Titel: Böse Überraschung
Team: Sonne
Challenge: Hurt/Comfort: paralysiert - Für mich
Fandom: SK Kölsch
Rating: P16
Genre: Preslash, h/c, angsty
Warnungen: References to Domestic Violence & NonCon
Zusammenfassung: Klaus öffnet unbedacht die Tür und erlebt eine böse Überraschung...
Wörter: ~2300
Anmerkungen: Auch wenn es kein Joker ist, wurde dieser Text auf sehr seltsamen Wegen inspiriert von
dieser Geschichte von
nachanca. Nicht das diese dämliche Bunny noch irgendwelche Inspirationen bräuchte, aber egal. Gehört in den Story-Reigen um
"Blaue Flecken",
"Zuhause",
"Widerspruchslos" und
"Die Anzeichen waren da...",
"Zerbrochen" und
"Halten", der jetzt tatsächlich auf den wundervollen Namen "Von unerwarteter Seite" hört und mich gerade wahnsinnig macht, aber egal. Ich bin (mal wieder) vorne und hinten nicht zufrieden, aber da ich im Moment einfach keine Ruhe zum Schreiben finde und alle fünf Minuten unterbrochen werde, muss das jetzt einfach mal so gehen.
Klaus blickte verwundert von seinem Buch auf, als es an der Tür klingelte. Er erwartete niemanden und Sonntagnachmittag um kurz nach vier war auch nicht unbedingt die typische Zeit für einen Überraschungsbesuch. Zumal die Liste der Kandidaten dafür auch ziemlich kurz geworden war, seitdem er in seine neue Wohnung gezogen war. Seit der Trennung von Alex - sofern man jenen Abend, der ihm zwei Wochen Krankenhaus eingebracht hatte, so nennen wollte - hatte er den Kontakt zu seinen früheren Freunden und Bekannten weitgehend abgebrochen. Außer Jupp und Flo wussten nur wenige, wo er jetzt wohnte, aber Jupp war auf Seminar in Bonn und Flo noch im Trainingslager. Für einen Augenblick schloss ihm der panische Gedanke durch den Kopf, dass es womöglich Alex sein könnte und ein ungutes Gefühl breitete sich in ihm aus, doch er rief sich mental zu Ordnung, bevor die Angst vor seinem Ex-Freund richtig Fuß fassen konnte. Er war vorsichtig gewesen, hatte niemandem seine neue Adresse genannt, alle Orte, an denen er Alex zufällig hätte treffen können gemieden, woher also sollte Alex wissen wo er jetzt wohnte. Nein, da wollte bestimmt nur jemand zu seinen Nachbarn und hatte sich in der Klingel vertan.
Für einen Moment erwog er, das Klingeln einfach zu ignorieren, doch als es gleich darauf abermals klingelte verwarf er die Idee so schnell wie sie gekommen war. Vielleicht war es auch Flo, der früher als geplant nach Hause gekommen war und jetzt allein vor der Tür stand, weil Jupp noch ein bisschen Zeit mit einer netten Seminarbekanntschaft verbringen wollte, bevor er nach Hause kam. Klaus ignorierten den Stich in der Brust, den dieser Gedanke verursachte, legte sein Buch zu Seite und erhob sich aus seinem Lesesessel. Er ging hinüber zur Wohnungstür und warf einen Blick durch den Spion, konnte aber niemanden auf dem Treppenabsatz sehen. Also drückte er auf den Summer für die Haustür. Fast automatisch öffnete er anschließend die Wohnungstür, um den unbekannten Besucher schon im Hausflur empfangen zu können - und erstarrte. Vor seiner Tür, genau im toten Winkel des Spions stand, mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen, niemand anderes als Alex.
„Hallo Klaus. Lange nicht gesehen.“
Von einem Moment auf den anderen schlug Klaus das Herz bis zum Hals und seine Kehle war wie zugeschnürt. Er war unfähig auch nur ein Wort herauszubringen. Alex’ Stimme klang freundlich, aber Klaus meinte die Drohung darunter zu hören. Panik kroch in ihm herauf, griff mit eisiger Hand nach seinem Herzen. Er musste irgendetwas sagen, antworten, dringend. Alex hasste es, wenn er keine Antworten bekam, das war unhöflich, sagte er immer. Dann wurde er wütend, sehr wütend und wenn Alex wütend wurde, dann schlug er zu. Nein, er schuldete Alex gar nichts, er musste einfach nur die Tür zu machen, abschließen, die Kollegen rufen, wenn er nicht ging. Aber was war, wenn er nicht schnell genug war? Alex war schneller, größer, vor allem stärker, viel stärker. Er konnte die Tür mühelos wieder aufdrücken oder eintreten. Dann war er noch viel wütender und das zu Recht. Man schlug nicht einfach jemandem die Tür vor der Nase zu. Das war unhöflich. Das letzte Mal hatte Klaus Glück gehabt, aber darauf konnte er nicht immer hoffen.
