The 6th of December

Dec 06, 2017 16:07


Adventskalendertürchen: 6/24

Fandom: original, among heavy skies

Characters: Miraj & 7-2k

Widmung: für Kate

Genre: angst

Rating: P-12

Wenn man in einer Stadt lebt, deren Gebäude vor lauter Trockenheit in sich zusammenzustürzen drohen, dann kommt ein sintflutartiger Regen einer Naturkatastrophe gleich und doch wird sie nicht als solche gesehen. 7-2k weiß nicht, wann es das letzte Mal geregnet hat. Er weiß nur, dass ihn nichts in seiner Wohnung hält, auch wenn er sich noch immer bedeckt halten muss. Aber wer kann das schon, wenn es tagsüber mal nicht annähernd 50°C heiß ist und die trockene Luft in den Lungen brennt?

Niemand.

Er ist bei weitem auch nicht der Einzige, der sich draußen aufhält. Einige Banditen hat er schon entdeckt, doch der Dampf, der von den erhitzten Straßen aufsteigt, schützte ihn. Noch zumindest. Bald würde der Asphalt und die Gebäude abgekühlt sein und spätestens dann sollte er wieder in seiner Wohnung sein.

Doch er konnte nicht anders. Nur eine Hose trägt er und spürt deshalb das kühle Nass auf seiner Haut - da, wo er noch etwas spüren kann. Schultern, Brust, auf seinem rechten Arm und dem Gesicht, das er immer wieder gegen den Wind hält - mit geschlossenen Augen und geöffnetem Mund. Er sollte sich darüber Gedanken machen, das herunterkommende Wasser aufzufangen, aber so weit ist sein Verstand noch nicht. Noch muss er genießen.

Und verdrängen, dass er längst verfolgt wird. Irgendwann hat er das am Rande bemerkt und bleibt seitdem in Bewegung. Er ist sich nicht ganz sicher, glaubt aber zu wissen, wer da hinter ihm her ist und dieser Gedanke lässt ihn dumm vor sich hin grinsen.

Miraj.

Er kann ihm noch so oft sagen, dass er ihn machen lässt, was er will und sich nicht weiter darum kümmern wird. 7-2k weiß es besser. Das wusste er immer. Er wartet nur geduldig auf den Tag, an dem es auch Miraj bewusst wird. Dass sie einander brauchen … vielleicht nicht einmal nur auf der Ebene, wie sie der Blonde gerne hätte. Nun … er ist geduldig. Früher war das nicht so. Jetzt bleibt ihm gar nichts anderes übrig. Aber nicht alle sind okay mit dem Warten. Doch im Moment ist er klar bei Verstand. Die Stimmen sind leise im Hintergrund, doch sie alle reden über das gleiche Thema - den langersehnten Regen. Das hilft ihm dabei, sich zu konzentrieren.

Und so läuft er irgendwann bewusst in eine Sackgasse - durchnässt von oben bis unten. Seine sanften Locken kleben nun in seiner Stirn und kitzeln seine Ohren, auch wenn er sie eigentlich frei trägt. Sein linker Arm surrt leise. Er weiß nicht einmal, ob das Metall wasserabweisend ist. Er hofft es einfach, sonst hat er spätestens morgen ein Problem. Doch Platin rostet seines Wissens nach nicht. Oder doch? Nun … es ist ihm egal. Vor der Mauer am Ende der Gasse bleibt er stehen. Oben patrouillieren Wachen. Sie schauen zu ihm hinunter, entsichern ihre Gewehre und er hebt nur die Hand, zeigt ihnen den Mittelfinger und dreht sich dann um. Es dauert nur ein paar Minuten, bis ein weiterer Mann in der Gasse auftaucht.

