Urlaubspläne (Thiel/Boerne)

Jan 15, 2012 12:08

Etwas Kleines für alle, die möglicherweise vom T/B-Entzug geplagt werden :)

Wörter: ca. 1400
Rating: P12
Genre: Pre-Slash
Kurzinhalt: Missing Scene aus „Ruhe sanft“
Disclaimer: Die Charaktere des Tatort Münster gehören nicht mir, sondern der ARD. Ich ziehe keinerlei finanziellen Nutzen aus der Geschichte.

A/N: Irgendwo kam mal die Frage auf, wie Thiel es eigentlich geschafft hat, Boerne am Ende von „Ruhe sanft“ gefessselt und geknebelt in das Motorrad zu verfrachten... voilà, eine (mehr oder weniger plausible) Antwort darauf, die ich mir zusammenphantasiert habe^^
Danke an Farfie für's drüberlesen und das positive Feedback, sonst hätte ich den Text vermutlich gar nicht veröffentlicht...

Urlaubspläne

Das war doch wirklich nicht zu fassen. Da hatte Thiel ihn von seiner Ernennungsfeier weggeholt, mit einem vagen Gemurmel von wegen „is' was Wichtiges“, und nun stellte sich heraus, dass sein Nachbar bereits wusste, wie Frau Wulfes ermordet worden war.

„Ja - da hätte ich aber auch mit meinen Kollegen auf meine Wahl anstoßen können, wenn Sie schon wussten, dass Frau Wulfes erstickt worden ist... übrigens mit einem Kissen aus ukrainischer Gänsedaune, falls es Sie interessiert.“

Wovon er allerdings nicht ausging - Thiel wusste seine labortechnischen Fähigkeiten ja nie richtig zu würdigen und Boerne bezweifelte, dass es diesmal anders sein würde.

Tatsächlich ging Thiel nicht darauf ein, sondern entgegnete stattdessen: „Dann sind wir ja jetzt fast quitt - immerhin haben Sie mir zweimal den Urlaub versaut.“

Pah, Urlaub versaut - Thiel hatte ja keine Ahnung, wie sehr er sich angestrengt hatte, damit sein Nachbar nicht für mehrere Wochen nach Dakar verschwand. Allein die Vorstellung, Thiel so lange nicht zu sehen... und was bei so einem Sahara-Aufenthalt alles passieren konnte... Boerne schauderte innerlich.

Er hatte Thiel am Abflugtag wegen der Einbruchsache extra nochmal in die Gerichtsmedizin bestellt, um Zeit zu schinden... und außerdem hatte er dafür gesorgt, dass sie zu spät und mit dem stets kaputten Taxi von Vater Thiel zum Flughafen losgefahren waren.

Das hatte ja auch alles ganz gut geklappt - nur hatte er nicht damit gerechnet, dass Thiel hartnäckig bleiben und noch einmal einen Flug buchen würde. Aber da war ja - fast wollte er hinzufügen 'zum Glück' - seine Entführung durch diese Grufties dazwischengekommen, die Thiel dann doch zum Bleiben veranlasst hatte...

Nun musste er Thiel nur noch den Urlaub zuhause schmackhaft machen. Boerne hob die Hand und klopfte ihm in betont gönnerhafter Manier auf den Rücken. Sofort beschleunigte sich sein Puls - wie immer eben, wenn er Thiel berührte.

„Naja, warum in die Ferne schweifen, wo das Gute liegt so nah, hm? Auch in unserem schönen Münsterland gibt es ganz, ganz bezaubernde Ecken.“

Er stand so nahe an Thiel. Viel zu nahe. Da das Kribbeln in seinem Körper unerträglich zu werden drohte, zog Boerne seine Hand hastig wieder zurück, drehte sich um und ging ein paar Schritte von Thiel weg.