„Hallo Alex.“
Mehr brachte er nicht heraus. Seine Stimme klang heiser und er krallte die Hand mit aller Kraft um die Türklinke um das Zittern seiner Finger zu unterdrücken. Alex’ Lächeln wurde noch ein bisschen breiter und er trat einen Schritt näher, legte die Hand gegen die Tür, drückte, ganz leicht nur, aber doch deutlich spürbar.
„Willst du mich nicht hereinbitten? Es ist doch ein bisschen unhöflich, seinen Besuch so lange vor der Tür stehen zu lassen, meinst du nicht?“
Klaus schluckte trocken, sagte aber nichts und rührte sich auch nicht. Das war aber auch nicht nötig. Alex verstärkte seinen Druck gegen die Tür, drückte sie mühelos auf und schob Klaus rückwärts. Klaus wich zurück, zwei, drei Schritte, bis er eine Wand im Rücken spürte. Erst als Alex direkt vor ihm stand, begriff er, wie sehr er sich in die Falle manövriert hatte. Rechts von ihm war die Wand, links die Garderobe und vor ihm stand Alex, der ihn mit diesem seltsamen Blick musterte, den er immer hatte, wenn er sich so gerade noch zurückhielt.
„Du sagst ja gar nichts. Hat es dir die Sprache verschlagen? Freust du dich nicht, mich zu sehen?“
„Alex… ich… doch… doch schon, es… es ist nur…“
„Du zitterst ja. Hast du etwa Angst? Vor mir?“
Alex kam noch ein wenig näher. Sie berührten sich nicht, trotzdem meinte Klaus, die Präsenz des anderen fast körperlich spüren zu können. Alex legte ihm die Hand an die Wange, strich mit dem Daumen über die kleine Narbe, die sein erster Wutausbruch hinterlassen hatte. Klaus zuckte zusammen, für den Bruchteil eines Augenblicks meinte er die bekannte Wut in Alex’ Gesicht zu sehen, dann schloss er ergeben die Augen. Alex’ Hand fühlte sich warm und weich an auf seiner Haut. So sanft und zärtlich, er hätte fast vergessen können, dass es dieselbe Hand war, die ihn vor gar nicht allzu langer Zeit noch ins Gesicht geschlagen hatte, die seine Finger in der Küchenschublade gequetscht hatte, die ihn bis fast zu Bewusstlosigkeit gewürgt hatte, die ihm das Handgelenk gebrochen hatte. Irgendwo in einem ganz entfernten Winkel seines Gehirns erinnerte ihn eine panische Stimme daran, dass er dringend etwas tun musste, dass er irgendwie von Alex wegkommen musste, sich schützen musste, bevor es zu spät war, aber er war unfähig auch nur einen Finger zu rühren. Alex kam noch näher, lehnte sich jetzt fast gegen ihn, schien direkt in sein Ohr zu sprechen.
„Du musst doch keine Angst vor mir haben. Ich tue dir nichts. Es liegt doch an dir. Du weißt doch, was ich nicht leiden kann. Wenn du mich nicht reizt, muss ich auch nicht wütend werden.“
Klaus antwortete nicht. Was hätte er auch sagen sollen? Alex hatte ja recht. Er hatte sich so oft dumm benommen, dabei war es doch so einfach. Alex erwartete doch nicht viel, dass man ihn anschaute, wenn er redete, dass man ihm antwortete und ab und zu ein bisschen Aufmerksamkeit. Das war doch wirklich nicht zu viel verlangt. Und trotzdem hatte Klaus ihn so oft enttäuscht. Er war doch selbst schuld. Er musste doch eigentlich dankbar sein, dass Alex sich immer noch mit ihm abgab.
