Titel: Unterwegs
Fandom: Smallville
Pairing: Clark / Lex
Rating: R (irgendwann später…)
Warning: Spoiler für große Teile von Staffel 3. Insbesondere für 4-Slumber, 8-Shattered, 9-Asylum und hauptsächlich für 19-Memoria
Disclaimer: nicht mein, nicht im Geringsten… im Zweifel gehört alles The CW
Summary: Lex wollte die Wahrheit - doch die schlägt härter zu als erwartet
A/N: Wie kann es schon weitergehen nach Lex’ privatem Besäufnis? Kann man sich fast denken, oder? Erst mal wird es unangenehm... Armer Lex!
Kapitel 6
Wenn dies die Art war, wie Steine schliefen, musste es im Grand Cañon nachts ziemlich laut zugehen. Lex war schnell in einen tiefen Schlaf gefallen und hatte nach kurzer Zeit begonnen lautstark zu schnarchen. Das Geräusch schien so gar nicht zu dem kultivierten Schlossherrn zu passen, dass Clark es wahnsinnig komisch und liebenswert fand. So kam es, dass er selbst, nachdem er lange gelauscht hatte, irgendwann grinsend einschlief.
Etwas riss Clark Stunden später jäh aus der Traumwelt. Er sah verwirrt um sich, stellte fest, dass Lex nicht da war, aber bevor er sich Sorgen machen konnte, vernahm er ein eindeutiges Geräusch aus dem Bad. Er stand auf und tappte auf nackten Sohlen in Richtung des dünnen Lichtstrahls, der durch den Türspalt drang. Was er sah, erstickte das beinahe schadenfrohe Hab-ich’s-nicht-gesagt-Gefühl im Keim. Lex kniete auf dem Boden, die Toilettenschüssel umklammernd, und spie sich die Seele aus dem Leib. Seine bloßen Schultern zuckten krampfartig, und er war kreidebleich. Clark hatte ihn noch nie so elend gesehen.
Wortlos nahm er eins der Handtücher, tränkte es mit kaltem Wasser und hockte sich neben Lex auf die kühlen Fliesen. Der saure Geruch, der aus der Kloschüssel aufstieg, nahm ihm einen Moment lang den Atem, doch er zwang sich, tapfer zu sein und unterdrückte den eigenen Würgereiz. Lex blickte kurz auf, seine Augen waren glasig und rot gerändert, wandte sich aber schnell wieder ab, denn eine neue Welle der Übelkeit hatte in schon in der Gewalt. Der Atem kam stoßweise, und seine Bauchdecke hob und senkte sich konvulsiv.
In der Hoffnung, dass es vielleicht ein klein wenig beruhigend wirkte, legte Clark leicht eine Hand auf Lex’ Schulter. Die Haut war kühl, und er spürte die Anstrengung der Muskeln, als Lex’ sich ein weiteres Mal erbrach. In zwei Schüben entledigte er sich der letzten Reste seines Mageninhaltes. Es folgten noch ein paar Krämpfe, während derer er lediglich leicht schäumenden, gelblichen Schleim ausspuckte. Schließlich und endlich ließ auch dies nach.
Die ganze Zeit über zeichnete Clark langsam kleine Kreise auf Lex’ Rücken, so wie seine Mom es früher immer getan hatte, wenn sie ihn wegen irgendetwas besänftigen wollte. Er wartete ab, bis das Keuchen abebbte, dann reichte er Lex das Handtuch. Lex barg einen Moment das ganze Gesicht darin und wischte sich dann Mund und Kinn sauber. Seine Augenwinkel schimmerten feucht.
„Danke.“
„Schade um die schönen Zartbitterkekse.“ Die Situation erforderte ein wenig auflockernde Komik, fand Clark.