„Übrigens, ich hab noch 'ne kleine Überraschung für Sie!“

Als er diese Worte hörte, blieb Boerne wie angewurzelt stehen. Eine... Überraschung? Thiel hatte für ihn eine Überraschung vorbereitet? Vielleicht war sein Nachbar ja doch nicht so blind, wie er alle die Jahre gedacht hatte... Hinter sich hörte er Thiel näherkommen. Ihm blieb gerade noch die Zeit, seinen verblüfften Gesichtsausdruck in eine ahnungslose, unschuldige Miene zu arrangieren, bevor er sich notgedrungen wieder umdrehen musste.

„So? Was denn?“ Er hoffte inständig, dass in seiner Stimme nicht die Bilder durchklangen, die ihm in diesem Moment durch den Kopf gingen.

Thiel gab ein halblautes, süffisantes Lachen von sich. „Machen Sie mal die Augen zu.“

Oh Gott. Hatte Thiel etwa vor... aber er war durch die Entführung nicht dazu gekommen, sich die Zähne zu putzen... ein Anflug von Panik breitete sich in ihm aus. Nervös schlang er die Hände vor dem Körper zusammen und zwang sich zu einem Lächeln. Dann schloss er wie befohlen die Augen und atmete gleichzeitig tief ein.

„Nicht schummeln!“, hörte er Thiels mahnende Stimme. Unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen, schüttelte er einfach den Kopf und gab ein verneinendes Geräusch von sich. War dies nun der Augenblick? Vielleicht sollte er sich ein wenig hinunterbeugen, um es Thiel leichter zu machen...

Während er noch über diese Idee nachdachte, hörte er ein seltsames, metallisches Klirren. Im nächsten Moment spürte er etwas Kaltes, Rundes, das um sein rechtes Handgelenk gelegt und hörbar eingerastet wurde. Was zum...?
Er öffnete gerade noch rechtzeitig die Augen, um zu sehen, wie Thiel ihm den anderen Teil der Handschellen um sein linkes Handgelenk schloss.

„Thiel! Was machen Sie denn da?“ Verwirrt starrte Boerne auf seine gefesselten Hände.

Sein Nachbar sah ihn ungerührt an. „Was denn? Ich dachte, Sie stehen bestimmt auf sowas...“

„Wie... wie bitte?“ Das ließ ihn nun wirklich aus allen Wolken fallen. Er hatte ja immer gehofft, dass Thiel vielleicht mal einen Schritt in die richtige Richtung machen würde... aber die Verwendung von Handschellen war schon ein ziemlich großer Sprung für den Anfang...

„Thiel... meinen Sie nicht, wir sollten... naja... die Sache etwas ruhiger -“

Der Kommissar schien ihm jedoch überhaupt nicht zuzuhören, sondern zog unter der Jacke seinen rot-gelb-grünen Schal hervor. Boerne verstummte und starrte den Schal an, während ihm etwas durch den Kopf ging, dass er selbst erst kürzlich gesagt hatte: In seinen Händen ist ein Schal eine gefährliche Waffe...

„Was haben Sie denn mit dem Schal -“

Doch Thiel unterbrach ihn mit einem rüden „Genug gequatscht, Herr Professor“ und trat mit dem Schal in beiden Händen auf ihn zu.

„Hil-“

Boerne kam nicht mehr dazu, seinen Hilferuf ganz auszusprechen. Mit einer raschen Bewegung legte Thiel den Schal auf seinen Mund und knotete ihn hinter dem Kopf fest zu. Dann sah er ihm mit einem Grinsen ins Gesicht und zupfte die Enden des Schals zurecht. „Schon besser...“

Boerne versuchte, ein „Was zum Teufel soll das?“ hervorzubringen, aber wegen des gefühlten Pfundes an kratzigem Stoff in seinem Mund brachte er nur ein recht unverständliches Gegurgel hervor.

