Blind Guardian (2/?)

Aug 23, 2011 16:05


Schwer fällig ging Sasukes Atem. Die Kälte um ihm herum ließ ihn am ganzen Körper gefrieren. Es war ihm, als wäre seine Haut mit Frost überzogen. Kalter Wind blies in sein Gesicht und über seinen Oberkörper. Sasuke schloss daraus, dass sein Brustkorb unbekleidet war. Das war schlecht. Ihm war kalt. Ihm durfte nicht kalt sein. Sonst würde er erfrieren, wenn er ihr weiter herumliegen würde.

Sasuke schlug die Augen auf, sah aber nur Dunkelheit. Erschrocken tastete er nach seinen Augen. War er blind? Hatte Itachi seine Drohung wahr gemacht? Hatte er ihm sein Augenlicht genommen? Erleichtert stellte Sasuke fest, dass seine Augen sich noch in den Augenhöhlen befanden. So weit so gut.

Aber er sah noch immer nichts.

Eine Nachwirkung des Kampfes vielleicht?

Angst erfüllte ihn und wummernden Herzen öffnete er die Augen erneut, die zwischendurch für die Untersuchung geschlossen hatte. Erleichtert viel Sasuke ein Stein vom Herzen, als er etwas weiter Weg einen Lichtschimmer sah. Leise atmete er auf und schalt sich selbst für seine Einfältigkeit. An die naheliegenste Lösung hatte er nicht gedacht. Es war schlicht und einfach noch Nacht.

Nur wie lange war er ohnmächtig gewesen? Ein paar Stunden oder die halbe Nacht Hoffentlich nicht mehr als einen ganzen Tag, denn das wäre nicht gut. Einmal hätte er keine Chance mehr Konoha zu entkommen und zweitens wäre sein Körper schlecht dran, wenn er die ganze Zeit hier in der Kälte gelegen hatte. Sasuke verfluchte die Herbstkälte, als ein erneuter Schauer über seinen Rücken ran und tastete nach seinem Obergewand. Als er es nicht, so wie sonst, abgestreift in seiner Hose steckend fand, fiel ihm ein, dass er ja diesmal ein ärmelloses Hemd verwendet hatte, um Itachi wegen dem hängendem Kleidungsstück keinen Vorteil zu bieten. Nun verfluchte sich Sasuke dafür. Sein Hemd war in Itachis Feuer verbrannt und er fror. Kein guter Tausch.

Trotz seiner Müdigkeit, die in jedem Knochen zu spüren war, kämpfte sich Sasuke auf die Füße. Er hätte im Stehen einschlafen können, wäre da nicht die Kälte gewesen. Solange er sich nicht auch noch an sie gewöhnte, standen seine Überlebenschancen ganz gut.

So fern die Akatsuki oder Konoha ihn nicht fand. Oder Kabuto.

Es gab so einige Leute, denen er jetzt nicht in die Arme laufen wollte.

Doch obwohl er diesen Gedanken im Hinterkopf hatte und jener ihn antrieb, so brachte auch Sasukes eiserner Wille ihn nicht sonderlich schnell voran. Der Weg war schwierig, denn er musste langsam gehen und jedem Hindernis ausweichen. Es lag viel Geröll herum, das durch den Kampf verstreut worden war. Sasuke wusste nicht, wohin er lief, doch es war ihm egal. Hauptsache weg von hier.

Doch so schnell, wie er sich das wünschte, konnte er das nicht.

Er musste feststellen, dass er unglaublich langsam war. Nur schleppend kam er voran und es viel ihm schwer einen Fuß vor den Anderen zu setzen. Kurzzeitig fragte er sich, ob Team Hebi kommen und nachsehen würde, was aus ihm geworden war und ob er auf ihre Hilfe hoffen konnte, doch dann verwarf er diesen Gedanken. Er hatte sie angewiesen einen ganzen Tag zu warten und er wusste, dass sie sich daran halten würden.

