alles war egal, es zählte nur dass er wieder Luft bekam. Gierig schnappte er nach Luft, versuchte so viel wie nur eben möglich in seine Lungen zu bekommen, bevor Alex zurückkam. Jeder Atemzug tat höllisch weh, schickte einen stechenden Schmerz durch seine Brust, aber das war ihm in diesem Moment egal. Er wollte nur atmen, so lange er noch konnte. Hinter ihm flog die Tür auf, krachte gegen die Wand und jemand stürmte in den Raum. Alex war wütend, natürlich war Alex wütend. Mit seiner dummen Ungeschicklichkeit hatte Klaus ihn gestört und Alex wurde nicht gerne gestört. Die Konsequenzen würden wehtun, dass wusste Klaus. Erst recht, wenn er so jämmerlich hier auf den Boden hockte. Es gab nichts, was Alex so sehr verachtete, wie Jämmerlichkeit. Er musste wenigstens auf die Beine kommen, die Konsequenzen tragen wie ein Mann. Dann konnte er Alex vielleicht ein bisschen besänftigen, dann würde er vielleicht nicht ganz so hart mit ihm sein.

Hektisch versuchte Klaus auf die Beine zu kommen, bevor Alex ihn sah, doch er kam kaum weiter als bis in die Hocke, denn verhedderte er sich in der Bettdecke und stürzte zurück auf den Boden. Er hatte versagt, hatte seine einzige Chance, Alex wenigstens ein bisschen zu beschwichtigen, vertan. Panik stieg in ihm auf, schnürte ihm die Kehle zu, wusste er doch, wie grausam Alex wurde, wenn er ihn wieder enttäuscht hatte. Nur mit allergrößter Mühe gelang es ihm, dem Impuls zu widerstehen, sich zusammenzurollen, ganz klein zu machen und den Kopf in den Armen zu verbergen. Es würde ihm nicht helfen, im Gegenteil, es machte Alex nur noch wütender. Krampfhaft presste er die Augen zusammen, versuchte das Zittern zu unterdrücken und wartete auf den ersten Schlag.
Doch der kam nie. Er spürte, wie Alex neben ihm auf die Knie ging und plötzlich war da eine Hand an seiner Schulter. Ganz sanft und vorsichtig strich sie ihm über Rücken. Klaus rührte sich nicht. Das Herz schlug ihm bis zum Halse und er wagte nur noch ganz flach zu atmen. Eine unbedachte Bewegung, ein unkontrolliertes Zittern würde ausreichen, um Alex seine Panik zu verraten. Die Konsequenzen würden furchtbar sein…

„Klaus? Hey Klaus, hörst du mich? Alles okay? Klaus?“

Die Stimme war genauso sanft wie die Hand, vor allem aber war es nicht Alex’ Stimme. Sie war ganz anders, aber Klaus kannte sie und sie löste so ein warmes, vertrautes Gefühl in ihm aus. Die Hand streichelte immer noch über seinen Rücken, eine zweite gesellte sich dazu, die ihn vorsichtig bei der Schulter fasst und ganz leicht schüttelte. Wieder schoss dieser stechende Schmerz von den Rippen durch seine Brust und er stöhnte unwillkürlich auf. Sofort verschwanden die Hände von seinen Rücken.

„Tut mir leid, ich wollte dir nicht wehtun. Hörst du mich? Klaus? Klaus?“

Die Stimme klang zunehmend besorgt. Zögerlich öffnet Klaus die Augen und schaute den Sprecher an. Es war dämmrig im Zimmer und wirklich viel konnte er nicht sehen, aber dieses Gesicht erkannte er trotzdem sofort. Neben ihm kniete Jupp und musterte ihm sorgenvoll. Für einen Augenblick war Klaus irritiert, doch dann sickerte die Realität ganz langsam in sein Bewusstsein. Er war bei Jupp, in dessen Gästezimmer und Alex war weit weg. Es war nur ein Alptraum gewesen und er war aus dem Bett gefallen. Ganz langsam beruhigte sich sein Herzschlag wieder und das Zittern ließ nach.

„Ich wollte dich nicht wecken“, murmelte Klaus leise. „Entschuldige bitte.“
„Kein Ding. Passiert halt“, erwiderte Jupp schulterzuckend. „Komm erst mal vom Boden hoch. Das ist viel zu kalt.“

Jupp hielt ihm die Hand. Klaus ergriff sie und ließ sich auf die Beine helfen. Seine Rippen und sein Knie protestierten schmerzhaft, aber er schaffte es mit Jupps Unterstützung vom Boden wieder ins Bett zu kommen.

„Danke.“

Jupp nickte nur kurz und Klaus erwartete eigentlich, dass er schnell wieder in sein eigenes Bett verschwand, immerhin war es halb drei und Jupp musste im Gegensatz zu ihm morgen arbeiten. Aber Jupp schien andere Ideen zu haben. Er hockte sich auf die Bettkannte, legte die Hände in den Schloss und zupfte am Saum seines T-Shirts herum. Aus dem Augenwinkel schaute er Klaus immer wieder unsicher an.

