PB Fic Borderline

Jan 13, 2009 13:02

Title: Borderline (7/?)
Fandom: Prison Break
Pairing: Michael/Lincoln (eventually)
Rating: ab12 (noch)
Warning: pre-series, Kid!Fic, WIP, bisschen düster
Spoiler: wenn überhaupt für einige Flashback aus S1 und S2
Disclaimer: ich spiele nur mit ihnen - ohne Geld, aber mit viel Spaß
Summary: Michael hatte gerade damit begonnen, sich zu einem eigenbrötlerischen, verschlossenen Teenager zu entwickeln… als plötzlich sein Bruder verschwindet, und Michaels Leben sich einmal mehr von Grund auf ändert.

A/N: Lincoln bekommt Besuch im Gefängnis …

Kapitel 7

Lincoln lag auf seinem harten Bett und dachte nach. Die Arme unter dem Kopf verschränkt, blickte er an die Decke, ohne jedoch wirklich etwas zu sehen. Er würde es nie zugeben, aber mit jedem hallenden Tick! des Sekundenzeigers seiner alten Armbanduhr wurde ihm ein wenig mulmiger im Magen zumute. Vor drei Tagen war seine Verhandlung gewesen und er hatte acht Monate Jugendstrafe bekommen. Die Zeit, die er bereits abgesessen hatte, wurde ihm angerechnet, so dass jetzt nur noch knapp fünf Monate übrig blieben. Mit sechzehn war er noch jung genug, um fünf Monate für eine halbe Ewigkeit zu halten.

Der Prozess hatte unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden, und Lincoln war peinlich darauf bedacht gewesen, dass Michael den genauen Termin nicht erfuhr. Als sein Bruder hätte er dabei sein dürfen, wenn auch in Begleitung eines Vormundes - und es bestand kein Zweifel daran, dass Michael es getan hätte. Er wusste nur zu gut, wie sehr Michael an ihm hing. Doch Lincoln wollte ihn auf keinen Fall da sehen. Sein kleiner Bruder sollte nicht zwischen die mahlenden Räder der Justiz geraten, nicht einmal als Zuschauer. Außerdem wollte Lincoln es auf jeden Fall vermeiden, Michael bei der Urteilsverkündung ins Gesicht zu sehen. Er schämte sich schon so mehr als genug. Michael sollte nicht sehen, wie irgendein Richter in einer dunklen Robe ihn für wer weiß wie lange in den Knast schickte, nachdem irgendein Staatsanwalt viel Zeit damit verbracht hatte, allen zu erklären, was für ein Riesen-Versager Lincoln Burrows war.

Natürlich würde er das Ergebnis nicht ewig vor Michael verheimlichen können. Spätestens bei seinem nächsten Besuch würde der Kleine ihn wieder mit seinen großen, glänzenden Augen ansehen und ängstlich auf eine Antwort warten, die er im Grunde nicht hören wollte. Die erste Hürde war genommen. Michael war nicht im Gerichtsaal gewesen. Dem ganzen Chaos um die Schlägerei war es zu verdanken, dass das Thema Gerichtsverhandlung bisher nicht aufgekommen war. Lincoln hasste sich dafür, dass er jedes Mal Erleichterung verspürte, wenn sie etwas Anderes zum Reden hatten. Auch wenn es letztendlich unvermeidlich war, unangenehme Konfrontationen schob er gerne so lange vor sich her wie es ging.

Bis heute war der Plan aufgegangen. Doch jetzt war Schluss mit dem Verstecken. In kaum einer halben Stunde begann die Besuchszeit - und Michael war immer pünktlich.

"Verflucht", murmelte Lincoln. Er stand auf und begann unruhig durch seine kleine Zelle zu tigern. Ja, er war nervös, verdammt noch mal, und er hatte zum Teufel auch Grund genug dazu! Die Uhr tickte und tickte, unerbittlich rannte der große, dünne Zeiger um den Parcours des Zifferblatts, und in weniger als dreißig - nein! - jetzt schon in weniger als fünfundzwanzig Minuten würde er Michael reinen Wein einschenken müssen. Lincoln lehnte sich auf das metallene Waschbecken und atmete durch. Was gäbe er jetzt nicht alles für eine Zigarette! Oder ein Bier! Ach was, am besten gleich einen Joint.