Scheiße, fluchte Sasuke. Normalerweise würde ich über diese Steine hinweg springen und fliehen. Jetzt ist dieser Weg ein einziges Abenteuer. Aber ich darf nicht stehen bleiben.

Nein. Um nichts in der Welt würde er sich gefangen nehmen lassen.

Die Akatsuki würde ihn entweder dafür töten, dass er mindestens eines ihrer Mitglieder umgebracht hatte oder sie würden ihn glatt bei sich aufnehmen. Als Ersatz für Itachi oder als Dank dafür, dass er ihnen Orochimaru aus dem Weg geräumt hatte. Doch darauf hatte er eigentlich keine Lust.

Und auf Kabuto noch viel weniger.

Inzwischen war Sasuke zu dem Schluss gekommen, dass es besser gewesen wäre auch ihn zu töten, anstatt ihm die Gelegenheit zu geben sich für den Mord an Orochimaru zu rächen. Zwar war Sasuke bekannt, dass Kabuto so seine Spielchen im Hintergrund getrieben hatte, dennoch aber dem Sannin treu ergeben gewesen war.

Doch am allerwenigsten wollte er irgendeinem Ninja aus Konoha in die Hände fallen. Man würde ihn nach Konoha zurück schleifen und ihn zwingen für seine Taten zu büßen.

Büßen.

Ha!

Sie sollten froh darüber sein, dass er Orochimaru getötet, Oto zerschlagen, ein Akatsuki Mitglied getötet und Itachi besiegt hatte. Einige Bedrohungen weniger für dieses inkompetente Dorf. Sasuke verzog verächtlich das Gesicht bei dem Gedanken. Heimat schön und gut, aber sie hatten Zeit und Nerv ihren Jinchuuriki auf eine aussichtslose Rettungsmission im Feindeslager zu schicken. Er fragte sich, wie Kakashi so einer Mission hatte zustimmen können. Schließlich war die Gefahr groß gewesen, dass Orochimaru Naruto hätte einfach entführen können.

Wahrscheinlich hatte der das nur nicht getan, weil der Kampf gegen den verwandelten Naruto ihn amüsiert hatte. Kabuto hatte ihm später die Einzelheiten erzählt. Es hatte schon fast wieder so interessant geklungen, dass Sasuke es sogar ein klein wenig bereut hatte, den Kampf verschlafen zu haben.

Doch wenn er ehrlich war, dann hätte er für keinen Kampf der Welt sein Bett verlassen.

Auch eine familiäre Angewohnheit, die ihm vererbt worden war. Jeder Uchiha war ein natürlicher Langschläfer, da der Polizei und Wachdienst früher in Konoha vor allem Abends und Nachts ablief. Zwar gab es auch Frühschichten, doch Sasuke erinnerte sich noch zu gut daran, dass seine gesamte Familie in den frühen Morgenstunden zu nichts zu gebrauchen gewesen war.

Inklusive Itachi.

Stöhnend rieb sich Sasuke den Kopf.

Er wusste, dass er wahrscheinlich Tagelang durch schlafen würde, sobald er ein sicheren Platz gefunden hatte, aber so etwas musste er erst mal finden. Weit und breit war etwas derartiges nicht in Sicht. Am besten wäre ein befestigter Unterschlupf, die typische verlassene Hütte zum Beispiel. Aber Sasuke hätte sich auch mit einer Höhle oder derartigem begnügt. Solange es nur sicher und warm war.

Verdammt, fluchte Sasuke erneut. Ich muss hier weg.

Doch ehe er es richtig zu Ende gedacht hatte, verschwamm seine Sicht und trat bei der nächsten gefährlichen Stelle daneben. Sasuke merkte, wie den Boden unter den Füßen verlor und in die Tiefe stürzte. Im Fall reagierte er instinktiv und versuchte sich abzufangen, doch durch seinen geschwächten Zustand reagierte Sasuke zu langsam und anstatt sich abzurollen, als er vorne über über die Kante fiel, krachte er mit der erhöhte Wucht durch den Fall mit seinem Körper auf den Boden auf.

