Titel: Der Eiskönigin ein Eis
Charas: Pansy + Cedric (Draco)
Word Count: ~950
Prompt aus
daswaisenhaus :: "Die Hitze bekommt ihr nicht gut, aber es ist nicht Draco, der ihr ein Eis ausgibt, als ihr schwindelig wird, sondern Diggory, dieser ewig lächelnde Trottel."
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der Eiskönigin ein Eis
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Pansy hasst den Sommer.
Sie ist schwarz auf weiss, ein absoluter Wintertyp, und Sommer bedeutet für sie vor allem, dass ihr dunkles Haar Hitze sammelt, bis ihr der Kopf dröhnt, und ihre helle Haut verbrennt. Sie weigert sich, im Schwarzen See zu schwimmen, in dem Hogwarts’ Abwasser endet, kann sich nicht unter die Sonne legen, ohne fürchten zu müssen, wie ein Vampir in Flammen aufzugehen, und bevor sie sich von wasserspritzenden Zauberstäben über das Schulgeländer jagen lässt, als wäre sie noch eine albern kichernde und kreischende Erstklässlerin, gefriert die Hölle zu.
Merlin. Sie wünschte, die Hölle würde einfrieren.
»Ich würde alles tun für eine Erfrischung«, sagt sie, so bezirzend sie es in ihrem gegenwärtigen Zustand eben schafft. »Alles, wirklich.«
Sie schlingt die Finger um Dracos Arm, lässt ihm ein paar Sekunden Zeit, sie endlich zu bemerken und so zu behandeln, wie er lieber sollte, wenn er auch die übrigen Schuljahre mit allen nötigen Körperteilen verbringen will, und bringt schliesslich ihre Fingernägel ins Spiel. Sie drückt zu, bis es weh tut und Draco realisieren muss, dass sie da ist und tatsächlich schon seit einer ganzen Weile ein Gespräch mit ihm führt.
Er gibt einen protestierenden Laut von sich und funkelt sie an. »Was? Was?«
Aber selbst jetzt ist er in Gedanken nicht wirklich bei ihr, merkt sie.
Pansy setzt ein Lächeln auf und wirft einen raschen Blick dorthin, wohin Draco gerade noch gestarrt hat. Potter und seine kleinen Freunde, was sonst? Geniessen die freien Stunden und den Sommer, ausgelassen und zufrieden. Viel zu zufrieden. Das ist, als hätten sie sich jeder eine grosse Zielscheibe auf den Rücken geschnallt und warten nur darauf, dass Draco seine zu gross geratenen Schatten herbeipfeift und ihnen gründlich den Tag vermiest.
Sie weiss, dass sie dagegen nicht ankommt, aber versucht es dennoch. »Mir ist heiss, lass uns reingehen. Alle sind hier draussen, wir hätten das ganze Schloss für uns und - «
»Gute Idee«, unterbricht Draco sie, und mustert sie einmal von Kopf bis Fuss, »du solltest wirklich reingehen, du bist schon ganz rot und verschwitzt.«
Und damit ist er verschwunden.
Dass Pansy eine nahende Ohnmacht vortäuscht, bekommt er nicht einmal mit. Er ist weg, bevor sie gegen den Baum sacken und ein atemloses »ooooh« von sich geben kann. Sie ist ganz umsonst gespielt-fast-ohnmächtig, sie -
»Ooooh!«, entfährt es ihr (eher wenig Lady-im-engen-Korsett-mässig), als da auf einmal Arme sind, die sich von hinten um ihre Taille schlingen und sie gerade fest genug halten, damit sie sicher auf beiden Beinen bleibt.
Diggory, dieser zu hübsch geratene Hufflepuff-Sonnenschein.
»Alles in Ordnung?«, fragt er, und weil er eben der König der Flaschen ist, ist seine Sorge ernst gemeint.
Merlin. Jetzt ist sie schon so tief gesunken, dass ihr das ein bisschen schmeichelt.
»Lass mich los«, faucht sie ihn an. »Mir ist bloss ein bisschen zu heiss. Ich brauche dich nicht, Diggory.«
»Aber vielleicht ein Eis?«
Wahrscheinlich könnte sie ihm ins Gesicht spucken und er würde sie trotzdem im Auge behalten, bis sie sich in die Sicherheit der kühlen Schatten geflüchtet hat und wieder frei atmet. Sie bedeutet ihm absolut nichts und dabei trotzdem mehr als Draco. Jämmerlich hoch zehn.
Das Eis nimmt sie trotzdem an. So schnel wird ihr schliesslich kein anderer eines anbieten.
»Musst du immer lächeln?«, fragt sie genervt. »Falls es dir entgangen ist, im Moment würde ich nichts lieber tun, als jedem seine gute Laune direkt vom Schädel zu kratzen. Halt dich also lieber von mir fern, es wäre eine Schande, wenn die Überreste deines hübschen Gesichts unter meinen Fingernägeln kleben.«
»Du hältst mich also für gutaussehend?«
»Das ist nicht der Punkt, Diggory!«
Er lächelt nur noch umso breiter. »Eine Slytherin hat mir gerade ein Kompliment gemacht und es nicht einmal abgestritten. Wenn das mal kein Grund ist, guter Laune zu sein ... «
»Du machst mich fertig, Diggory.«
Sie sehen sich an, sie sehen sich an,
Sie könnte sich dieses gute Gefühl nehmen, das er ihr so bereitwillig gibt, sich darin einwickeln und sich jeden Tag ein bisschen mehr nehmen. Er würde ihr ein Freund werden, all die richtigen Dinge sagen, wenn sie sich schlecht fühlt, und vielleicht.
An Draco braucht sie im Moment doch nicht einmal zu denken, nicht wahr? Sie ist heute so unsichtbar für ihn wie gestern, erst morgen oder übermorgen oder irgendwann (oder nie) wird sich daran etwas ändern. Bis dahin könnte sie haben, was sie ansonsten will, auch wenn sie es weniger begehrt als Draco, sich weniger danach sehnt. Das Zweitbeste quasi.
Aber die Sache ist die: Sie blickt Diggory in die Augen und ist sich ohne jeden Zweifel sicher, dass er einer von denen ist, die dich inniger und ehrlicher lieben werden, als du es verdienst, und die sich darüber so wenig bewusst sind, dass du selbst es unmöglich vergessen und verdrängen kannst.
Sie könnte ihm weh tun, ohne mit der Wimper zu zucken, es würde ihr nicht einmal sonderlich leid tun. Aber wenn sie es getan hätte, wäre es wieder ein bisschen schwieriger geworden zu ignorieren, dass sie ist, wie sie ist (und so gut es auch zum Image ihrer Familie, dem Image der Slytherins passt, es bricht ihr das Herz, dass lieben und geben ihr so schwer fällt).
(In den Märchen ist es immer nur für die mit den grossen, reinen Herzen gut ausgegangen, daran erinnert sie sich noch. Solche wie sie enden als sprechender Schirmständer, falls sie am Ende der Geschichte überhaupt noch existieren.)
Sie entscheidet sich dagegen.
»Nie würde ich mich mit einem wie dir sehen lassen«, sagt sie, arrogant, herablassend, angewidert, wie eine wahre Parkinson mit einem wie Diggory zu sprechen hat, wirft ihm das halb aufgegessene Eis vor die Füsse, und stolziert davon.
Sie wird nicht zurückkommen, das wissen sie beide.
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