„Am besten lassen Sie das Gebrabbel, ich versteh' Sie sowieso nicht“, entgegnete Thiel spöttisch. „Mitkommen!“

Mit diesen Worten packte er die kurze Kettenverbindung zwischen den Handschellen und zog ihn mit sich. Oha - Thiel ging ja ganz schön ran. Überrascht von der Kraft, die sein Nachbar an den Tag legte, ließ Boerne sich mitzerren. Er hätte ja nie von Thiel gedacht, dass der auf solche Machtspielchen stand... aber gut, er war für vieles offen - und das konnte ja durchaus interessant werden.

Wenige Meter weiter stoppte Thiel an einer der Rollbahren, auf denen die Leichen in die Rechtsmedizin transportiert wurden.

„Drauflegen!“, kommandierte Thiel. Boerne starrte ihn entgeistert an. Nie im Leben würde er... im nächsten Moment wurde er bereits recht unsanft in Richtung der Rollbahre gestoßen. Er verlor das Gleichgewicht und landete rücklings darauf. Thiel beugte sich zu ihm herunter, bis sein Gesicht nur noch Zentimeter entfernt war. Boernes Augen weiteten sich.

„Und besser, Sie bleiben ganz ruhig da drauf liegen - sonst muss ich Sie zusätzlich noch festbinden“, flüsterte er süffisant.

Das Funkeln in Thiels Augen sagte Boerne deutlich, dass er der Idee durchaus nicht abgeneigt war. Bevor er diese Erkenntnis noch richtig verdaut hatte, schob ihn Thiel bereits durch die weitläufigen Hallen der Rechtsmedizin. Schließlich erreichten sie den Hinterausgang, von dem aus sie ins Freie auf den angrenzenden Parkplatz gelangten. Einige Parklücken später machte Thiel neben einem Motorrad mit Beiwagen halt.

„So, Boerne, Ende der kleinen Rollfahrt! Einsteigen.“ Thiel deutete auf den Beiwagen.

Irrte er sich, oder genoss Thiel es einfach zutiefst, ihn dermaßen herumzukommandieren? Boerne gab ein schwaches Protestgeräusch von sich, das aber nichts nützte. Thiel packte ihn abermals an den Handschellen und bugsierte ihn in den Beifahrersitz des Motorrades.

„Ich muss schon sagen, Boerne, kooperativ sind Sie ja nicht gerade“, kommentierte Thiel das Geschehen spöttisch, während er ihm ziemlich unsanft einen Helm auf den Kopf stülpte. „Und das, wo ich doch einen kleinen Ausflug mit Ihnen machen möchte! Den Dortmund-Ems-Kanal entlang beispielsweise...“

Thiel schwang sich auf den Sitz neben ihn und setzte sich ebenfalls einen Helm auf. Dann beugte er sich seitlich zu ihm hinunter. „Und wenn Sie brav sind“, raunte er, wobei er Boerne mit seinen tiefblauen Augen ins Gesicht blickte, „dann werden Sie am Ende vielleicht sogar belohnt...“

Er richtete sich wieder auf und startete das Motorrad. „Aber erstmal machen wir eine Fahrt durch's ach-so-schöne Münsterland.“

***

„Na Boerne, wie gefällt Ihnen das?“, rief Thiel grinsend, während sie durch eine stinknormale, langweilige Vorstadtsiedlung Münsters fuhren.

„Nu lassn'se doch düse Kündereien!“, nuschelte Boerne entnervt durch seinen Schal-Knebel hindurch. „Obsolut... lächerlüch...“

„Gott, ist das schön hier im Münsterland!“, deklamierte Thiel und ignorierte den Protest von der Seite. „Ich danke Ihnen, Boerne - das ist der schönste Urlaub, den ich je hatte!“

Unter dem Schal verzog Boerne den Mund zu einem süffisanten Grinsen. Thiel hatte ja keine Ahnung, wie schön dieser Urlaub erst noch werden konnte.

***ENDE***

Tatort Münster, fanfiction, thiel/boerne

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