„Was hast du, Burrows? Kannst du deinen Arsch nicht mal still halten? Du nervst!“

„Halt die Klappe, Ike!“, fuhr Lincoln seinen Mitbewohner barsch an, aber er hörte trotzdem auf, mit den Fingern gegen das Waschbecken zu trommeln.

„Was’n los? Man könnte meinen, gleich kommt deine kleine Freundin zu Besuch. Weißt du? Diese sexy Dunkelhaarige von dem Foto, die komischerweise noch nie hier war. Wenn du mich fragst, ich würde wetten, es gibt sie gar nicht.“

Ike hatte mit einer Footballzeitschrift auf seinem Bett gelegen. Jetzt setzte er sich auf, streckte sich einmal gähnend und kratzte sich dann am Bauch.

„Fick dich“, murmelte Lincoln, ohne seinen Zellengenossen anzusehen, und er begann aus lauter Nervosität sich die Zähne zu putzen.

„Fick dich selber, Alter. Du hast es wohl dringend nötig.“

Lincoln reagierte nicht darauf. Er gurgelte mit dem Rest Zahnpasta und spuckte aus. Dann sah er in den Spiegel. Eine Sekunde lang schien es ihm, als starre nicht sein sechzehnjähriges Spiegelbild zurück, sondern ein Mann, der mindestens doppelt so alt war. Das Haar kurz und stoppelig, das Kinn schlecht rasiert. Der Mund mit den ausgeprägten Lippen wirkte irgendwie verkniffen und schmal, und unter seinen müde wirkenden Augen lagen schwarze Schatten. Lincoln erschrak. War das wirklich er selbst? Schnell wandte er den Blick ab und warf sich ein paar Hände kaltes Wasser ins Gesicht. Erst nachdem er sich mit dem brettartigen Handtuch abgetrocknet hatte, wagte er einen zweiten Blick - und war erleichtert, das zu sehen, was er erwartete. Sich selbst.

Wenig später schallte das kurze, unerträglich fröhliche Klingeln über die Lautsprecher, das den Beginn der Besuchszeit ankündigte. Alle Zellentüren öffneten sich und ein Beamter verlas laut die Namen derjenigen, auf die ein Besucher wartete. Lincoln war nicht überrascht, als sein Name fiel. Jetzt war es soweit. Einmal tief durchatmen und auf in den Kampf!

„Endlich Ruhe. Lass dir Zeit, Burrows!“, rief Ike und sah zu, wie Lincoln mit geballten Fäusten die Zweierzelle verließ. Dann widmete sich Ike wieder seinem Magazin.

Eigentlich verstand Lincoln sich mit seinem Mitbewohner gut. Ike Fordman war kurz nach ihm gekommen. Er war ein Jahr älter und saß, weil er ein Motorrad geklaut hatte. Er war ganz okay. Wie Lincoln stand er seit frühester Kindheit auf die Chicago Cubs, sie mussten vor mehr als zehn Jahren sogar öfter bei denselben Spielen im Baseball-Stadion gewesen sein - damals, als Lincolns Vater Aldo die Familie noch nicht verlassen hatte. Weil er so viele Bücher las, erinnerte Ike Lincoln manchmal an Michael, aber das war auch schon die einzige Ähnlichkeit. Im Grunde kamen sie gut miteinander aus. Wenn Ike nur nicht immer so viel reden würde! Es gab Zeiten, da hätte Lincoln ihm am liebsten geknebelt.

Die stahlkalte Tür wurde vor ihm geöffnet. Lincoln trat in den Besucherraum und ließ den Blick schweifen. Er war nicht der erste, drei oder vier Tische waren schon besetzt. An dem, der ihm am nächsten war, wo normalerweise Michael auf ihn wartete, saß heute eine ältere Dame. Ganz allein und offenbar nervös, so wie sie die Griffe ihrer Handtasche knetete. Sie hob den Blick, und Lincoln sah die Enttäuschung in ihren Augen. Er war nicht der, auf den sie wartete. Wie zur Entschuldigung lächelte sie kurz matt, bevor sie sich wieder abwandte. Wo war Michael? Er war noch nie zu spät gekommen. Aber er musste da sein, sonst hätten sie Lincoln gar nicht erst aufgerufen. Also setzte er sich an den nächstbesten freien Tisch und wartete. Vielleicht war Michael noch mal schnell zur Toilette. Lincoln zupfte an seinen Ärmeln. Er musste nicht lange warten.

