Titel: Das Tal der Trauer (2/7)
Team: Hendrix
Challenge: Karte 1, Challenge 'Genie & Wahnsinn' (für mich)
Fandom: Original (
Part 1 | Part 2 |
Part 3 |
Part 4)
Charas: Dýlan, Caleb
Rating: PG-12
Warnings: etwas angst, aber sonst noch nichts (der harte Tobak kommt bald, lol)
Note: Dýlan ist 16 und lebt allein mit seiner Mutter in einem kleinen Kaff in Island. Sein Alltag ist von Langeweile und einsamen Streifzügen durch die Gegend geprägt. Eines Tages jedoch, ändert sich schlagartig alles...
Wordcount: 1100~
Contact: batdriven[at]googlemail[dot]com
~*~*~
Als Dýlan den Supermarkt betrat, nickte ihm Margjet, die an der Kasse stand, freundlich zu. Sie war gerade mal 21 und er beneidete sie gewiss nicht um ihren Job. Sie würde auch noch in 40 Jahren dort stehen und freundlich nicken. Ohne Aussicht auf Perspektive, ohne Aussicht auf Weiterbildung.
Schnell schritt Dýlan die Gänge ab, packte hier und da Kleinigkeiten in den blauen Einkaufskorb, den er sich am Eingang genommen hatte.
Der Laden war nicht besonders groß und er traf nur drei Leute aus dem Ort, denen er grüßend zunickte.
Am letzten Regal jedoch, wo Kekse und Schokolade lagen, stutzte er.
Ein hoch gewachsener, dunkelhaariger Mann stand dort und studierte das Kleingedruckte einer Packung Vollkornkekse. Glänzende Lederschuhe, teurer Mantel, Brille und ein glattes, ebenmäßiges Gesicht. (Die meisten Männer hier ließen ihren Bart und die Haare einfach wachsen.)
Dýlan hatte diesen Mann noch nie gesehen.
Fremde verirrten sich so gut wie nie hierher. So etwas wie Tourismus gab es in diesem Ort nicht.
Niemand wollte hier Urlaub machen, geschweige denn hierher ziehen.
Wer war das?
Der Unbekannte schien die Blicke bemerkt zu haben, denn er drehte den Kopf langsam zur Seite und sah Dýlan prüfend an. Der Hauch eines winzigen Lächelns erschien auf dem makellosen Gesicht.
Der Jüngere presste die Lippen zusammen und zog die Augenbrauen leicht zusammen.
Der stechende Blick hinter den ovalen Gläsern bereitete ihm Unbehagen.
„Hallo“, sagte der Mann. Seine Stimme war klar und deutlich, doch er hatte eindeutig einen Akzent.
„Hi“, erwiderte Dýlan gezwungen und nahm sich blindlings eine Tafel Schokolade ohne auf die Marke oder Sorte zu achten und schob sich schnell an dem Fremden vorbei, eilte dann zur Kasse ohne sich noch einmal umzudrehen.
Margjet ließ sich Zeit wie immer und tippte alles gemächlich ein, während Dýlan spürte wie die Nervosität von ihm Besitz ergriff, als er hörte wie sich hinter ihm feste Schritte näherten.
Noch immer drehte er sich nicht um, sah aber aus den Augenwinkeln wie eine Schachtel Vollkornkekse hinter seinen Sachen auf das kurze Band gelegt wurde.
Die Hand war groß und unter dem Ärmel des dunklen Mantels lugte der Ärmel eines weißen Hemdes hervor, zudem befand sich eine teuer aussehende, silberne Uhr am Handgelenk.
Hier legte niemand Wert auf Förmlichkeiten und elegantes Aussehen. Zumal nur die Wenigsten sich so einen Luxus überhaupt leisten konnten.
Dýlan schloss kurz die Augen und nahm den herben Duft des Rasierwassers wahr, welches der Fremde benutzt haben musste.
„Das wären dann 2.085,41 Kronen“, sagte Margjet und riss Dýlan damit aus seinen Gedanken.
Hastig kramte er nach seinem Portemonnaie und fischte ein paar Scheine heraus, bevor er sich eine Plastiktüte schnappte und seine Einkäufe darin verstaute.
Nebenbei warf er unauffällig einen Blick auf Margjet, die wiederum dem Fremden eindeutige Blicke zuwarf.
Dýlan wandte sich ab und hievte die Tüte vom Tresen.
Was sollte das denn bringen? Der Typ war doch viel zu alt für sie. Er schätzte ihn auf Anfang bis Mitte 30. Es war schwer zu sagen bei dem Gesicht, welches direkt aus einer Kosmetikwerbung entsprungen zu sein schien.
