The 19th of December

Dec 23, 2017 12:09


Adventskalendertürchen: 19/24

Fandom: The Walking Dead

Characters: Ezekiel & Carol

Widmung: für Votani

Genre: hurt/comfort, fluff, angst, drama

Rating: P-12

Warning: contains spoilers from the 8th season

Er war … ein König.

Er wusste, dass das nur eine Rolle war, die er spielte, aber bis jetzt hatte es funktioniert. Für ihn. Für die Menschen unter seiner Obhut. Für sie.

Doch jetzt …

Mit brennenden Augen betrachtete er Shivas leeren Käfig.

Was blieb ihm noch?

Er hatte versagt und alles verloren. Damals - in so viel früheren Zeiten - wäre er dafür auch als König auf dem Schafott gelandet. Jetzt wünschte er sich, sein Volk würde mit ihm genauso verfahren, um ihn aus dem Elend zu erlösen, das der Verlust seiner vielen Kämpfer und Shiva mit sich gebracht hatte. Es umgab ihn, es wütete tief in ihm, dabei fühlte es sich an, als wäre dort nichts mehr. Nichts, das ihn noch am Leben hielt. Alle Tränen waren geweint. Also Gespräche mit den Hinterbliebenen seiner Kämpfer geführt. Nun wusste er nicht einmal mehr, woher er die Kraft zum Atmen nahm.

Er hörte leise Schritte draußen, denen er kaum Aufmerksamkeit schenkte. Sie würden vorbei gehen - wie so viele andere vorher. Doch er irrte sich. Die Tür wurde aufgezogen und rotes Licht flutete den vorher nahezu schwarzen Raum. Im Osten ging die Sonne auf und er blickte direkt ins Licht. Vielleicht hatte doch noch jemand Erbarmen mit ihm und jagte ihm eine Kugel in den Kopf beim letzten Anblick der Morgenröte.

Doch die Silhouette, die das warme Licht im Rücken spürte, dachte nicht daran, das zu tun. Sie kannte solche Momente. Augenblicke der Resignation. Augenblicke des stillen Wissens, das es nicht mehr weiterging. Das innere Sterben, das Fühlen von nichts. Man musste sie überwinden, auch wenn man es nicht wollte. Es gab Menschen, die einen brauchten. Auch Ezekiel hatte solche Menschen. Sie brauchten ihn mehr denn je. Carol wusste das, denn ihr ging es genauso. Er hatte ihr gesagt, dass ihr Leben noch einen Sinn hatte. Dass sie … nicht allein bleiben musste, auch wenn es ihr eine fürchterliche Angst machte, wieder etwas zu fühlen. Für jemanden.

»Wie lange willst du dich noch so gehen lassen?« Keine Begrüßung. Sie fiel direkt mit der Tür ins Haus. »Diese Menschen da draußen brauchen dich. Die Familien, die ihre Mütter, Väter und Kinder verloren haben, brauchen deinen Zuspruch. Ich schaffe das nicht allein. Meine Hoffnung … reicht nicht für so viele.«

Ezekiel ließ den Kopf wieder sinken. Er erkannte den Schatten nicht an seinem Äußeren, doch die Stimme würde er überall wiedererkennen. Sie war gekommen, um über ihn zu richten. So fühlte es sich an und er klammerte sich an dieses Gefühl, denn wenigstens war es da und füllte die Leere in ihm. Wenn auch auf seltsame Art und Weise. »Sagt mir, warum? Es gibt auf dieser Welt niemanden mehr, der meiner Hilfe bedarf. Führt ihr sie! Jemanden wie meinesgleichen brauchen sie nicht mehr. Ich bin ihrer nicht mehr würdig.«

Carol kannte Menschen wie ihn. Menschen, die glaubten, niemanden zu brauchen, weil sie glaubten, selbst nicht mehr gebraucht zu werden.

