Markus Zusak - Die Bücherdiebin

Jun 22, 2008 18:22


Die Bücherdiebin

Manchmal spricht man Empfehlungen völlig umsonst aus und ich werde mich diesmal auch gar nicht bemühen es einem bestrebten Leser ans Herz zu legen. Denn ich glaube man hört nur selten auf Emnpfehlungen und wenn auch nur flüchtig am Anfang, so überwiegt doch der innere Schweinehund und man kommt einem gut gemeinten Rat einfach nicht nach.
Deswegen sag ich nur eines (und das ganz frei heraus), wer dieses Buch nicht liest, ist dumm. Wer es einfach nur an sich vorüber ziehen lässt, aufgrund seiner Dicke oder der Tatsache, dass es "eigentlich" ein Jugendbuch ist, ist dumm!

Ja, shiita, du hattest recht! Kein einziges Mal denkt man, kann der Mann endlich mal einen Punkt machen! Ich war so niedergeschmettert und traurig, als es dann zu Ende war, es hätte noch weitere hundert Seiten mehr haben können und wäre niemals langweilig geworden. Ich habe auf der Arbeit gesessen und gedacht: DU MUSST WEITERLESEN! So sehr ist man davon eingenommen, so sehr gespannt wie die Geschichte dieser wundervollen Charaktere weitergeht!

Der Tod erzählt eine Geschichte und noch nie war der Tod so symphatisch.

Markus Zusak hat ein außerordentliches Talent. Sein Schreibstil ist mit einfachen und kurzen Sätzen versehen, aber er lässt den Tod zu einem wundervollen Erzähler werden, der das in Blut und Asche versinkende Deutschland des 2. Weltkrieges, anhand von Farben, Gerüchen und Eindrücken beschreibt, die einem schier unter die Haut gehen. "Die Bücherdiebin" ist Geschichtsunterricht, Lyrik, Grauen, lachen und weinen in einem!
Ich musste teilweise aufhören zu lesen, weil mir die Geschichte über die Ereignisse und vor allem diese wundervolle und liebenswerten Charaktere, so sehr ans Herz ging, dass sie mir die Tränen in die Augen trieb und das mitten im Bus!

Handlung: Es gilt zu widersprechen. Der Tod ist kein Sensenschwigender Knochenmann im dunklen Kapuzenmantel, sondern ein rastloser Zeitgenossen, der unter den Menschen wandelt, ihre Seelen einsammelt und es auf eine wundervolle Weise versteht uns die Welt zu Zeiten des Holocaust zu beschreiben. Unmittelbar zu Beginn der Geschichte verkündet er: "Ihr werdet sterben". Doch der Tod ist auch ein wundervoller Geschichtenerzähler und er vesteht es auf eine nahezu sanfte Art uns die Geschichte von Liesel Meminger zu erzählen, die inmitten der Nazizeit in Molching, einem kleinen Stätchen an der Amper in der Nähe Münchens groß wird.
Dreimal begegnet der Tod Liesel, drei Wendepunkte ihres Lebens. Die erste Begegnung lässt uns den Tod bei seiner Arbeit begleiten. Denn es ist die Seele von Liesels kleinem Bruder Werner, die er einsammelt, als diese sich mit der Mutter auf den Weg nach Molching befindet. Im Schnee wird der Junge begraben und im Schnee stiehlt Liesel ihr erstes Buch, das "Handbuch für Totengräber". Weitere werden folgen, denn seitdem fühlt sich Liesel von Büchern magisch angezogen. Von ihrem Pflegevater lernt sie das lesen, von ihrer rauhen, aber doch liebenswerten Pflegemutter das Wort "Saumensch". Beides begleitet sie durch die Jahre, regiert vom Führer, Jahre voller Armut, Bomben, Rassenwahn, Hitlerjugend, und Denunziantentum.
Die Menschen von Molching, insbesondere ihr bester Freund Rudi begleiten Liesel in dieser Zeit und auch der Tod sucht ihre Nähe, erzählt er uns ihre Geschichte doch auf so wundervolle sanfte Weise, in der, der Himmel jedesmal eine andere Farbe zu haben scheint.
In all der Zeit beginnen Bücher und deren Wörter Liesel in ihren Bann zu ziehen. Doch als ihr Pflegevater einem jüdischen Faustkämper Zuflucht im Keller ihres Hauses gewährt, scheinen sich die Dinge langsam aber sicher zuzuspitzen. Der Tod begegnet Liesel bald ein zweites Mal, denn Hitler ist ihm ein strenger und unermüdlicher Arbeitgeber, der ihm unaufhaltsam mehr und mehr zu tun gibt.

Fazit: Alleine die Idee den Tod als Erzähler zu wählen, verdient Anerkennung und Markus Zusak lässt den Tod nahezu menschlich wirken. Es ist so schön all die Beschreibungen zu lesen, die Wahrnehmungen des Todes, die wundervollen Charaktere und welche Farben der Tod im Himmel erkennt. Jedes Wort ist einfach so passend gewählt, dass man ganz und gar in der Geschichte aufgeht und mit ihr lebt, mit ihr weint und lacht und zittert. Insbesondere der Charakter Max hat es mir so sehr angetan, dass ich seine Geschichte mit solcher Empfindsamkeit verfolgt habe, dass ich mehr als ein Mal weinen musste. Mehr als "unbedingt lesen" lässt sich hierzu einfach nicht sagen. Ich bin noch immer so berührt.



Das erste Mal war es weiß. Gleißend.
Einige von euch werden wahrscheinlich denken, dass Weiß gar keine Farbe ist. Völliger Blödsinn. Das stimmt nicht. Weiß ist zweifelos eine Farbe, und ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass ihr mit mir streiten wollt.

~* Ein Wort zur Besänftigung *~

Bitte bleibt ruhig, trotz dieser offenkundigen Drohung.
ich tue nur so.
Ich bin nicht gewalttätig.
Ich bin nicht bösartig.
Ich bin das Ergebnis.

Ich spüre meine Seele.
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