»Verflucht, 2k! Siehst du die Typen da oben, ja? Da oben auf der Mauer?!«

7-2k schmunzelt leise, hebt die Arme und streckt sie zu seinen Seiten aus. »Mach dich locker, Miraj. Es regnet, verdammt! Und du hast viel zu viel an. So kannst du es doch gar nicht genießen!«

Miraj glaubt nicht, was er da sieht und was er da hört. Völlig überfordert schüttelt er den Kopf, geht auf seinen Ex-Freund zu und greift nach seinem Arm, um ihn direkt in das Gebäude neben ihnen zu schleifen. Die meisten Türen kann man mühelos eintreten. Andere sind gar nicht erst abgeschlossen. Bei dieser kommen sie ohne Umschweife ins trockene Innere und Miraj verspürt direkt den Drang, seinem Gegenüber eine runterzuhauen. Stattdessen schließt er die Tür und zerrt 7-2k tiefer ins Innere des Gebäudes. Er braucht nicht lange, um sich zu orientieren. Die meisten Gebäude haben den gleichen Schnitt und nicht wenige von ihnen sind durch Kellergeschosse miteinander verbunden. Das hier scheint nicht zu diesen zu gehören, also müssen sie irgendwo anders wieder raus und dabei hoffen, dass die beiden Wachen sie nicht erkannt hatten. Gott … er schäumt über vor Wut. 7-2k ist doch sonst nicht so unvorsichtig.

»Was hast du dir dabei gedacht, verdammt?! Sei froh, dass sie dich nicht gleich erkannt haben, sonst wärst du jetzt tot.«

»Wen kümmert es?«

»Mich kümmert es!«

Das lässt 7-2k etwas von seinem hohen Ross hinunterfallen. Nun … fallen ist vielleicht eine Untertreibung. Er stürzt ins Bodenlose. Aber er hält sich irgendwo in letzter Sekunde fest. »Ich wollte nur ein bisschen den Regen genießen. Vielleicht habe ich mich etwas hinreißen lassen, aber du musst doch zugeben, dass das ne tolle Sache ist! Und wie es sich anfühlt!«

Er streicht über seine Haut und durch seine nassen Haare. Miraj will nicht hinsehen und doch … tut er es. Ihm tropft selbst das Wasser von den Haaren und sein Oberteil ist genauso nass wie 7-2ks Hose. Ein Anblick, den er noch nie gesehen hat und er bringt ihn … durcheinander. Der Andere bringt ihn immer durcheinander und Miraj weiß nicht recht, wie lange er noch darauf hoffen soll, dass das irgendwann nachlässt.

»Ich weiß, dass es sich toll anfühlt, aber das eben … das kannst du einfach nicht bringen. Du bist begehrter als ein Fass frisches Wasser oder ein gut durchgebratenes Steak.«

»Danke … jetzt bekomme ich Hunger.« 7-2k verdreht die Augen und sieht sich um. »Ich geh mal schauen, ob ich hier irgendetwas finde. Mach, was du willst. Ich bin dir nichts schuldig. Ich hatte meinen Spaß.«

»Ich hasse diese Seite an dir.«

»Schön. Ist ja nicht das Einzige, was du an mir hasst!«

Sie starren einander an, die Fäuste geballt und angespannt. Miraj ist der Erste, bei dem sich die Verkrampfungen wieder lösen. »Jetzt wirst du unfair.«

»Tja nun … es ist eben nichts fair in dieser Welt oder zwischen uns. Finde dich damit ab.«

7-2k schüttelt sich das Wasser aus den Haaren und trabt los. Ihm egal, ob Miraj ihm folgt oder nicht. Das Gebäude kennt er noch nicht. Er ist ungeplant durch die Stadt gelaufen und offenbar in einem Bezirk gelandet, dem er noch nicht so viele Besuche abgestattet hat. Hier muss es einfach nützliche Dinge geben. Dass er hinter sich die schweren Stiefel des Anderen hört, beruhigt ihn.

»Warum bist du überhaupt draußen? Ihr verrammelt doch immer alles, wenn die Sonne aufgeht.«

Der Ältere antwortet ihm darauf nicht sofort. Deswegen vergisst 7-2k wieder, dass er das gefragt hat und tritt eine der Türen zu einer Wohnung ein, nachdem er mehrmals geklopft und gelauscht hat. Niemand ist zu Hause. Dafür stehen verstaubte Möbel herum und er verirrt sich sofort in die Küche, reißt Schränke und Schubladen auf, nur um nicht fündig zu werden.

