Naturgesetze

Aug 25, 2012 18:32

Team: Novalis
Challenge: Kink - Erstes Mal (Team)
Fandom: Original (Der Blaue Salon)
Wörter: ~550
Charaktere: Maron, Ireana
Anmerkung: 1 2
Und noch mehr Flashbacks!


Sie waren noch nicht lange gelaufen, als Maron das Mondkind fest hielt.
„Ich werd' dich verraten“, murmelte er - vielleicht in der Hoffnung, dass das Unwetter seine Worte verschluckt. Er wollte sich nicht vorwerfen müssen, sie nicht gewarnt zu haben.
Aber das Mondkind lachte nur.
„Weiß ich“, sagte sie. Morgen wäre das schon gar nicht mehr ihre Wohnung. Sonst würde sie ihn gar nicht mit dort hin nehmen, sagte sie und zog ihn weiter.

Ihre Wohnung war klein. Vor allen Dingen aber war sie leer. Ein Tisch, ein Bett, ein Stuhl, ein leerer Türrahmen, der auf eine winzige Küche blicken ließ. Nichts, das etwas über die Bewohnerin verraten würde. Der einzige persönliche Gegenstand war ein Koffer, der neben dem Fußende des Bettes lag. Es roch seltsam. Nicht unangenehm, nur fremd. Mondkinder rochen anders als Menschen, wusste Maron - aber wann immer er eine ihrer Behausungen betreten hatte, war der Gestank von Angstschweiß so überwältigend gewesen, dass alles andere dahinter verschwand.

Der Regen hatte das Sommerkleid an ihren Körper gepflastert, zeichnete tropfend ihre Spur auf dunkle Holzdielen, als sie zu dem Koffer hinüber ging.
Im Licht der Glühbirne schimmerten ihre Haare grünlich. Dünne Algen, die sich in dicke Stränge verflochten hatten. Es gab Geschichten, Märchen, sogar wissenschaftliche Theorien, die behaupteten, Mondkinder seien früher einmal Meerjungfrauen gewesen.
„Hier!“
Ein Handtuch flog in seine Richtung, Marons Hände griffen es ganz von selbst aus der Luft. Er war noch damit beschäftigt nach einer Badezimmertür Ausschau zu halten, da streifte das Mondkind schon ihr Kleid ab. Ohne jedes Schamgefühl - als ob er überhaupt nicht da wäre, schlüpfte sie aus ihrer Unterwäsche, begann sie sich abzutrocknen, das nasse Handtuch landete achtlos neben ihren Kleidern, ehe sie erneut in ihrem Koffer kramte.
Sie ist überhaupt kein Mensch - erinnerte Maron sich - nicht viel mehr als ein Tier, eine Abart der Natur. (Aber er konnte ganz ehrlich wenig abartiges an ihr entdecken.)
„Ich fürchte, meine Sachen werden Ihnen nicht passen“, entschuldigte sie sich, während sie sich ein graues Kleid überwarf. Ein einfaches Leinen-Ding, vollkommen nichtssagend und beliebig. Ganz anders als die bunten Muster, mit denen sie sich eben noch umgeben hatte.
„Aber Sie sollten aus den nassen Klamotten raus, wenn Sie sich nicht erkälten wollen.“
„Hm“, war die einzige Antwort die er zustande brachte. (Sie ist kein Mensch, sie ist nicht mehr als ein Tier, eine Abart der Natur.)
„Oder soll ich Ihnen helfen?“
Aber ehe er auch nur darüber nachdenken konnte, hatte sie sich schon umgedreht und verschwand in der Küche.

Sie blieb so lange fort, bis Maron, eingewickelt in eine Decke, auf ihrem Bett saß. Der Mondkind-Geruch war stärker, hier. Schwer und leicht zugleich, wie Orangenschalen und Muskat.
Als sie zurück kam brachte sie eine Kanne Tee und zwei Tassen dazu mit. Das Tablett stellte sie auf dem Fußboden ab, während sie selbst am Kopfende ihres Bettes Platz nahm.
„Und jetzt?“, ihre Augen, ihre Mondkind-Augen, ihre Nicht-Menschen-Augen, blitzten in seine Richtung. Wie Irrlichter. Jede Antwort die ihm einfiel, ging gegen alle Gesetze der Natur.
Das Mondkind lächelte.
„-der Autorität“, sagte sie und Maron verstand erst nicht was sie meinte. Vielleicht war es auch egal (wann war sie eigentlich so nah an ihn heran gekommen?).
„Die Natur“, flüsterte sie sein Ohr, „Kennt überhaupt keine Gesetze.“

leni, original: blauer salon, team: novalis, inspiration

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