{#goretober} cailéan » tod durch den strang

Oct 03, 2018 00:09

Story: RPG storyverse (anon)
Genre: Dark Fantasy mit lowkey gore I guess
Warnings: Hinrichtung / Hängen (kinda explicit)
Rating: P18
Charaktere: Cailéan (& Caecilia)

Ficathon: not over
Prompt: [226], laut Google ist der Text wohl von apRon
Challenge: Goretober (never forget)

Sonstiges: Triff mich, wie ich zwar nicht so 100% happy mit dem Text bin, aber echt total Bock auf Cailéan!action & die perfekte Prompt-Stichwort-Kombi dafür parat hatte. Und dann doch irgendwie ziemlich am Prompt vorbeigeschrieben habe. Und den Kram mal wieder nicht ordentlich korrekturgelesen habe. Na ja, who cares, now go enjoy some semi-demonic!Cailéan content.

Häng ihn auf, ganz egal wieso
Lass ihn baumeln, denn wir wollen ihn tot
Zieh hoch den Galgenmann
Zieh hoch, damit er fallen kann



Durch die Aussparungen der Henkersmaske hindurch überblickst du die Menge, während dein Herzschlag und die düsteren Schwaden deiner Gefühle sich in deinem Brustkorb zu einem Gewitter zusammenzubrauen scheinen. Donnergrollen fährt durch deinen Körper, jeder Atemzug fühlt sich an wie ein Blitz.

Es gibt Dinge, die du niemals vergessen wirst. Dinge wie: Als du deinem Vater zum ersten Mal bei der Arbeit zugesehen hast. Du warst damals noch sehr jung, aber du erinnerst dich noch genau an die Minuten davor; an das beklommene Schweigen, an den Moment, in dem es keine aufmunternden Worte mehr gab, nur noch einen flüchtigen Blick, ein Nicken, die stille Übereinkunft, ein Schulterklopfen, bevor ihr zusammen den Galgenplatz betratet.

Damals hat genauso eine große, aufgeregte Menge das makabre Spektakel erwartet wie jetzt. Ein absurdes Szenario, findest du noch heute: Etliche Leute aus der Stadt, Leute auf der Durchreise, Leute von weiß Gott wo, die alle nur gekommen sind, um den Tod zu sehen. Als sei er ein beliebter Akteur auf der Bühne eines Theaters. Menschen und andere Wesen, die sich daran ergötzen, wie ein anderer jämmerlich sein Leben aushaucht, vor den Augen aller, die ihn kannten oder die ihn erst jetzt, als verurteilten Verbrecher, der auf seinen sicheren Tod wartet, während die Richterin die Anklage und Verurteilung vorträgt, kennenlernen.

Damals war es die alte Richterin, die deinem Vater bis zu ihrem Ruhestand die Gefangenen zugewiesen und die Befehle erteilt hat. Heute ist es Richterin Caecilia Ireth Malenfert, unter deren Anweisung du arbeitest, und du könntest nicht leugnen, dass es dich umso nervöser macht, ihre anmutige Gestalt dort auf dem Podest zu sehen. Zu wissen, dass sie es sein wird, die das Urteil verkünden und die grauenvolle Zeremonie einleiten wird.

Du erinnerst dich noch gut daran, wie schwer sich die Worte angefühlt haben: Tod durch den Strang. Obwohl du damals schon wusstest, dass es zu den gnädigeren Schicksalen zählt, am Galgen zu baumeln, bis jede Kraft aus dem Körper weicht, lag dir das Urteil in der Magengrube wie ein Felsbrocken.

Unwillkürlich denkst du an an das Johlen der Menge, an die Gestalt deines Vaters unter der Henkerskluft, an das furchtbare Geräusch, als der Stuhl unter den Füße des Verurteilten weggetreten wurde, an das Röcheln, Zappeln, die sich verfärbende Haut, das letzte, hilflose Strampeln, das Erschlaffen. Kot, Urin, geplatzte Äderchen, Speichelfäden. Mehr Gejohle. Am liebsten hättest du dich übergeben, aber deine Miene blieb eisern, während du dich dazu zwangst, tief durchzuatmen, erleichtert, dass wenigstens der Geruch nach Angst aus der Luft verschwunden war.

