achja, schönes Wetter heute, nech?

Jul 09, 2011 12:35

Titel: Das Tal der Trauer (4/7)
Team: Hendrix
Challenge: Karte 1, Challenge 'Gegensätze' (für mich)
Fandom: Original ( Part 1 | Part 2 | Part 3 | Part 4)
Pairing: Caleb/Dýlan
Rating: R
Warnings: angst, violence, yaoi, hurt/comfort
Note: Dýlan ist 16 und lebt allein mit seiner Mutter in einem kleinen Kaff in Island. Sein Alltag ist von Langeweile und einsamen Streifzügen durch die Gegend geprägt. Eines Tages jedoch, ändert sich schlagartig alles...
Wordcount: 1200~
Contact: batdriven[at]googlemail[dot]com



~*~*~

„Caleb, endlich“, begrüßte Mark Carter seinen Kollegen, als dieser sein Büro betrat. „Setz dich, ich wollte mir dir besprechen, wer die Coleman übernehmen soll, wenn du weggehst.“

Caleb nickte und ließ sich auf dem bequemen, nussbraunen Holzstuhl vor dem Schreibtisch nieder.

„Hier sind die Unterlagen“, meinte er und legte dem anderen die Zettel und Mappen, die er mitgebracht hatte, vor die Nase. „Ein interessanter Fall. Hat mir sehr bei meiner letzten Arbeit geholfen, aber ich denke sie wird auch nur mit Professor Reille klarkommen. Immerhin ist sie körperlich wieder soweit okay, dass sie im Grunde entlassen werden könnte. Ich würde allerdings empfehlen, dass du sie vorerst in die Psychiatrische Klinik einweist. Wenn sie an den Programmen teilnimmt und sich gut entwickelt, kann sie zu ihrer Familie zurück und wöchentliche Sitzungen bei Reille sollten ausreichen.“

Mark hatte mit halbem Ohr zugehört und währenddessen die dünne Mappe durchgeblättert.

„Klingt vernünftig“, sagte er langsam und sah dann auf. „Caleb? Warum Island?“

Die Frage kam plötzlich und der Jüngere zog überrascht die Augenbrauen hoch.

„Warum nicht?“, entgegnete er und lächelte. „Ich wollte die Ruhe und das kalte Klima. Die Abgeschiedenheit reizt mich. Dort werde ich alle Zeit der Welt haben, mich meinen Studien zu widmen…“

♠ ♠ ♠ ♠

Dýlan wusste nicht, wie lange er schon auf diesem Stuhl saß.
Doch er fragte sich, warum der Mann nicht müde wurde.
Er selbst war furchtbar müde. Hungrig und durstig, sein ganzer Körper tat weh, besonders das Gesicht.
Den Knebel hatte man ihm relativ früh abgenommen, doch er trug nach wie vor die Augenbinde.
Seine Hände waren immer noch auf dem Rücken gefesselt und diese waren wiederum hinten an einen unbequemen Stuhl ohne Armlehnen festgemacht. Die Unterschenkel waren an den Vorderbeinen des Stuhls festgebunden.
Dýlan’s Oberkörper war nach vorne gebeugt. Er hatte keine Kraft mehr sich aufrecht zu halten.
Blut und Speichel tropften aus seinem Mund, bildeten eine kleine Pfütze auf dem Boden.

Grob wurde er an den Haaren gepackt und nach hinten gezogen, bevor ein weiterer Schlag ihn im Gesicht traf und seine Nase zum Bluten brachte.
Dann noch einer. Und noch einer.
Die Schläge und sein Keuchen hallten von den Wänden wieder, genau wie das laute Atmen des Unbekannten.
Dýlan weinte nicht mehr. Er hatte bereits all seine Tränen verbraucht, so schien es ihm zumindest, denn seine Augen brannten unter dem dunklen Tuch.
Sein Magen fühlte sich flau an, ihm war schlecht. Dennoch hatte er beinahe das Gefühl zu schweben. Es tat weh, aber er fühlte sich seltsam leicht.

„Warum?“, stöhnte er schließlich zum zwölften Mal.

Er hatte mitgezählt. Seinen Stolz über Bord geworfen, wollte nur noch, dass es aufhörte.
Statt einer Antwort, kam ein leises Lachen und das typische Klicken eines Feuerzeugs. Kurz darauf hörte er, wie der andere lang ausatmete und Zigarettenqualm erfüllte seine Sinne.

„Du bist so hübsch“, kam es schließlich, „dass ich es gar nicht erwarten konnte zu sehen wie du entstellt aussiehst.“

Es klang ironisch und Dýlan, der eben noch den Kopf etwas angehoben hatte, ließ ihn wieder hängen. Mühsam atmete er durch den Mund. Die Nase war verstopft.

„Was“, krächzte er, „…was ist mit Sóley? Meiner Mutter? Was haben sie mit ihr gemacht?“

Ein tadelnder Laut erklang und Dýlan hörte wie der Mann umherging.

