Ein Oneshot für zwischendurch... den ich selbst hinterher ziemlich albern fand, aber
cricri_72 hat mich davon überzeugt, dass er doch zum Veröffentlichen taugen würde :)
Wörter: ca. 1000
Rating: P12
Genre: Slash
Beta: cricri (Vielen lieben Dank!)
Kurzinhalt: Thiels überraschender Morgen nach einer durchzechten Nacht...
A/N: Inspiriert von Katy Perrys Lied „Last Friday Night“, das ich eines Morgens im Halbschlaf im Radio gehört habe und daraufhin den folgenden Text produzierte :)
Ein kleiner Schubs
Es musste draußen bereits hell sein, soviel konnte Thiel selbst mit geschlossenen Augenlidern feststellen. Er war gerade aufgewacht, hielt die Augen aber weiterhin fest geschlossen. In seinem Kopf schien ein ganzes Rockkonzert zu dröhnen und er befürchtete, dass grelles Licht dies nicht gerade verbessern würde.
Leise stöhnte er auf. Was war letzte Nacht bloß passiert, dass es in seinem Schädel dermaßen hämmerte? Offenbar war auf Frau Haller Geburtstagsfeier einiges an Alkohol geflossen - gut, sehr viel Alkohol, um genau zu sein. Aber immerhin hatte er es anscheinend noch ins Bett geschafft, denn er lag definitiv auf einer Matratze.
Wobei... die fühlte sich heute irgendwie komisch an. Weicher als sonst. Dabei bevorzugte er doch eigentlich einen härteren Untergrund beim Schlafen. Und ganz offensichtlich trug er außer seiner Unterhose keine Kleidung - er konnte spüren, wie die Bettdecke warm direkt auf seiner Haut lag.
Durch diese Tatsachen irritiert, öffnete Thiel nun doch die Augen. Oh.
Wo auch immer er war - das war jedenfalls nicht sein eigenes Schlafzimmer. So ein riesiger Kleiderschrank konnte eigentlich nur einer Frau gehören; jedenfalls ganz bestimmt nicht ihm selbst. Aber irgendwie kam er ihm auch merkwürdig vertraut vor...
Als er plötzlich neben sich eine Bewegung spürte, schrak Thiel zusammen. Er schloss schnell wieder die Augen und überlegte dann, ob er sich herumdrehen sollte um zu sehen, neben wem er da lag. Es nützte ja nichts, hier weiterhin den schlafenden Ahnungslosen zu spielen. Langsam und vorsichtig drehte sich Thiel auf die andere Seite, hielt die Augen aber weiter fest geschlossen. Er wartete einen Augenblick, ob sich neben ihm jemand bewegte. Als er jedoch nur ein gleichmäßiges Atmen vernahm, nahm er all seinen Mut zusammen und öffnete die Augen.
„Guten Morgen, Thiel.“
Fast hätte ihn der Schlag getroffen. Neben ihm lag - Boerne, der ihm mit einem Lächeln direkt ins Gesicht blickte. Reflexartig riss sich Thiel die Bettdecke an die Brust und setzte sich auf.
„Boerne!! Was... wie...“ Sprachlos starrte er seinen Nachbarn und Kollegen an, unfähig einen ganzen Satz zu bilden. Wie um alles in der Welt war er - noch dazu fast nackt - in Boernes Bett gelandet?
„Grundgütiger, du bist heute morgen ja noch weniger gesprächig als sonst“, entgegnete Boerne munter. „Und ich dachte, das könnte gar nicht mehr gesteigert werden.“
„Du?“, wiederholte Thiel schwach. „Was... Seit wann...“
„Nun ja, ich dachte, nach einem solchen Ereignis wäre es doch ein wenig albern, wenn wir uns weiterhin siezen. Und letzte Nacht hast du mir da auch zugestimmt.“
„Letzte Nacht? Was ist denn... genau passiert?“ Thiel traute sich kaum zu fragen.
Boerne setzte sich nun auch auf und sah ihn aufmerksam an.
