If you look into a mirror, what do you see then?

Mar 12, 2017 23:39

Ficathon: write your darlings
Fandom: Original
Character: Mischa
Genre: angst, drama
Rating: P-16
Warning: mirrors, lighty disturbing, murder
Prompt: got a feeling in my stomach that just won't quit von nameonehero

Es ist keine Farbe.
Farbe riecht nicht nach Metall. Und sie riecht nicht nach Tod. Sie riecht nicht nach Wahnsinn, der bittersüß auf der Zunge schmeckt, während sich jede Vernunft, jeder Verstand, jedes Herzgefühl von ihm auslöschen lässt, so dass man daran zweifelt, dass sie je existiert hat.
Es ist keine Farbe.
Er hebt die Finger und wischt sich über die Wange, während er in grün-graue Augen starrt. Er kennt dieses Gesicht. Und kennt es doch nicht. Es wirkt so vertraut und ist doch so fremd.
Als er die Augen schließt, spürt er, wie sich die schon leicht verkrustete Flüssigkeit auf seinem ganzen Gesicht verteilt. Es ist Kunst, weil sie die Blässe überdeckt, die seine Haut so weiß erscheinen lässt, wie die sterilen Raufaserwände in jeder x-beliebigen Wohnung, die er so sehr hasst. Weil sie genauso weiß sind. So rein, dass er es zerstören will, zerstören muss.
Der Körper, dessen Blut es ist, das er in seinem Gesicht verteilt, ist auch so farblos gewesen.
Er öffnet die Augen wieder.
Es ist keine Farbe.
Doch Blut lässt sich so gut als solche missbrauchen. Wenn nicht sein Eigenes, dann das eines anderen. Dieses Mal war es eine Mischung davon. Flüchtig blickt er auf seine Hand hinunter. Die Wunde blutet nicht mehr, doch sie zieht sich über seine ganze Handinnenfläche. Es brennt leicht. Doch diesen Schmerz kennt er. Und er kennt auch die Erinnerungslücke, die mit seiner Entstehung einhergeht. Weil er nie darüber nachdenkt, wenn er tut, was er selten, aber doch ab und an tut.
Es wird nie aufhören.
Vielleicht wird es irgendwann einfach nur öfter passieren.
Und diese Gewissheit erschreckt ihn nicht einmal.
Es ist ein dumpfes, tiefinnerliches Gefühl. Wie aus der Dunkelheit heraus beobachtet zu werden, umgeben von einer unsichtbaren Mauer, die niemand überwinden kann. Man ist sicher, auch wenn es die unentdeckten, starrenden Augen nicht verschwinden lässt.
Manchmal ist es auch, als würde er sich eine geladene Schrotflinte unter das Kinn halten und nur ein Zucken seines Fingers am Abzug würde reichen, um sich den kompletten Schädel wegzublasen. Aber weil er die Ruhe selbst ist, wird es nicht passieren.
Vielleicht findet er irgendwann Worte dafür.
Oder Wege, um es nicht zu tun.
Sein Spiegelbild lacht herablassend. Es stimmt. Es soll nicht aufhören. Aber das gibt er nicht zu. Das kann er nicht gegenüber diesem Dämon dort im Spiegel, der sich seiner Sache so sicher ist.
Irgendwann kriegen sie dich. Und du wirst deinen Kopf nicht aus der Schlinge ziehen können, weil nichts das rechtfertigt, was du tust, wenn du kurz vergisst, wer du bist und was dir dein Leben bedeutet.
Er tritt einen Schritt näher, lehnt seine Stirn an das kühle Glas und beobachtet seinen Atem dabei, wie er weiße Schatten um seine Lippen zaubert.
Nicht rot.
Weiß.
In seinem Inneren sieht es genau so aus, wie er es am meisten hasst.
Weiß.
Es bettet seinen Körper auf den unnachgiebigen Grund, als würde er die Last der Welt auf seinen Schultern tragen. Nur kommt es aus seinem eigenen Inneren.
Den Ruinen des Jungen, der er vor so vielen Jahren einmal gewesen ist. So weit in der Vergangenheit, dass er sich nicht mehr daran erinnern kann.
Nein - das ist eine Lüge.
Er erinnert sich an alles.
Gerade in solchen Momenten fällt alles auf ihn zurück. Das Realisieren der Tat, das analytische Auseinandersetzen mit ihr, das kurze Einknicken, weil er wieder seinem viel zu dünn gestricktem Nervenkostüm nachgegeben hat. Aber nie Reue.
Keine Reue.
Der Spiegel splittert, als seine Faust frontal in die Scheibe kracht.
Kein weißer Rauch mehr auf ihr.
Nur schwarze Splitter, besprenkelt mit roten Spritzern und der ziehende Schmerz, der von den Fingerknöcheln den Arm hinauf wandert und in der Brust explodiert.
Einatmen.
Ausatmen.
Es ist ihm egal.
Er ist seinem eigenen Dämon schon zu oft begegnet, um ihn noch ernst nehmen zu können. Er ist nicht mehr als ein permanentes, unangenehmes Ziehen im Brustkorb - mal stärker, mal schwächer. Solange er nicht in einen Spiegel schaut, sieht er ihn nicht einmal.
Und was er fühlt, ist ihm genauso egal, wie die weitere Verletzung, die ihn in nächster Zeit am Malen hindern wird. Er blickt auf die zuckende Hand hinunter, folgt den Blutstropfen, die auf den blanken Boden fallen und eine kleine Pfütze bilden. Mit den nackten Zehen wischt er hindurch. Dann weg vom Spiegel. Durch den Korridor, das mit einem beigen Teppich ausgelegte Schlafzimmer, hin zur dunklen Küche.
Die Wohnung ist ihm zu hässlich, um zu bleiben.
Wie lange wird es dauern, bis sie die Leiche finden?
Der Teufel in seinem Inneren lacht, haucht etwas von Schon sehr bald, Mischa und lacht noch lauter.
Wenn er ihn nicht so gut kennen würde, wäre das ein guter Zeitpunkt, um die Nerven zu verlieren. Aber das Reißen hat sie wieder stärker gemacht.
Er tapst ins Wohnzimmer zurück, greift nach dem Seesack und sieht sich ein letztes Mal nach Dingen um, die er vielleicht hat liegenlassen, ehe er die Wohnungstür ansteuert, die blutigen Füße in dreckige Chucks schiebt und geht.
Mit dem Blut im Gesicht.
Dem Blut auf den Händen.
Und dem Teufel im Nacken.

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