Es knackte hässlich und Sasuke schrie vor Schmerz, als er fühlte wie sein Schulterblatt brach.

Sasuke biss die Zähne zusammen, hielt sich seine Schulter und rollte sich in derselben Sekunde noch auf den Bauch, um die Belastung von seiner rechten Schulter zu nehmen. Er unterdrückte den beißenden Schmerz, der von der neuen Verletzung ausging. Dieser überfiel ihn nun mit ganzer Kraft und Sasuke konnte nicht mehr tun, als am Boden liegen und warten bis die Wellen des Schmerzes, die der Bruch durch seinen Körper jagte, ein wenig abklangen.

Wie man es ihm beigebracht hatte, versuchte sich Sasuke auf seine Atmung zu konzentrieren. Minutenlang lag er da und passte seinen Atem an den Schmerz an. Als er endlich wieder klar denken konnte, war die unausstehliche Qual nur noch ein dumpfes Pochen, solange er den Arm nicht bewegte. Vorsichtig, um ja keine unnötigen Bewegungen zu machen, löste Sasuke die Schleife aus seinem Gürtel. Die Hose würde auch so halten, doch damit konnte er wenigstens den Arm schienen.

Es dauerte lange bis Sasuke es fertig gebracht hatte, das sein rechter Arm ruhig in der selbst gemachten Schlaufe lag. Den verletzten Arm konnte er nur bis in die Horizontale bewegen, danach war Schluss. Er wusste, dass das an dem Bruch liegen musste, schließlich verband das Schulterblatt den Arm mit dem Rumpf und diente als Stütze, um den Arm nach oben bewegen zu können. Selbst zu heilen wagte Sasuke diesen Bruch nicht.

Die dümmste Stelle von allen, dachte Sasuke.

Ein gebrochener Arm oder ein gebrochenes Bein wäre nicht weiter schlimm gewesen. Selbst eine Schwertwunde an seinem eigenen Körper in der Nähe seines Herzens hätte er notdürftig heilen können, aber das Schulterblatt war empfindlich. Er konnte die Beweglichkeit seines gesamten rechten Armes verlieren, wenn er nicht aufpasste.

Sasuke hasste sich für seine eigene Dummheit und setzte seinen Weg, diesmal mit deutlich mehr Bedacht, fort. Noch so einen Fehler konnte er sich nicht erlauben. Hoffentlich würde jetzt alles glatt gehen, bis er ein Versteck gefunden hatte.

Doch das Schicksal meinte es nicht gut mit Sasuke.

Nachdem er einige Zeit gegangen war und jeder Schritt sich bis hoch in seine Schulter zog, stieß Sasuke auf etwas, das er nicht erwartet hatte. Im Schein der Dunkelheit konnte er es recht spät erkennen, aber als er näher getreten war, sah er einen Körper vor sich liegen.

Undeutlich konnte er den Akatsuki Mantel erkennen und auf einmal wurde Sasuke hellwach und alle Schmerzen waren vergessen. War das etwa ... Itachis Körper? Sasukes Herz klopfte vor Aufregung und Unwohlsein, wobei er Letzteres nicht verstand. Aber er schob es auf seine Schmerzen. Viel wichtiger war nun, herauszufinden, ob das wirklich Itachi war. Wachsam drehte er den auf dem Bauch liegenden Körper auf die Kehrseite und erkannte schnell die Wahrheit.

Es war nicht Itachi.

Ein Stoßseufzer entglitt Sasuke.

