Titel: Dunkler Fleck
Team: Sonne
Challenge: Farben: BRAUN (Erde, Jacke, Fell) - Für mich
Fandom: Tatort Münster
Rating: P16
Genre: Angst
Warnungen: Maior Character Death! Blut
Zusammenfassung: Irgendwann hat Boerne das Braun einfach nicht mehr gesehen...
Wörter: ~450
Anmerkungen: Spontaner Schnellschuss irgendwo zwischen Delirium und Stream of Consciousness. Keine Ahnung ob man das versteht oder ob es funktioniert, aber es musste raus. Genau so...
Ganz vorsichtig, fast andächtig breitet Boerne die Jacke auf dem Tisch aus. Thiels Jacke. Er zieht und zupft daran herum, bis sie perfekt liegt, alle Knöpfe gerade, kein unnötiges Fältchen, das Revers genau richtig auseinander geschlagen. Sie sieht plötzlich fremd aus, irgendwie unecht, falsch. An Thiel ist sie nie so ordentlich gewesen, sondern immer schief und zerknittert, genau wie Thiel selbst. Und hässlich ist sie so oder so, ist sie immer schon gewesen. Das war sie schon damals, als er Thiel kennengelernt hat, als Thiel ihm einen Zahn ausgeschlagen hat - in genau dieser Jacke. Sie war tatsächlich das erste, was er von Thiel gesehen hat, damals, vor über fünfzehn Jahren. Seither hat sie ihn begleitet, genau wie ihr Träger und es gibt nichts was er so sehr mit Thiel verbindet, wie dieses hässliche, hellbraune Stück Stoff.
Der dunkle Fleck am Kragen macht die Jacke noch viel hässlicher. Groß ist er, vom Kragen bist fast hinunter zum Saum bedeckt er die ganze rechte Seite. Riesig und schmutzig braun. Boerne hat es schon oft gesehen, dieses Braun. Auf Jacken und Hosen, auf Kitteln, Tischdecken und Bettbezügen, auf Tischen und Stühlen, auf Wänden, Teppichen und Fußböden, auf Kanthölzern, Statuen und Messern. So oft, dass er es irgendwann kaum noch wahrgenommen hat, dieses Braun. Weil er sich dran gewöhnt hat, weil es zu seiner Arbeit gehört, zu seinem Leben, genauso wie Thiel dazu gehört hat. Und genauso hat er sich an Thiel gewöhnt, hat ihn manchmal schon gar nicht mehr so richtig gesehen. Weil er eben immer da war, genau wie dieses Braun. Aber jetzt ist Thiel weg und plötzlich sieht er das Braun wieder. Dieses schmutzige Braun von getrocknetem Blut.
Vorsichtig streicht Boerne mit den Fingerspitzen darüber. Der Fleck ist hart und hässlich. Er streicht weiter, vom Kragen hinab zum Saum und wieder zurück. Seine Finger werden feucht, er schließt die Augen und der Fleck ist nicht mehr braun und hart. Er ist weich und nass. Rot. Rubinrot wie frisches Blut. Er ist groß und er wird immer größer. Da liegt Thiel vor ihm, auf der harten, brauen Erde und um ihn herum ein See. Rot. Rubinrot wie frisches Blut. Da sind Thiels Augen, blau und riesengroß. Sie starren ihn an, panisch, voller Angst und Schmerz und er taucht seine Hände in den See, den rubinroten See aus frischem Blut. Er sucht die Quelle, versucht sie zu verschließen, bevor die roten Wogen ihn hinwegreißen. Er findet sie. Die Arteria carotis sprudelt unter seinen Fingern. Hinter ihm bellt der Hund, der hässliche, braune Hund und er weiß, dass er verloren hat. Der See wird immer größer, die blauen Augen brechen und Thiel ertrinkt. Ertrinkt in einem rubinroten See aus frischem Blut.
Boerne öffnet die Augen wieder. Er sieht den großen, hässlichen Fleck. Sieht wieder das Braun, dieses hässliche Braun von getrocknetem Blut. Er sieht es, aber Thiel sieht er nicht mehr. Nie mehr.