Titel: Teufelskreis
Teil: 1/7 plus Prolog & Epilog
Fandom: Elisabeth - Das Musical
Charaktere: Luigi Luccheni, gehobene Bürger Wiens
Sünde: Acedia - Trägheit
Word Count: 737
Rating/Warnings: PG - unbetaed
Summary: Es ist Nacht für Nacht dieselbe Geschichte. Immer und immer wieder, jede Nacht aufs Neue. Und obwohl sie jede Nacht endet, währt sie ewig.
Anmerkung: Nur ein Szenenanriss, wie alles andere auch. Liedvorlage war "Die fröhliche Apokalypse" (was man sehen wird). Ach ja, wegen Lucchenis Namen. Ich hab mal gelesen, dass man sich nicht ganz sicher ist, wie genau er jetzt geschrieben wird und da mir persönlich die Version mit zwei c besser gefällt, müsst ihr jetzt leider damit leben XD *weg rennt* (Ja, es kommt jetzt, wenn mir nichts dazwischen kommt, jeden Tag ein Teil).
Disclaimer: "Elisabeth" und seine Figuren gehören nicht mir, sondern zum künstlerischen Teil Michael Kunze und Silvester Levay; ebenso die verwendeten Liedzeilen. Die Figuren in dieser Story erheben keinen Anspruch auf authentische Charaktereigenschaften der realen Vorbilder. Zusätzlich ziehe ich keinerlei kommerziellen Nutzen aus dieser Geschichte.
Vorherige Teile:
Prolog: Ruhmsucht Teufelskreis: Acedia - Trägheit
Die Welt geht unter!
In den Kaffeehäusern von Wien weiß das jeder!
„Ach, schon wieder ein Konkordat! Andauernd dasselbe!“ Der Mann seufzte, klang aber nicht so erbost, wie seine Worte es vermuten ließen, sondern eher gelangweilt. Träge nahm er seine Kaffeetasse und trank einen Schluck.
„So ist es doch immer!“, antwortete ein anderer Mann in ähnlicher Tonlage. „Aber was soll man machen? Dagegen kann man sich nicht wehren. Wenn der Kaiser es so will...“ Er ließ den Satz in der Luft hängen und blätterte in seiner Zeitung um.
„Wohl eher des Kaisers Mutter!“, warf jemand anderes ein und allgemeines Gelächter erfüllte das Kaffeehaus.
„Russland und England stehen in einer Linie. Wenn der Kaiser nichts unternimmt, stehen wir bald völlig isoliert da!“, sagte der Mann mit der Zeitung, klang sogar ein wenig empört, aber hatte seine Aufregung beim nächsten Artikel schon wieder vergessen.
„So wird es sein! Und niemand bei Hof wird etwas dagegen unternehmen. Die haben doch alle besseres zu tun.“
„Sie wissen doch, wie diese Monarchen sind“, sagte ein weiterer Mann. „Um das Problem zu lösen, müssten wir es schon selber angehen.“
„Warum tut ihr es dann nicht?“ Augenblicklich senkte sich Stille über die versammelten Menschen im Kaffeehaus und alle starrten Luccheni an, der an einem der Tische an der Wand saß und so alle gut im Blick hatte. Er hatte ihnen einige Zeit in ihren endlosen Litaneien zugehört, bevor er beschlossen hatte sich einzumischen. Nach ein paar Sekunden erklang vereinzeltes Gelächter, das jedoch unsicher wirkte.
„Wie stellen Sie sich das vor?“, fragte ein Mann und ein paar andere sahen Luccheni ebenfalls erwartend an. Luccheni zuckte mit den Schultern.
„Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Ihr seid das Volk!“
Ein anderer Mann schüttelte den Kopf. „Und? Das hat nichts zu heißen, wir haben doch kein Mitsprachrecht!“
„Schafft euch welches.“
Wieder herrschte einen Moment Stille. Die meisten starrten Luccheni weiterhin an; andere taten so, als würden sie ihn gar nicht bemerken, weil sie nichts mit ihm zu tun haben wollten. Luccheni unterdrückte ein boshaftes Grinsen.
„Wie... wie sollen wir das denn machen?“, fragte der Mann, der sich über das Konkordat beschwert hatte. Inzwischen war seine Stimme jedoch etwas zittrig geworden.
„Erhebt euch“, sagte Luccheni lapidar. Ein entsetztes Aufkeuchen ging durch den Saal.
„Eine Revolution?“, fragte schließlich ein Mann, schlug sich gleich darauf aber die Hand vor den Mund.
Luccheni machte eine zustimmende Geste.
„Aber... das ist gefährlich!“, sagte eine Frau mit leicht schriller Stimme.
„Das ist so bei einer Revolution.“ Lucchenis spottender Tonfall ging in der allgemeinen Bestürzung unter.
„Nun ja“, sagte schließlich der Mann mit der Zeitung überlegend. „Mit einem Parlament hätten wir auch Mitspracherecht. Aber das wird der Kaiser und vor allem dessen Mutter niemals zulassen.“ Er schüttelte den Kopf und widmete sich wieder seiner Zeitung. Manche stimmten ihm mit einem Nicken zu.
Luccheni lachte einmal spöttisch auf, so dass der Mann unwillkürlich zusammenzuckte. „Mit so einer Einstellung sicherlich nicht. Ihr müsst dafür kämpfen, dass ihr mitreden könnt.“
Wieder wurde er angestarrt, während andere Blicke untereinander austauschten. Ein junger Mann warf ängstlich ein:
„Aber der Kaiser hat eine Armee!“
„Das Volk ist mehr als die gesamte Armee zusammen.“
Erneut herrschte Stille. Luccheni sah in einigen Gesichtern, dass manche tatsächlich über die Möglichkeit einer Revolution nachdachten. Andere ignorierten ihn immer noch, während manche ihm ängstliche Blicke zuwarfen.
„Das ist ein viel zu großer Aufwand“, sagte schließlich der Mann mit der Zeitung und blätterte um. „Wir müssten erst einmal eine Menge Leute davon überzeugen und allein das ist schon gefährlich, wenn die Polizei solche Versammlungen niederschlägt, was sie ganz sicher tun wird.“
„So wird sich nie etwas ändern.“
Einige sahen betreten vor sich. Dann meinte jemand:
„So schlecht geht es uns ja gar nicht.“
„Genau“, stimmten andere ihm zu. „Es muss sich nicht unbedingt etwas ändern. Der Kaiser wird die Situation schon wieder unter Kontrolle bekommen.“
Luccheni betrachtete, wie sich alles im Sand verlief. Selbst die, die die Möglichkeit ernsthaft in Betracht gezogen hatten, waren im Endeffekt zu bequem, um ihr gesichertes Leben für etwas aufs Spiel zu setzen, an das sie nicht wirklich glaubten. Nach einigen Minuten widmeten sie sich wieder ihren normalen, sinnlosen Beschäftigungen und taten so, als wäre Luccheni nicht da. Dieser rollte grinsend mit den Augen und stand auf, um das Teehaus zu verlassen. Keine zehn Minuten später hatten alle Gäste des Hauses Lucchenis Anwesenheit und Worte bereits verdrängt.
Na und, wenn schon, wir sitzen im Kaffeehaus rum und erwarten gähnend die Apokalypse.
2/9