Er wusste nicht, was ein weiteres Akatsuki Mitglied hier machte, noch dazu, wo es nicht Itachis Partner zu sein schien, den Suigetsu in Schach halten sollte. Doch nach einer kurzen Überlegung kam Sasuke zu dem Schluss, dass dies wohl eine Wache sein musste. Jemand, der den Kampf zwischen ihm und Itachi hatte beobachten sollen. Sasuke erinnerte sich daran, dass Orochimaru da mal einen lästigen Kerl erwähnt hatte, der nicht nur alles ungehindert beobachtete, sondern hinterher auch noch die Leichen auffraß und so keine Spur von der Akatsuki hinterließ.

Doch wichtiger war es jetzt, herauszufinden, ob der Kerl tot oder nur bewusstlos war. Es mochte gut sein, dass Sasuke ihn bei seiner letzten Attacke mit erwischt hatte. Umsichtig zog er einen Kunai, bereit es dem am Boden liegenden in den Kopf zu rammen, sollte er sich bewegen.

„Mach dir nicht die Mühe“, hörte Sasuke eine Stimme aus dem Hintergrund. „Er ist tot.“

Sasuke fuhr herum, dass sich in der Hocke und mit seinem verletzten Arm etwas schwierig gestaltete, aber ihn keineswegs daran hinderte das noch gezogene Kunai kampfbereit vor sich zu halten. Auch wenn Sasuke wusste, dass ein Kampf in seinem Zustand sinnlos war. Er blickte in die Dunkelheit und erkannte schemenhaft eine Gestalt, die am Boden saß und sich gegen die Wand gelehnt hatte. Sasuke wusste bereits wer es war, natürlich hatte er seine Stimme erkannt, aber er brauchte einen letzten Beweis.

„Ich habe deinen Angriff auf ihn umgeleitet. Den hat er nicht überstanden, er wurde von gegrillt und seine Organe zerfetzt.“

Sasuke ließ den Kunai sinken.

Er war nicht in der Verfassung gegen Itachi anzutreten und dieser schien ihn auch nicht angreifen zu wollen. Selbst er hätte es jetzt nicht getan, wenn er gekonnt hätte. Sasuke dachte kurz darüber nach, warum. Wahrscheinlich, weil der Kampf zwischen ihnen … in gewisser Weise zufrieden stellend für ihn gewesen war. Itachi hatte er vielleicht nicht besiegt, aber dieser hatte es auch nicht einfach mit ihm gehabt.

Gedanklich sich für ein Unentschieden entscheidend, steckte Sasuke das Kunai weg, wohl wissend, dass Itachi diese Geste zu deuten wusste und ließ sich auf dem Boden nieder. Direkt neben Itachi. Sasuke fragte sich, wieso er das tat. Er weigerte sich einzugestehen, dass er froh war Itachi lebend zu sehen und seine Meinung zum Kampf hören wollte. Mehr redete er sich ein, dass er durch Itachis Körperwärme vielleicht überleben könnte. Sie vielleicht überleben könnten, wenn sie einander halfen.

Denn nichts lag Sasuke jetzt ferner, als Itachi anzugreifen und die Situation war zu ernst, als das Itachi auf denselben Gedanken kommen würde. Sasuke konnte nur vermuten, dass Itachi bei den Akatsuki, milde ausgedrückt, Ärger dafür bekommen würde, dass er einer der ihren getötet hatte. Aber das war bei der Kunst ‚Kirin‘ unvermeidbar. Einmal erst entfesselt, wurde das Zielobjekt zerstört. Ansonsten würde die Kunst solange durch die Luft fliegen, bis sie einen Widerstand gefunden hatte und dazwischen blieb kein Stein auf dem Anderen. Deswegen gehörte die Technik zu den Kinjutsu. Aber was sollte schon dabei anderes herauskommen, wenn Orochimaru ihm half dieses Jutsu zu entwickeln.

Erschöpft und ein wenig außer Atem lehnte Sasuke seinen Kopf gegen die Wand hinter ihm und schloss die Augen. Es war ihm egal, dass Itachi direkt neben ihm saß und sie sich so näher waren als irgendwann sonst in den letzten neun Jahren.