Mit einem knappen Gruß verließ er das Geschäft und atmete draußen erleichtert aus.
Seine Nase wieder an der frischen Luft zu haben und nicht mehr dieses Rasierwasser einatmen zu müssen, war irgendwie befreiend.
Er hatte sich gar seltsam in der Nähe dieses Fremden gefühlt.
Zügig machte Dýlan sich auf den Weg nach Hause.
♠ ♠ ♠ ♠
Er wusste nicht, wie lange er schon dort im Dunkeln gehockt und gewartet hatte, doch als der Regen allmählich nachließ und kurze Zeit später Geräusche von draußen zu hören waren, war Dýlan beinahe erleichtert.
Weder wusste er, warum er hier war, noch was ihn erwarten würde, doch es war eindeutig eine Autotür, die er zuklappen gehört hatte und kurz darauf Schritte, die über einen Kiesweg führten.
Er bezweifelte, dass das jemand war, der gekommen war, um ihn zu retten, doch egal, wer das sein mochte, seine Ungewissheit würde hoffentlich gleich ein Ende haben. Noch hatte Dýlan die leise Hoffnung, dass es sich um ein Missverständnis oder einen schlechten Scherz handelte. Auch wenn ihm niemand einfiel, den er vor den Kopf gestoßen haben könnte.
Er hatte nur wenige Freunde an der Schule, hing selten mit ihnen herum. Die meiste Zeit war er für sich und ging anderen aus dem Weg.
Vor seinem Zimmer näherten sich nun die Schritte und sein Herz klopfte schneller vor Anspannung, als er hörte wie ein Schlüssel herumgedreht und gleich danach die Tür aufgestoßen wurde.
Ein kühler Luftzug wehte hinein, ließ ihn frösteln, obwohl er seine nackten Füße kaum noch spüren konnte vor Kälte.
Dýlan saß mitten auf der Matratze, die Beine vor sich leicht angewinkelt und legte den Kopf leicht schräg, als er nichts weiter hören konnte.
Sollte er etwas machen? Aufstehen? Versuchen durch den Knebel zu sprechen, sich bemerkbar machen?
Lange Zeit geschah nichts, dann war ein leises Ausatmen zu hören und wieder Schritte. Die Tür wurde geschlossen.
Doch die Person war noch immer da, das konnte Dýlan deutlich spüren, auch wenn sie keinen Laut von sich gab.
Unwillig rutschte er auf der Matratze herum, versuchte sich in eine bequemere Pose zu bringen.
Warum sagte die Person nichts? Sicher war es ein Mann. Denn welche Frau würde so etwas machen?
Ein frustriertes Seufzen entrang sich seiner Kehle, woraufhin ein leises Lachen zu hören war.
„Du fragst dich sicher, warum du hier bist“, erklang plötzlich eine klare, autoritäre Stimme.
Dýlan erstarrte. Er kannte diese Stimme. Er hatte sie schon einmal gehört. Aber wo?
Das kalte Grausen packte ihn, bescherte ihm eine fröstelnde Gänsehaut auf dem gesamten Körper und sein Herzschlag beschleunigte sich erneut.
Wieder ein Lachen.
Unbehaglich rutschte der Junge nach hinten, als er hörte wie der Mann sich ihm näherte.
Doch er wurde grob an den Oberarmen gepackt, bevor warmer Atem erst seine Wange und dann sein linkes Ohr streifte.
„Du wirst tun was ich sage, andernfalls wird das hier sehr unangenehm für dich werden.“
♠ ♠ ♠ ♠
„Doktor Johnson?“
„Hm?“
Der Arzt sah von einem Patientenbericht hoch und sah der Schwester, die ihn angesprochen hatte, in das rundliche Gesicht.
„Doktor Carter möchte sie bezüglich Mrs. Coleman sprechen. Er wartet in seinem Büro auf sie.“
„Danke“, erwiderte er knapp und erhob sich von seinem schwarzen Drehstuhl, nahm dabei die Papiere vom Tisch auf.
„Doktor?“, die Stimme klang zaghaft.
Ein fragender Blick hinter den ovalen Gläsern einer teuren Designerbrille.
„Stimmt es, dass sie nach Island gehen?“
Lächelnd rollte Caleb Johnson den Stuhl an den Tisch heran und strich seinen weißen Kittel etwas glatt.
„Ich fliege kommenden Dienstag.“
„…wir werden sie hier vermissen… ihre letzte Arbeit, Psychodynamik der traumatischen Reaktion, das war brilliant.“
„Ich weiß.“
~tbc~
Wie immer danke für's Lesen :3
btw: 2000 ISK (Isländische Kronen) sind etwa 12 Euro, falls es wen interessiert, lol
Lumlum~