The 4th of December

Dec 04, 2017 17:49


Adventskalendertürchen: 4/24

Fandom: From Dusk Till Dawn

Characters: Carlos & Seth

Widmung: für Liz

Genre: hurt/comfort

Rating: P-16 Slash

Warning: violence, blood, not christmas-ish

»Weißt du … du siehst echt heiß aus mit dem zugeschwollenen Auge und der aufgeplatzten Augenbraue - das muss ich neidlos zugeben.«

Die Worte mischen sich mit einer Prise zu viel Belustigung und Bosheit. Wenn Seth könnte - und verdammt, er kann es nicht, weil es höllisch weh tut - würde er die Augen verdrehen, den Kopf in den Nacken legen und Carlitos Namen stöhnen, aber nicht so, wie es sein Gegenüber gern hört, sondern vollgestopft mit Langeweile und genervtem Unterton. Nur leider kann er das auch nicht. Die Sache mit dem Nacken, versteht sich. Nicht das andere. Nie das andere. Das würde ja bedeuten, er könne sich nicht über Carlos amüsieren und ihn nerven. Das wäre der worst case.

»Komm zur Sache. Wir haben nur ein paar Minuten.«

»Länger brauchst du ja auch nie.«

Auch dem Impuls, die Stirn auf den Tisch krachen zu lassen, um zu verdeutlichen, wie nervig er diese Situation gerade findet, gibt Seth nicht nach. Ihm dröhnt der Schädel auch ohne zusätzlich zugefügte Schmerzen. »Carlito …«

»Schon gut. Entspann dich, Gringo. Man sollte meinen, Menschen im Knast haben alle Zeit der Welt. Das ist wohl ein weit verbreiteter Irrglaube.« Carlos hebt beschwichtigend die Hände, als Seth für einen Moment lang tatsächlich aussieht, als würde er ihn gleich über den Tisch hinweg anspringen. Das würde dem Gecko nicht viel bringen, sehe aber vermutlich sehr witzig aus, aber Carlos muss zugeben, dass er nicht deswegen hier ist. Es gibt tatsächlich einmal wichtigere Dinge, als Seth auf die Palme zu bringen, damit sie dann hemmungslos und verhasst miteinander vögeln können. Oh, diese eine Nacht hier im Knast - die vergisst er nicht so schnell. So ausgehungert war noch niemand seiner Partner gewesen. Die Erinnerung verschiebt er auf einen späteren Zeitpunkt, um sich ihr dann besser widmen zu können. »Ich habe etwas mit den Wärtern ausgemacht. Das wird dir gefallen, denke ich.«

»Du hörst dich wirklich sehr gern reden, nicht wahr, Carlito?«

Das Zucken bemerkt Seth und der kurze Triumph fühlt sich so gut an, dass er ihn gern noch länger genießen will, aber Carlos ist schneller. »Ja, das ist nichts Neues. Ich hätte dich ja auch anrufen können, aber nun … das spielt keine Rolle. Ich habe einen Kampf organisiert. Ein paar der Insassen werden gegeneinander antreten und wer die Sache gewinnt, bekommt ein paar Jahre geschenkt. In deinem Fall wäre das doch ganz nett, nicht wahr?«

Vielleicht ist das ein schlechter Scherz.

Vielleicht meint Carlos das aber auch wirklich ernst.

Beides ist nicht seine Art Humor, deswegen hebt Seth unwillkürlich eine Augenbraue und bereut es sofort, als ein scharfer Schmerz über sein Gesicht wandert. »Du sitzt seit einigen Minuten vor mir und dir ist tatsächlich entgangen, wie ich aussehe? Ich meine … sehe ich aus, als wäre ich gerade in Höchstform? Du hattest so viele Gelegenheiten, um mich umzubringen und suchst dir nun diese aus? Das ist fast schon zu erbärmlich für deine Verhältnisse.«

Carlos lässt sich nicht anmerken, ob ihn die Worte interessieren oder nicht. Seth macht das so unglaublich aggressiv, aber immerhin ist der Kerl der Einzige, der ihn besucht hat, seit er hier drin sitzt, also ist das alles schon wieder viel komplizierter als es sein müsste und er mag keine komplizierten Dinge. Und er hasst diese Sache zwischen Carlos und ihm, was auch immer man ihr für einen Namen geben soll. Es ist frustrierend.

