Nov 24, 2010 20:41
Jeremy, Mirandas Ex-Mann Nr.2 und Vater der Zwillinge war nicht gerade begeistert seine Töchter außerplanmäßig so unvorbereitet zu sich zu nehmen, aber natürlich konnte er es auch nicht so einfach abschlagen, denn er liebte seine Töchter.
Shelly, seine deutlich jüngere neue Frau wird sicher auch „begeistert“ darüber sein. Miranda musste grinsen. Shelly hatte einen IQ von der Höhe der Anzahl ihres Alters, welches gerade mal 28 betrug, aber dafür nun mal einen Körper, der ihre fehlende Intelligenz schnell wieder korrigierte, wenn es nach Jeremy ging. Und eine Stimme, bei deren Tonhöhe selbst die Chipmunks neidisch waren. Aus diesem Grund rief Miranda ihren Mann ausschließlich auf dessen Handy an. Auf Shellys quietschige Begrüßung, die durchaus freundlich gemeint war, konnte sie verzichten.
Sie verriet auch ihm nicht, warum und wohin sie so plötzlich aufbrechen musste, nur dass sie ein paar Tage außer Landes sein und sich bei ihm umgehend melden würde, wenn sie wieder zurück war um die Mädchen zu holen.
Caroline und Cassidy hatten ihre Sachen gepackt und warteten auf ihren Vater, während ihnen Miranda letzte Anweisungen gab. „Zu niemandem ein Wort, auch zu eurem Vater nicht. Tut so, als wüsstet ihr selbst nicht, wohin ich reisen werde. Ich weiß, dass das schwer ist…. Das ist nur eine Ausnahme, habe ich mich deutlich ausgedrückt? Nur dieses eine Mal dürft ihr eurem Vater nicht die Wahrheit sagen.“
Die Zwillinge nickten. Sie verstanden sehr gut, was ihre Mutter von ihnen verlangte.
„Mach dir keine Sorgen, Mum.“ sagte Cassidy.
Sie hörten draußen den Wagen vorfahren. Miranda umarmte jede ihrer Töchter noch einmal und gab beiden einen Kuss auf die Wange. „Ich liebe euch so sehr. Versprecht mir euch zu benehmen. Ich komme bald zurück.“
„Klar Mum, wir sind doch keine Babys mehr. Pass gut auf dich auf. Mach’s gut!“ rief Caroline.
Beide nahmen ihre Taschen und gingen hinaus zu dem Wagen, den ihr Vater für sie geschickt hatte.
Miranda sah ihnen nach. Gerade ging aus der Tür das Beste, was sie je im Leben zustande gebracht hatte.
Sie hatte keine Zeit zu verlieren. Ihr Flug ging um 21 Uhr. Die Beerdigung war in 2 Tagen, genug um sich in London auf diesen Tag vorzubereiten und den Jetlag abzuschütteln.
Es war seltsam. Natürlich war Miranda für die Fashion Week oder Foto-Shootings schon oft in London gewesen, ohne je einen Gedanken an ihre Mutter oder D. zu verschwenden. Niemals hatte sie ihrer Mutter berichtet, wenn sie gerade in der Stadt war. Nun sollte sie gerade wegen ihr dort sein. Ihr fröstelte es.
Miranda ging nach oben ins Schlafzimmer. Ihr Gepäck bestand aus einer Reisetasche und einem kleinen Koffer. Darin war alles, was Miriam Princhek brauchte.
Sie ging zu ihrem Nachttisch und holte aus der Schublade den Pass und die blonde Perücke hervor. Den Pass steckte sie in eine kleine unauffällige Handtasche, die Perücke nahm sie mit ins Badezimmer. Sie machte das Licht an dem großen Spiegel an und verschloss die Tür.
