I'll be all you need and more
Langsam öffnete Madara seine Augen. Er wusste nicht, wo er sich befand und noch weniger, wie er in diese Lage gekommen war. Lage wie in: ausgestreckt auf dem Fußboden. Zudem noch mit wummernden Kopfschmerzen, die ihm sagten, dass er besser gar nicht erst versuchen sollte aufzustehen.
„Heilige Amaterasu“, stöhnte Madara und richtete sich langsam auf.
Doch sofort drückte ihn eine Hand wieder zurück.
„Bleibt liegen, Madara-sama“, meinte jemand bestimmt und hielt ihm etwas an die Lippen.
Madara öffnete seinen Mund und bereute es die nächste Sekunde schon wieder. Irgendwas übel riechendes wurde gerade seine Kehle herunter gekippt! Würgend schluckte es Madara, auch wenn er sich fragte wer ihn hier vergiften wollte. Sicherlich konnte er ihm nicht wohl gesonnen sein, denn er wurde gezwungen alles zu trinken, was in der Tasse war. Nachdem er das Zeug geschluckt hatte, strich Madara mit seiner Zunge über die Zähne, um zu versuchen den pelzigen Geschmack abzustreifen.
„Ekelhaft“, murmelte er.
„Tut mir Leid, aber Medizin schmeckt selten gut“, sagte dieselbe Person, die ihn die Flüssigkeit verabreicht hatte.
Er wandte den Kopf und erblickte einen ihm unbekannten Ninja, der allerdings am Kragen das Zeichen des Senju Clans trug.
„Was ist passiert?“, fragte Madara noch leicht desorientiert.
Sein Verstand arbeitete genug, um aus 'übler Flüssigkeit' und 'Medizin' schließlich 'Verletzung' zu erschließen, allerdings noch nicht genug, um sich sofort, über die Tatsache aufzuregen, dass er von einem Senju behandelt worden war. Und dann auch noch so rücksichtslos. Gerade wollte Madara sich, wenn auch leicht verspätet, darüber beschweren, da bemerkte er, dass der Platz, wo eben der Senju gesessen hatte, schon wieder leer war.
Brummelnd versuchte Madara sich umzusehen, doch sein Kopf fühlte sich irgendwie sehr leicht an, trotz dessen dass er kaum von seinem Lager hoch kam. Gerade, als er sich aufgesetzt hatte, wurde die Tür des kleinen Zimmers aufgeschoben. Erschöpft sah Madara zu Hashirama, der gestockt hatte und nun an Ort und Stelle stehen geblieben war.
„Madara...“, rief er leise aus und entließ dann einen Stoßseufzer. Der Hokage ließ sich neben Madara auf die Knie fallen und beugte sich zu ihm. „Du bist aufgewacht!“
„Äh...ja?“, fragte Madara unsicher.
Interessiert betrachtete er Hashirama. Der Senju sah erschöpft aus. Ringe befanden sich unter den Augen, als wenn er in letzter Zeit nicht sonderlich viel geschlafen hätte.
„Ich bin so froh“, murmelte Hashirama und griff abwesend nach Madaras Hand, der immer noch nicht begriff, warum Hashirama so einen Aufstand machte.
„Geht es dir gut, Madara?“, fragte der jetzt. „Ist dir schwindelig? Hast du Kopfschmerzen? Siehst du doppelt? Tut dir was weh?“
„Nein, nein, nein und keine Ahnung“, antwortete Madara ehrlich. „Was ist denn passiert?“
„Erinnerst du dich nicht?“, erkundigte sich Hashirama und setzte dann zur Erklärung an, als Madara den Kopf schüttelte. „Du hast dir in der letzten Schlacht eine böse Stichwunde eingefangen. Direkt in die Magengegend. Zwei Zentimeter tiefer und es hätte deine Leber erwischt.“
Madara hob verwundert die Augenbrauen. Warum erinnerte er sich nicht daran? Er erinnerte sich an den Anfang der Schlacht. Wie sie sich zwischen den Steinen am Rand eines Waldes versteckt hatten, wie der Kampf losgebrochen war und wie er auf einen Gegner zusprang, aber danach...? Nichts. Vorsichtig legte er auch eine Hand auf seinen Bauch. Er konnte den Verband durch den Stoff fühlen. Genauso wie das leichte Ziehen, wo man die Wunde vermutlich genäht hatte.