Plötzlich gab es ein Summen, einer der Aufsichtsbeamten öffnete die Tür und herein kam - Lincoln hielt überrascht den Atem an - Veronica Donovan! In verblichenen Jeans und einem hellgrünen T-Shirt mit weißen Punkten. Sie sah sich um und erblickte ihn. Lincoln lächelte ihr entgegen. Ein warmes Gefühl kroch durch seinen Magen. Nie hätte er gedacht, dass sie ihn hier besuchen würde. Nicht nach dem, was geschehen war. Jetzt tat sie es doch, und das, obwohl sie beide nicht mehr… Er schüttelte den Gedanken ab. Er stand auf, aber sie kam schon auf ihn zu, und auf einmal wusste Lincoln nicht, was er sagen oder tun sollte. Am liebsten hätte er sie umarmt, doch sie blieb einen Meter entfernt von ihm stehen. Strich sich die glatten, braunen Haare hinter die Ohren, schob dann ihre Hände in die Taschen ihrer Jeans. Sie ist so hübsch! dachte Lincoln. Er grinste dümmlich.

„Vee“, sagte er nach einer Weile.

„Linc“, gab sie zurück. Dann ging sie um den Tisch herum und setzte sich gegenüber von Lincoln auf den kleinen Plastikstuhl. Lincoln folgte fasziniert ihren Bewegungen, ihre weichen langen Haare, ihre Augen… Gott, ihre Augen waren so genauso riesengroß wie damals, als sie sich kennen gelernt hatten. Es war wirklich Veronica. Veronica war hier, um ihn zu besuchen. Sie sah ihn an. Und er starrte fasziniert zurück.

„Wie geht’s dir?“, fragte sie schließlich. „Und hör auf, so albern zu grinsen.“

„Was? Oh, sorry. Ich dachte nur... nun… ich bin überrascht, dich zu sehen. Ich hatte nicht mit dir gerechnet.“

„Ich weiß, warum solltest du auch?“

Veronica wirkte verletzt, und Lincoln bereute sofort seine Worte.

„Ich meine, ich freu mich, wirklich! Es ist toll, dass du hier bist!“

„Ja ja, schon gut. Jetzt sag, wie geht’s dir?“

Lincoln kratzte sich am Kopf. „Na ja, wie soll’s mir schon gehen? Ganz okay, könnte besser sein. Schon gut, schon gut, ich weiß, dass ich Scheiße gebaut hab, und ich werd mich auch bessern, wenn ich hier raus bin.“

„Wie lange bleibst du diesmal?“

Lincoln sah beschämt zur Seite und murmelte: „Fünf Monate noch.“ Ihm entging nicht, dass Veronica enttäuscht die Luft ausstieß, und einmal mehr verfluchte er sich dafür, dass er es so weit hatte kommen lassen.

„Weißt du, wie es Michael geht?“, fragte Veronica leise.

„Ich denke, er... er kommt ganz gut zurecht. Er ist gut in der Schule, und in diesem Heim hat er alles, was er--“

„Er hat mich gestern besucht, Linc, und ich denke, er kommt überhaupt nicht gut zurecht.“

„Was?“ Lincoln stutzte. „Wieso? Wie kommst du darauf?“

Veronica seufzte und sah zur Seite. Sie schien eine Weile zu überlegen. „Ich weiß nicht, er…“ Sie unterbrach sich. Dann sah sie Lincoln direkt in die Augen. „Linc, du kennst ihn. Michael… er versucht, tapfer zu sein, sich nichts anmerken zu lassen, aber ich kenne ihn fast so gut wie dich, und… er war anders als sonst. Und damit meine ich nicht nur das mit der Prügelei.“

„Was meinst du mit anders?“, fragte Lincoln misstrauisch.

„Er hat… ach, ich weiß auch nicht. Die meiste Zeit war er wie immer. Wir haben Scrabble gespielt, er hat natürlich gewonnen, wie immer. Nur er ist viel ernster als sonst, und zwischendurch… nun… manchmal scheint er irgendwie ganz weit weg zu sein.“

„Das ist Michael, Vee. Der hat schon immer in seiner eigenen Welt gelebt, weil er schlauer ist, als wir alle zusammen.“

„Schlauer als du mit Sicherheit!“, schnaubte Veronica, und eine Sekunde später mussten sie beide grinsen. Es tat so gut, mit Veronica zu reden. Jetzt erst fiel Lincoln auf, wie sehr er sie die letzten Monate vermisst hatte, und nicht erst seit er im Gefängnis war.