„Mach dich nicht über einen Sterbenden lustig!“
„Ich glaube fest daran, dass du es überlebst, Lex. Es scheint ohnehin nicht mehr viel da zu sein, das du noch von dir geben könntest.“
„Das liegt daran, dass alle meine Organe bereits den Abfluss runter sind.“ Lex schniefte dramatisch. Das letzte war mein Herz, dachte er. Er fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund und ließ sich dann, etwas entspannter, auf seine Fersen nieder. „Tut mir leid, Clark, du musst das hier nicht mitmachen.“
Clark lächelte und bemerkte, dass seine Hand immer noch auf Lex’ Schulter lag. Die Haut unter seiner Handfläche war von kaltem Schweiß bedeckt. „Hey, weißt du nicht mehr, ich bin dein Freund. Dafür sind Freunde da.“ Er drückte noch einmal Lex’ Oberarm und zog dann seine Hand zurück, ein seltsam prickelndes Gefühl in den Fingerspitzen.
„Wie spät ist es?“, fragte Lex.
„Keine Ahnung. Aber es fängt an hell zu werden draußen.“
„Ha. Siehst du, es hat funktioniert. Keine Träume.“
Soviel zu Luthorscher Logik! Clark schnaubte. „Sag bloß, das hier ist besser?“
„Sicher.“ Lex sah aus, als ob er meinte, was er sagte, aber Clark bemerkte auch, dass sein Freund erschauerte.
„Ich sag’s nur ungern, aber wie das blühende Leben siehst du nicht gerade aus.“
„Das wird schon wieder... in zwei, drei Stunden bin ich wie neu.“
„Junge, deine Zuversicht möchte ich haben. Komm, legen wir uns noch ein Weilchen hin. Oder meinst du, du bist hier noch nicht fertig?“
Lex legte eine Hand auf seinen Bauch und tat, als horche er in sich hinein. Jetzt erst bemerkte Clark, dass sein Freund nichts trug als seine engen, dunkelgrauen Boxershorts. Sie sahen so weich aus. Wie ausgeprägt die Muskelstränge sich über die schlanken Oberschenkel zogen... und wie ansprechend Lex' Bauch aussah... Clark schluckte und studierte eingehend die Fugen zwischen den pastellgelben, quadratischen Fliesen auf dem Fußboden.
„Doch. Ich bin fertig“, sagte Lex, als er sich erhob. „Lass mich nur noch schnell meine Zähne putzen. Dieser Geschmack ist zum Kotzen.“
~ ~ o ~ ~
Seufzend krabbelte Clark in seine Hälfte des Bettes zurück; in diesem Motel gab es zwei separate Bettdecken, und er zog seine bis zum Kinn hoch. Es war inzwischen wirklich kühl geworden - ungewöhnlich kühl für die Jahreszeit. Was sollte er nur mit Lex tun? Er hatte das Gefühl, dass sie einfach nicht von der Stelle kamen, und das, obwohl sie in sehr kurzer Zeit Hunderte von Meilen hinter sich gebracht hatten. Im harschen Licht der Neonröhre hatte Lex noch kränklicher ausgesehen als zuvor. Was wäre, wenn er doch ärztliche Hilfe brauchte? Vielleicht mache ich alles nur noch schlimmer, indem ich abwarte. Aber Clark hatte erlebt, was passierte, wenn er Lex heimlich half. Letztlich fand Lex es heraus und fühlte sich hintergangen. Egal was ich tue, es läuft immer schief. Wenn ich Lex nur sagen könnte, wieviel er mir wirklich bedeutet... Er würde es ja doch nicht glauben. Und warum sollte er? Clark war derjenige, der ihn an Lionel Luthor verraten hatte!
Er stellte sich schlafend, als er Lex leise und ohne Licht zu machen zurück ins Zimmer kommen hörte. Die Matratze gab ein wenig nach, Decke und Laken raschelten, dann war es still. Still und kalt. Clark fühlte sich nutzlos und schuldig und wünschte einmal mehr, er hätte das Einfühlungsvermögen seiner Mutter.
