Titel: Teufelskreis
Teil: 5/7 plus Prolog & Epilog
Fandom: Elisabeth - Das Musical
Charaktere: Luigi Luccheni, Der Tod
Sünde: Ira - Rachsucht
Word Count: 986
Rating/Warnings: PG - unbetaed
Summary: Es ist Nacht für Nacht dieselbe Geschichte. Immer und immer wieder, jede Nacht aufs Neue. Und obwohl sie jede Nacht endet, währt sie ewig.
Anmerkung: Spielt direkt nach "Die Schatten werden länger". Rein von der Thematik her, hat das nicht ganz soo viel damit zu tun, aber es hat sonst nichts besser zu gepasst, also habe ich die Liedzeilen davon genommen. Ich glaube, dieser Teil ist mein Lieblingsteil. Ich mag es, wenn meine Varianten vom Tod und Luccheni miteinander reden X3
Disclaimer: "Elisabeth" und seine Figuren gehören nicht mir, sondern zum künstlerischen Teil Michael Kunze und Silvester Levay; ebenso die verwendeten Liedzeilen. Die Figuren in dieser Story erheben keinen Anspruch auf authentische Charaktereigenschaften der realen Vorbilder. Zusätzlich ziehe ich keinerlei kommerziellen Nutzen aus dieser Geschichte.
Vorherige Teile:
Prolog: Ruhmsucht -
Trägheit -
Völlerei -
Neid -
Wollust Teufelskreis: Ira - Rachsucht
Weißt du noch, du warst ein Knabe,
als ich dir versprochen habe,
dass ich dir immer nah bleib'.
Dunkelheit senkte sich über die totenkopfähnliche Ruine, als der Kronprinz Österreichs sie verließ und den Tod alleine ließ, der ihm mit verklärtem Blick nach sah. Ein leises Lachen riss den Tod aus seinen Gedanken und als er die Stimme erkannte, seufzte er lautlos auf.
„Was willst du?“
Es antwortete die ersten paar Sekunden niemand, stattdessen konnte der Tod die Fußschritte hören, die sich ihm näherten und schließlich hinter ihm stehen blieben. Eigentlich wollte er sich nicht umdrehen und mit dem Anderen reden, aber der Tod wusste, dass er ihn brauchte und nichts tun durfte, was ihn verärgern würde.
„Nichts“, antwortete letztendlich eine Stimme und ihr Besitzer machte nicht einmal Anstalten seine Belustigung zu verbergen. Der Tod wandte sich schließlich um und sah Luccheni mit einem vernichtenden Blick an, was diesem wie so oft rein gar nichts ausmachte.
Sie starrten sich einen Moment an, bevor Luccheni sich setzte und dabei dieses spöttische Lächeln auf den Lippen trug, das der Tod so verabscheute. Niemand sah ihn mit einem solchen Lächeln an, niemand machte sich über ihn lustig. Außer Luccheni, der keinerlei Angst vor ihm hatte. Er war ihm zu oft davongekommen. Immer wenn der Tod seine Hände nach ihm ausgestreckt hatte, war Luccheni ihm irgendwie durch die Finger geschlüpft. Es war nicht wie bei Elisabeth, die ihn freiwillig an ihn heran ließ und doch wieder davon lief. Luccheni hatte ihn nie gerufen oder herbeigesehnt. Es waren seine Lebensumstände gewesen, die den Tod so oft zu ihm hatten kommen lassen müssen, obwohl er ihn am Ende doch nicht hatte mitnehmen können. Der Tod hatte in seiner langen Existenz selten einen so starken Überlebenswillen gesehen.
Der Tod zog nun eine Augenbraue skeptisch hoch und Luccheni rollte grinsend mit den Augen.
„Dir kann man aber auch nichts vormachen, oder?“
Der Tod schwieg. Luccheni schüttelte nur leicht den Kopf.
„Fang nicht wieder mit dem tödlichen Schweigen an. Das ist immer so langweilig. Und man könnte meinen, du könntest nicht reden.“
Die Augen des Todes verengten sich und er beherrschte sich eine Erwiderung zu geben. Es geschah nicht oft, dass er sich provozieren ließ, aber Luccheni hatte ein untrügliches Gefühl für wunde Punkte, wie er immer wieder feststellen konnte.