Da war eine weitere Hand an seiner Taille und dann spürte er Alex’ Lippen auf seinen eigenen, ganz zart und vorsichtig, so wie früher, ganz am Anfang, als sie sich gerade kennen gelernt hatten. Für einen Moment war die vage Hoffnung da, dass doch noch alles gut werden könnte zwischen ihm und Alex. Aber dann erinnerte er sich wieder daran, wie oft er das schon gehofft hatte und wie er jedes mal wieder enttäuscht worden war. Die Lippen, die ihn jetzt so zärtlich küssten, waren dieselben Lippen, die ihn so oft beschimpft und beleidigt hatten und die Hände, die ihn so sanft und hielten dieselben Hände waren, die sich noch vor ein paar Wochen grob in seine Hüften gekrallt hatten, die an seinen Haaren gerissen hatten, damit er Alex zum Willen war. Klaus gab einen erstickten Laut von sich, versuchte, den Kopf wegzudrehen, doch die Hände, die eben noch so sanft gewesen waren, griffen plötzlich hart und schmerzhaft zu, ließen ihm keine Chance auszuweichen. Alex’ Daumen bohrte sich schmerzhaft in Klaus’ Wange. Er unterbrach den Kuss, sprach leise und drohend gegen Klaus’ Lippen.
„Warum kannst du dich nicht einmal ein bisschen bemühen? Warum musst du immer alles kaputt machen?“
Klaus erwiderte nichts. Er blieb reglos stehen, wusste er doch, dass nichts, was er jetzt sagte oder tat, Alex in irgendeiner Weise besänftigen würde. Ein falsches Wort, eine falsche Bewegung aber und er würde alles noch viel, viel schlimmer machen. Er zwang sich die Augen zu öffnen, wollte sich wenigstens die Illusion geben, dass er sich von Alex nicht mehr einschüchtern ließ. Alex musterte ihn eindringlich und in seinen Augen stand diese Mischung aus Wut und Lust, die Klaus nur zu gut kannte. Er wusste sofort, dass Alex sich dieses Mal nicht mit ein paar Schlägen oder Tritten abreagieren würde, er wollte mehr, er brauchte mehr und Klaus wusste plötzlich mit absoluter Sicherheit, dass er das nicht überleben würde. Vielleicht war es nur die panische Angst, vielleicht der letztes Rest Selbstachtung, den er noch hatte, vielleicht auch etwas ganz anderes, aber mit einem Mal kochte eine unbändige Wut in ihm hoch, auf Alex, auf alles, was er in den letzten Monaten ertragen musste, auf sich selbst, dass er das hatte mit sich machen lassen. Er riss die Arme hoch, packte Alex bei den Schultern und stieß ihn mit aller Kraft von sich.
Das Überraschungsmoment war auf seiner Seite. Alex hatte nicht damit gerechnet, dass Klaus sich wehren würde. Er stolperte ein paar Schritte rückwärts, kam aus dem Gleichgewicht, schaffte es aber im letzten Moment doch noch, sich abzufangen. Klaus drückte sich von der Wand ab, versuchte an Alex vorbei aus der Wohnung zu kommen. Doch gerade als er die Wohnungstür erreichte und nach der Türklinke griff, wurde er von hinten an der Schulter gepackt und zurück gerissen. Verzweifelte stemmte er sich gegen den eisernen Griff, aber gegen Alex’ Kraft konnte er nichts ausrichten. Er wurde herumgerissen, stolperte quer durch den Flur und kollidierte schmerzhaft mit der Badezimmertür. Der Aufprall presste ihm die Luft aus den Lungen und für einen Augenblick sah er Sternchen. Langsam rutschte er an der Tür herunter zu Boden. Alex baute sich drohend über ihm auf und er wusste, dass er seine einzige Chance vertan hat.
„Du jämmerliche, kleine Schwuchtel! Was fällt dir eigentlich ein?“
Der erste Tritt traf ihn hart in den Bauch. Er stöhnte auf, machte sich so klein es eben ging und versuchte alle empfindlichen Körperteile irgendwie zu schützen. Eine Welle der Übelkeit rollte über ihn hinweg. Verzweifelt schluckte er gegen den Drang sich übergeben zu müssen. Der nächste Tritt traf ihn in an der Schulter. Ein scharfer Schmerz schoss durch seinen Arm. Er versuchte ihn zu ignorieren, Kraft aus den Gedanken zu schöpfen, dass er sich einmal gewehrt hatte, aber es wollte ihm nicht gelingen, die eisige Panik damit in Schach zu halten. Er wusste zu gut, dass das nur der Anfang war. Er hörte, wie Alex erneut ausholte, aber der Tritt kam nie. Stattdessen vernahm er plötzlich eine nur zu bekannte Stimme.