Der Latino sieht das alles weniger verbissen. Er fährt sich mit dem Daumen über die Unterlippe und hebt dann die Schultern. »Weißt du, Seth … vielleicht traue ich dir diese Sache ja zu, weil ich weiß, was du drauf hast. Es verletzt mich fast schon, dass du denkst, ich wolle dich umlegen. Glaub mir - ich kenne ästhetischere Wege, um das zu tun und sie würden mir mehr bringen als das hier. Aber gut … wie du willst. Der Erlass beläuft sich auf vier Jahre. Theoretisch wärst du, solltest du gewinnen, also ein freier Mann. Und deine anderen Gegner haben alle lebenslänglich. Ihnen bringt es also nichts. Sie kommen nur, weil sie es wollen und brauchen.«

»Soll mich das irgendwie beruhigen?«

Denn das tut es nicht. Kein bisschen. Hier sind sie allein, aber wären sie im Speisesaal oder draußen auf dem Gelände, dann würden die anderen Häftlinge ihn umkreisen wie Hyänen. Er war hier … sehr begehrt. Und das nicht auf positive Art und Weise.

»Hm … ich denke, du bekommst das hin. Tu mir nur einen Gefallen …«

Seths Augenbraue hebt sich ganz von allein. »Auf keinen Fall!«

» … wasch dir danach nicht das Blut von der Haut …«

Carlos grinst breit, legt beide Hände auf den Tisch und erhebt sich dann elegant. Seth folgt der Bewegung, sieht das Nicken, das den Wärtern gilt und hinter ihm öffnet sich die Tür wieder. »Das wars, Gecko - Besuchszeit zu Ende. Komm zurück ins Körbchen!«

»Wir sehen uns heute Nacht«, murmelt Carlos noch, ehe Seth sich umdreht und zurück zu seiner Zelle geführt wird. Verflucht … er hat keine Lust auf das Kommende. Carlos hat es sich ausgedacht. Es kann also nur schief gehen.

-

Irgendwann während er darauf wartet, zum Schafott geführt zu werden, hat er sich die schlimmsten Dinge ausgemalt, um sich schon einmal mit ihnen abzufinden. Das Problem ist nur, dass ihn keiner auf das hätte vorbereiten können, was ihn letztlich erwartet, als er mitten in der Nacht von einem einzelnen Wärter aus seiner Zelle geholt wird.

Erst hat er die zahlreichen Schränke für eifrige Zuschauer gehalten, doch auf den zweiten Blick bewegen sich zwischen ihnen zwei Körper, die aufeinander einprügeln. Das Event scheint schon im Gange zu sein und vermutlich ist er der Nächste, der dran ist, sonst hätte man ihn wohl noch etwas hingehalten. Seth schluckt, aber es bringt ihm nicht viel. Seine Kehle ist so trocken wie das Death Valley und er hat dezent weiche Knie. Jedoch nur so lange, bis er Carlos entdeckt, der an einem der Geländer lehnt. Eine gute Position. So kann er auf die Kämpfenden hinunterblicken, ohne Blutspritzer auf seinem Nadelstreifensakko zu riskieren. Das regt Seth schon wieder so sehr auf, dass er seine Nervosität verdrängt. Er hebt das Kinn, als sich ihre Blicke begegnen, dann lässt er sich die Treppe runter auf den großen Hauptgang führen. Ihm fliegt einer der Kerle, die in der derzeitigen Schlägerei verwickelt sind, entgegen. Er blutet stark und steht auch nicht wieder auf, jetzt da er auf dem Boden liegt. Seth sieht auf ihn hinunter und will ihn eigentlich auslachen, wäre da nicht dessen Gegner, der die Finger knacken lässt und ihn näher winkt. Der Kerl ist einen Kopf größer als er und doppelt so breit.

»Na, vielen Dank auch«, brummt er und wird direkt von dem Wärter in den Ring der Umstehenden geschoben - direkt vor die Nase des Riesen. Schön. Alle pissen sie ihm ständig ans Bein und jetzt lecken sie sich die Finger nach seinen Innereien. So wirkt es auf ihn. Carlos, der weiter in seinem Hinterkopf hockt und sich hämisch die Hände reibt, ist der einzige Grund, warum er nicht sofort zurückweicht. Vor dem Möchtegern-Mafiosi oder wie auch immer die Mexikaner dieses Business nennen, will er nicht wie ein Weichei dastehen.