„Vielleicht werde ich es dir sagen. Vielleicht auch nicht. Sag, Dýlan, hast du Durst?“

Der Junge zögerte mit der Antwort. Natürlich hatte er Durst, aber warum sollte der Kerl auf einmal so nett danach fragen? War das ein Trick?
Dennoch hatte er kaum eine Wahl, denn seine Kehle war wie ausgetrocknet.

„Ja“, meinte er dann leise und erwartete schon die nächste Gemeinheit.
Doch nichts geschah.
Stattdessen hörte er den Mann schweigend rauchen und irgendwann fühlte er, wie die Augenbinde an seinem Hinterkopf gelöst wurde.
Das Tuch glitt zu Boden und Dýlan blinzelte, hatte Mühe sich an das Licht zu gewöhnen.
Doch besonders hell war es hier nicht.
Er sah sich um, so gut es ging.
Eine einzelne Glühbirne hing von einem Kabel an der Decke herab. Die Wände waren kahl und grau, genau wie der Fußboden. Eine alte Matratze lag unweit von seinem Stuhl und rechts hatte er die Tür, links das mit alten Zeitungen zugeklebte Fenster. Das musste bedeuten, dass das Regal hinter ihm war. Genau wie der Mann, denn er spürte dessen Gegenwart in seinem Nacken.
Dýlan’s Herz schlug schneller vor Aufregung, als er die Schritte hörte und aus den Augenwinkeln sah, wie der Unbekannte um ihn herum ging.
Als er schließlich vor ihm stand, hob er den Blick, um ihn ansehen zu können.

Ein paar lange Augenblicke war es still und sie starrten sich einfach nur an.
Er hatte das Gefühl den anderen schon einmal gesehen zu haben. Aber wo? Wer war das? Der Kerl schien nicht von hier zu sein. Er wirkte fremdländisch, elegant und ein bisschen versnobt.
Fast schwarze Haare, moderner Schnitt, hohe Wangenknochen und ein etwas kantiges Kinn. Zudem trug er eine teuer wirkende Brille. Das weiße Hemd wies ein paar dünne Blutspritzer auf, die wohl von ihm stammen mussten.
Der Mann strahlte Autorität und Strenge aus, dennoch waren seine Gesichtszüge nicht hart. Fast würde Dýlan ihn als gut aussehend beschreiben, wenn er nicht wusste, was dieser Mann ihm gerade angetan hatte.

„Ich hab dich schon mal gesehen“, krächzte er schließlich misstrauisch und wich etwas mit dem Oberkörper zurück, als der Fremde sich zu ihm runterbeugte.

„Hmm“, machte dieser und rückte seine Brille zurecht, bevor er sich die Fingerknöchel an einem Taschentuch abputzte. „Dann hat es wohl nicht richtig gewirkt.“

„Was hat nicht gewirkt?“

„Das Rohypnol. Ich habe es dir verabreicht, nachdem ich dich betäubt habe. Damit du unsere erste Begegnung vergisst. Aber das ist jetzt nicht mehr wichtig. Konzentrieren wir uns lieber auf die Dinge, die da noch kommen werden.“

Dýlan sagte nichts.
Doch er dachte sich seinen Teil.
Dieser Mann war vollkommen durchgedreht. Er wirkte nach außen hin normal, doch das war ein waschechter Psychopath. Ein Irrer, der ihn entführt hatte und zu seinem Vergnügen quälte.
Würde er das überleben? Würde dieser Typ ihn am Ende umbringen?
Soweit er sich erinnern konnte, endeten all diese Geschichten immer damit, dass das Opfer Wochen später in irgendeinem Waldstück von Spaziergängern gefunden wurde.
Doch er wollte nicht so enden!

„Warum ich? Was willst du von mir?“, fragte er erneut und drehte sich halb um, als der Mann an ihm vorbeiging und hinter ihm im Regal rumkramte.
Wortlos kam er wieder, öffnete eine Plastikflasche mit Wasser und hielt sie Dýlan vor die Nase.
Der öffnete zaghaft den Mund und legte den Kopf etwas zurück, damit der andere ihm das Wasser einflößen konnte.
Das meiste lief sein Kinn und den Hals hinab, tränkte das Shirt und die Jacke. Doch Dýlan war das egal. Er brauchte die Flüssigkeit und trank bis die halbe Flasche leer war.
Spöttisch zog der Mann die Hand anschließend zurück und schraubte den Deckel wieder auf die Flasche.
Vorsichtig leckte Dýlan sich über die aufgesprungenen Lippen.

„Warum?“, fragte er zum vierzehnten Mal und sah dem Fremden fest in die Augen.

„Du und ich“, antwortete der Mann schlussendlich, „wir haben nichts gemeinsam.“

Er beugte sich vor, stützte sich mit den Händen auf die Ecken der Rückenlehne und näherte sich Dýlan’s Gesicht, bis ihre Nasenspitzen sich fast berührten.

„Es gibt absolut nichts, was uns verbindet, außer, dass wir unterschiedlicher nicht sein könnten.“

~tbc~

Danke für's Lesen und schönes Wochenende :3
Lummy~

original, lumcheng, team: hendrix

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