Nicht jede Gleichung ist eindeutig lösbar - Kapitel 2

Oct 23, 2009 02:38

Titel: Nicht jede Gleichung ist eindeutig lösbar

Beta: riannon1978

Genre: Humor/Romance

Rating: P-18-Slash

Warnings: slash, boys love, Lemon, language

Widmung: kuyami4 alles für dich ^.^

Prolog   Kapitel 1

Kapitel 2

Erst in dieser Nacht war Basti wirklich klar geworden, was seine Situation tatsächlich bedeutete.
Er war immer anders gewesen, ein ganz normaler Teenager zwar, aber auf gewisse Weise anders.
Es hatte ihn nie wirklich gestört und solange die Andersartigkeit keinen Namen hatte, hatte sie auch keine Relevanz gehabt. Aber jetzt, nachdem Basti wusste, was ihn von den anderen unterschied, stellte sich heraus, dass er einen hohen Preis dafür zahlen könnte.
Er hatte Nils versucht zu erreichen, ans Handy war er zunächst nicht rangegangen und hatte es später ausgeschaltet. Beim Festnetz hatte Nils’ Mutter abgenommen, die ihren Sohn erst gar nicht ans Telefon holen wollte, weil für sie Basti mindestens ebenso verantwortlich für das Chaos in der Wohnung nach den Sommerferien war, wie Nils selbst.
Er war also völlig deprimiert ins Bett gegangen, mit einem riesigen Klumpen im Magen, was für Überraschungen der nächste Tag ihm wohl diesmal bringen würde.
Doch die Nacht hatte sich ewig hingezogen, er hatte sich von einer Seite auf die andere gewälzt, stetig die Frage im Kopf, wie es jetzt wohl weiter ging.
Würde Nils es weitererzählen? Wenn ja bestand die Gefahr, dass er seinen kompletten Freundeskreis verlieren würde. Oder war Nils’ Reaktion nur der Schock des Moments gewesen und am nächsten Morgen wäre alles wie immer?
Basti wollte Zweiteres glauben, doch in seinem Inneren wusste er, dass es wohl nicht so einfach sein würde. Und nun stand er in der Straßenbahn, wartete die schier endlosen Sekunden, die die Bahn zur nächsten Station fuhr, bei der Nils einstieg.
Noch nie in seinem Leben hatte er sich so unter Spannung gefühlt, seine Hände schwitzten unnatürlich und die metallene Stange, an der er sich festhielt, beschlug rund um seine Finger.
Er schaute aus dem Fenster und entdeckte Nils unter der Schülermenge, die in die Bahn strömte, jedoch viel weiter vorn als normal. Basti war klar, dass das wohl kein Zufall war, sie stiegen immer in den letzten Waggon ein. Nils ging ihm weiterhin aus dem Weg. „Feige Sau!“, murmelte Basti leise.

