Titel: Eine schöne Bescherung - Kapitel 5
Adventskalernder-Prompt: Weihnachtsmarktbesuch
Bingo-Prompt: hurt / comfort
Genre: Freundschaft, etwas Humor, h/c, etwas Action/Krimi
Zusammenfassung: Wenn Thiel auch nur ansatzweise geahnt hätte, was passieren würde, er hätte Boerne in ein richtiges Restaurant eingeladen...
Anmerkungen: Kurz. Und völlig gehaltlos. Genaugenommen habe ich das Gefühl, eigentlich passiert gar nichts. (Nicht, dass es in den letzten Kapiteln anders gewesen wäre. *schulterzuck* Aber irgendwann komme auch ich zum Punkt. Hoffe ich.)
Beta? Forget it.
Wörter: ~8500
Wie abwesend machte Boerne einen Schritt auf seine Wohnung zu, doch Thiel hielt ihn energisch am Arm zurück. Stirnrunzelnd fuhr sein Nachbar zu ihm herum, aber bevor er laut werden konnte, schüttelte Thiel den Kopf, legte dabei warnend einen Finger auf die Lippen. Boerne hatte offensichtlich keinen Gedanken daran verschwendet, dass die Eindringlinge sich immer noch in der Wohnung befinden konnten.
Die Augen des Professors weiteten sich, dann nickte er verstehend und zeigte glücklicherweise so viel gesunden Menschenverstand, ruhig stehenzubleiben, während Thiel in seine Wohnung hastete und seine Waffe aus der Schublade zerrte. Nach kürzester Zeit war er zurück und schlich dann auf Boernes zerstörte Tür zu. „Sie rühren sich nicht vom Fleck, kapiert?“, zischte er über die Schulter, obwohl er davon ausging, dass er sich diese Bemerkung ebenso gut hätte sparen können - aber die Hoffnung starb ja bekanntlich zuletzt.
Natürlich folgte Boerne ihm auf den Fersen.
Doch wie sich schnell herausstellte, war das das geringste Problem. Innerhalb weniger Sekunden hatte Thiel die Wohnung durchsucht, sie war leer. Leer… und nicht mehr wiederzuerkennen.
„Verdammte Kacke.“ Der Kommissar konnte einen Fluch nicht unterdrücken, als er die Waffe wegsteckte und zum Telefon auf dem Schreibtisch griff um die Kollegen der Spurensicherung zu informieren, während Boerne stumm auf die Verwüstung starrte, die die Einbrecher hinterlassen hatten. Und Thiel, der sich schon oft gefragt hatte, was wohl passieren musste, damit es Boerne die Sprache verschlug, gestand sich in diesem Moment ein, dass er auf diese Erfahrung gut hätte verzichten können.
Alle Räume waren durchwühlt worden, sogar das Bad und die Küche. Letztere war noch am besten weggekommen, eine Packung Mehl war aus dem Hängeschrank abgestürzt und auf der Arbeitsplatte zerplatzt, aber sonst war nicht viel passiert. Schranktüren und Kommodenschubladen standen weit offen, waren offensichtlich hektisch durchstöbert worden, doch so ziemlich alles befand sich noch dort, wo es hingehörte.
Ähnliches galt für das Wohnzimmer, hier war zwar ein halbes Dutzend Aktenordner aus dem Schrank geworfen worden, sämtliche Sofakissen lagen auf dem Fußboden verstreut und das Regal mit Boernes Platten- und CD-Sammlung war umgestürzt, aber das war nichts im Vergleich zu dem Chaos, das in den restlichen Räumen herrschte. Die große Schrankwand im Schlafzimmer und der Garderobenschrank im Flur waren komplett leergeräumt, Kleidung und Wäsche lagen zuhauf auf dem Fußboden. Nicht ein T-Shirt fand sich noch im Regal, nicht ein Hemd oder Sakko hing noch auf einem Kleiderbügel. Bettzeug, Wäsche, Sportkleidung, Anzüge, alles war aus den Schränken herausgerissen und auf den Boden gefeuert worden. Es war das reinste Schlachtfeld.
Boernes Starre ob dieser mutwilligen Zerstörung hatte allerdings nicht lange angehalten. Der Professor hatte sich innerhalb kürzester Zeit zusammengerissen und noch bevor Thiel das Gespräch mit seinen Kollegen beendet hatte, hatte er sich auf dem Absatz umgedreht und war aus seinem Blickfeld verschwunden. Gerade als Thiel aufgelegt hatte und ihn suchen wollte, war Boerne aus dem Bad getreten. Er hielt zwei Gummihandschuhe in den Händen, die er sich - aufgrund seines verletzten Handgelenks ziemlich mühselig und mit schmerzverzogenem Gesicht - überstreifte. Dann begann er damit, sich ein Bild davon zu machen, ob etwas gestohlen worden war, hatte sich wieder vollständig unter Kontrolle.