Er konnte einfach nicht mehr.

Kaum das er richtig saß und sein Körper begriffen hatte, dass er sich ausruhen konnte, erschlafften nach und nach die angespannten Muskeln. Besonders seine Arme und Beine wurden schwer. Doch sie wurden nicht nur schwer, es tat ihm praktisch auch jeder Muskel genau so weh. Fast wünschte sich Sasuke, Kabuto würde jetzt zusammen mit Orochimaru um die Ecke kommen, ihn behandeln und belehren, während der Sannin sich über ihn lustig machte.

Aber es war eben nur Itachi da. Wobei Sasuke sich jetzt auch nicht entscheiden konnte, ob das nun die schlimmere oder bessere Alternative war.

Eine ganze Weile schwiegen sie.

Sasuke war zu müde, um auch nur darüber nach zu denken sich mit Itachi zu beschäftigen. Er hatte Itachi noch nicht eines Blickes gewürdigt, denn allein schon den Kopf zu bewegen, kam ihm im Moment schier unmöglich vor. Er hörte seinen Atem rasseln und stellte fest, dass es nicht besser, sondern schlimmer geworden war.

Das kam sicherlich von der Kälte.

Ich darf jetzt auf keinen Fall ohnmächtig werden!

Das wäre fatal. Nicht nur, dass Itachi direkt neben ihm saß und wahrscheinlich sein Vorhaben, seine Augen mit denen seines Bruders zu ersetzen, noch nicht aufgeben hatte, kam das überhaupt nicht in Frage. Außerdem bestand die Möglichkeit, dass er in diesem Zustand vielleicht nie wieder aufwachte. Falls doch, würde er sicherlich in einer hübschen, abgeriegelten Zelle in Konoha liegen.

Aber die Alternative war nur seinen Bruder um Hilfe zu bitten. Sasuke kämpfte mit sich. Er hatte schon im Voraus gewusst, dass er hier nicht von alleine wegkommen würde, aber Itachi dann tatsächlich um Hilfe zu bitten, gestaltete sich dann doch schwieriger als er gedacht hatte.

Es ist dumm jetzt zu zögern, dachte Sasuke. Wir sind in derselben Situation, womöglich aufeinander angewiesen, um das hier zu überstehen und hier weg zu kommen und dennoch kann ich es nicht.

Dann wäre sein Stolz sein Tod.

Er hatte ihn schon einige Male in Bedrängnis gebracht und in diesem Punkt war Orochimaru genauso unerbittlich wie Kakashi gewesen. Stolz war eine Schwäche, die sich ein Ninja im Kampf nicht leisten konnte. Aber vielleicht konnte er es auch die Angst schieben, warum er nicht fragte. Immerhin saß neben ihm der Mann, der seine Familie umgebracht hatte.

Doch Sasuke wusste, das er sich auch hiermit nicht selbst belügen konnte. Denn er hatte keine Angst vor Itachi. Er zitterte nicht mehr, bei der Konfrontation der abscheulichen Mordlust, die vor neun Jahren hatte kennen lernen müssen, außerdem war er abgehärtet. Zu dem: er hatte vielleicht Angst davor, dass Itachi ihm sein Augenlicht nehmen oder ihn hier alleine zurück lasse würde, aber Angst vor ihm hatte er nicht.

Das wäre ja noch schöner gewesen. Diese Genugtuung gönne ich ihm nicht.

Aber es war Itachi, der dann als erstes das Wort ergriff.

„Wie schlimm sind deine Verletzungen?“

Seine Stimme war ruhig und gelassen, Sasuke vermutete, dass Itachi genauso wie er durchdacht hatte, wie er hier weg kommen würde und zu der Erkenntnis gekommen war, dass es alleine nicht möglich war. Itachis Ansprache nahm er als Angebot an vorerst gemeinsam hier weg zu kommen.

Unseren Kampf verschieben wir, seufzte Sasuke.