„Stopp! Lass ihn sofort in Ruhe!“
Jupp! Selten war Klaus so froh gewesen, die Stimme seines Partners zu hören. Alex ließ sich davon natürlich nicht beeindrucken. Er trat zwar nicht zu, machte aber auch keine Anstalten, Jupps Aufforderung Folge zu leisten.
„Verpiss dich. Das hier geht dich nichts an. Stimmts’s Klaus?“
Klaus hörte, wie Alex einen kleinen Schritt auf ihn zu machte und schielte vorsichtig zwischen seinen Armen hindurch, um zu sehen, was jetzt passierte. Aus seiner Position konnte er nur Alex groß und drohend über sich erkennen, aber er wusste, dass Jupp da war. Er spürte ihn, auch wenn er ihn nicht sehen konnte. Er hoffte nur, dass Jupp jetzt nichts unüberlegtes tat. Er würde es sich niemals verzeihen, wenn Alex Jupp etwas antat. Plötzlich hörte er das vertraute Klicken einer Waffe, die entsichert wurde.
„Einen Schritt weiter und ich knall dich ab! Damit hab’ ich kein Problem!“
Jupps Stimme donnerte durch den Flur und für einen Augenblick schien die Zeit still zu stehen. Alex starrte Jupp fassungslos an. Vielleicht hatte er nicht damit gerechnet, dass Jupp eine Waffe dabei hatte, oder nicht daran geglaubt, dass der sich wirklich ziehen würde, so ganz sicher konnte Klaus das nicht sagen, aber beim Anblick der Waffe war sofort alle Aggressivität aus Alex’ Haltung gewichen. Er starrte Jupp für einen Augenblick an, dann machte er auf dem Absatz kehrt und stürmte aus der Wohnung. Im ersten Moment befürchtete Klaus, dass Jupp hinter ihm her wollte, aber dann sah er, wie Jupp seine Waffe sicherte und wieder wegsteckte. Mit zwei schnellen Schritten war er bei Klaus und half ihn vorsichtig in eine sitzende Position. Er wollte ihn auch direkt auf die Füße ziehen, doch Klaus schüttelte leicht den Kopf. Er hatte nicht das Gefühl, dass er jetzt gerade stehen könnte. Der Schmerz ließ langsam nach, die Übelkeit legte sich, aber da war so ein ungutes Gefühl in seinem Bauch, nervös und zittrig und für einen Moment war ihm, als hätte er einfach nur heulen können vor Verzweiflung. Er hatte doch auf alles verzichtet, hatte sich zurückgezogen, von seinen Freunden und Bekannten, hatte alles Orte gemieden, an denen er zufällig auf Alex hätte treffen können, hatte die Wohnung überhaupt nur noch zur Arbeit und zum Einkaufen verlassen, war immer wieder auf anderen Wegen heimgekommen, niemandem seine neue Adresse genannt und trotzdem hatte Alex ihn gefunden. Mit der Verzweiflung kam plötzlich auch die Wut wieder. Er hatte doch nichts getan und trotzdem war er es, der sich versteckte, nicht Alex. Der lebte einfach sein Leben weiter als sei nichts geschehen. Das war einfach nicht fair. Und das würde jetzt ein Ende haben.
„Ich zeige ihn an.“
„Bist du sicher?“
„Ja. Ich will nicht, dass er weiterhin über mein Leben bestimmt.“
Jupp ließ sich neben ihm nieder, zog die Knie an und lehnte sich rücklings gegen die Wand. Eine ganze Weile schaute er Klaus einfach nur wortlos an, sein Gesichtsausdruck völlig unlesbar, bevor er schließlich etwas sagte.
„Du weißt, was das bedeutet, oder?“
Klaus nickte ganz langsam. Natürlich hatte er es ganz abstrakt irgendwie gewusst, was das bedeutete - alles nochmal durchleben, haarklein mit alles Details völlig fremden Menschen schildern, die ihn am Ende womöglich nicht einmal ernst nahmen, von dem Gerede ihm Präsidium einmal ganz zu schweigen - aber erst jetzt, wo Jupp danach fragte, wurde es so richtig real. Er schluckte trocken. Angst mischte sich in seine Wut, aber sein Entschluss stand fest. Er wollte so nicht weiterleben. Jupp legte ihm den Arm um die Schulter, zog ihn vorsichtig zu sich.
„Wenn du möchtest, komme ich mit.“
„Danke! Für alles.“
Jupp drückte ihn sanft. Klaus ließ den Kopf gegen Jupps Schulter sinken, schloss die Augen und genoss einfach dieses warme Gefühl von Geborgenheit.