Story: RPG storyverse (AU, aber lbr, es hätte auch gut canon werden können)
Genre: lowkey gore I guess
Warnings: Blut, Erwähnungen von Tod & Folter
Rating: P18
Charaktere: Avien & Aina
Ficathon: not over
Prompt: [218], aus "Neuruppin" von K.I.Z.
Challenge: #goretober (alone in the dark)
Sonstiges: Ja, ähm, also, scheinbar versuche ich jetzt dieses #goretober Ding (thx an Jay für die Stichwort-Liste & Idee!!) & wenn das absolut nicht klappt, mache ich halt nen #artober draus & ja. Dunno. Ich bin 1 planloser Mensch & ja. Hier ist Avien, wie sie Aina quasi vor Lynires Haustür abschlachtet, um Cae zuzusetzen, in punktgenau 666 Worten, zu einem K.I.Z.-Prompt & dem Stichwort alone in the dark, nicht noch mal korrekturgelesen. Voilà.
Warum hast du Herzrasen?
Chérie, du wolltest doch schon immer mal ans Meer fahren
Avien kann das Herzrasen hören. Nicht im übertragenen Sinne, sondern wörtlich: Das hektische Pochen, das rauschende Blut. Sie schließt die Augen und atmet tief den Duft nach Angst und Sterblichkeit ein, der das Innere der Kutsche regelrecht zu erfüllen scheint. Beinahe glaubt sie, auch die rasenden Gedanken hören zu können, während das Mädchen einen Vorhang zur Seite zieht und sich panisch draußen umsieht.
»Wohin fahren wir?«, will sie wissen, die Stimme dünn und zögerlich. Offensichtlich ist ihr, klug und wachsam, wie sie ist, nicht entgangen, dass sie in eine andere Richtung fahren als erwartet - nicht durch das Tor in die Stadt hinein, sondern geradewegs daran vorbei.
Avien überschlägt die Beine, lehnt sich zu ihrem Gegenüber vor und flüstert: »Ans Meer.« Ein vages Lächeln zupft an ihren Mundwinkeln. »Du wolltest doch schon immer mal ans Meer fahren, nicht wahr, Aina?«
Ainas Augen weiten sich. Sie blinzelt ein paar Mal, als könne sie mit ihren menschlichen Augen so in der Dunkelheit vielleicht mehr erkennen. Öffnet den Mund, aber hat weder Worte noch einen Schrei, nur diese starre Miene, die nicht ganz genügt, um dem Ausdruck zu verleihen, was in ihrem hübschen Köpfchen vorgehen muss, nachdem sie realisiert hat, in welcher Situation sie sich befindet.
Allein in der Dunkelheit.
Allein mit einer Fremden, die ihren Namen kennt, ohne dass sie ihn ihr je genannt hat.
*
Avien erinnert sich daran, wie sie das Mädchen gefunden hat. An die verregneten Straßen, an den ersten gewechselten Blick. Sie wusste sofort, dass sie Aina vor sich hatte, obwohl sie sich nie zuvor begegnet waren. Avien macht ihre Arbeit gut, sie macht sie seit Jahren, sie weiß, mit wem sie es zu tun hat, lange bevor sie ihren Opfern das erste Mal begegnet, und noch dazu … kennt sie Caedes. Sie kennt die Art Person, in die er sich verlieben würde.
Aina ist ein Paradebeispiel dafür. Ein bildschöner Wirbelwind mit tragischer Vergangenheit, losem Mundwerk, einer gehörigen Portion Eigensinn und beeindruckendem Charisma. Jemand, der die Herzen im Sturm erobert und genauso schnell bricht und doch schöner zu lieben ist als jeder andere Mensch, dem man je begegnen wird.
Avien hat sie von der ersten Sekunde an - seit der ersten Erwähnung ihres Namens - gehasst.
Umso befriedigender ist es, sie jetzt vor sich zu sehen: Hände und Füße an Wand und Boden der Kutsche genagelt, zwischen den Lippen, die sonst so schön lächeln können, ein provisorischer Knebel aus Stoff. Panische Angst in den pistaziengrünen Augen. Ein Schluchzen, das zitternd durch ihren Brustkorb fährt, in einem formlosen Laut untergeht, den nur sie beide hören können.
Beinahe so, wie Avien sie in dieser Nacht draußen vorgefunden hat:
Allein in der Dunkelheit.
Ihren sicheren Tod erwartend, oder vielleicht schlimmeres.
*
Avien lächelt zufrieden. Lässt Schultern und Nacken kreisen, Halswirbel und Fingerknöchel knacken. Sie blickt hinab, sieht sich knöcheltief in rötlichem Wasser stehen. Blutmeer, denkt sie. Dabei ist das meiste Blut längst weggespült, aber es tritt noch neues aus diversen Wunden aus, färbt die Wellen immer wieder rot. Das Mädchen liegt vor ihr und ihm fehlt die Kraft, um sich hochzustemmen, als die Flut heranrauscht, das erbleichte Gesicht und den zermarterten Körper umspült. Blutmeer. Blutleer. Aviens Lächeln wird zu einem Grinsen.
Sie beschließt, Aina nicht zu töten. Nicht direkt.
Nach den Schreien, dem Blut, dem Bersten von Knochen unter ihren Händen, den schmerzverzerrten Zügen eines schönen Gesichts, dem jämmerlichen Flehen, als sei da irgendjemand, der sie retten würde - nach dieser Nacht genügt es ihr vollkommen, zu wissen, dass Aina es in diesem Zustand nicht schaffen wird, sich vor dem Meer zur retten. Oder davor, ihren Verletzungen hier, ganz abseits der belebten Straßen, zu erliegen.
Es reicht ihr, zu wissen, dass sie hier liegen wird, bis sie am kommenden Morgen jemand findet. Jemand, der auf dem Weg zu dem kleinen Haus am Meer ist, welches, unweit der Stelle, die Avien für dieses Kunstwerk aufgewählt hat, in dieser Nacht leersteht.
Zu wissen, dass sie so sterben wird:
Allein in der Dunkelheit.
Direkt vor der Haustür derer, denen Avien mit ihrem Tod eine Nachricht schicken will.