Nachdem ich es schon nicht geschafft habe, 12 Museen in einem Jahr zu besuchen, habe ich das Projekt nun mit einem speziellen Anlass beendet. Gestern Nacht war die
Museumsnacht Bern 2010. Ich habe sie zusammen mit einer meiner Schwestern und meinem Bruder besucht.
Thema: Die Museen der Stadt Bern sind von 18h00 - 02h00 in der Nacht geöffnet und bieten ein spezielles Programm
Ort: Bern
Zeit verbracht: 7 Stunden
Highlight: "Africa by Night" im Naturhistorischen Museum Bern, der Besuch im Bundeshaus
Nachteil: sehr viele Leute, ein richtiges "Gschtungg" - und man hätte beim besten Willen nicht alle Museen und alle Ausstellungen anschauen können.
Was ich gelernt habe: Das Fraktionszimmer der SVP ist das grösste und hat als einziges Übersetzerkabinen.
Eigentlich war ich schon vollkommen k.o., bevor die Nacht überhaupt begonnen hatte. Mit viel Kaffee war ich aber zumindest so fit, dass wir uns ins Abenteuer stürzen konnten. Meine Schwester hatte das Programm schon im Vorfeld studiert und ihre Wünsche durchgegeben - es war unmöglich, alle teilnehmenden Museen zu besuchen und man musste Prioritäten setzen.
Unser erstes Ziel war das Bundeshaus, das man normalerweise nur bei einer Führung anschauen konnte, wenn man ins Parlament gewählt wird oder bei ganz speziellen Anlässen. Ich war anlässlich der Jugendsession schon zweimal im Nationalratssaal, hatte aber den Rest des Hauses noch nicht besichtigen können. Mich hatte deshalb vor allem der moderne 3. Stock interessiert, in dem sich früher das Medienzentrum befunden hatte und heute die Fraktions- und weitere Sitzungszimmer untergebracht sind. Ausserdem hatte ich den Ständeratssaal noch nie gesehen.
Meine Geschwister waren beeindruckt davon, wie klein der Nationalratssaal ist. Eine Tatsache, die mir bei meinen ersten Besuchen auch schon aufgefallen war. Der dritte Stock war dann auch wirklich einen Besuch wert - denn die modernen Säle bildeten einen interessanten Kontrast zum pompösen und symbolischen Stil des 19. Jahrhunderts im restlichen Bau.
Nach etwa eineinhalb Stunden Besichtigung, wollten wir uns auf dem Bundesplatz bei einem der Stände verpflegen. Ich hatte einen "Fondue Hot Dog" - das war Brot mit Fondue gefüllt, natürlich ohne Wurst, ich bin ja Vegetarierin. Die Idee klang lustig, die Umsetzung war es... weniger. Mein Bruder, der das gleiche hatte, hatte sogar noch das Pech, dass ihm der ganze Käse auslief und sich über den Boden verteilte.
So aber trotzdem gestärkt gingen wir zum Museum im Käfigturm, in dem es um die "Swissness" von Produkten mit dem Schweizerkreuz ging. Ich wusste bei vielen Produkten nicht, dass sie trotz Schweizerkreuz nicht aus der Schweiz stammten. Hier blieben wir aber nur verhältnismässig kurz, denn die Ausstellung ist eher klein.
Danach fuhren wir mit dem gestossen vollen Shuttlebus hinaus zur eidgenössischen Alkoholverwaltung, die in ihren Räumen Schnapsdegustationen anbot, zeigte, in welchen Alltagsprodukten Alkohol drin war und eine grosse Ausstellung von konfiszierten und eingekauften Schnapsbrennereien hatte, die normalerweise nicht öffentlich zugänglich war. Der Alkoholkontrolleur, der die Führung machte, war sehr interessant, weil man merkte, dass er für seinen Beruf lebte und unheimlich viel über etwas wusste, von dem ich selbst Null Ahnung habe.
Eigentlich hätten wir uns dort auch einen der angebotenen Absinths genehmigen wollen - aber der Ansturm war zu gross (obwohl man für die Degustationen natürlich bezahlen musste.) Dafür gab es im Haus nebenan eine kleine Ausstellung zu Abstimmungsplakaten über die grossen Alkoholabstimmungen von 1900 bis heute. Wir hatten das Glück, gerade in eine Führung hineinzulaufen und so einiges über die einzelnen Plakate zu erfahren. Interessante Anekdote: eine Initiative, die eine Steuer auf alle alkoholischen Getränke erheben wollte, also auch auf Wein, wurde im Kanton Wallis mit 95% der Stimmen abgelehnt. Wenn es nach den Abstimmungen geht, sind die Walliser ohnehin die trinkfestesten Schweizer...
Mit dem Bus gings dann zurück in die Stadt und zu Fuss Richtung Helvetiaplatz, wo sich die meisten Museen befinden. Meine Geschwister wollten unbedingt im Schützenmuseum Weisswurst mit Brezel und süssem Senf essen und ein Bier dazu trinken. Ich hatte nur eine Brezel, und ein Glas Weisswein - meine Geschwister waren vom Preis-/Leistungsverhältnis sehr begeistert und würden das Schützenmuseum dadurch sicher als eines der Highlights der Nacht ansehen.
Da mein Bruder im Rahmen seiner Dissertation auch mit dem naturhistorischen Museum zusammenarbeitet, war unsere nächste Station dieses Museum. Während er sich mit seinen Kolleginnen und Kollegen unterhielt, konnten sich meine Schwester und ich etwas ausruhen. Im naturhistorischen Museum gab es dann auch mein persönliches Highlight der Museumsnacht: In der Ausstellung über Afrika war das Licht gelöscht worden - man konnte am Eingang eine Taschenlampe nehmen und sich die Ausstellung im Dunkeln, nur mit der Lampe anschauen. So entdeckte man erst nach und nach, welche ausgestopften Tiere sich in den Schaukästen befanden - alles wirkte sehr viel lebendiger als die Ausstellung normalerweise ist. Man konnte sich richtig vorstellen, wie es wohl wäre, wenn einem diese wilden Tiere in lebendiger Form und in freier Wildbahn begegnen würden.
Natürlich zeigte uns unser Bruder dann auch noch die Ausstellungsobjekte aus seinem Fachgebiet - was sehr lehrreich war. Man ahnt oft gar nicht, welches Wissen die eigenen Geschwister sich in ihren Studien angeeignet haben.
Zum Abschluss besuchten wir noch das alpine Museum, das eine Sonderausstellung über Hotels aus der Belle Epoque zeigte. Ich aber da aber leider schon dermassen müde, dass ich mich nur noch mit halb geöffneten Augen ein wenig durch die Ausstellungsräume schleppte.
Die Museumsnacht war damit aber ein würdiger Abschluss für mein missglücktes Museumsjahr. Trotz der vielen Leute und des teilweise wirklich unerträglich grossen Gedränges würde ich gerne wieder einmal hingehen.