Prompt: R/I - getrennt - fürs Team
Team: Scheibenwelt
Fandom: Tatort Münster
Rating: P 12
Genre: AU, SciFi, Slash, Humor,
Handlung: Fortsetzung zu
„Neue Welten“ (AO3).
Länge: ~ 1000 Wörter
Zeit: ~ 90 Minuten
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Kapitel 11 ***
Chrchrchr
Er war schon fast eingeschlafen, als ihn das Knistern der Sprechanlage aufschrecken ließ.
Chrchr … Thiel?
„Boerne?“ Er setzte sich auf und schwang die Beine aus der Koje. „Was machen Sie denn in der schiffsweiten Kommunikation?“
„Hören Sie mich jetzt?“
„Ist irgendwas passiert?“ Langsam fing er sich an Sorgen zu machen.
„Ah, Sie hören mich also. Passiert? Was soll den passiert sein?“
„Sie wissen schon, daß die schiffsweite Kommunikation nicht für Privatgespräche zugelassen ist, oder?“
„Als hätten Sie das noch nie gemacht.“
„Das habe ich tatsächlich nicht. Regeln sind Regeln.“
„Mir ist, als hörte ich Kapitän Klemm aus Ihnen sprechen.“ Boernes Stimme klang jetzt eindeutig amüsiert. „Es ist ja nun nicht so, als wären die Schiffssysteme momentan auch nur annähernd ausgelastet.“
Thiel ließ sich wieder zurück aufs Bett sinken. Den Tonfall kannte er, das konnte dauern. Nicht, daß er sich beschwerte - seit der Ankunft der Fremden hatten sie nicht mehr miteinander reden können. Nicht richtig jedenfalls, ab und zu hatten sie sich kurz bei Besprechungen der Führungsoffiziere gesehen. Aber Boerne, per Videotransfer von einem anderen Raumschiff zugeschaltet, das war doch nicht dasselbe wie … das.
„Wann kommen Sie wieder zurück?“
„Vermissen Sie mich etwa?“
„Ich?“ Thiel verdrehte die Augen. „Ein Mensch weniger auf diesem Schiff heißt mehr Luft für uns alle.“
„Selbstverständlich.“ Boernes Stimme hatte einen spielerischen Ton angenommen. „Dann sind Sie sicher enttäuscht zu hören, daß ich übermorgen wieder zurück aufs Schiff komme.“
„Übermorgen?“ Sein Herz schlug mit einem Mal bis zum Hals. „Ich dachte …“
„Daß ich auf dem fremden Schiff bleibe? So groß ist meine Leidenschaft für die Erforschung fremder Lebensformen dann doch nicht. Die Altarier sind in die diametral entgegensetzte Richtung unterwegs wie wir und das mit einem Schiff, das ein Vielfaches schneller ist als -“
„Boerne.“
„Ich meine, in wenigen Wochen wäre ich weiter von Ihnen entfernt als -“
„Boerne!“ So etwas schreckliches hatte er sich bisher noch nicht einmal vorgestellt. „Ich dachte nur, Sie sind noch nicht durch mit dem kulturellen Austausch.“
„Wissenschaft. Es ging um Wissenschaft.“
„Meinetwegen auch das.“ Als würde ihn das jetzt interessieren, was Boerne ausgetauscht hatte. Höchstens mit wem … obwohl, das vielleicht lieber auch nicht, wenn er recht drüber nachdachte. Der altarische Kapitän war für einen Altarier ziemlich attraktiv und mindestens zwei Meter groß. Für die Außerirdischen war das nichts Ungewöhnliches, hatte N’tger gesagt, der selbst auch kaum kleiner war. Er fand es trotzdem ausgesprochen unfair, daß Altarier offenbar von Haus aus groß und schlank waren. Und das dritte Auge war, wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hatte, gar nicht so schlimm. Den olivgrünen Farbton der Haut fand er sogar ganz ansprechend, wenn er ehrlich war. Besser jedenfalls als die bläßliche Haut der meisten seiner Mitreisenden, die seit Jahren keine Sonne mehr gesehen hatten. Jedenfalls … „Was haben Sie gesagt?“
Boerne seufzte. „Ich habe Ihnen erzählt, welche Fortschritte uns diese Begegnung eröffnet hat, aber das scheint Sie ja nicht besonders zu interessieren.“