Daryl …

Morgan …

Und das waren nur ein paar Beispiele. Die Liste ließ sich endlos fortsetzen. Doch Ezekiel war anders.

»Hör auf mit diesem Blödsinn! Du kannst nicht behaupten, unwürdig zu sein und gleichzeitig weiter dieses königliche Gehabe durchziehen. Wem willst du etwas vormachen? Dir selbst? Dafür ist es ein wenig spät, findest du nicht?«

»Ihr habt recht …«

»Ezekiel …«

»Du … hast recht. Was willst du?«

Carol drehte sich zur Seite und deutete hinter sich - direkt ins Licht hinein. »Dass du dir mit mir den Sonnenaufgang ansiehst, tief durchatmest und weiter machst.«

Der niedergeschlagene Mann, der die ganze Zeit schon gedankenverloren mit Shivas Kette spielte, lachte freudlos auf. »Das ist ziemlich viel verlangt.«

»Das ist es immer und doch wären diese vielen Menschen dort draußen nicht mehr am Leben, wenn es damals zu viel von dir verlangt gewesen wäre, nicht wahr?«

Carol kam näher, hockte sich vor der erbärmlichen Gestalt hin und lächelte. Das hatte sie schon eine Weile nicht mehr getan. Es war kein Schatten ihres früheren, unbeschwerteren Ichs. Es war ein Zeichen ihrer Stärke, ihres Mutes und der Hoffnung, die sie zumindest für ihn und vielleicht auch für sich selbst in vollstem Umfang aufbringen konnte. Es kam von Herzen und seit sie hier war - in dieser Nähe dieses Mannes - stolperte es ab und zu oder schlug schneller als sonst. Sie wünschte sich, dass er diese Ehrlichkeit und Stärke spürte und ihr sagte, dass sie es gemeinsam schaffen konnten.

So wie vor dem Kampf, der alles verändert hatte.

Zärtlich nahm sie das bärtige Gesicht zwischen ihre Hände und setzte einen federleichten Kuss auf Ezekiels Stirn. »Ohne dich würde ich immer noch allein in dieser Hütte leben und mich um nichts scheren. Das haben Morgan und du mir kaputt gemacht, also reiß dich verdammt nochmal zusammen! Heute ist ein neuer Tag und wir haben viel zu tun. Jerry wartet bereits auf uns.«

Ezekiel spürte das Prickeln, das der Kuss hinterlassen hatte. Er spürte ihre Hoffnung, ihre Liebe und doch … fühlte sich sein Körper so schwer an, dass er sich nicht rühren konnte. »Aber …«

»Nein!«, unterbrach Carol ihn harsch. Sie stand auf und ihre Hände wanderten von seinem Gesicht zu seinen Armen hinunter. Ihre Finger umschlossen einander. »Steh auf, trete vor dein Volk und sei ihr König! Nichts hat daran etwas geändert!«

Mit Schwung zog sie den Anführer des Kingdoms auf die Füße zurück. Ihre Blicke trafen sich und ihr Lächeln war immer noch da. So zuversichtlich. Ezekiel sah es und tief in seinem Inneren bewunderte er diese Frau für ihre Stärke. Vielleicht kannte er sie doch nicht so gut, wie er immer geglaubt hatte. Und vielleicht … hatte er doch nicht alles verloren. Carol - sie war ihm geblieben. Es war dieser sanfte Blick, dieses wunderschöne Lächeln, die ihn an ihre Worte glauben ließen.

»Danke, Carol …«

Sein Mundwinkel zuckte erst nur, dann … hob er sich langsam. Er ließ ihre Hand nicht los, als sie gemeinsam ins rote Licht traten, das immer heller wurde. Er würde sie nie wieder loslassen.

genre: drama, warning: angst, genre: romance, pairing: carol/ezekiel, fandom: the walking dead, adventskalender 2017, character: carol, format: fanfiction, genre: hurt/comfort, format: oneshot, genre: angst, genre: fluff, warning: spoilers, character: ezekiel

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