Lange und ausgiebig betrachtete sich Miranda Priestly im Spiegel. Sie war schön, sogar viel schöner als früher. Für die 52 Jahre war sie in allerbester körperlicher Verfassung und sah blendend aus. Soviel Hochmut konnte sie sich eingestehen. Hohe Wangenknochen, für die prominente Filmschauspielerinnen ihr Vermögen hinblätterten, um sich Implantate einsetzen zu lassen. Ihre waren vollkommen natürlich. Stahlblaue Augen, mit deren Blick sie die Menschen um sich herum augenblicklich zum Schweigen brachte.
Das Haar, silberfarben und kurz, so wie sie es haben wollte. Sie selbst entschied sich, obwohl sie auch damals schon zu jung dafür war, ihre Haare weiß zu Färben. Sie schwamm einfach gegen den Strom. Das imponierte.
In Wahrheit konnte sie ihr blondes Haar einfach nicht mehr ertragen. Ihre langen Haare hatte sie sich bereits abschneiden lassen, noch bevor sie London verließ. Es erinnerte alles zu sehr an ihr.
Vorsichtig tastete sie sich das Gesicht hab und landete bald unweigerlich auf ihrer Nase, die groß und leicht harkenförmig mitten im Gesicht prangte. Schon oft war sie in Versuchung gekommen, sie operieren zu lassen. Und dennoch…. Sie passte zu ihrem Gesicht, verlieh ihm das gewisse Etwas. Außerdem hatte sie sie von ihrem Vater geerbt.
Ein Stich ging durch ihr Herz, als sie an ihn denken musste. Er starb viel zu früh.
Es war Sommer. Miriam war 7 oder 8 Jahre alt. Sie war bei ihr im Garten. Der Ball mit dem sie so gerne gespielt hatten, hatte sich in den hohen Zweigen der großen Eiche verfangen.
„Komm, wir holen eine Leiter“, sagte D., aber Miriam hatte andere Pläne. Sie kletterte einfach auf den Baum. „Mimi! Bist du verrückt? Komm sofort wieder runter!“
Doch Miriam hörte nicht auf sie und kletterte immer weiter. Sie wollte jetzt nicht kneifen, obwohl sie entsetzliche Höhenangst hatte. Nicht vor ihr. Nicht vor Diana.
„Mimi, komm runter, bitte!“ flehte Diana sie an.
„Nur noch ein kleines Stück.“ sagte sie und tastete sich vorsichtig heran. Es knackte gefährlich. Der Ast war dünn und sie war sehr hoch in dem Baum. Trotzdem wich sie nicht zurück, sondern rutschte immer weiter vor. Es knackte erneut. Der Ast brach.
Mit einem spitzen Schrei fiel Miriam vom Baum herunter und landete krachend auf ihren linken Arm. Es tat höllisch weh.
„MIMI!!!“ Entsetzt rannte Diana so schnell wie möglich zu ihr. Miriam schrie und weinte vor Schmerzen. Vorsichtig hielt Diana sie im Arm, darauf bedacht nicht an die Verletzung zu kommen. „Ruhig, Mimi. Ganz ruhig.“
Aber sie schrie nur noch heftiger.
„Hilfe! HILFE!!!“ kreischte nun auch Diana. Tränen rannen ihre Wangen hinunter. „Du dumme Gans. Ich hab dir doch gesagt mach das nicht!“
Vorsichtig schaukelte sie Miriam hin und her und sang leise ein kleines Lied, um sie zu beruhigen. Miriam hörte genau zu. Sie wusste schon immer, dass Diana eine wundervolle Stimme hatte und versuchte die Zähne zusammen zu beißen.
Ein großer Mann mit braunem Haar kam auf sie zugestürzt. „Daddy!“ erfuhr es Miriam. „Es tut so weh!“
Vorsichtig entfernte sich Diana von ihr. „Ich hab ihr gesagt, sie soll nicht auf den Baum klettern.“ Sie weinte nun heftig und schluckte schwer.
Miriams Vater Albert Princhek nahm seine Tochter vorsichtig hoch in seine Arme und trug sie ins Haus, wo ihre Mutter Mary Ann bereits wartete.