Seth legt den Kopf zur Seite, lässt es in seinem Nacken knacken und starrt dabei seinen Gegner an. »Na, Riesenbaby? Startklar?«

Der Typ knurrt nur und kommt einer Dampfwalze gleich auf ihn zu. Dem ersten Schlag kann Seth ausweichen. Auch der zweite Hieb ist nicht wirklich gefährlich. Aber wie konnte er auch davon ausgehen, dass die Umstehenden einfach nur zuschauen würden? Irgendjemand zimmerte ihm irgendetwas gegen den Rücken. Er strauchelte, wollte herumfahren und bekam noch im selben Augenblick einen Tritt in die Kniekehle. Sein Bein sackte ein, der Hüne war über ihm und dem nächsten Schlag … nun … ausweichen war nicht mehr drin, also wollte er ihn nehmen wie ein Mann. Es war, als würde eine Bombe ihn treffen. Ein schöner Sternenhimmel da über ihm. Seth verdrehte die Augen, wälzte sich auf den Bauch und bemerkte erst da, dass er tatsächlich auf dem kalten Steinboden lag. Nackte, hässliche Füße kamen näher, holten aus und er mobilisierte alles, was er hatte, um sich wegzurollen - direkt ins Gemenge hinein.

Ein Haufen aus Fäusten und Füßen.

Und er mitten drin.

-

Wie ist er in seine Zelle zurückgekommen?

Die Frage stellt sich Seth, als er mit taubem Gesicht vor dem Spiegel seiner Zelle steht und versucht, irgendetwas zu erkennen. Nunmehr sind beide seiner Augen zugeschwollen. Wieder ist da viel zu viel Blut und ihm ist so unglaublich schlecht. Er war vorgeführt worden und Carlos hatte auch noch alles mitbekommen. Das war beschissen. So richtig … richtig …

»Hey, Seth …«

»Wenn man an die Schlange denkt, kommt sie angekrochen, hm?«, zischt Seth nur und tastet mit der Zunge an seinen Zähnen entlang. Na wenigstens hat er die noch alle. »Verzieh dich, sonst vergesse ich mich!«

»Ja … das habe ich gesehen. Hat ja hervorragend funktioniert.«

Seth knirscht mit den Zähnen, fährt herum und hat vor, sich mit großen Schritten dem vorlauten Mexikaner zu näheren. Der steht jedoch schon direkt vor ihm. Wie ist er überhaupt hier reingekommen und warum hat er das nicht gehört? Die Türen quietschen sonst ganz jämmerlich. Seth öffnet den Mund. Ihm liegen die hasserfüllten Flüche schon auf der Zunge, aber Carlos' Blick …

»Hatte ich dir nicht gesagt, dass du dir nicht das Blut abwaschen sollst?«

»Interessiert mich einen Scheiß, was du willst …«

»Ach, tatsächlich?«

Der Rand des Waschbeckens drückt sich an seinen Po. Seth fällt es schwer, sich zusammenzureißen. Sein ganzer Körper ist ein einziger Schmerz und dann kommt dieser Bastard, der Schuld an allem ist, auch noch in seine Zelle. Das war so nicht geplant. Gott, wie er diesen Mistkerl hasst.

Wie in Zeitlupe hebt sich Carlos' Hand. Der Daumen wischt ihm das frische Blut von der Wange, wandert zurück zu den vollen Lippen und wird von der dunklen Zunge abgeleckt. Seths Kehle trocknet schon wieder aus. Er will seinen verquollenen Blick abwenden, aber es geht einfach nicht. So versucht er, aus all dem Hass und all den Flüchen die nötige Energie zu ziehen, um sich dieser Sache, die sich da anbahnt, zu entziehen. Aber auch da scheitert er ganz großartig. Was kann er überhaupt?

Dumm herumstehen und sich verführen lassen …

»Ich hasse dich …«, zischt er, als Carlos' Gesicht näher kommt.

»Mach dich nicht lächerlich. Du stehst doch drauf … das kann ich spüren.«

Ihre Lippen finden sich, als sich weiter unten eifrige Finger in seine Hose schieben. Seth hat einfach keine Energie mehr, um sich zu wehren und im Gegensatz zu der Prügel, die er eben bezogen hat, fühlt sich das hier an wie ein warmes Bad.

Und trotzdem ist er genauso verloren.

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