Titel: Eine Frage der Balance 10/?
Autor:
aviditaPairings: SS/RB, RL/SB, HP/RB
Rating: NC-17
Disclaimer: das Harry Potter - Universum gehört Joanne K. Rowling, ich spiele nur damit
Warnungen: Gewalt, angst, Sex und ein rasendes Tempo
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heulende_huette Teil 1,
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Sie hatten Regulus in St. Mungos abgeliefert, wo Harry einen ganzen Flügel hatte vorbereiten lassen. Man begrüßte sie mit kaum verhohlener Anspannung, stellte aber ganz professionell keine Fragen. Bis auf einige gering Verletzte war noch niemand dort angekommen.
Regulus wurde in ein Bett gelegt und einige Schwestern kümmerten sich um ihn. Sirius hatte Regulus auf seinen Armen getragen, ständig verwirrt blinzelnd und ihn anstarrend. Harry musste ihn ein bisschen zerren, bevor er sich von dem Anblick seines kleinen Bruders lösen konnte.
Dann apparierten sie zurück nach Grimmauld Platz Nummer 12.
Dort herrschte weitaus weniger Chaos, als Harry erwartet hatte. Er war mit Sirius in einiger Entfernung gelandet, wollte gegebenenfalls die Werwölfe von hinten angreifen, aber die waren schon gar nicht mehr da. Die Tür zum Haus stand offen und drinnen herrschte zwar Lärm, aber eher der einer Baustelle als der eines Schlachtfeldes. Stimmen riefen unaufgeregt, es wurde gehämmert und geflucht.
Die Sonne schien und die Vögel sangen. Harry musste sich sehr anstrengen, um sich nicht jetzt schon von einem gewaltigen Triumphgefühl überrollen zu lassen.
Sie stiegen die Treppen zur Tür hoch und sahen den Haufen bewusstloser Werwölfe im anschließenden Flur. Mrs. Black lehnte seitlich in ihrem Bilderrahmen und keuchte erschöpft. Mit ihrer aufgelösten Frisur und ihrem irren Blick sah sie immer noch völlig wahnsinnig aus, als sie aber Sirius sah, warf sie ihnen nur wütende Blicke zu.
Harry testete vorsichtig mit einem Fuß, ob die Werwölfe sich wirklich nicht rührten, und band sie dann mit dem Auroren-Seil. Sirius sagte leise:
"Cool, Harry", und lächelte ihn stolz an. Harry konnte nicht verhindern, dass er sich daraufhin ein wenig aufplusterte.
Als sie gerade etwas unbeholfen über die fünf Leiber stiegen, die den ganzen Flur verstopften, rannte George die Treppen herunter und sah sie.
"Harry!" sagte er erfreut und stutzte dann.
"Hi", grinste Sirius.
"Uh." machte George. Mehr schien ihm nicht einzufallen.
Harry fragte:
"Wo ist Remus?"
George blinzelte mehrmals und wandte sich dann wieder Harry zu.
"Ist mit Tonks, Mad-Eye und Shaklebolt Snapes Story überprüfen."
"Was denn für eine Story!" fauchte Harry. Sirius sah ihn erstaunt an. So autoritär hatte er ihn noch nicht erlebt. Und auch nicht so wütend.
"Keine Ahnung", sagte George. "Ich suche Fred." Er grinste gespielt gelassen, aber man sah die Panik, die hinter diesem Grinsen langsam anschwoll.
Harry nickte ruhig und fragte nach Ron und Hermine.
"Beim Ballsaal", sagte George und joggte dann einen Gang entlang, sorgsam alles absuchend.
Harry drehte sich zu Sirius um, der leise sagte:
"Das wäre übel."
"Wenn Fred...?" fragte Harry ebenso leise und ging voran zum Ballsaal.
"Dann wird George nicht lange fackeln, denke ich."
Harry dachte an die letzten Wochen, in denen die Zwillinge manchmal das Einzige gewesen waren, was man noch amüsant finden konnte. In denen die beiden keine Sekunde allein anzutreffen gewesen waren. An die Blicke und die unauffälligen Berührungen.
Dann nickte er bedächtig.
In den Fluren roch es fast überall angekokelt, kaum ein Einrichtungsgegenstand war unbeschädigt. Jemand hatte den Toten weiße Tücher übergelegt und sie an die Ränder geschoben. Auf dem Weg zum Ballsaal waren es gerade mal drei, aber Harry fand das trotzdem zu viele. Sein Herz raste, während er die Schuhe mit seinen Erinnerungen an das Schuhwerk seiner Leute abglich. Er erkannte keinen.