„Aber das war doch nicht alles, oder?“, wollte Madara wissen. „So eine kleine Wunde haut mich normalerweise nicht um.“
„Kleine Wunde?“, wiederholte Hashirama und sah Madara scharf an. „Du hast sehr viel Blut verloren. Wir wussten nicht, ob du es schaffen würdest, weil du einfach nicht aufwachen wolltest.“
„Wie lange habe ich denn geschlafen?“, fragte Madara, der das Zimmer inzwischen als eines von Hashiramas Fertigholzhütten erkannt hatte. Offenbar hatte man ihm sogar einen richtigen Futon besorgt.
„Du warst fast zehn Tage lang bewusstlos“, meinte Hashirama leise.
„Zehn Tage!?!“, rief Madara aufgebracht.
Solange war er nicht mehr bewusstlos gewesen, seit er mit fünfzehn Jahren von feindlichen Ninja gefangen genommen und gefoltert worden war, bis sein Bruder und sein Großvater ihn befreit hatten.
„Es war Gift auf der Waffe gewesen, die dich verletzt hat“, erklärte Hashirama. „Wir haben es zu spät gemerkt, außerdem hattest du dir den Kopf angeschlagen. Der Heiler meinte, dass es natürlich wäre, dass du so lange schläfst, da dein Körper das Gift auf eigene Weise bekämpft. Aber wir waren nicht uns sicher.“
Misstrauisch blickte Madara Hashirama in die Augen.
„Wobei wart ihr euch nicht sicher?“
Hashirama senkte den Kopf.
„Ob du es schaffen würdest“, flüsterte er leise, fast beschämt.
Und Madara begriff. Jetzt machte einiges Sinn. Vor allem Hashiramas abgekämpftes Gesicht. Wahrscheinlich hatte er sich die Schuld für seine Wunde gegeben, weil er ihn in die Schlacht befohlen hatte. Oder weil er nicht Tag und Nacht an seinem Bett hatte wachen können. Es war Madara ein wenig peinlich, dass Hashirama ihn vermutlich keine Minute alleine gelassen hatte, die er hatte entbehren können, doch irgendwo konnte er verstehen, was in Hashirama vorgegangen war. Und warum er das jetzt mit keinem Wort erwähnte.
Hashirama war sich der Angst bewusst geworden, dass er Madara verlieren könnte.
Vorsichtig griff Madara nach Hashiramas Hand und drückte sie.
Verwundert blickte der auf. Leicht glänzten die dunklen Augen und obwohl Hashirama nicht weinte, konnte Madara sehen, dass jener den Tränen nahe war. Jetzt brach sicherlich alles auf, was er die letzten Tage erduldet hatte.
„Es ist in Ordnung, Hashirama“, meinte Madara leise. „Ich bin hier. Es geht mir gut!“
„Ja“, hauchte der Hokage und senkte den Kopf, drückte die Hand aber zurück, die Madara immer noch hielt. „Ja.“
Madara sagte nichts.
Hashirama wollte nicht, dass er die Gefühle bemerkte, die gerade herunter gekämpft wurden. Doch das war in Ordnung.
„Ruh' dich aus“, ordnete Madara an. „Du hast die letzten Tage sicher weder geschlafen noch gegessen. Also höre jetzt ausnahmsweise auf deinen Bruder und leg dich hin. Ich werde morgen auch noch da sein.“
Hashirama sah auf. Blickte den müden Ninja an, der knapp dem Tod entronnen war und ihn dennoch tröstete, als wäre es nichts. War es vielleicht auch nicht. Nicht für Madara. Langsam erhob sich der Senju und ging zurück zur Tür. Als er zurück blickte, lächelte Madara und antwortete auf die Frage, die Hashirama nicht hatte stellen müssen.
„Versprochen.“