„Du erinnerst dich nicht? An gar nichts?“
„Naja, ich...“ Thiel versuchte angestrengt, sich den letzten Abend in Erinnerung zu rufen. „Wir waren auf der Geburtstagsfeier von Frau Haller. Ich hab zwei, drei Gläser von ihrem spanischen Rotwein getrunken...“
„Es waren schon etwas mehr als zwei, drei Gläser“, sagte Boerne trocken. „So betrunken hab ich dich noch nie gesehen. Ich hatte diesem Wein allerdings auch ganz schön zugesprochen, weshalb ich uns dann schließlich ein Taxi gerufen habe.“
„Doch hoffentlich nicht meinen Vater?“ Thiel war plötzlich alarmiert. Außerdem fühlte er sich nach wie vor äußerst unwohl dabei, dass Boerne ihn duzte.
„Nein. Man sollte es nicht meinen, aber es gibt durchaus auch noch andere Taxifahrer in Münster.“
Immerhin etwas. Thiel fühlte sich ein klein wenig erleichtert. Was immer auch passiert war (und er befürchtete, dass Boerne wohl gleich zu diesem Punkt kommen würde), auf diese Weise bestand wenigstens die Möglichkeit, dass nicht gleich halb Münster davon erfuhr.
„Jedenfalls“, fuhr Boerne fort, „wollten wir zum Ausklang des Abends noch ein Gläschen bei mir trinken... und naja, wie soll ich sagen, irgendwann sind wir dann ein wenig in unbekannte Gefilde vorgestoßen...“
„Reden Sie doch nicht schon wieder so geschwollen“, sagte Thiel mürrisch; irgendwie er brachte es nicht über sich, sein Gegenüber zu duzen.
Boerne runzelte die Stirn, ließ das „Sie“ aber unkommentiert.
„Du hast mich geküsst... und irgendwann sind wir dann hier gelandet... Mensch Thiel, muss ich dir das jetzt wirklich genau ausführen?“
Stöhnend ließ sich Thiel in die Kissen zurückfallen. „Nein danke.“
Er konnte es einfach nicht fassen, dass er tatsächlich... da hatte sein Unterbewusstsein im Alkoholrausch wohl die Kontrolle übernommen. Natürlich, er hatte bereits seit längerem über sich und Boerne nachgedacht; sich vorgestellt, wie es wohl wäre, seinen Nachbarn zu küssen, oder auch mehr... aber das war jetzt alles schon ziemlich plötzlich gekommen. Wobei - er war ja wohl nicht alleine schuld an der Situation.
„Warum haben Sie mich denn nicht aufgehalten?“
Wenn ihn seine Augen nicht trogen, dann sah Boerne plötzlich ein wenig schuldbewusst aus.
„Nun ja...“, sagte er zögernd, „Ich habe ja nicht gesagt, dass ich es schlecht fand...“
Thiel seufzte. Wahrscheinlich sollte er sich jetzt einfach freuen, dass seine Gefühle offenbar nicht so einseitig waren, wie er jahrelang gedacht hatte... aber die Situation überrumpelte ihn gerade ein wenig.
„Und jetzt? Was soll jetzt werden?“
Boerne lächelte ihn an.
„Vielleicht könnten wir damit anfangen, dass du mich auch duzt? Und dann könnte ich uns einen Kaffee machen.“
„Okay.“ Thiel zögerte einen Moment und gab sich dann einen Ruck. „Und meinen Kaffee darfst du richtig stark machen.“
***
Boerne stand in der Küche und maß das Kaffeepulver exakt ab, bevor er es in den Filter schüttete. Dann sah er Thiel nach, der in diesem Moment im Badezimmer verschwand. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er an letzte Nacht dachte.
Thiel musste ja nie erfahren, dass er gestern Nacht sofort schnarchend ins Bett gefallen und erst heute morgen wieder aufgewacht war... manchmal brauchte es eben einfach einen kleinen Schubs in die richtige Richtung.
***ENDE***