Sport ist Mord

Sep 30, 2024 17:02

Sommerchallenge-Prompt: h/c - gebrochene Knochen - fürs Team
Fandom: Tatort Münster
Genre: möglicherweise Pre-Slash
Handlung: Jetzt hatte er schon zum dritten Mal die Ehre, dem jungen Thiel beim Fußballspielen zuzuschauen.
A/N: Gehört zu diesem AU, das ich in der Sommerchallenge 2021 begonnen habe. Da ich die Kapitel vielleicht nachträglich noch anders sortiere, poste ich erstmal nur auf LJ
Länge: ~ 900 Wörter
Zeit: ~ 60 Minuten


***

Jetzt hatte er schon zum dritten Mal die Ehre, dem jungen Thiel beim Fußballspielen zuzuschauen. Thiel hatte mal wieder Wochenenddienst, und irgendwer mußte den Jungen ja begleiten, zumindest für Auswärtsspiele. In Münster bestand Thiel darauf, daß Lukas alleine mit dem Rad zum Training und zu den Spielen fuhr, wenn niemand Zeit hatte mitzukommen. Aber bis nach Wolbeck konnte er ja nun schlecht radeln, jedenfalls fand Boerne, daß das eindeutig zu weit war für ein Kind.

Naja, es gab schlimmeres, als einen sonnigen Samstagnachmittag im Freien zu verbringen. Inzwischen kannte er einige der anderen Eltern oder vielmehr Mütter und wußte, daß es üblich war, etwas zu essen mitzubringen. Seine deftigen Muffins fanden begeisterte Abnehmer und der Prosecco, den die Mutter von Lukas bestem Freund mitgebracht hatte, war gar nicht mal so übel.

„Noch ein Glas?“ Marion winkte mit der halbleeren Flasche.

„Danke, ich muß noch fahren.“ Nicht vorzustellen, was Thiel dazu sagen würde, wenn er unter Alkoholeinfluß mit seinem Sohn im Auto unterwegs war. Um ihn herum wurde gejubelt, und er schaute wieder zurück aufs Feld, wo Lukas Mannschaft gerade einen Vorstoß Richtung Tor machte. Aber bevor es noch zu einem ernsthaften Schuß kommen konnte, hatte die gegnerische Mannschaft den Ball schon wieder und das ganze wogte zurück auf ihre Seite. Hatte fast etwas Meditatives, so ein Fußballspiel. Auch wenn er nach wie vor nicht verstand, warum es so viele Regeln gab, die es erschwerten, ein Tor zu schießen. Marion hatte ihm letztens eine Halbzeit lang die Abseitsregeln erklärt, und er fand das immer noch unlogisch. Warum jemanden bestrafen, der es schaffte mit dem Ball ganz nach vorne zu kommen?

Jetzt wurde zumindest wieder ihr Tor angegriffen und er paßte auf, weil Lukas in der Verteidigung spielte. Wenn der Junge heldenhaft ein Tor verhinderte, wollte er das nicht verpassen. Es gab ein kurzes Getümmel - nicht unüblich bei den Kleinen, hatte ihm einer der Väter erzählt, und im nächsten Moment sah er Lukas am Boden liegen. Auch das nichts Ungewöhnliches, die Spieler fielen wie die Fliegen. Insgeheim war es wohl ihr Ziel, die Trikots so dreckig wie möglich zu kriegen. Vor allem heute, wo er alles mitnehmen und waschen mußte. Auch das so eine nette Sitte, von der Thiel ihm nichts erzählt hatte.

Das Lukas immer noch am Boden lag, war ungewöhnlich.

Boerne spürte, wie sich ihm die Haare im Nacken sträubten. Selbst aus der Entfernung konnte er den schmerzverzerrten Ausdruck in Lukas Gesicht sehen. Er dachte gar nicht weiter nach, er rannte einfach los.