„Ein Albtraum?“, fragte er schließlich.
„Ja.“
„Willst du drüber reden?“

Das Angebot überraschte Klaus. Jupp war nicht unbedingt der Typ, der viel oder gern redete, schon gar nicht, wenn es um Gefühle ging. Und Klaus war sich auch nicht sicher, ob es etwas war, was er Jupp unbedingt erzählen wollte. Er hatte Zweifel, ob Jupp das überhaupt verstehen würde, also zuckte er nur etwas hilflos mit den Schultern.

„Ich weiß nicht…“
„Du musst nicht.“
„Trotzdem, danke.“
„Soll ich hierbleiben?“
„Wie, hierbleiben?“

Klaus glaubte sich verhört zu haben. Hatte Jupp gerade wirklich angeboten, den Rest der Nacht hier bei ihm zu schlafen? Er versuchte, aus Jupps Gesicht zu lesen, doch in der Dämmerung konnte er kaum etwas erkennen.

„Na, soll ich bei dir pennen? Wenn Flo einen Albtraum hatte, kann er allein nicht mehr einpennen. Dann pennt er immer bei mir. Ich dachte halt… ach vergiss es. Blöde Idee, tut mir leid. Ich… ähem… ich geh’ dann mal besser. Gute Nacht.“

Jupps Stimme klang am Ende seltsam belegt, fast ein bisschen traurig. Er erhob sich vom Bett und wollte sich gerade zum gehen wenden, als Klaus nach seinem Handgelenk griff und ihn zurückhielt. Es war keine wirklich bewusste Entscheidung gewesen, mehr ein Reflex, aber der Gedanke, jetzt allein hier in der Dunkelheit zu liegen und den Erinnerungen an diesen Abend ausgeliefert zu sein, behagte ihm ganz und gar nicht.

„Nein, es war keine blöde Idee“, sagte Klaus leise. „Ich glaube, ich möchte heute Nacht wirklich nicht allein sein.“

Jupp schaute ihn einen Augenblick zweifelnd an. Klaus glaubte schon, dass er es sich doch noch anders überlegt hatte und jetzt eine Ausrede suchte, doch dann hockte er sich wieder auf die Bettkante und schwang die Beine ins Bett.

„Dann rück’ mal ein Stück“, brummte er, während er unter die Decke krabbelte.

Klaus rutschte ein wenig zur Seite. Jupps Gästebett war zwar kein echtes Doppelbett, aber breit genug für sie beide war es allemal und das Bettzeug war auch übergroß. Das war ein Faible von Jupp, den Klaus schon kennengelernt hatte, als er das erste mal gezwungenermaßen dessen Gast gewesen war. Jupp kam endlich neben ihm zur Ruhe und plötzlich wurde Klaus dessen Präsenz erst richtig bewusst. Obwohl er sich noch eben gewünscht hatte, dass Jupp bei ihm bleiben möge, fühlte er sich mit einem Mal befangen und wusste nicht mehr, wie er liegen sollte. Er wartete, was Jupp tun würde, doch der lag nur stumm neben ihm und bewegte sich keinen Millimeter. Eine Weile lagen sie so stocksteif nebeneinander, dann rollte Klaus sich schließlich auf die Seite, so dass er Jupp den Rücken zuwandte. Er schloss die Augen, doch er konnte keine Ruhe finden.

Mochte sein Sturz aus dem Bett auch seinen Albtraum unterbrochen haben, die Erinnerungen an jenen Abend vor knapp drei Wochen ergänzten die fehlenden Stücke mit einer Detailgenauigkeit, die er sich gerne erspart hätte. Er wünschte sich so sehr, vergessen zu können, was passiert war, aber er wusste auch, dass ihm das niemals gelingen würde. Erst als Klaus Jupps Hand an seiner Taille spürte, wie sie über seinen Bauch glitt und ihn vorsichtig rückwärts gegen Jupps Brust zog, registrierte er, dass er schon wieder angefangen hatte zu zittern.

„Ist okay. Ich bin ja da. Ich passe auf dich auf“, murmelte Jupp.

Klaus versteifte sich kurzzeitig. Der letzte, der ihn so in den Arm genommen hatte, war Alex gewesen und das war nie gut ausgegangen, doch dann ließ er sich von Jupps beruhigender Präsenz und seinen sanften Worten einlullen und entspannte sich. Mit der Entspannung kam die Müdigkeit und er spürte, wie ihm die Augen zufiel und er langsam wegdämmerte. Kurz bevor er endgültig einschlief, meinte er, Jupps Lippen in seinem Nacken zu spüren, wie sie ihn küssten, ganz zart und vorsichtig, aber vielleicht war das auch nur der Anfang eines anderen, schöneren Traums.

team: sonne, sk kölsch, thots tochter

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