„‘tschuldigung“, murmelte Thiel. Er wußte ja auch nicht, wieso er so wenig begeistert war von diesem Zusammentreffen. Es war großartig und das würde er sicher noch viel mehr zu würdigen wissen, sobald er die Daten, die sie übernommen hatten, hatte auswerten können. Es war eben nur zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt gekommen. „Übermorgen also.“
Eine Weile blieb es still, und er fürchtete schon, daß die Verbindung zusammengebrochen war. Aber dann hörte er Boerne wieder, etwas zaghafter als zuvor. „Ich weiß, Sie sind morgen in der Gamma-Schicht, aber -“
„Ich hole Sie ab.“ Der Satz war so schnell raus, er hatte gar keine Zeit gehabt darüber nachzudenken. „Ich hab‘ einiges an Überstunden gemacht in den letzten Tagen … Die ganzen Daten … und dann der Austausch-Altarier, und …“, er holte tief Luft, „… es gab ja sonst auch nicht viel zu tun.“
„Ich habe Sie auch vermißt.“
Da hatte er sich gerade wieder etwas beruhigt gehabt, und jetzt raste sein Herz schon wieder. Und eine Antwort fiel ihm auch nicht ein. Das wäre alles so viel einfacher, wenn Boerne jetzt hier wäre. Richtig und wahrhaftig hier, nicht nur eine körperlose Stimme, die durch den Raum schwebte.
„Thiel?“
Boerne klang vorsichtig, fast ein wenig ängstlich. Und er war sich schmerzlich der Ironie bewußt, daß nach all den Jahren gemeinsam auf einem Schiff, auf dem man sich kaum mehr als ein paar hundert Meter voneinander entfernen konnte, nach Jahren erzwungener Nähe, die ihm mehr als einmal gehörig auf den Geist gegangen war, Boerne ausgerechnet jetzt tausende von Kilometern entfernt sein mußte.
„Kannst du nicht schon früher kommen?“ Seine Stimme klang nicht annähernd so fest, wie er das gehofft hatte. Und all das andere, was ihm durch den Kopf schoß, konnte er schon gar nicht sagen. Unter anderem deshalb, weil ihm plötzlich eingefallen war, daß die Nutzung der schiffsweiten Kommunikation nicht nur nicht zulässig, sondern auch nicht wirklich gegen Mithörer abgeschirmt war. Aber was er gesagt hatte, schien schon zu reichen, um Boerne zu beruhigen. Zumindest plapperte der andere wieder munter drauf los, so als wäre gar nix passiert, und erklärte ihm, daß sie mit dem fremden Schiff gerade noch auf einem Abstecher zu einem nahegelegenen Planetoiden waren, wo es … und ab da hörte er nicht mehr richtig zu, weil es jetzt sowieso nur noch um medizinische Themen ging, von denen er überhaupt nichts verstand. Was Boerne auch wußte.
Aber es war beruhigend, Boernes Stimme zu hören, wenn er schon nicht mehr von dem anderen haben konnte. Er zog die Decke wieder bis zum Kinn, schloß die Augen und stellte sich vor, daß Boerne direkt neben ihm saß. Was Boerne sagte, nahm er erst wieder wahr, als er seinen Namen hörte.
„Mhm?“
„Schläfst du schon?“
Er konnte sich genau vorstellen, wie Boerne jetzt aussah. Das leise Lächeln, das man auch in seiner Stimme hörte, der entspannte Gesichtsausdruck, den er schon so oft gesehen hatte, wenn sie irgendetwas alleine unternommen hatten. „Fast …“
„Dann gute Nacht.“
„Schlaf gut.“ Sie konnten das ja nicht ewig hinauszögern, am Ende wurde wirklich noch jemand auf ihre Kommunikation aufmerksam. „Bis übermorgen.“
Das letzte war wieder ein Knistern. Und davor … er hätte schwören können, daß Boerne ein ganz leises ich dich auch gemurmelt hatte. Mit einem Lächeln schlief er ein.
* tbc *
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Kapitel 13