David L. Hoggan (1923-1988) Der Erzwungene Krieg (1961)

Apr 16, 2023 23:04

Die Ursachen und Urheber des 2. Weltkriegs - Neunte Auflage (1973)
Neunzehntes Kapitel. Deutsche Vorschläge zur deutsch-englischen Verständigung
Chamberlains Brief ein Anknüpfungspunkt für Hitler
...Henderson befürchtete, die Initiative könne ihm in diesem Gespräch rasch entgleiten. So machte er einen Anlauf, Englands Verpflichtung gegenüber Polen mir großem Ernst vom Standpunkt der nationalen Ehre aus darzulegen. Er führte aus: „Durch die Jahrhunderte der Geschichte hin haben wir, so weit ich weiß, niemals unser Wort gebrochen. Wir konnten es auch jetzt nicht tun und Briten bleiben.” Hitler beugte sich daraufhin vor und sah den britischen Botschafter forschend an, um sich zu vergewissern, ob er wach sei und nicht im Trancezustand spreche. Er beendete die zweite Unterredung mit der Bemerkung, er werde Chamberlains Schreiben in einigen Stunden beantworten.

...Henderson spürte einiges Unbehagen seiner lächerlichen Behauptung wegen, daß die Briten niemals ihr Wort gebrochen hätten. So berichtete er Halifax darüber, er habe das Hitler mit der Einschränkung, „soweit mir bekannt ist”, versichert.

Charles Buxtons Rat an Hitler
...Buxton gab bekannt, er sei nach Deutschland gekommen, um eine freundschaftliche Regelung der deutsch-englischen Reibungen zu erörtern. Vorher hatte er an Dr. Hetzler, Ribbentrops persönlichen Englandberater in Berlin, geschrieben und sich dabei für eine umfassende Regelung eingesetzt, die alle Streitpunkte zwischen England und Deutschland berücksichtigte. Buxton motivierte seine Mission mit der Mitteilung an Dr. Hetzler: „Ich bin ein guter Europäer.”
Der von Buxton vorgelegte Plan enthielt alles, was sich Hitler wünschte, und sehr viel mehr, als er selbst von einer Regelung mit Halifax erwartete. Der Plan begann mit dem entscheidenden Punkt, daß sich das Britische Empire aus Osteuropa in der Erkenntnis zurückziehen solle, daß das Deutsche Reich in jenem Gebiet besondere Interessen habe. Buxton befürwortete die Rückgabe der von England und Frankreich in Besitz genommenen deutschen Kolonien und den Zusammentritt einer internationalen Kolonial-Konferenz nach dem Muster der Berliner Konferenz von 1885, um eine vernünftige Neuverteilung des Kolonialgebietes an die führenden Kolonialmächte vorzunehmen.
Das sollte nicht heißen, daß irgendeine einzelne Macht nun unbedingt einen reinen Gebietszuwachs an kolonialem Territorium erhalten müsse, doch hoffte man, daß ein Gebietsausgleich in bestimmten Räumen künftige Reibungsflächen vermindern könnte. Buxton setzte sich ferner für die Aufhebung des britischen Wirtschaftsimperialismus in Osteuropa ein, beispielsweise in Rumänien, wo England die innerstaatlichen Stellen mit unfairen Mitteln bedrängte, Zugeständnisse auf Kosten des normalen Handels zu machen. Nach seiner Ansicht sollte England von seinen Garantien an Polen, Rumänien und Griechenland zurücktreten, weil es das einzige Mittel sei, einen Schlußpunkt hinter die nicht zu rechtfertigende britische Intervention in Osteuropa zu setzen.

...Er befürwortete ein Programm gegenseitigen Vertrauens, wozu auch ein neues deutsch-englisches Flottenabkommen, die Abrüstung und eine beiderseitige Kontrollmöglichkeit der militärischen Anlagen in beiden Ländern gehören sollten. Von den Deutschen wurde erwartet, die bestehende territoriale Ausdehnung des Empires als den Lebensraum der britischen Nation anzuerkennen.

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