An der Tür zum Ballsaal hockte Hermine, die Haare teilweise angesengt, teilweise mit einer türkisenen Haarspange hochgesteckt. Sie hatte Dreck an der Wange und war auch sonst reichlich mitgenommen. Trotzdem sah sie fit aus.
Bis auf die Tatsache, dass sie beide Hände auf den Bodendielen hatte und dazwischen ein Ohr auf den Fußboden presste. Die Stirn leicht gerunzelt sah sie lauschend ins Leere. Ron stand vor ihr, unruhig von einem Fuß auf den anderen hüpfend.
"Und? Hörst du was? Was sagen sie? Kannst du jemanden erkennen?"
"Ssch, Ron!" machte Hermine ungeduldig.
McGonagall saß auf einer Bank in der Nähe, deren Lehne fehlte und sah sehr erschöpft aus.
"Harry!" rief sie, im selben erfreuten Tonfall, den auch George verwendet hatte. Hermine und Ron wandten sich ihnen ebenso fröhlich zu. Dann erstarrten alle für eine Sekunde, in der Sirius lässig die Hand hob und winkte.
Hermine stand erschreckend schnell auf und warf sich ihm in die Arme.
"SIRIUS!"
Harry grinste so breit, dass seine Wangen wehtaten.
"Ron, wo sind denn alle?" fragte er. Ron grinste ebenfalls, starrte Sirius an und sagte:
"'N paar Minuten nach deinem Abgang-" böser Blick Richtung Harry "-sind alle Todesser irgendwie zu Boden gestürzt, manche sind sofort in Ohnmacht gefallen oder gestorben. Der Rest war recht einfach."
McGonagall wollte sich aufmühen, um Sirius gebührend zu empfangen, als eine völlig verheulte Hermine ihn endlich los ließ, aber Sirius kam ihr zuvor und reichte ihr die Hand.
"Professor. Schön sie zu sehen."
Ron bekam ebenfalls einen äußerst erwachsenen Handschlag, der ihn ein wenig größer werden zu lassen schien. Als hätte er das noch nötig, der Lulatsch. Hermine wischte sich über das Gesicht und sagte geschäftig:
"Hier sind Leute unter dem Fußboden eingesperrt. Neville und Luna sind im großen Salon-" Dort waren beide Wellen Todesser angekommen, ganz wie geplant, und dort war am härtesten gekämpft worden. "Bisher…" Hermine wurde leiser, als traue sie sich nicht ganz, das auszusprechen. "Bisher haben wir noch keine Verluste feststellen können."
Sie brachte solche Berichte immer in einem Tonfall, bei dem Harry glatt erwartete, dass sie noch ein "Sir" anfügte.
Harry nickte. Dann wurden seine Augen schmaler und er fragte:
"Snape?"
"Hat angeblich ein Denkarium von Dumbledore, das alles erklärt", sagte Ron, ebenso misstrauisch wie Harry.
Harry fluchte. "So ein Unsinn! Gott, er hat Remus und die anderen in eine Falle gelockt! ICH habe Dumbledores Denkarium!"
Hermine hob eine Hand.
"Er sagte, er habe 'ein' Denkarium, nicht 'das' Denkarium."
Harry starrte sie wütend an. Sie hatte seit Dumbledores Tod die abenteuerlichsten Theorien erfunden, warum Snape vielleicht doch nicht das Monster war, für das Harry ihn hielt. Er schloss die Augen. 'Snape hat auf Dumbledores Befehl hin gehandelt', hatte Regulus gesagt. Er vertraute Regulus. Er hatte sich vorgenommen, Snape wenigstens anzuhören, sollte dieser überleben. Er versuchte, diese unerklärliche Wut wieder unter Kontrolle zu bringen und starrte Hermine dabei an.
Hermine hielt seinem Blick locker stand und sagte:
"Ich glaube ihm."
Harry schnaubte abfällig. Ron rollte mit den Augen. Jemand klopfte von unten gegen die Bodendielen und gedämpft war ein Brüllen zu hören. Hermine ließ sich wieder auf dem Boden nieder.
Sirius sagte seufzend:
"Das muss Regulus gemacht haben. Wartet mal." Er rief Kreacher zu sich und befahl ihm, die Todesser wieder herauszulassen. Kreacher weigerte sich und verschwand wieder.
Sirius blinzelte irritiert. Harry zuckte mit den Schultern und meinte:
"Hier sind die Jungs doch erstmal gut aufgehoben. Die können wir später noch befreien." Er musste seine Leute zählen, sehen, ob alle in Sicherheit waren.