***

„Was tut dir weh?“ Er kniete neben Lukas und tastete vorsichtig Kopf und Nacken ab. Zu seiner Erleichterung schien nichts verletzt zu sein.

„Mein Arm“, sagte Lukas, während ihm Tränen übers Gesicht liefen.

Natürlich der rechte. Das war nicht ungewöhnlich, beim Fallen nahm man meist den stärkeren Arm, um sich abzufangen. Was man natürlich nicht tun sollte, über den Rücken abrollen war die Devise. Aber der Hinweis hätte jetzt auch nichts mehr gebracht. „Langsam …“ Er stützte den Jungen und half ihm, sich aufzurichten und den verletzten Arm an den Körper zu ziehen. „So … gut festhalten. Wenn du den Arm nicht bewegst, läßt der Schmerz nach.“

Lukas schniefte.

„Ist dir schwindelig oder schlecht?“ In dem Getümmel hatte er nicht gesehen, ob der Junge sich den Kopf angeschlagen hatte. Aber Lukas schüttelte den Kopf, und das hätte er garantiert nicht getan, wenn er eine Gehirnerschütterung gehabt hätte.

„Soll ich den Notarzt rufen?“ Erst jetzt nahm er wahr, daß Lukas Trainer und einige andere Erwachsene um sie herumstanden.

„Ich bin selbst Arzt.“ Ein letzter Blick auf Lukas, und er entschied sich. „Es scheint nur ein einfacher Bruch zu sein. Ich fahre ihn ins Krankenhaus.“

„In Ordnung.“ Der Trainer - Mark? - übernahm die Initiative und scheuchte die übrigen beiseite. „Laßt dem Jungen mal ein bißchen Platz zum Atmen. Soll ich dir helfen, ihn zum Auto zu bringen?“

„Das schaffen wir schon.“ Er strich Lukas die Haare aus dem Gesicht. „Nicht wahr, Lukas?“

Lukas nickte. Er war schon lange nicht mehr so blaß wie am Anfang, und die Tränen liefen nicht mehr. „Guter Junge. Und jetzt hoch mit dir, aber ganz vorsichtig, damit du dir nicht nochmal weh tust.“

***

„Alles in Ordnung?“ Er warf einen Blick auf den Beifahrersitz. So still war Lukas sonst nie. „Tut es sehr weh?“

Lukas schüttelte den Kopf. „Fast gar nicht, wenn ich den Arm nicht bewege.“

Sollte er jetzt fragen, was los war? Oder sollte er ihn lieber in Ruhe lassen? Wäre Thiel nur hier, der wüßte besser, was zu tun war. Nicht medizinisch natürlich, aber … was alles andere anging. Gefühle und so.

„Papa wird schimpfen.“ Lukas ließ den Kopf hängen.

„Wieso sollte er denn …“ Gut, ganz unrecht hatte der Junge nicht. Er erinnerte sich an die Reaktionen seiner Eltern, sobald er irgendetwas kaputt gemacht oder sich verletzt hatte. Thiel war ein besserer Vater als sein eigener es gewesen war, aber es ließ sich nicht leugnen - er neigte dazu laut zu werden, wenn er sich aufregte.

„Paß mal auf, wenn du beim Arzt bis und geröntgt wirst, rufe ich deinen Vater an und erkläre ihm alles. Er wird froh sein, daß dir nichts Schlimmeres passiert ist.“

Wenn Thiel jemanden anbrüllte, würde er das sein. Bis er Lukas sah, hatte er sich dann schon wieder beruhigt.

„Mach dir keine Sorgen. Sowas kann jedem passieren. Du kriegst einen hübschen Gips, die Mädchen werden dich anhimmeln, und in sechs Wochen ist alles wieder gut.“

Lukas schnaubte.

Das klang, als hätte er alles richtig gemacht.

***

g: fanfic, g: alternate universe, p: thiel / boerne, !120 minuten, f: tatort münster

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