Zurückgeholt

[leni_]

Team: Novalis
Challenge: Hurt/Comfort/Angst - Blutspende/Blutverlust (für mich)
Fandom: Original (Der Blaue Salon)
Charaktere: Maron, Niél
Wörter: ~400
Anmerkung: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15


Wie in weiter ferne kann Maron sie sehen. Ihre Augen leuchten, das Mal auf ihrer Stirn, ihre Lippen sind dunkel, fast schwarz - Ireana, will er sie nennen, während er halbwach durch halbgeschlossene Lider schielt. Dann fällt ihm wieder ein: Ireana ist tot.

Das fremde Mondkind lehnt über ihm, von ihrem Arm tropft etwas - warm und lebendig - auf seinen Körper. Sie singt, in ihrer eigenen, säuselnden Sprache. Manchmal glaubt Maron, seinen Namen zu hören.

Ihre Stimme zieht und zerrt, an etwas tief in ihm. Ihr Blut brennt auf seiner Haut. Das gute Brennen, das Entzündungen wegfrisst. Das angenehme Kratzen und Kribbeln, wenn Wunden sich schließen.

Die Bilder um Maron herum werden klarer, schärfer - seine Gedanken auch. Die Schmerzen verschwinden, versiegen, und lassen nichts zurück als eine dumpfes Echo. Das Mondkind spricht noch ihre Gebete, Anrufungen, Zauberformeln. Maron ist sich nicht sicher - sollte er, darf er sich aufsetzen, überhaupt bewegen?

Ganz langsam hebt er seinen Kopf, kann dem Mondkind in ihr Gesicht blicken. Das Licht in ihren Augen flackert. Ihre schwarzen Lippen werden blasser. Sie scheint seine Bewegung bemerkt zu haben, denn plötzlich hält sie inne. Die rechte Hand greift nach ihrem linken Arm. Das Blut tropft immer noch herunter. Sie sagt etwas, tonlos bewegt sie ihre Lippen.

Dann bricht sie in sich zusammen. Einfach so. Und Maron stellt fest, dass er sich selbst in einem Moment wie diesem auf seine Reflexe verlassen kann. Seine Arme halten sie, bevor ihr Kopf auf dem harten Fußboden aufschlagen kann.

Ohne nachzudenken reißt er einen Streifen von dem Laken, auf dem er liegt, und wickelt es fest um ihren Arm. Ihre Augen blitzen in seine Richtung, ihre Hände greifen nach seinen. Sie lächelt.

Für einen Moment vergisst Maron, dass sie nicht Ireana ist, nicht sein kann - will es vielleicht auch nur vergessen. Dann bewegt die Fremde sich in seinen Armen. Lehnt ihren Kopf müde gegen seine Schulter.

„Danke“, flüstert sie.

Maron weiß nicht was er sagen soll.

„Warum -“, bringt er schließlich über die Lippen.

„Warum hast du das gemacht?“

Das Mondkind lächelt. Ihr Haar auf seiner Haut fühlt sich genauso an wie Ireanas.

„Weil ich musste“, sagt sie.

„Weil wir uns brauchen.“

Dann schließt sie die Augen, sinkt in einen tiefen, tiefen Schlaf der Erschöpfung.

Maron behält sie in seinen Armen. Sieht sie an. In seinem Kopf schwirren die Gedanken. Bringen ihn wieder und wieder zurück an den Hafen, zu all den möglichen Schicksalen die Ian erlitten oder erlebt haben könnte. Aber er bleibt dennoch sitzen, bleibt bei seiner Lebensretterin, passt auf sie auf - sozusagen. Weil er weiß, ohne zu wissen woher, dass sie Recht hat.