Prompt: Sci/Fi - „Lauf doch weg!“ (Päckchen 9 fürs Supersuperteam)
Team: Melpomene, Pluto und Ouroboros
Fandom: Tatort Münster
Rating: P 12
Genre: AU, Humor, Angst
Länge: ~ 1.100 Wörter
Zeit: ~ 60 Minuten
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Kapitel 5 ***
Es ruckelte so sehr, daß Thiel sich mit beiden Händen am Sitz festkrallte. Außenmissionen. Keine gute Idee, er hatte diese kleinen Fähren schon immer gehaßt. Der Eintritt in die Atmosphäre fühlte sich jedesmal an, als würde es sie gleich auseinanderreißen. Und alles wegen der vagen Hoffnung, daß die Pflanzen auf diesem Planeten etwas für ihre Gärten hergaben.
Neben ihm stieß Herbert ein fröhliches Yee-haw aus, was ihn unwillkürlich an früher erinnerte, an Achterbahnfahrten, bei denen sein Vater ähnlich begeistert gewesen war, während er Blut und Wasser geschwitzt hatte. Manche Dinge änderten sich nie. Und dann wurde es zum Glück schon wieder ruhiger und er atmete erleichtert aus. Puh.
***
Der Planet war recht unwirtlich, aber mit Schutzkleidung und für eine kurze Zeit ging es, zumindest hier, auf der von der Sonne abgewandten Seite. Der Tag würde erst in 17 Stunden beginnen, und das war auch gut so, denn die Temperaturen, die dann erreicht wurden, würden sie nur schwer überstehen. Die drei Monde sorgten für ausreichend Licht, und die Botaniker waren begeistert. Für ihn gab es hier jetzt kaum etwas zu tun - er half, wo es ging, trug Proben zur Fähre und genoß ansonsten das Gefühl, auf festem Boden zu stehen und weiter als bis zur nächsten Wand schauen zu können. Eigentlich brauchten die ihn hier nicht, aber es war natürlich nie verkehrt, einen Mechaniker dabei zu haben, falls was mit der Fähre war. Und dann hatte er ganz gerne ein Auge auf seinen Vater. Herbert war auch nicht mehr so jung, wie er einmal gewesen war. Der Kapitän hatte seinem Vorschlag, das botanische Team zu begleiten, sofort zugestimmt. Sie wußte auch, daß Herbert nicht jünger wurde, und sein grüner Daumen sollte dem Schiff so lange wie möglich erhalten bleiben. Das war zumindest der offizielle Grund. Inoffiziell hatten sein Vater und der Kapitän eine recht komplizierte Beziehung, seit die zwei zu Beginn der Reise … naja. Inzwischen war Frau Klemm ja dem Vernehmen nach anderweitig gebunden und sein Vater hatte, auch dem Vernehmen nach (Boerne), ebenfalls reichlich anderweitige Betätigung auf dem romantischen Sektor gefunden. Er stellte den Probenbehälter in der Fähre ab und machte sich zurück auf den Weg zum botanischen Team. Frau Klemm hatte jedenfalls immer noch was für Herbert übrig, und wohl auch umgekehrt. Von daher war es ihr nur recht, wenn er seinen Vater im Auge behielt und ein wenig auf ihn aufpaßte.
Er konnte die Gruppe schon wieder in der Ferne sehen. Ein ganz ungewohntes Gefühl, so weit weg von jemandem zu sein. Auf dem Schiff war man praktisch nie mehr als ein paar Meter entfernt von einem anderen Menschen. Nur in den Wartungsschächten konnte er sich manchmal vorstellen, alleine zu sein, auch wenn selbst da genaugenommen immer Menschen in der Nähe waren, aber eben außer Sicht. Thiel kniff die Augen zusammen. War das normal, daß die anderen so schnell näher kamen? So schnell bewegte er sich doch gar nicht? Aber vermutlich hatte die Fähigkeit, Entfernungen und Geschwindigkeiten abzuschätzen, durch das Leben auf dem Schiff gelitten. Er erinnerte sich noch, als - Mit einem Anfall von Panik wurde ihm klar, daß seine Kollegen auf ihn zurannten. Unwillkürlich beschleunigte er, auf die anderen zu. Und dann sah er es.