»Dreck …«

»Warum machst du das? Hast du zu Hause nichts mehr?«

»Ich suche nach etwas für ein romantisches Candlelight-Dinner, wenn du schon einmal hier bist, was glaubst du denn?«

»Im Ernst?«

»Gott, Miraj! Was ist los mit dir?«

Erst folgt der Andere ihm, zerrt ihn dann in dieses Gebäude und regt sich dann darüber auf, dass er sich hier umsieht, um etwas Sinnvolles aus seinem nunmehr versauten Morgen zu machen. Er wäre gern draußen im Regen geblieben, aber nein …

Er sieht zu dem Anderen, der etwas verloren wirkt, weil er nach Worten sucht, um sich zu rechtfertigen. Das tut Miraj immer, wenn sie sich sehen und miteinander interagieren. Das macht ihn so müde. Er seufzt und verschränkt die Arme vor der Brust. »Würdest du dich besser fühlen, wenn ich mich entschuldige und mich wieder verziehe - in mein trostloses, einsames Zuhause, in welchem du mich nur kontaktierst, wenn du irgendetwas willst?«

»Du tust es schon wieder«, brummt Miraj und hebt hilflos die Hände.

»Ja, weil es verdammt noch einmal so ist. Was … wolltest … du … hier draußen?« Vielleicht muss er die Frage ganz langsam und deutlich formulieren, damit Miraj sie endlich beantwortet. »Du hast keinen Grund hier zu sein, also mache mir keine Vorwürfe, weil ich draußen gewesen bin. Ich bin jeden verdammten Tag unterwegs und jede verdammte Nacht. Da interessiert es dich doch auch nicht!«

»Ich … wir … haben mittlerweile öfter Kontakt und seit dem … letzten Mal … ich wollte zu dir, glaube ich. Also nicht sofort. Ich habe Wannen und Eimer aufs Dach gestellt und habe dich in der Ferne gesehen und bin dir gefolgt. Aber … naja …«

»Nette Ausreden. Wer soll dir das glauben? Ich jedenfalls nicht.«

Auch wenn 7-2k sich ebenfalls an ihren letzten Kontakt erinnert und was er Miraj alles geschrieben hat. Seine Hand kribbelt, weil die Schnitte noch nicht sonderlich alt sind. Sein ganzer Körper beginnt zu zittern, aber es ist immer schlimmer, wenn sie sich tatsächlich gegenüber stehen. Schreiben … ist die eine Sache. Miteinander reden eine ganz andere.

»Warum streiten wir uns immer, wenn wir uns sehen?« Miraj hebt den Blick und sieht den Anderen nachdenklich an. »Wir sehen uns so selten und trotzdem endet es immer so.«

»Nun … einer der Gründe, warum wir nicht mehr zusammen sind. Neben den hundert anderen. Und du bist die Ursache für die meisten. Ich komme gut allein klar und wenn du mich vermisst, dann ist das dein Problem. Ich … kann nicht mehr tun als zu existieren und zu warten. Ich … laufe dir nicht mehr hinterher. Das hat keinen Sinn, aber das weißt du ja am besten.«

»Du weißt gar nichts.«

»Ach, dann klär mich doch auf!«

Es ist ein Zischen und ein Knurren folgt. Miraj ist kein bisschen so geduldig wie 7-2k. Er greift abermals nach dem Anderen, drückt ihn gegen die nächste Wand und schaut in die sturmgrauen Augen. Dann schließt er seine, drängt seine Lippen gegen die des Blonden und lässt seinen ganzen Körper folgen. Der Widerstand kommt, aber er hält nicht lange es.

Irgendwann … lehnen sie ihre Stirnen atemlos aneinander. Der Regen ist vergessen. Die drohende Gefahr auch.

»Warum tut es nur so weh, dich zu lieben?«

»Ich … habe aufgehört, mir diese Frage zu stellen. Und jetzt mach weiter, sonst schlage ich dich.«

Und nicht einmal das würde so weh tun wie diese Sache, die sich Liebe nennt.

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