In den ersten beiden Stunden hatten sie Mathe und obwohl sie direkt nebeneinander saßen, schaffte es Nils, jeglicher Kommunikation aus dem Weg zu gehen.
Er unterhielt sich ausschließlich mit Stefan und saß soweit wie möglich von Basti entfernt, penibel darauf bedacht, ihm nicht zu nahe zu kommen.
Nach einer Viertelstunde fragte sich Basti, ob die angespannte Haltung nicht langsam anstrengend würde, aber Nils schien disziplinierter, als er ihn jemals eingeschätzt hätte. Nach der ersten Stunde fühlte sich Basti langsam so, als hätte er eine ansteckende Krankheit. Und in der zweiten Stunde ordnete Rehlke zu allem Überfluss Partnerarbeit an.
Nils wandte sich natürlich sofort Stefan zu, der sich anscheinend sehr wunderte und fragend zu Basti herüberblickte, der zuckte aber nur mit den Schultern. Was sollte er schon sagen? Er begann die Aufgaben zu bearbeiten.
„Äh, Basti, wenn du willst, kannst du bei uns mitmachen.“
In diesem Moment wünschte sich Basti nichts mehr, als dass sich alles als ein großer Irrtum herausstellte. Dass er doch nichts weiter als ein Spätzünder wäre, dann könnte er Nils erzählen, dass er sich getäuscht hatte oder alles nur ein blöder Witz war. Alles wäre wie sonst, niemand würde denken, ihn aus Mitleid nett behandeln zu müssen.
Im ersten Moment wollte er Saskia sagen, dass er sehr gut allein klar kam, aber er wollte ihr nicht schon wieder vor den Kopf stoßen.
Außerdem war es wahrscheinlich tatsächlich besser in der Gruppe zu arbeiten, statt sich mit seinen eigenen Grübeleien auseinandersetzen zu müssen.
Er begann die erste Aufgabe, wo die beiden Mädchen scheinbar schon so ungefähr tausend verschiedene Fragen hatten. Das war alles Rehlkes Schuld, sie wollten ihn mit ihrem Wissen beeindrucken. Nils hatte wenigstens einfach nur abgeschrieben, wenn er etwas nicht konnte.
„Sag mal, Basti, habt ihr eigentlich Streit?“
Basti hatte ein paar Aufgaben übersprungen und widmete sich Aufgabe sieben, die etwas interessanter zu sein schien.
„Wer?“
„Na du und Nils, wer sonst.“
„Nein.“
„Und warum redet ihr nicht miteinander?“
„Keine Ahnung, frag Nils das.“ Ja, sollte sie mal Nils fragen und ihm direkt mal weiterleiten, warum er jetzt meinte, Basti sei seiner unwürdig, obwohl er noch immer derselbe war wie einen Tag zuvor.
So langsam schlug sein Frust in Wut um, sollte der intolerante Wichser halt sehen, wo er bliebe, er kam auch ganz gut ohne ihn zurecht und als erstes würde er sich jetzt mal über seine sexuelle Orientierung klar werden.
„Saskia, sag Annika, dass ich doch mit ihr ausgehe.“
Sie schüttelte den Kopf. „Sag mal hast du nen Knall? Erst blamierst du sie vor der halben Stufe und dann willst du doch? Du bist echt nen Arschloch, weißt du das, Basti?“
„Von mir aus. Sag ihr, dass ich sie am Freitag um sieben abhol’, falls sie noch will.“
Noch immer fassungslos deutete sie auf Bastis Blatt. „Was machst du da eigentlich gerade?“
„Wonach sieht’s denn aus? Mathe.“
„Das seh’ ich auch, du Hirni.“ So langsam wirkte sie genervt und Basti entschied, dass er tatsächlich ein wenig zurückhalternder sein sollte, schließlich konnte sie nichts für seine Situation. „Was issen das für eine Aufgabe?“
„Die sieben.“
Basti hörte, wie sie ihr Blatt umdrehte, verdrehte die Augen, nahm ihr Blatt und sah, dass sie tatsächlich keine Nummer sieben hatte, auch keine acht oder neun, die noch auf seinem Blatt zu finden waren.
„Na, toll, da hat euer Lieblingslehrer wohl nen Fehler gemacht.“
„Als ob dir das was ausmachen würde.“
Basti hätte nichts weiter gesagt, es war ihm letztendlich tatsächlich egal, aber Saskia hatte bereits die Hand gehoben, wahrscheinlich in der Hoffnung, dass Rehlke sie mit seiner Anwesenheit beehrte.
Er tat es tatsächlich und kam zu ihrer Gruppe. Saskia legte ihm die Sachlage dar, während sich Basti lieber den weiteren Aufgaben widmete.
„Sie brauchen die Aufgaben natürlich nicht zu lösen, streichen Sie sie einfach, ich bin da wohl durcheinander geraten mit den Arbeitsblättern.“
Basti nickte nur, damit Rehlke merkte, dass er verstanden hatte.
„Und, Basti, kann ich Sie nach der Stunde wohl noch kurz sprechen?“
Heute blieb ihm anscheinend nichts erspart. Als es klingelte sprang Nils von seinem Platz auf, als wolle er einen 100 m-Lauf gewinnen, dabei würde er auch in der nächsten Stunde, in Chemie, ebenfalls neben Basti sitzen.
Der ließ sich dagegen ganz besonders lange Zeit, er hatte keine Lust, sich mit Rehlke auseinanderzusetzen und wenn er es dennoch tun musste, dann sollte der zumindest seine ganze Pause dafür opfern.
Doch der Lehrer hatte scheinbar unendlich Geduld und setzte sich auf den Tisch, an dem Saskia vor kurzem noch gesessen hatte. Wenn sie das wüsste würde sie auf ihrem Tisch wohl einen Altar erbauen.
„Ich wollte Ihnen einen Vorschlag machen, Basti.“
„Und der wäre?“
„Sie sind momentan von dem Unterrichtsstoff vollkommen unterfordert, wenn Sie einverstanden sind, würde ich mit Ihnen gerne die Themen vertiefen.“
Basti zog eine Augenbraue hoch. Das Gymnasium warb mit der ‚Einsatzfreude eines aktiven, aufgeschlossenen, innovativen und relativ jungen Kollegiums’ und das waren wohl die Konsequenzen daraus. „Was hätte ich denn davon? Gute Noten habe ich bereits.“
Rehlke schien vorbereitet. „Gegenfrage: Was würde es Sie kosten? Ohne großen Aufwand wären Sie den anderen schon jetzt voraus. Insbesondere, falls Sie sich entscheiden, später beruflich in dieser Richtung weiterzumachen. Und der Unterricht wäre weniger langweilig für Sie.“
Im Prinzip war nur der letzte Aspekt wirklich von Relevanz für Basti. Beschäftigung hieß momentan, weniger über seine Situation, die ihm gerade gar nicht in den Kram passte, nachdenken zu müssen.
Rehlke bemerkte wohl sein Zögern. „Wir können das Ganze auch zunächst eine Zeit lang austesten, wenn es Ihnen nicht mehr gefällt, dann können wir jederzeit wieder aufhören.“
Basti zuckte mit den Schultern. „Von mir aus.“
Er war zwar für jegliche Ablenkung dankbar, aber das musste Rehlke ja nicht wissen.

