Hier geht es zum Inhaltsverzeichnis Biodanza 40
Diese Vivencia ist dem Licht gewidmet. Fünf Menschen stehen in der Mitte, nach außen gewandt, und die außen stehenden schaufeln ihnen mit symbolischen Gesten das Licht zu. Ja, das ist ein Tanz! Neben mir im Innenkreis steht Brigitte und sie drückt sich so fest an mich, dass ich mich kaum auf das Licht konzentrieren kann. Ich muss verlegen grinsen.
Danach gibt es einen Kuschelhaufen (Diesmal schon als angeleiteten Teil der Vivencia und nicht erst hinterher). Typisch dabei ist die "Löffelchenstellung": Alle liegen hintereinander auf der Seite wie die Löffel in der Schublade. So wird es richtig schön eng und warm. Ich genieße das so! Doch irgendjemand bewegt sich hier, ein Bisschen zweideutig. Ich weiß ja nicht so recht, ob ich DAS mitmachen möchte, und als ich es versuche, fährt mir ein stechender Schmerz durch die Leiste! Da hat mein Körper mir deutlich gesagt: Lass das bleiben! Sodann wird es wieder entspannt für mich.
Nach dem Essen kuschele ich noch mal ganz lange mit Tanja und Julia - Hol Dir das Glück!
Wieder tanze ich mit Annette. Ich tanze jetzt oft mit ihr, es ist immer so eine besondere Harmonie, es fließt wie von selbst und neue Tanzfiguren entstehen aus dem Nichts.
Zum Abschied drückt sie mich noch, und dann... küssen wir uns fast auf den Mund. Im letzten Moment halten wir uns zurück, aber unsere Herzen wollten das, ich bin ganz sicher.
Diese halbe Sekunde verzaubert mich die ganze Woche.
Biodanza 42
Ein Tanz zu viert. Karla, Annette, Horst und ich sind immer öfter zusammen bei den Vierertänzen. Wir sind das "Dreamteam" - finde ich! Ich kuschele mich die ganze Zeit bei Horst an und bin ganz versunken. Irgendwann meldet sich mein Verstand: „Du kuschelst ja mit einem Mann!“, und auf einmal ist es nicht mehr schön. Vorher war es das aber. So tief sitzt das.
Kuscheltraum 15
Es sind 4 Männer mehr als Frauen, das kann ja ein Kampf werden! Ich kenne den Betrieb. Wenn das Kuscheln losgeht, entscheiden die ersten 3 Sekunden, ob es ein schöner Abend wird.
Biodanzamenschen sagen gerne: "Wir sind eins", reden von der freien Liebe und von der Kunst des Loslassens. Doch wenn es um die Wurst geht, ist Greifen und Behalten wohl doch einfacher.
Es kommt wieder anders, als ich denke, denn es kommen gleich zwei Frauen auf mich zugestürmt. Ich muss wohl ziemlich toll sein! Elisabeth ist eine Sekunde schneller als die andere und so verbringe ich einen schönen Nachmittag mit ihr, sie streichelt mich zart und liebevoll. Und doch stelle ich fest, dass nichts über eine feste Umarmung geht.
Die lange Western- und Countrynacht
Man könnte sich ja fragen, was ich da wohl will:
1.: Die Biodanzaleute sind auch da;
2.: Lars ist der DJ;
3.: Er legt weder Western noch Country auf;
4.: Es gibt ein erstklassiges Büffet für nur 10 Euro.
Julia hat mir gesagt, man brauche sich nicht zu verkleiden. Die ganze Schule ist auf Western dekoriert, richtig toll, und ich bin der einzige ohne Verkleidung, fühle mich schief angesehen und sitze traurig und alleine am Tisch. Keiner will was mit mir zu tun haben!
Da kommt Julia an und fragt, was hast Du, Armer? Ich will sie damit nicht nerven, und weiter sagt sie: „Mein Absatz ist abgebrochen. Jetzt bin ich barfuß und hier liegen überall Splitter.“ „Soll ich Dich hier raustragen?“ „Das kannst Du doch nicht machen!“ „Doch, hier ist der Wilde Westen“ und dann trage ich sie Huckepack aus dem Saloon. Leider kracht mir die Saloontür gegen den Arm und ich trage einen blauen Flecken davon. Dennoch geht es mir schlagartig gut und ich verbringe den Rest des Abends auf der Tanzfläche.
Bei dem Song „Tanz um dein Leben“ breche ich alle Rekorde. Das Lied trifft für mich den Nagel auf den Kopf. Ich habe herausgefunden, dass Bewegung meine Schmerzen lindert und tanze jetzt nach dem Motto "viel hilft viel!"
Gegen Ende des Tanzes erwische ich Iris vom K-Traum. Das ergibt einen spontanen Tanz zu zweit mit gemeinsamem Hüftwackeln in alle Richtungen. Dann saust sie davon und mir ist ganz flau; ich merke, dass das zuviel des Guten war.
