Kafkas Puppe
Durch Zufall habe ich mir dieses Buch zugelegt und ich bereuhe nichts!
Keine einzelne Seite war langweilig!
Es ist so wunder, wunder, wunder, wunderschön, ich kann gar nicht ausdrücken, wie überrascht, berührt, gefangen, fasziniert, beflügelt und zu Tränen gerührt ich war und immer noch bin. Seit ich es gestern ausgelesen habe (man braucht wirklich nur kurze Zeit dafür, weil man's nicht mehr aus der Hand legen möchte), schwebe ich noch immer in dieser Welt, in dieser Zeit und schweife mit meinen Gedanken ab.
ICH, die eigentlich keine Jugendbücher lese, bis auf wenige Ausnahmen, auf die man mich echt mit der Nase draufstoßen muss, bin absolut hin und weg von diesem Jugend- oder sogar... naja fast Kinderbuch? Obwohl die Thematik in ihren vollen Zügen wohl eher einem Erwachsenen begreiflich wird.
SCHRECKT NICHT DAVOR ZURÜCK! Ihr würdet es bereuhen es nicht zu lesen.
Handlung: Das Buch beschreibt den letzten Herbst im Leben des todkranken Schriftstellers Franz Kafka, dessen Werke erst nach seinem Ableben bekannt wurden.
Der früh pensionierte, an Tuberkulose erkrankte Kafka lebt mit seiner Freundin, die er erst einige Wochen zuvor kennenlernte, in recht ärmlichen Verhältnissen in einer kleinen Wohnung in Berlin-Steglitz.
Es ist das Jahr 1923 und auf einem seiner Spaziergänge begegnet Kafka einem kleinen blonden Mädchen, das seine Puppe verloren hat.
Um das Mädchen zu trösten erfindet Kafka eine Geschichte rund um die verloren geglaubte Puppe. Lenas Puppe ist lebendig geworden und in täglichen Briefen, die Kafka für das Mädchen verfasst, berichtet es von seinen Reisen, von den Abenteuern und tröstet so die kleine Lena über den Verlust des geliebten Spielzeugs hinweg. Bis auf ein paar unglückliche Ausnahmen, treffen sich Kafka und Lena jeden Tag im Park und immer hat der elegant in schwarz gekleidete Mann einen Brief für Lena dabei.
Fazit: Selten etwas so wundervolles gelesen! In seiner Einfachheit besticht Gerd Schneider mit einer unendlich liebevollen Beschreibung des von der Krankenheit gezeichneten Schriftellers.
Es ist einfach nur furchtbar rührend wie Kafka sich um das Mädchen kümmert und nicht nur das. Die Beschreibung des Menschen Franz Kafka trifft mitten ins Herz. Zwar bediente sich Gerd Schneider sicherlich einiger Freiheiten, aber im Großen und ganzen beruhen diese Schilderungen auf Fakten, den Briefen und Tagebucheinträgen, die der Nachwelt erhalten blieben.
Die Puppenbriefe hat es im Übrigen wirklich gegeben, soviel sollte gesagt sein.
"Wenn dieser schöne Herbst vorbei ist und die Kälte kommt", sagt Franz, "haben wir, wenn der Kübel wirklich leer ist, immer noch viel Papier, um den Ofen anzuheizen."
"Papier?"
"Einen Koffer voll Erzählungen, Notizen, Briefe. Die vielen tausend Seiten müssen zu etwas gut sein!"
"Deine Mansukripte willst du verbrennen?"
"Sie werden uns wärmen, Dora, sie werden uns in den kalten Nächten, die noch kommen, vor dem Erfrieren retten."
"Aber..."
"Kein Aber, Liebste. jahrelang habe ich vergebens versucht, mich an meinem Schreiben zu erwärmen. Doch Wärme wird es nur geben, wenn das Papier im Ofen landet."
"Ich werde nichts verbrennen!", sagt sie, fasst seinen Arm fester und beschleunigt den Schritt. Doch sie würde es sicher tun, wenn sie ihn damit auch nur eine Nacht lang retten könnte.
Egal ob jemand dies jetzt als Arroganz bezeichnen möchte, oder nicht und wenn es als solche aufgefasst wird, ist es mir jetzt auch egal. Aber ich kann mich in der Regel doch damit rühmen, eigentlich ein Leser recht anspruchsvoller Literatur zu sein. Ernsthaft: Klassiker waren schon immer ein Steckenpferd von mir, seit ich mit circa acht Jahren Zwanzig Tausend Meilen unter dem Meer von Jules Verne gelesen habe. Mit ca. 12 Jahren wurde ich zum absoluten Edgar Allen Poe Fan.
Doch eines blieb mir seit wir uns im Deutsch-Unterricht damit beschäftigten, auf immer verwährt: Franz Kafka.
Bis jetzt! Barriere endlich gebrochen, ich WERDE definitiv noch einmal dazu ansetzen Kafka eine Chance zu geben und mir gleich vom nächsten Gehalt die bekanntesten Werke zulegen. Warum diese Wandlung?
Aufgrund dieses wunderbaren, einfach wunderbaren Buches.