„Ich wiederhole mich nicht gerne“, sagte der Tod schließlich nur knapp und verschränkte die Arme vor der Brust. Luccheni im Gegensatz lehnte sich so gut es ging auf seinem Stein zurück, streckte die Beine aus und sah sein Gegenüber mit schiefgelegtem Kopf an. „Was ist?“
„Ich überlege nur.“
Obwohl er neugierig war, wollte der Tod sich nicht die Blöße geben und fragen, was Luccheni dachte. Außerdem wusste er, dass Luccheni es sowieso von sich aus sagen würde. Er war nicht gerade der Typ, der Dinge für sich behielt. Also blieb er schweigend stehen und wartete.
„Was machst du mit mir?“
Die Frage kam für den Tod völlig zusammenhanglos, weshalb er einen Moment verwirrt war und Luccheni anblinzelte. Als er merkte, was er tat, riss er sich schnell zusammen und verfluchte sich erneut dafür, dass er sich von Luccheni so einfach aus dem Konzept bringen lassen konnte.
„Ich weiß nicht, was du meinst.“
Luccheni lächelte geheimnisvoll und sah in die Richtung, in die Rudolf verschwunden war.
„Du willst ihn doch gar nicht.“
„Ach nein?“
„Nein. Du hast keine Interesse am Kronprinzen. Seine Mutter ist die einzige, die dich interessiert. Ich weiß das. Immerhin bin ich deshalb hier.“
Der Tod seufzte. „Und?“, fragte er gelangweilt, mit einer Spur von Verärgerung in der Stimme. Er mochte es nicht, wenn andere seine Zeit stahlen - obwohl er davon wirklich mehr als genug hatte.
Luccheni begann mit den Füßen zu wackeln. „Es ist wieder so wie damals, als du die kleine Sophie geholt hast. Eigentlich bist du ganz schön einfallslos, weißt du das.“
„Was ist wie damals?“, wollte der Tod wissen und ging nicht auf die Beleidigung ein.
„Elisabeth hat sich dir entzogen und du bist beleidigt, willst dich rächen. Damals hast du ihr die Tochter genommen, jetzt nimmst du ihr den Sohn. Du kannst mir nichts vormachen. Du weißt genau, dass Rudolf zu schwach ist um der Schande zu entgehen und es dann nur einen Ausweg für ihn gibt.“
Der Tod schwieg.
Luccheni fuhr mit einem Grinsen fort. „Nett ist es wirklich nicht von dir. Dem armen Jungen erst Hoffnung zu machen und gegen seinen Vater aufzuhetzen, einzig aus dem Grund, weil du dich an Elisabeth rächen willst. Im Gegensatz zu dir, scheint der Junge dich zu mögen. Und du nutzt diese blinde Liebe schamlos aus.“
„Ich liebe nur eine.“
„Jaja, ich weiß“, Luccheni wedelte mit der Hand. „Du liebst nur sie und wirst alles daran setzen, sie zu bekommen. Egal, welche Mittel dazu nötig sind. Ich kenn' die Leier.“
Der Tod trat bedrohlich einen Schritt nach vorne, doch wie so oft ließ Luccheni sich davon nicht einschüchtern.
„Hör auf damit, du machst dich nur lächerlich. Es ist nur...“, Luccheni zuckte leicht mit den Schultern. „Es ist eine seltsame Art seine Zuneigung zu zeigen, die Person, die man liebt, so zu verletzen.“
Luccheni bekam erneut keine Antwort und eigentlich interessierten ihn die Beweggründe seines Gegenübers nicht. Mit einem leichten Seufzen stand er schließlich wieder auf und klopfte sich den Staub von den Hosen.
„Ich frage mich nur“, sagte er dann zum Tod, „wie du dich an mir rächen wirst, wo ich doch niemand bin, den du liebst.“
Luccheni schenkte dem Tod sein strahlendstes Grinsen und verschwand in die Dunkelheit. Der Tod sah ihn mit zusammengekniffenen Augen nach, versuchend die Wut zu unterdrücken, die in ihm hochwallte. Eines Tages würde der Tag kommen, an dem auch Luccheni für alles zahlen würde. Eines Tages. Aber bis dahin musste er sich beherrschen, denn Luccheni war der einzige, der ihm das bringen konnte, was er haben wollte.
Was hält dich zurück?
Dies ist der Augenblick!
Greif nach der Macht!
Tu es aus Notwehr!
6/9