Das Krachen schien direkt aus dem Himmel zu kommen. Ungerührt stand Sasuke da, als er die Boten hörte, die sein letztes Jutsu ankündigten. Die schweren Tropfen des Regens, der auf ihn herunter prasselte, durchnässte seine Haare und ließ die vom Kampf angesengte Kleidung schwer werden. Sasuke gab zu, dass er dem Amaterasu nur knapp hatte ausweichen können, die Kunst hatte es wirklich in sich. Unermüdlich hatte das Feuer ihn verfolgt, bereit bei dem leichtesten Kontakt ihn bis auf seine Knochen zu verbrennen.
Itachi war unerbittlich.
Das schwarze Feuer reagierte auf sein Chakra, auf Chakra allgemein. Es hatte seinen rechten Flügel niedergebrannt, doch das konnte Sasuke verkraften. Es war sowieso nur das Chakra von Orochimaru gewesen und dem Juin würde er gewiss nicht hinterher trauern, sollte er die Kraft, die er davon erhalten hatte, durch diesen Kampf verlieren. Um genau zu sein, ging sein Chakra rapide zu Ende. Er würde alles in diese letzte Kunst legen müssen, um Itachi zu töten. Wenn er das jetzt nicht hin bekam, seine Kraft nicht ausreichte, dann würde er sterben.
Das würde er möglicherweise auch, wenn es ihm gelang, Itachi zu töten. Aber darüber dachte Sasuke nicht weiter nach. Er würde es jetzt beenden. In seinem Inneren war nur noch ruhige Entschlossenheit vorhanden. Auch als in Itachis Gesicht sah, fühlte er sich erstaunlich ruhig. Vielleicht war das auch nur so, weil er sich nicht entscheiden konnte, welches Gefühl in ihm am Stärksten war. Doch er konnte endlich die Gefühle in sich auseinander halten, die seit Jahren in ihm tobten und ihn nie hatten zur Ruhe kommen lassen.
Ein Blick in Itachis Augen, die Mangekyou Sharingan, deren Wirbel wie scharfe krumme Klingen aussahen, ließen Sasuke begreifen, dass er nicht hier stand, weil der Mann, der nun von oben auf ihn herab blickte, seine Eltern getötet hatte. Sie waren lange tot. Er hatte den Teil in sich verloren, der um sie trauerte. Er hatte ihn hinter sich lassen müssen. Der Schmerz über ihren Verlust war so unendlich weit weg.Doch er war auch nicht hier, weil es ihm als seine Pflicht erschien seinen Bruder zu töten. Früher hatte er geglaubt, es wäre etwas das nur er zu erledigen hatte. Das er es keinem anderen erlauben würde, Itachi anzurühren. Die Erinnerung an die Wut auf Kakashi, der es gewagt hatte, sich Itachi in den Weg zu stellen, war so klar, wie an dem Tag, als dieser ihm von der Begegnung erzählt hatte. Damals hatte er den tieferen inneren Wunsch verspürt, Kakashi dafür umzubringen.
Sasuke weigerte sich darüber nachzudenken, warum er so fühlte, doch er konnte es nicht leugnen. Das lange harte Training von Orochimaru war nicht immer glatt verlaufen und mehr als einmal frustrierend gewesen. Doch da der Sannin interessiert gewesen war, ihn so stark wie möglich zu machen, hatte er ihn gezwungen über seine eignen Schwächen nachzudenken. Es war höllisch gewesen, weil Orochimaru ihn direkt mit Illusionen konfrontiert hatte, was passieren würde, würde er ungeplant auf Itachi treffen.
So sehr er den Sannin auch gehasst hatte, er war nützlich gewesen. Doch zum Glück gab er Ruhe, seit er ihn absorbiert hatte. Nur ab und zu fühlte er, wie Orochimaru versuchte sich heimlich in seine Gedanken einzuschleichen, doch darauf viel Sasuke nicht herein. Ehe der Sannin seinen Körper bekommen würde, musste der sich etwas besseres einfallen lassen. Sasuke würde seinen Körper nicht kampflos hergeben, doch das war jetzt nicht von Bedeutung.
Ein erneutes Krachen aus dem Himmel ließ nun sie beide aussehen. Sasuke in ruhiger Gelassenheit und Itachi mit fragender Erwartung. Sasuke sah aus seinem Blickwinkel, dass Itachi am Boden kniete und die kurze Pause nutzte, um Kraft zu sammeln. Das Mangekyou Sharingan im Zusammenhang mit dem Amaterasu zu benutzen hatte seinen Preis. Es war unschwer zu erkennen, das der ältere Uchiha bereits auf dem rechten Auge blind war. Zumindest im Moment und das reichte Sasuke. Er wusste um den Preis, den die Sharingan forderten. Der Grund, warum er es nie wirklich wünschenswert empfunden hatte, sich diese Kraft an zu eignen. Es hatte weniger damit zu tun, das er Naruto hätte töten müssen. Doch es reichte wenn ein Uchiha blind werden würde und Itachi musste es nicht kümmern, wenn er gleich sterben würde.
Ein letzter Blick in Itachis Augen sagte ihm, dass es nun zu Ende gehen würde.
