7 Hol Dir das Glück!

Aug 08, 2018 08:35

Biodanza 35

Dieser Tanz der Worte wird aufregend. Es gibt ein Eifersuchtsdrama! Das ging wohl schon monatelang, mit bösen Briefen und allem, was dazugehört, und jetzt kommt es auf den Tisch. Am Ende verlässt das Paar wutentbrannt den Saal. Dass so etwas bei Biodanza passiert! Ich glaubte bis hierher, dass sich hier alle lieben und ganz frei von Neid und Eifersucht sind.

Ich glaube der Sprecherin ihre Worte, und ich mag sie auch. Am liebsten würde ich hinlaufen und ihr den Rücken stärken, aber das ist vielleicht gerade unangemessen.

Dann die Vivencia. Es gibt ein kleines Lagerfeuer, das aus 8 Händen besteht, die einander zart berühren, sich langsam bewegen, alles mit geschlossenen Augen, so dass das Gefühl ganz bei den Händen sein darf. Langsam breitet das Feuer sich auf seine Besitzer aus. Dann erreicht es die 4 Herzen und dann... BOOM! Ungeheure Energiemengen durchströmen uns! Was für ein schönes Erlebnis. Nachdem das Feuer aus ist, laufe ich alleine durch den Saal und fühle mich so wunderbar befreit, keine Schmerzen, keine Sorgen, keine Gedanken, alles WEG! Es ist so toll!

Beim anschließenden Essen und Kuscheln kann ich einem anderen Menschen den Rücken stärken und fahre zufrieden nach Hause.

Biodanza 36

Ich bin 5 Stunden beim Biodanza und davon, gefühlt, die letzten 2 1/2 Stunden an Tanjas Rücken liegend. Es ist so gemütlich. Was ist eigentlich davor passiert? Ich kann mich kaum noch erinnern...

Doch, irgendwie, ich hatte Julias Anweisung „Das Glück liegt hier - hol es Dir!“ sehr beherzigt und es war richtig toll gewesen. Wirklich ALLE haben mich angelacht und mir die Wange gedrückt.

Biodanza 37

Es gibt einen Tanz zu dritt: „Dusche mit den Elementen“. Einer steht in der Mitte und wird von den anderen beiden auf 4 verschiedene Arten verwöhnt: Das Wasser plätschert mit den Fingerspitzen sanft vom Kopf bis auf die Füße herunter, die Erde ist das feste Anfassen mit den Händen, die Luft kommt aus dem Mund geblasen, das Feuer ist ein kräftiges Abreiben.

Danach noch „das große Handtuch“ (ist das das 5. Element?): Man wird von vorne und von hinten gleichzeitig umarmt. Ich habe Tanja und Karla als Tanzpartnerinnen und es ist der Himmel auf Erden!

Danach dürfen wir noch alle frei miteinander knuddeln - Kuschelanfall! Da diesmal schon in der Vivencia gekuschelt wurde, bleibe ich nach dem Essen nicht um nochmal um zu kuscheln, auch weil ich von diesem schönen Tanz wirklich gesättigt bin.

Biodanza 38

Es geht los damit, dass wir alle stolze Tiger sind, die durch den Raum laufen. Damit bin ich erstmal überfordert. Rollenspiel ist nicht mein Ding, und ich hab mich auch gar nicht danach gefühlt. Aber dann folgt ein kuscheliger Tanz, ich schnappe mir Annette und es fühlt sich an wie: "Hol Dir das Glück!"

Bei einem Tanz zu zweit habe ich Karla und Annette gleichzeitig als Partnerin; das geht Horst dann doch zu weit; er will eine abhaben; bekommt er auch.

Und der Rest ist nur noch Harmonie und Freude und Genießen.

Ach!

Kuscheltraum 14

Die Schmerzen plagen mich fürchterlich, aber ich deute im Tanz der Worte nur an, wie schlecht es mir geht. Einer anderen, ganz fremden Frau geht es auch ganz schlecht wegen Liebeskummer. Ich bin so von ihr berührt und nehme ihre Hände fest und wir weinen zusammen. Ich fühle mich so verbunden mit ihr, und das ist dann auch wieder schön.

Es gibt einen Schlängeltanz, in dem jeder jeden berührt. Er ist sehr schön und dauert dreimal so lange wie geplant.

Im Abschlußkreis hält Marga mich nochmal richtig doll fest. Sie kann so schön fest drücken, und weil sie so groß ist, kann ich mich bei ihr gut anlehnen. Ich mag das.

Ansonsten ist dieser K-Traum nicht so der Knaller, aber es sind schöne Begegnungen dabei.

Tanz Dich Frei!

Das ist eine Disco für Biodanzamenschen, die nur einmal im Monat stattfindet. Sie ist in keiner Zeitung und keinem Anzeigenblatt zu finden. Mann muss jemanden kennen. Und selbst, wenn man weiß, dass es das gibt, braucht man jemanden, um überhaupt hinzufinden! Denn es ist mitten im Wald, in einem kleinen und sehr gemütlichen Holzhaus.