Auch jetzt zeigst du keine Regung, obwohl die Henkersmaske ohnehin einen Großteil deines Gesichts verbirgt. Dein Vater hat immer gesagt, man gewöhnt sich an all das - an die Präsenz des Todes, diese ganz besondere Art von Angst, die Situationen, in denen sie aus den Schatten hervortritt -, aber du hast auch nach Jahren, in denen du ihn zu seinen Aufträgen begleitet hast, noch immer keine Ahnung, wie das gehen soll. Du versuchst, dich dagegen zu wappnen, aber es fühlt sich immer noch an wie eine tonnenschwere Last, die dir auferlegt wird und dich kaum mehr atmen lässt: Tod durch den Strang. Jetzt noch mehr als damals, weil du dieses Mal weißt, dass das eine verdammte Beschönigung ist. Ein Verschleiern der Tatsachen.

Stricke töten keine Leute. Leute töten Leute.

Und heute bist du es, der den Verurteilten töten wird. Den Mann, der bereits auf der Plattform auf sein unausweichliches Schicksal wartet und die Angst vor dem Sterben so stark ausstrahlt, dass du glaubst, selbst die anwesenden Menschen, ohne jegliches Gespür für dergleichen, müssten ihren unverkennbaren Duft bemerken.

Atme sie sein, hat dein Vater gesagt. Mach sie dir zueigen. Wir leben von dieser Angst.

Damals konntest du das nicht. Hattest keine Ahnung, wie das funktionieren sollte, und selbst wenn, wie du das über dich bringen könntest. Heute lässt du die Angst dich einhüllen und umspülen, als würdest du in ein Gewässer ein- und bis hin zum Grund tauchen. Du lässt dich in ihre Tiefen sinken und atmest sie ein, lässt sie dir neue Energie schenken - und tauchst erst wieder auf, als es soweit ist. Als die gesamte Menge sich dir zuwendet, etliche Augenpaare dich erwartungsvoll erfassen, jede kleinste deiner Regungen verfolgen. Die dröhnende Geräuschkulisse verschwimmt hinter dem Rauschen in deinen Ohren, aber du könntest schwören, irgendjemand stimmt ein Lied an, und einige fallen mit in den schaurigen Gesang ein. Du siehst zu dem Verurteilten, suchst sein Gesicht und deine Erinnerung nach einer Erklärung ab, aber du kannst dich plötzlich nicht mehr daran erinnern, wer er ist und was er getan hat. Wieso sie ihn so dringend tot sehen wollen.

Es ist egal, sagst du dir, als du ihn auf den Hocker beförderst. Glücklicherweise versucht er nicht, sich zu wehren. Es spielt keine Rolle. Reiß dich zusammen und erledige deine Arbeit. Ein letzter Blick noch zur Richterin, die dein Tun ebenso aufmerksam verfolgt wie alle anderen, wie um sicherzugehen, dass sie nicht aus heiterem Himmel ihr Urteil widerrufen und die Hinrichtung stoppen wird; dann beschließt du, es so schnell wie möglich zu Ende zu bringen. Du achtest kaum mehr auf die zitternden Knie des Mannes, auf die Furcht, die ihn noch immer wie eine Wolke umgibt. Du blendest alles aus, auch seine letzten Worte, die er auf deine leise Aufforderung hin spricht, bevor du ihn letztlich zum Fall bringst.

So vieles verschmilzt an diesem Tag zu einer einzigen vagen Erinnerung, so viele Details entfallen dir, bevor du sie überhaupt greifen kannst; aber wie auch die erste Hinrichtung, der du je beigewohnt hast, wirst du diese hier nie vergessen können, nicht das: Den Strick, der einem Mann die Kehle zuschnürt, während sein eigenes Gewicht daran zerrt, ihn ein letztes Mal zum Treten und Schwingen bringt, als fordere der Tod ihn zu einem grotesken letzten Tanz auf. Es geht nicht schnell, und ganz gewiss kommt es dir nicht gnädig vor, aber du siehst dabei zu und du weißt, dass dieser Moment dir auf ewig anhaften wird.

Stricke töten keine Leute, denkst du, als du nach seinem Puls tastest, keinen findest - natürlich -, und ihm dann die weit aufgerissenen Lider schließt, um die leer gewordenen Augen nicht mehr sehen zu müssen. Henker schon.

soc: cailéan, oneshot, challenge: goretober, 2018, ficathon: not over, rpg storyverse canon, rpg storyverse

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