Boerne kannte sich gut genug aus um keine Spuren zu verwischen und mit den Handschuhen würde erst recht nichts passieren, also ließ Thiel ihn gewähren.
Er selbst sah sich ebenfalls um und schon bald fiel ihm auf, dass es die Einbrecher wohl nur auf kleine, leicht zu transportierene Beute abgesehen hatten. Boernes Fernseher, sein Computer und die Stereoanlage, alles wertvolle Geräte wie Thiel wusste, standen noch an ihrem Platz.
Es dauerte nicht lange, bis die Wohnung von Beamten in weißen Overalls wimmelte. Sie suchten nach Fingerabdrücken, nahmen dabei besonders die zerstörte Wohnungstür und zusätzlich die Balkontür im Schlafzimmer in Augenschein, durch die der Einbrecher offensichtlich geflüchtet war. Er hatte es wohl vorgezogen, das Treppenhaus vermeiden, hatte wahrscheinlich kein zweites Mal riskieren wollen, einem der Mieter zu begegnen. Vielleicht war er auch durch irgendetwas aufgeschreckt worden, die Tatsache, dass die Balkontür so heftig aufgerissen worden war, dass sie gegen die Wand geschlagen und die Scheibe zerborsten war, deutete auf einen ziemlich hektischen Aufbruch hin.
Den Spuren nach zu urteilen, die der Eindringling bei seinem Sprung in den Garten im raureifbedeckten Gras hinterlassen hatte, schien es sich um einen einzelnen Täter gehandelt zu haben. Er war mit langen Schritten aus dem Garten geflohen, eindeutig gerannt.
Während Heinzmann, der Leiter der Spurensicherung, ihm von diesen Erkenntnissen berichtete, lehnte Thiel mit verschränkten Armen an der Wand. Er ließ den angespannten Rechtsmediziner, der am anderen Ende des Raumes vor seinem Schreibtisch saß und den Inhalt der Schubladen überprüfte, dabei nicht aus den Augen. Erst als Heinzmann ungläubig nachbohrte: „Aber sag‘ mal, wie kann es sein, dass ihr nichts gehört habt? Der Typ muss doch ziemlich Krach gemacht haben?!“, wandte er seinen Blick von Boerne ab und rieb sich durch das Gesicht. „Hör bloß auf, das ist meine Schuld“, knurrte er dabei mürrisch.
Sein Kollege sah ihn nur verständnislos an und Thiel konnte ein Seufzen nicht unterdrücken. „Pauli hat gespielt, ich hab‘ die Glotze so laut gestellt, dass wir sie bis in die Küche hören konnten.“ Heinzmann zog die Augenbrauen hoch, als Thiels Frust nun endgültig aus ihm herausplatzte und er mit der Faust gegen die Wand schlug. „Boah Kacke! Das waren keine zwanzig Minuten!“ Er ließ seinen Blick einmal mehr durch die verwüstete Wohnung wandern, bevor er bitter hinzufügte: „Aber das hat gereicht, um hier alles in Grund und Boden zu treten.“ Thiel war echt sauer, auf sich und auf diesen ganzen verdammten Tag.
Doch Heinzmann winkte nur ab. „Na komm, bis auf das Fenster und die Tür ist nichts zu Bruch gegangen und das meiste teure Zeug", er wies mit dem Kopf auf Fernseher und Stereoanlage, "hat der Dieb ignoriert... zwei Stunden aufräumen, dann sieht hier wahrscheinlich alles aus wie immer. Der Professor hat doch noch ganz schön Glück gehabt.“
Er winkte seinem Kollegen zu, der mit einem Koffer in der Hand zur Tür schritt und ihm signalisierte, dass die Truppe zum Aufbruch bereit war. „Wir sind hier durch.“ Heinzmann zog sich die Handschuhe aus und knüllte sie zusammen. „Wenn die Spuren was ergeben, wirst du es als erster erfahren. Wir sehen uns sicher morgen, Frank. Herr Professor.“ Er nickte Boerne im Vorbeigehen noch kurz zu und folgte seinen Mitarbeitern, die an der Tür auf ihn warteten, aus der Wohnung.
Stirnrunzelnd blickte Thiel ihm nach. „Glück gehabt?“, wiederholte er ungläubig, obwohl Heinzmann ihn schon nicht mehr hören konnte. Das war wohl schwer Ansichtssache.
t.b.c.
< ---------- Kapitel 6>>