Es war fast wie ein elektrischer Schlag, und er riss seine Augen weit auf, als er plötzlich kühle Finger an seinem Arm spürte, abwärts tastend, bis sie seine Hand fanden und zögerlich nach ihr griffen. Nach einigen Schrecksekunden antwortete Clark mit leichtem Druck, gab damit zu erkennen, dass er wach war. Er wollte etwas sagen, fand aber keine Worte. Er hielt einfach nur Lex’ Hand fest, die sich in seiner merklich erwärmte. So vergingen die Minuten. Bis Lex kaum hörbar flüsterte: „Clark? Bist du noch wach?“
„Mh-hm.“
„Clark, ich...“ Lex brach ab und atmete hörbar ein.
„Was ist?“ fragte Clark, als sein Freund weiter stumm blieb.
„Ah, nichts... schon gut.“
„Le-ex.“ Clark bemühte sich, das Augenrollen nicht in seinen Tonfall einfließen zu lassen. „Was wolltest du sagen?“ Nicht zu eifrig oder drängend, sondern einfach eine Frage, die hoffentlich ermutigend klang. Wenn Lex schon einmal zu reden ansetzte, musste er die Chance nutzen. Nach einigen stillen Sekunden begann Lex erneut. Seine Stimme verriet Unsicherheit, und Clark fand, dass er sich unheimlich jung anhörte.
„Ahm... mir... mh... es, es ist so schrecklich... kalt hier. Kann ich...“ Wieder unterbrach er sich.
Irgendwie hatte Clark eine Ahnung, was jetzt kommen würde. Er hielt die Luft an und sagte kein Wort, während Lex nervös seine Hand anspannte und wieder lockerte. Es dauerte nicht lange, bis Lex weitersprach.
„Hast du etwas dagegen, wenn ich... ah... wenn ich... zu dir... komme?“
Jetzt war es raus. Lex konnte das leise Lächeln nicht sehen, das um Clarks Mund spielte. Clark war nicht überrascht. Hatte er geahnt, was Lex wollte, oder gehofft?
„Natürlich nicht. Komm her.“
Clark löste ihre Hände, um die Decke hochzuhalten. Sofort kam sein Freund in die warme Höhle gekrochen. Beide lachten nervös, als Knie und Stirnen kurz miteinander kollidierten, und die Bettdecke nicht zu kooperieren schien. Sie war nicht dazu gemacht, zwei Personen völlig bedeckt zu halten.
„Warte, wir machen es so.“ Lex drehte sich herum, passte seine Körperhaltung der von Clark an und seufzte wohlig, als er, Rücken an Brust, die ideale Position fand: „Mmh, das nenne ich effektive Wärmenutzung.“
Clark war zu keiner Antwort fähig. Lex’ kahler Hinterkopf war nur wenige Millimeter von seinem Gesicht entfernt - er konnte seine Haut riechen! Sein T-Shirt berührte an mehreren Stellen Lex’ nackten Rücken, und Clark spürte dies, als hätten sich seine taktilen Sensoren auf die Kleidung ausgeweitet. Kalte Füße drängten sich unmissverständlich suchend gegen ihn. Ohne nachzudenken streckte Clark eine Hand aus und legte sie auf Lex’ Arm. Er rieb leicht die kühle Haut, und Lex nahm die wärmende Berührung dankbar seufzend an. Überrascht hielt Clark den Atem an, als Lex plötzlich sein Handgelenk ergriff und es zu sich nach vorn zog. Kühle Finger legten sich auf seine und pressten die Handfläche gegen eine glatte, feste Brust, in der es langsam, aber stetig pochte. Als sein eigener Herzschlag sich soweit beruhigt hatte, dass er wieder Geräusche von außen wahrnehmen konnte, stellte Clark fest, dass Lex in seinen Armen eingeschlafen war.
In der ersten Hälfte der Nacht waren die separaten Decken für Clarks eigenen Schlaf von Vorteil gewesen. Jetzt war dieser Vorteil dahin. An Schlaf war nicht zu denken. Nicht im Entferntesten! So wie Lex sich an ihn schmiegte, konnte Clark nur beten, dass ihn sein Körper nicht betrog und die Nacht sehr, sehr peinlich enden ließ.
Mit einem hatten seine Eltern recht gehabt. ‚Dies hier’ ging über bloße Freundschaft weit
hinaus.
tbc.