„Meine Muskeln sind schlaff und müde. Ich kann mich nur langsam bewegen, denn Kirin hat, ähnlich wie beim Chidori in der Anfangsphase, die Angewohnheit den Körper zuerst anzuspannen und dann in sich zusammen fallen zu lassen.“

„Sonst noch was?“, fragte Itachi.

Itachi musste ahnen, dass das Kirin auch für den Anwender Gefahren trug und konnte sich das Meiste aus dem Chidori zusammenreimen, das bereits längst kannte. Aber sicher war sicher.

„Die elektrische Kraft greift auch die Nerven an, deswegen sind meine Reaktionen verzögert, auch wenn mein Wahrnehmungsvermögen noch relativ normal funktioniert.“

Was bedeutete, dass er einen Angriff zwar kommen sehen, aber nicht ausweichen konnte.

„Das rechte Schulterblatt ist gebrochen“, ergänzte Sasuke noch hinzu, etwas beschämt, weil es wegen einer Unachtsam seinerseits passiert war. „Ich kann den Arm eingeschränkt bewegen.“

Das war besser als nichts und Itachi würde Sasukes Ausdrucksweise zu deuten wissen. Itachi würde wissen, dass er in Notfall sich damit verteidigen, dadurch den Bruch verschlimmern könnte. Jetzt musste er nur noch wissen, was Itachi für Einschränkungen hatte. Hoffentlich war sein Bruder klüger als er, um das ohne Nachhilfe zu zugeben.

„Ich sehe nichts.“

Das kam unerwartet.

Sasukes Kopf ruckte herum und starrte Itachi an, der in die Dunkelheit blickte. Sein rechtes Bein hatte er angezogen und den Arm darauf abgelegt. Er wirkte viel zu entspannt für jemanden, der gerade zugegeben hatte, blind zu sein.

Es verursachte in Sasuke in seltsames Gefühl, als er die Nachricht verarbeitete und sich verdeutlichte, was das heißen musste. In der Uchiha Familie war Blindheit kein unbekanntes Phänomen. Viele ältere Clan Mitglieder sahen schlecht, weil sie das Sharingan im Dienst zu oft benutzt hatten, doch das beeinträchtigte sie nicht. Das Clanhaus und ihr Heimatdorf hatten sie sich durch die Kunst des Kopierens haargenau eingeprägt, sodass sie sich frei bewegen konnten und das Gehör glich den Rest aus.

Bei Itachi war das allerdings etwas Anderes.

Es gab viele unbekannte Komponente, die eine Rolle spielen konnten. Kam die Blindheit nun von dem Mangekyou Sharingan oder von dem Kirin, der Itachi zumindest leicht gestreift haben musste?

„Wie viel siehst du?“, fragte Sasuke.

Das war wichtig. Vielleicht musste er Itachi durch seine Stimme führen, einfacher wäre es, wenn er noch Schemen erkennen konnte.

„Nicht viel“, antwortete Itachi nun mit einem leichten Unterton, der sein Unbehagen verriet. „Das kann an der Dunkelheit, an den Nachwirkungen des Kampfes oder an meiner Erschöpfung liegen, doch im Moment nehme ich mal an, dass ich, zumindest vorüber gehend, blind bin.“

„Du sieht nicht einmal mehr den Unterschied zwischen hell und dunkel?“, fragte Sasuke.

„Gerade so. Schatten und Figuren, aber ich kann die Umrisse nicht auseinander halten. Ein räumliches Sehgefühl hab ich auch nicht.“

Was bedeutet, dass er hier alleine nicht weg kommen wird, ebenso wie ich, dachte sich Sasuke.

Nur die wichtigere Frage lautete jetzt: wohin und was dann?

xxx

Itachi nimmt übrigens nur an, dass Zetsu tot ist. Er weiß ja nichts von Madaras schwarz-weißer Puppensammlung.

mangacrack

type: fanfic

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