Auf dem Weg in den Wald habe ich an jeder Hand eine Frau, zwei Engel, die aufpassen, dass ich nicht verloren gehe.

In dem Wald gibt es eine Art Kommune, eine lockere Ansammlung von selbstgebauten Holzhäusern, einige mit dem obligatorischen Bulli davor. Ich komme mir vor wie in einem romantischen Hippietraum.

Wir landen an einem zauberhaften Ort. Es gibt einen Umkleideraum, wo man sich Biodanza-mäßig zurechtmachen kann, das heißt: Bequeme, farbenfrohe Kleidung. Wegschließen braucht man nichts, denn es gibt hier nur liebe Menschen, alle Jacken kommen auf einen großen Haufen. Schlüssel, Handy, egal. Es ist bestimmt die Hälfte von meiner Biodanzatruppe da, dazu viele andere, die Musik ist toll und ich tanze mich richtig frei. Ab und zu schnappe ich mir eine Biodanzera für einen Tanz zu zweit, das geht einfach so. "Hol Dir das Glück!"

Zwischendurch kann man sich auf ein Sofa fleezen und sich an einen lieben Menschen ankuscheln.

Ich bin zum ersten Mal seit 30 Jahren in der Disco und zum ersten Mal im Leben in einer Disco, wo es mir richtig Spaß macht!

Einmal tanze ich mit einer Frau namens Melanie, ich hatte sie im K-Traum kennengelernt. Ich vergesse, dass sie noch nie Biodanza gemacht hat und gebe richtig Gas. Am Ende hat sie Schulterbeschwerden, aber sie sagt trotzdem, dass sie jetzt auch Biodanza machen möchte.

Am nächsten Tag fühle ich mich fürchterlich und mich plagen Depressionen - Gefühlskater?

Drei Tage später schreibt sie mir, ob wir uns nicht mal treffen können.

Biodanza 39

Diesmal gibt es einen Tanz von ganz anderer Art: Den Tanz der Identität. Streng choreographiert und mit bombastischer Musik erinnert er mich an Monumentalszenen aus Filmen der 30er Jahre: Ich bin 10 Meter groß und aus Beton! Es funktioniert tatsächlich. Für einen Moment fühle ich mich als Herrscher des Universums (und das, obwohl ich mich rein körperlich eigentlich erbärmlich fühle! Unglaublicher Effekt!)

Danach treffen wir uns zu viert und werden der Ozean, in den alle Flüsse münden. Für mich ist der Ozean ein kleiner Teich, aber er ist unglaublich tief und erfasst mich mit Rührung und Freude.

Nach dem Essen habe ich mit einigen Männern und Frauen ein Gespräch, sie reden so selbstverständlich und offen über Liebe und Sex, ich finde es ganz wunderbar.

Melanie

Sonntag ist es soweit. Da sie in meiner Nähe wohnt, mache ich einen Spaziergang, und schon bin ich bei ihr. Das ist schon ein aufregendes Gefühl: Ich bin bei einer fremden Frau im Haus, und alle Welt denkt, ich gehe nur mal eben spazieren.

Sie hat eine wunderschöne Kuschelecke eingerichtet und die Kuscheltraum-CD läuft im Hintergrund. Es duftet nach Räucherwerk.

Das lässt viel erwarten und ich habe Kribbeln im Bauch. Sie ist eine feine, intelligente Frau mit viel Sinn für Schönheit. Sie kommt mir dieses Mal älter vor als in der Disco, was mich aber nicht stört.

Wir reden viel miteinander, offen und tiefsinnig. Sie sinniert über freie Liebe und sie hat wohl auch einen Freund.

Als wir dann in der Kuschelecke landen, beobachte ich sie genau und merke doch: Sie sucht keinen Körperkontakt. Vielleicht ist es ihr mulmig geworden, und jetzt bin ich auch unsicher. So passiert am Ende gar nichts weiter.

Ich denke hinterher viel über diesen Abend nach. Unsere Gefühle haben gesprochen, wir haben beide darauf gehört und es ist alles gut und richtig so. Ich bin gar nicht so traurig darüber, dass es keine Kuschelei gab. Ich freue mich darüber, dass ich gleich fühlen konnte, dass sie nicht weiter wollte, ganz ohne Worte, ich musste mich nicht aufdrängen und mir keine Zurückweisung einfangen. Und Sie hat mich auch nicht überfordert. So ist doch ein mildes Harmoniegefühl in mir.

Es bleibt eine schöne Erinnerung an eine schöne Frau, die nichts von mir verlangt hat.

Hier geht es weiter zum 8. Teil!

Sie können mich unter adrian(dott)durstbusch(ätt)web(dott)de erreichen.

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