Jetzt oder nie.
Als Sasuke sein eigenes elementares Chakra in der Hand sammelte und die Verbindung zu den Donnerwolken im Himmel herstellte, sodass die Blitze in seine Hand geleitet wurden, hatte er keine Zeit mehr, um darüber nachzudenken, was der Blick zu bedeuten hatte, mit dem Itachi auf ihn wartete. Schade eigentlich, dachte sich Sasuke während er nach oben sprang, um besseren Kontakt mit dem Himmel zu haben. Und um Itachi auf gleicher Höhe in die Augen sehen zu können, als er die Kontrolle seines Chidori auf die Blitze, die von oben gen Erde stießen, ausweitete.
„Die Kraft dieser Kunst kommt aus dem Himmel selbst“, sagte Sasuke zu Itachi.
Er fand, Itachi hatte verdient zu erfahren, wie er ihn töten würde.
„Alles was ich tun muss, ist die Kraft direkt durch deinen Körper zu schicken.“
Sinnlos zu erwähnen, dass es dann für Itachi zu Ende wäre. Die Geschwindigkeit mit der der Blitz den Boden erreichen konnte, war so viel schneller als die des Schalls. Ganz zu schweigen, von der lächerlichen Geschwindigkeit eines Menschen im Vergleich dazu.
Wie er es gesagt hatte. Dieser Kunst konnte man nicht entkommen.
„Diese Kunst nennt sich Kirin!“, sagte Sasuke. „Verschwinde mit dem Donner, der deine Asche über das Land tragen wird, Itachi.“
Es waren die letzten Worte, die er zu ihm sagen würde. Dann brach die Hölle los, als Sasuke der Gewalt der Blitze freien Lauf gab und auf seinen Bruder zu rasen ließ.
Als nächstes wurde alles weiß.
Sasuke sah Itachi in dem hellen Licht, das Blitz von sich gab, als er einschlug. Auch konnte er die sengende Hitze auf seiner Haut wahrnehmen mit der er den Blitz erschaffen hatte, die aus dem Feuer der Drachen Kunst und dem schwarzen Feuer Amaterasu entstanden war.
Die Zeit schien stehen zu bleiben.
Die Welle, die Sasuke über sich hinweg rollen fühlte, schien einfach alles für einen Moment in einem Punkt festzuhalten. Man sah, hörte und fühlte nichts. Es wirkte als hätte man den Mittelpunkt des Universums erreicht und würde nun in einem endlosen Nichts schweben. Sasuke bedauerte, dass er Itachis Gesicht jetzt nicht sehen konnte. Sollte das wirklich Itachis Sterbemoment sein, so würde er es später wirklich bereuen, ihm dabei nicht in die Augen gesehen zu haben. Ein irrationaler Teil in ihm, wünschte sich, dass Itachi das überleben würde. Damit er ihn beim nächsten Mal richtig töten konnte. Sasuke war irritiert darüber, denn es war ihm klar, dass es kein nächstes Mal geben würde, aber die Wahrscheinlichkeit das Itachi diesen Angriff überlebt hatte erschien ihm genauso groß.
Er wusste, es war nicht möglich. Kein Mensch konnte das überleben. Anderseits würde er es auch überleben. Es war kein Jutsu, das sein eigens Leben fordern würde. Der Blitz schlug bei Itachi ein, hoffentlich in Itachis Körper, aber da er die Gewalt des Blitzes fast genauso abbekommen hatte, wie Itachi, war die Chance, dass Itachi überleben würde, fast genau so groß wie seine Eigene.
Was dann geschah, konnte Sasuke nicht wirklich beschreiben.
Es war als würde die Welt und die Zeit wieder mit einem Ruck in die Wirklichkeit zurück kehren. Jetzt konnte Sasuke die gewaltige Macht spüren, die ihn zurück warf und weit nach hinten schleuderte. Die Sekunde, in der alles still zu stehen schien, wo es nur Ruhe und mal selbst gegeben hatte, war vorüber und die Zeit musste weiterlaufen. Er brachte es fertig auf einem Gesteinsbrocken zu landen und sich festzuhalten. Zumindest glaubte Sasuke, dass er festen Boden unter den Füßen hatte. Aber wichtiger war, dass er endlich erfuhr, ob er Erfolg gehabt hatte. Sasuke wusste nicht, was ihn erwarten würde, wenn er Itachis Körper erblicken würde.
Er wusste, Itachi war tot.
Sein Verstand sagte ihn, dass er die Wucht des Aufpralls überlebt hatte, weil er weiter weg gestanden hatte. Weil es sein Element gewesen war, das er vom Himmel losgelassen hatte. Zitternd fiel Sasuke auf den Boden. Er war restlos ausgelaugt. Diese Kunst hatte seine gesamte Kraft gekostet. Sein eigenes Chakra hatte er für die Umleitung gebraucht, ansonsten wäre er gebraten worden und von der Konzentration ganz zu schweigen, die er hatte aufbringen müssen.