Ich komme in ein Gespräch mit einer fremden Frau. Anscheinend führt sie eine asexuelle Beziehung, und das schon seit vielen Jahren. Ich höre zum ersten Mal, dass es das gibt, und das versöhnt mich dann wieder mit dem Leben.
Biodanza 43
Diesmal in einem anderen Raum, im "Lichtstrahl", alle schwärmen, wie toll er ist. Ich merke nicht viel davon, denn wenn es mir schlecht geht und ich Schmerzen habe, fühle ich fast nichts mehr. Es geht um die Verbindung mit der Erde, und ich frage mich, wie es sein wird, wenn man sich endgültig mit der Erde verbindet. Julia fragt uns: Was soll gutes aus der Erde wachsen, in der ich liege? Für mich Disteln und Brennnesseln. Der Tanz „der Same“ bringt mich dann wieder ein bisschen in Schwung. Annette ist da und die Harmonie mit ihr.
Kuscheln privat
Ich plane, einen eigenen Kuscheltraum bei uns im Dorf aufzumachen, und ich kenne vom Biodanza eine Frau, die mithelfen möchte. Ich soll doch mal vorbeikommen, damit wir das planen können. Wir sitzen zum Tee und reden darüber. Ich möchte wohl mit ihr kuscheln. Ich nehme ganz viel Mut in die Hand und sage ihr das ganz einfach. Wir gehen nach oben und nehmen einander in die Arme. Erst habe ich noch Herzklopfen, atme ein paar Mal tief durch, dann spüre ich Nähe und Geborgenheit. So bleiben wir ganz still für eine ganze Stunde.
Nach der Kuschelei macht sie Musik an und tanzt, ich schaue ihr vom Sofa aus zu, genieße das Zuschauen und das Nachfühlen von dem Schönen.
Sie hat das Treffen geschickt geplant, denn danach kommt ihre Freundin zu Besuch, die ich noch kurz kennenlerne, dann gehe ich los, mit einem schönen, weichen Gefühl im Herz.
Später schreibt sie, dass es schön mit mir war, und dass sie mit ihrer Freundin auch noch gekuschelt hat.
So geht etwas in Erfüllung, das ich mir ein Leben lang gewünscht habe: Es gibt irgendwo eine freundliche Frau, die um die Ecke wohnt, und zu der man einfach so hingehen kann zum Reden und Kuscheln.
Biodanza 44
Die Harmonie mit Annette ist auch diesmal wieder da. Diesmal habe ich schon das Gefühl, ich gehe zu weit mit ihr. Mir kann man es auch wirklich nie recht machen!
Nach dem Essen wird noch etwas gesungen. Singen mochte ich noch nie und konnte ich noch nie, aber hier sind die lieben Biodanzamenschen, und ich möchte mich darauf einlassen. Ich singe ganz leise mit. Irgendwie ist es schön, und sie ermöglichen es mir, weil sie mich so annehmen, wie ich bin. Hier wird man nicht kritisiert, hier gibt es keine Schulnoten. Nach einem ausgiebigen Abschied mache ich mich auf den Weg.
Josepha
Josepha hat nichts mit Biodanza zu tun, sondern mit einem ganz anderen Thema: Sie ist mir von meiner Schmerztherapeutin vermittelt worden, denn sie hat die gleiche Krankheit wie ich, allerdings schon seit 30 Jahren - und sie ist noch da! Ich treffe sie in einem Cafe. Wir verstehen uns gut, haben einander viel zu sagen. Ihre Geschichte macht mir viel Mut, auch wenn sie insgesamt schwach wirkt, ist sie für mich doch stark wie eine Löwin. Und wenn ich ihr nicht vom Biodanza erzählt hätte, hätte ich an diesem Tag glatt vergessen hinzugehen.
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Die Vivencia hat das Motto: „Ich bin der Boss“, und so darf man eine Kette von Tänzern anführen. Für so einen kurzen Moment mag ich das wohl tun. Ein Konzept des Biodanza ist der "schnelle Wechsel": Die Tänze und die Tanzpartner werden so oft gewechselt, dass man gar nicht erst ins Grübeln kommt, ob man denn alles richtig macht.
In einem anderen Tanz darf jeder mal in der Mitte stehen und von den anderen ganz oft seinen Namen hören. Endlich lerne ich die mal richtig.
Trotz nennenswerter Schmerzen habe ich bestimmt ein Dutzend wundervolle Momente und Begegnungen. Julia schubst mich beim Abschied irgendwie weg. Vielleicht ist sie eine Katzenmutter, die sagt: „Du bist jetzt groß, geh selber Mäuse fangen!“
Lesen Sie weiter in Teil 9! Sie dürfen gerne einen Kommentar schreiben; Sie können mich auch unter adrian(dott)durstbusch(ätt)web(dott)de erreichen.