Hermine und Ron halfen McGonagall nach St. Mungos, Harry und Sirius gingen an weiteren Toten und gebundenen Todessern vorbei Richtung Salon. Einige geschäftige Auroren kamen ihnen entgegen und grüßten kurz, wie sie auch Moody begrüßt hätten. Es fühlte sich gut an. Kurz vor dem Salon lag Draco Malfoy in silbrige Seile gebunden auf der Seite, dreckig und erschöpft, den Kopf auf dem Boden abgestützt. Er sah Harry mit müden Augen an. Harry hockte sich vor ihn und starrte. Das war sein alter Erzfeind gewesen, als Voldemort noch ein ferner Gedanke gewesen war und Snape nur ein Arschloch.
Nach einem Moment sagte Draco leise und sehr heiser:
"Meine Mutter?"
Harry schüttelte den Kopf. "Ich habe sie noch nicht wieder gesehen." Draco nickte langsam und murmelte etwas, was man als einen Dank interpretieren konnte. Dann driftete sein Blick wieder fort. Harry richtete sich auf.
Sirius sah ihn besorgt von unten her an.
Als sie weiter gingen sagte er leise:
"Es tut mir so leid, dass ich nicht hier war."
Harry blieb urplötzlich stehen. Er atmete tief durch und wandte sich dann zu ihm um, umarmte ihn noch einmal. Sirius hielt ihn vorsichtig fest.
"Tut mir leid", wiederholte er.
Harry nickte an seiner Schulter und wischte sich über die Augen, als er sich losmachte.
Der Salon war völlig zerstört. Molly Weasley saß auf dem Boden, Ginny halb auf ihrem Schoß. Luna verfrachtete leise summend mit ihrem Zauberstab Verletzte in Reih und Glied, keiner davon aus Harrys Truppe. Neville hockte vor Molly und Ginny und redete leise auf sie ein. Er stand auf, als sie eintraten.
"Harry", sagte er ruhig. "Irgendetwas hat Ginny getroffen."
Harry hockte sich schnell vor Molly, während Sirius Neville befragte, der aber kaum etwas wusste.
Molly liefen die Tränen über die Wangen. Harrys Magen verkrampfte sich. Ginnys Augen waren offen und sie atmete flach, starrte aber ins Nichts, und ihr Gesichtsausdruck war von reinem Entsetzen geprägt.
"Sie muss nach St. Mungos", sagte Harry ruhig und stand auf. Molly sah fassungslos zu ihm hoch. Harry fragte: "Kannst du sie dorthin bringen? Ich kann ihr hier nicht helfen." Molly erhob sich, Ginny in ihren Armen, und warf Harry einen wütenden Blick zu, dann apparierte sie ohne einen weiteren Kommentar.
Harry seufzte schwer. Sirius legte eine Hand auf seine Schulter und wieder durchfuhr es Harry: Sirius war da. Kaum einen Schritt hinter ihm.
George und Arthur Weasley kamen hereingestürmt, George überprüfte sofort hektisch die Gestalten, die Luna sortierte.
Luna sagte freundlich:
"Hier warst du schon, George."
"Ich WEIß!" fauchte dieser.
Arthur drückte Sirius kurz an sich und fragte dann:
"Molly? Ginny?"
"St. Mungos", sagte Harry ruhig.
"Gut. Charlie und Bill sind oben, oh Harry…" Er schob seine Brille nach oben und massierte sich die Nasenwurzel. "Percy…" sagte er leise. "Er hatte ein Mal."
Harry starrte ihn entsetzt an.
George kam zu ihnen und sagte mit wackelnder Stimme:
"Wo haben wir noch nicht gesucht, Dad?"
Arthur Weasley sah um Jahre gealtert aus, als er versuchte, seinen Sohn in seine Arme zu ziehen.
"Lass los, Dad! Ich frage: Wo waren wir noch nicht!" George stieß ihn weg und sah dann gehetzt um sich.
Harry sagte ruhig:
"Vielleicht ist er verborgen. Am besten gehe ich das Haus auch noch mal ab und schau nach ihm."
George nickte und stemmte die Arme in die Hüften, kaute auf seiner Unterlippe herum.
Brockley und zwei andere Auroren kamen zu ihnen und nahmen Luna ihre Beschäftigung weg. Neville nickte Harry ernst zu und zog sie mit sich Richtung Küche.
Als Harry, Sirius, George und Arthur begannen, das Haus noch einmal von vorne abzusuchen, erzählte Arthur mit gezwungen gelassenem Tonfall, dass Mrs. Black die Werwölfe daran gehindert hatte, das Haus zu betreten, als diese die Verteidigungszauber drum herum durchbrochen hatten, indem sie so laut und so hoch gekreischt hatte, dass es die mit sehr empfindlichem Gehör ausgestatteten Werwölfe glatt ausgeschaltet hatte.
Sirius bemühte sich, nicht allzu sehr darüber zu lachen, musste aber ab und zu ein wenig glucksen.
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Teil 11