Sasuke wankte und das obwohl er saß. Er wusste, er durfte jetzt nicht einschlafen, ansonsten war es möglich, dass er nie wieder aufwachte. Entweder weil er tot war oder weil Orochimaru ihn übernommen hatte.
Schatten tanzten vor seinen Augen und müde ließ Sasuke die Sharingan verschwinden. Eine Weile musste er Ruhen, dann würde er nachsehen, ob noch etwas von Itachi übrig war. Es war wahrscheinlich, dass dieser versucht hatte auszuweichen. Obgleich das unnütz war. Dieser Attacke konnte man nicht ausweichen. Sie traf das Ziel immer. Schmerzen in der Brust veranlassten Sasuke dazu, sich leicht zurück zu lehnen, um besser atmen zu können. Er hatte diese Kunst sehr oft geübt und er kannte die Nebenwirkungen. Die Elektrizität die bei diesem Angriff durch seinen Angriff durch seinen Körper gejagt wurde, war mächtig genug, um seine gesamten Nerven weg zu brennen. Er konnte verdammt froh sein, wenn lediglich sein Herz ein wenig aus dem Rhythmus gekommen war. Das würde sich wieder legen.
Verdammt, dachte Sasuke als für eine Sekunde alles schwarz wurde und er zur Seite fiel. Mein Kreislauf … ich hätte es wissen müssen.
Auch das passierte nicht zum ersten Mal. Aber gegen diese Veranlagung konnte er nichts tun. Er wäre nicht der erste Uchiha, der wegen zu schwacher Blutzufuhr sterben würde. Seine Familie hatte schon immer den Hang zu einem zu niedrigem Blutdruck. Und ausgerechnet jetzt, wo sein Herz aus zu Rhythmus schlug, musste das passieren. Sasuke drehte sich auf den Rücken und legte seine Füße mühselig auf einen Stein. Es war nur eine Notfall Maßnahme, damit das wertvolle in sein Gehirn strömte und nicht in seine Beine. Zufrieden stellte er nach einer Weile fest, dass es wirklich zu helfen schien. Er hatte nicht mehr das Gefühl, als hätte man einen Klotz auf seine Brust gelegt.
Vorsichtig atmete Sasuke tiefer ein. Es tat gut.
Verdammt gut.
Das war knapp, dachte sich Sasuke, wagte es aber noch nicht aufzustehen.
Er sah den Himmel über sich und stellte fest, dass die Sonne inzwischen komplett untergegangen war. Sogar die ersten Sterne waren schon zu sehen. Scheinbar hatte sein Kampf mit Itachi länger gedauert, als er gedacht hatte.
Ich muss hier weg, fiel Sasuke ein. Konoha ist sicher auf dem Weg hierher.
Das Letzte, was er brauchte, war, dass sie ihn so finden und mitnehmen würden. Er hustete und stellte fest, dass es Blut war, das ihm den Mundwinkel herunter lief. Zitternd vor Schwäche richtete er sich auf. Er durfte nicht an seinem eigenen Blut ersticken. Schwer fällig beugte er sich vor und übergab sich. Immer wieder hustete und spuckte er das Gemisch seines letzten Essens und seinem Blut aus. Sasuke konnte nicht sagen, wie lange es dauerte, nur das es ihm ewig vorkam. Als es endlich aufhörte, fühlte Sasuke sich leer und schwächer als zuvor. Das Schwindelgefühl war zurück gekehrt, sicherlich diesmal wegen dem Mangel an Nährstoffen in seinem Körper, aber wenigstens konnte er noch recht gut atmen.
Ich brauche Ruhe, befahl Sasuke sich selbst und kämpfte sich auf die Füße.
Kabuto hatte ihm lang und breit erklärt welche Risiken wann bei welchen Jutsu eintraten. Zuerst hatte Sasuke ihn ignoriert, doch nach dem erstem Zusammenbruch hatte er ihm zugehört. Was er gelernt hatte, reichte aus, um ihn als Medi-nin durchgehen zu lassen. Orochimaru selbst meinte es gäbe kein besseres Training für bessere Chakra Kontrolle als das Training zum Medi-nin. Doch hier würde ihm das nichts nützen. Gefährlich waren nicht seine Wunden, sondern sein Chakra Mangel. Wenn er zu wenig Chakra hatte, würde er sein Immunsystem zusammenbrechen. Die Folge wäre, dass er für Krankheiten so anfällig wäre, wie ein nacktes neugeborenes Baby im Winter. Keuchend vor Anstrengung, weil jeder Schritt einer zuviel war, kämpfte Sasuke sich vorwärts. Erst jetzt begriff er, dass er übertrieben hatte. Suchend ließ er seinen Blick über die Ebene schweifen. Überall Trümmer. Hier konnte er sich nicht verstecken und von Itachi keine Spur.
Ist er tot?, fragte Sasuke sich selbst. So richtig konnte er es nicht glauben. Ein erneutes Husten nötigte ihn dazu, sich an der Wand festzuhalten, die der Rest eines Gebäudes darstellte. Ich sehe … ich sehe gar keinen … Körper.
Weiter konnte Sasuke nicht denken, denn noch bevor er auf dem Boden auftraf, war er in der Dunkelheit versunken.