Ihre Scans hatten keinerlei Spuren von tierischem Leben gezeigt, wo zur Hölle kam das her? Und was war es? Die ersten vom botanischen Trupp kamen an ihm vorbei und gestikulierten Rückzug. Jetzt knisterte auch sein Audioempfänger im Helm und er hörte Meier I mit leicht panischem Ton in der Stimme: „Alle zurück zur Fähre! Lassen Sie die Proben liegen, sofort zurück zur Fähre! Hauptbotaniker Thiel! Lassen Sie die Proben liegen!“
Das Geräusch von Schüssen ließ ihn noch mehr beschleunigen, so gut es eben ging in diesem Schutzanzug. Was war das? Es sah aus wie eine Art Reptil auf der Erde, aber … waren das Federn? Egal was es war, es war groß, es hatte ein Maul, und es hatte Zähne. Und da war Herbert, natürlich, das war ja klar, Herbert war natürlich noch da und versuchte, die ganzen verstreuten Probenbehälter aufzusammeln, und das Ding kam immer näher und wurde immer größer.
„Lauf doch weg!“
Ihm klingelten die Ohren, so laut hatte er geschrien, aber das half natürlich nichts, in seinen Helm zu schreien, wenn Herbert den Audiokanal nicht offen hatte. Oder nicht hören wollte, der verdammte sture Bastard. Meier II hatte Herbert fast erreicht und zielte, aber das Ding war mit drei gewaltigen Sätzen auf gleicher Höhe gelandet und ein Schlag mit einem gefiederten Schwanz fegte seinen Kollegen weg, als wäre er eine Spielzeugfigur. Herbert versuchte weiterzurennen, die Hände voller Probenbehälter, und er rannte auch, rannte was das Zeug hielt auf seinen Vater zu, aber bevor er ihn erreichen konnte, war das Tier schon bei ihm, hatte ihn gepackt und aus mehreren Metern Höhe auf den Boden geschmettert. Verzweifelt griff er nach dem nächsten, was ihm zwischen die Finger kam, und schleuderte es auf den Angreifer. Er traf, aber auf die Entfernung konnte das kaum mehr als ein Mückenstich sein. Es reichte aber wenigstens, um das Tier abzulenken. Zwei schwarze, runde Augen fixierten ihn, und der nächste Sprung ging in seine Richtung. Das war’s dann wohl. Mit dem Tempo konnte er nicht mithalten. Aber vielleicht schaffte es sein Vater wenigstens, aus den Augenwinkeln sah er, daß Meier II auf Herbert zurannte. Und dann knallte ganz in seiner Nähe ein zweiter Schuß. Jemand packte ihn am Arm und zerrte ihn weg, in letzter Sekunde, denn das Reptil hatte sich aufgebäumt und fegte mit seinem Schwanz über den Boden. Weitere Schüsse und das Tier schien getroffen zu sein. Es wirkte zwar nicht so, als könnten ihre Waffen großen Schaden anrichten, aber immerhin reichte es, um das Wesen zu stoppen und zu einem Rückzug zu veranlassen.
„Thiel?“ Er war noch nie so froh gewesen, Meier I zu sehen. Der Rest des Sicherheitstrupps war inzwischen auch hier, und … Herbert. Er wollte auf seinen Vater zurennen und wäre fast gefallen, als seine Beine unter ihm nachgaben. „Vorsichtig.“ Meier I stützte ihn. „Wir müssen sofort zurück zur Fähre. Die Kollegen haben ihn schon.“
Den Rest nahm er nur noch halb verschwommen wahr. Sie zogen sich zurück, so schnell das in den Anzügen ging. Zwei der Kollegen vom Sicherheitstrupp trugen seinen Vater.
„Wir brauchen einen Arzt.“ Meier II sendete auf allen Frequenzen. „Kollege in kritischem Zustand. Wir kommen zurück und brauchen einen Arzt direkt an der Andockstation. Kollege Thiel wurde verletzt, ist bewußtlos und nicht ansprechbar.“
* tbc *
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Kapitel 7