„Im Ernst, Linc. Du fehlst ihm“, beharrte Veronica leise.

„Ja, ich weiß…“ Lincoln senkte den Kopf. „Und du kannst mir glauben, dass er mir auch fehlt. Aber ich hab ihm das auch schon gesagt. Wenn ich erst mal hier raus bin, dann wird…“

„Er ist zwölf. Du bist seine einzige Familie. Und er deine.“

„Glaubst du, das weiß ich nicht!“, gab Lincoln bitter zurück. „Was soll ich denn machen? Das ist auch nicht gerade Urlaub hier für mich.“

„Ach was?“ Veronica rümpfte spöttisch die Nase. „Heißt das, du hast all das nicht getan? Sie haben dich zu Unrecht hier reingesteckt? Oh, du Armer! Du tust mir ja sooo leid!“

Autsch. Das tat weh. Aber damit hätte er rechnen müssen. Veronica, die Unbeugsame. Veronica, die ihn schon mit acht Jahren gescholten hatte, als er sich über den stotternden Nachbarsjungen lustig machte. Aber gerade das war die Veronica, die er immer schon geliebt hatte. Es tat weh, jetzt den Abscheu in ihrer Stimme zu hören. Er ließ den Kopf hängen.

„Vee…“, begann er seufzend, doch eigentlich hatte er keine Ahnung, was er sagen wollte.

„Was?“, fragte sie scharf zurück. Aus ihren Augen schienen Funken zu sprühen. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und den Mund beinahe angewidert verzogen. „Denkst du überhaupt darüber nach, wie es Michael geht?“

„Natürlich! Ich denke dauernd darüber nach!“, entfuhr es Lincoln. "Aber wer hat dich überhaupt darum gebeten, sich einzumischen?“ Lincoln bedauerte auf der Stelle seine Worte, als er sah, wie Veronica zurückzuckte. „Hör zu, es tut mir leid“, versuchte er einzulenken. „Ich weiß, dass du nur…“

„Ach, lass sein, Linc. Ich will dir nur sagen, Michael ist mein Freund, und ich mache mir Sorgen um ihn. Er ist allein dort. Er sagt zwar, die Leute sind nett zu ihm und er kommt klar, aber ich hab gemerkt, wie einsam er ist.“

Was sollte er darauf schon erwidern? Natürlich hatte Veronica Recht. Aber er saß hier nun mal für die nächste Zeit fest, und auch wenn er sich selbst mehr als genug Sorgen machte, wollte er einfach glauben, dass es seinem kleinen Bruder gut ging. Er wünschte, er könnte die Welt draußen anhalten, so dass sie auf ihn wartete, bis er wieder da war.

Veronica sah auf die große Uhr an der Wand. „Ich muss gehen. Mein Bus fährt in zehn Minuten.“

„Danke, dass du hier warst, Vee. Ehrlich. Ich hab mich gefreut.“ Wieder hätte er sie am liebsten umarmt, aber er vermutete, dass sie das nicht wollte. Also stand er etwas linkisch mit ihr auf und hielt ihr die Hand zum Abschied hin. Sie ergriff die Hand, doch nach einer Sekunde des Zögerns stellte sie sich auf die Zehenspitzen und schloss sie ihn kurz aber fest in ihre Arme.

„Machs gut, Linc“, sagte sie schnell, dann drehte sie sich um und ging. Nur der Duft ihrer Haare blieb in Lincolns Nase zurück, während er die hinter ihr zufallende Tür anstarrte.

~ ~ o ~ ~

Als Veronica gegangen war, kramte Lincoln auf der Stelle sein Kleingeld zusammen und ging zum Münztelefon. Glücklicherweise telefonierte gerade niemand - eine Seltenheit. Er rief im Kinderheim an. Michael sei nicht da, sagte man ihm. Ein Arztbesuch. Einen Moment lang stockte Lincoln der Atem, und er sah im Geiste Michael schon wieder in Schulhofschlägereien verwickelt oder in einem seiner seltsamen Anfälle oder ein Unfall oder… doch dann erfuhr er, dass ihm nur die Fäden gezogen wurden, und Lincoln sackte vor Erleichterung zusammen. Schon wollte er auflegen, dachte jedoch in letzter Sekunde daran, eine Nachricht zu hinterlassen. Michael solle sich so bald wie möglich bei ihm melden.

tbc.

prison break, fic, pairing: michael/lincoln, fic: prison break: borderline

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