~~ooOoo~~

Annika hatte gewollt, dementsprechend war Basti auf dem Weg sie abzuholen.
Er war nicht nervös oder dergleichen, er dachte nur, dass er es sein sollte vor seinem ersten Date.
Er hatte schlicht und einfach keine Lust. Dennoch hatte er sich bemüht, etwas Nettes anzuziehen, was er sich selbst hoch anrechnete.
Annika sah ebenfalls nett aus, was er ihr auch sagte, woraufhin sie sich bedankte, während sie gleichzeitig rot wurde.
Basti hatte erwartet, dass er gezwungen war, sich irgendeinen von diesen Mädchenfilmen mit ihr anzusehen, aber es stellte sich heraus, dass Annika die selbst nicht sonderlich mochte.
Sie sahen sich eine dieser Teenykomödien an, die wohl genau das lieferte, was man bei dieser Art von Filmen auch erwartete, Humor auf ziemlich niedrigem Niveau.
Da waren sie sich auch beide einig. Eigentlich konnte man sich mit Annika wirklich nett unterhalten, wenn sie erst mal aufgetaut war, aber um sich nett zu unterhalten, war Basti nicht mit ihr ausgegangen.
Als sie vor der Haustür standen wartete Basti einen Moment länger als nötig und nach kurzem Zögern fragte Annika ihn tatsächlich, ob er noch Raufkommen wollte.
Es stellte sich heraus, dass Annika wohl ein bisschen nerdig drauf war.
Über ihrem Bett war ein riesiges Herr-der-Ringe-Poster, nicht eines der Gruppenposter aus dem Film, sondern eines auf dem einzig und allein in überdimensionaler Größe der Ring abgebildet war.
Auf einem Regal standen einige Nightmare-before-Christmas-Figuren, auf einem anderen eine große DVD-Sammlung. Ansonsten war das Zimmer in zwei Teile unterteilt, eine Hälfte mit dem Bett und Schreibtisch, die andere enthielt eine kleine Sofaecke mit Fernseher. In genau dieser Sofaecke machten sie es sich bequem und Basti hielt sich nicht lange mit Floskeln auf, sondern küsste Annika einfach.
Es war eigentlich gar nicht schlecht, Annikas Lippen waren warm und weich und schmiegten sich an seine. Da sie zwar überrascht wirkte aber nicht zurückwich, machte Basti einfach weiter.
Er schätzte Annika sowieso nicht als sonderlich aktiv in dieser Hinsicht ein.
Er vertiefte den Kuss, während er gleichzeitig seine Hand unter ihr Shirt schob. Während ihre Zungen aufeinander stießen, strich er ihren Bauch entlang und traf auf ihre Brüste, die von dem starren Stoff des BHs umschlossen waren.
Er fragte sich, ob das Teil nicht furchtbar störend und einengend war, ihn nervte es nämlich schon jetzt. Er suchte den Verschluss und blieb irgendwo mit seinem Finger hängen.
Annika löste den Kuss und schob Basti etwas von sich.
„Was soll das hier eigentlich werden?“
Annika setzte sich wieder richtig auf, es schien, als hätte Basti sie doch mehr auf das Sofa herunter gezwungen, als er gedacht hatte.
„Wir machen rum?“
„Ich weiß nicht, wem du irgendwas beweisen willst, aber du hast doch selbst keine Lust dazu.“ Sie rückte ihre Kleidung zurecht und wirkte frustriert.
Das schien ja sehr erfolgreich gewesen zu sein, Basti fragte sich, ob er jetzt doch darauf hoffte schwul zu sein oder ob er stattdessen lieber ein Looser beim Fummeln sein wollte.
Vielleicht sollte er sich jetzt auch in seiner männlichen Ehre verletzt fühlen, aber eigentlich war ihm sein Misserfolg egal. Er seufzte.
„Vielleicht sollte ich jetzt besser gehen.“ Er stand auf, aber Annika hielt ihn am Arm fest.
„Jetzt wart doch mal, war doch sehr lustig der Abend, den sollten wir jetzt nicht einfach so kaputt machen.“
Basti ließ sich überzeugen und bereute diese Entscheidung auch nicht. Sie entschlossen sich, ein paar bunt gemischte Folgen Scrubs zu schauen, wovon Annika fast alle Staffeln besaß.
Basti hatte ganz vergessen, wie gut es tat einfach nur zu lachen, ohne sich irgendwelche Gedanken machen zu müssen.

orig: nicht jede gleichung, original

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