Die Ursachen und Urheber des 2. Weltkriegs - Neunte Auflage (1973)
Neunzehntes Kapitel. Deutsche Vorschläge zur deutsch-englischen Verständigung
Hitlers Appell an das Foreign Office
Am 23. August erhielt das Auswärtige Amt den Besuch William Cottons,
eines englischen Konservativen, der den Buxton-Plan eines Einvernehmens mit Deutschland unterstützte.
Zweck der Mission Cottons war es, die Deutschen zu veranlassen, Reichsmarschall Göring incognito nach England reisen zu lassen, um mit Halifax zu verhandeln. Der britische Außenminister war von dem Plan nicht begeistert, doch hatte er Cotton ein in kühlen Formulierungen gehaltenes Schreiben ausgehändigt, wonach er „bereit war, Göring zu sehen“.
...Eine Entscheidung über die Göring-Mission wurde einstweilen vertagt, doch nahmen Hitler und Göring die Erklärung von Halifax als ein Zugeständnis hin, das später unter Umständen zur Aufrechterhaltung des Kontaktes zwischen den beiden Ländern nützlich sein konnte.
Verwirrung im britischen Parlament am 24. August
...Der deutsche Geschäftsträger Kordt berichtete in der Nacht vom 24. zum 25. August um 1 Uhr 15 aus London, die britische Regierung habe letzte Anordnungen erlassen, die Royal Air Force zur unmittelbaren Aktion gegen Deutschland bereitzustellen. Am Nachmittag um 3 Uhr hatte Premierminister Chamberlain auf einer Sondersitzung des Unterhauses gesprochen. Er führte aus, die europäische Lage habe sich seit seiner letzten Rede vor dem Haus am 31. Juli 1939 zunehmend verschlechtert.
...Er erklärte, England habe am 23. August erneut seine Verpflichtungen Polen gegenüber bestätigt, an dem Tage also, an dem der deutsch-russische Pakt unterzeichnet worden war.
Und weiter erklärte er:
„ln Berlin ist die Bekanntgabe mit außerordentlichem Zynismus als ein großer diplomatischer Sieg begrüßt worden, der jede Kriegsgefahr beseitige, da wir und Frankreich wahrscheinlich nun nicht mehr länger unseren Verpflichtungen gegenüber Polen nachkommen würden. Wir hielten es daher für unsere erste Pflicht, jede derartig gefährliche Illusion zu beseitigen.”
Chamberlain plädierte:
„Nichts, was wir getan haben oder zu tun vorschlagen, bedroht die legitimen Interessen Deutschlands. Es ist kein Akt der Drohung, Vorbereitungen zu treffen, um Freunden zu helfen, sich gegen Gewalt zu verteidigen”.