„Ich bring sie ins Krankenhaus. Ist schon gut, Mary. Kümmere dich um Diana.“
Mary stürmte aus dem Haus in den Garten, wo Diana noch immer unter Schock stehen geblieben war.
Über die Schultern ihres Vaters konnte Miriam sehen, wie ihre Mutter Mary Diana eine schallende Ohrfeige gab.
„Du hättest das verhindern müssen!“ schrie sie Diana an. Die Wucht des Schlages warf das blonde Mädchen augenblicklich zu Boden, wo es weinend liegen blieb, während Mary Ann augenblicklich in das Haus zurückkehrte.
„Diana…“ flüsterte Miranda. So lange schon hatte sie den Namen nicht mehr ausgesprochen. Nicht seit jenem Tag, als sie sie für immer verließ…
Sie seufzte. Und wendete sich der blonden Perücke zu. Sie packte sie vorsichtig aus. Betrachtete sie und strich vorsichtig mit ihren Fingern durch das glatte seidige Echthaar.
Langsam und zaghaft ging sie mit einem Kamm durch das Haar. Ihr eigenes silbergraues Haar hatte sie bereits unter einem feinen Haarnetz versteckt. Vorsichtig setzte sie sich die blonden Haare auf und achtete darauf, dass die Perücke perfekt saß und nicht auch nur eines ihrer weißen Haare zu sehen war. Dann steckte sie die Perücke sorgfältig fest, dass sie auch ja nicht verrutschen konnte.
Auch Make-up trug sie nur dezent auf, obwohl sie es als Miranda Priestly deutlich auffälliger bevorzugte. Erneut blickte sie in den Spiegel. Sie sah älter aus, eine völlig andere Person und doch kam sie ihr seltsam vertraut vor. Miriam.
Sie hatte sich längst umgezogen. Unauffällige Kleidung. Augenblicklich setzte sie sich, obwohl es bereits draußen dunkel war eine Sonnenbrille auf, schnappte sich ihre Koffer und rief ein Taxi zum Flughafen.
Es war niemand mehr im Haus, als sie unten die Koffer abstellte und wartete. Louisa würde auch während ihrer Abwesenheit nach dem Rechten sehen, aber das war im Moment nicht nötig, da Miranda Unsummen für eine neue Sicherheitsanlage ausgegeben hatte.
Sie verfluchte sich, dass sie nicht mehr Zeit in Anspruch genommen hatte, um alles genau zu planen.
So blieb ihr nichts Anderes übrig, als den wenigen eingeweihten Menschen zu vertrauen ihre geheime Abreise nicht der Klatschpresse zu verraten. Besonders bei Nigel, obwohl er einer ihrer ältesten Freunde war, konnte sie sich nicht sicher sein. Schließlich hatte sie ihn betrogen, um nicht ihre Machtstellung bei Runway zu verlieren. Er schuldete ihr also noch etwas. Außerdem was das vermutlich der Grund, warum Andrea sie verlassen hatte…
„Jeder möchte so sein wie wir.“
Ja, das hatte sie zu Andrea gesagt. Es waren exakt Mary Ann Princheks Worte aus dem Mund von Miranda Priestly. Sie lächelte bitter.
Sie war einem hysterischen Lachanfall so verzweifelt nah wie nie zuvor.
Die Scheinwerfer des Taxis, welches vor ihrem Haus anfuhr riss sie glücklicherweise aus den Gedanken.
Noch schnell prüfte sie nach, ob sie alles bei sich hatte. Pass, Flugreservierung, Handy, Geld (Dollar für das Taxi, britische Pfund und Kreditkarten unter Miriams Namen) Schlüssel… Alles da.
Sie nahm die Tasche und den Koffer und öffnete die Tür. Der Fahrer war ausgestiegen. Er sah zu Mirandas Erleichterung äußerst fremdländisch aus und nicht, dass er auch nur im Entferntesten wusste, wer sie war.
Miranda überwand den inneren Drang dem Fahrer irgendwelche Bemerkungen oder unnötigen Anweisungen zu geben. Sie trug sogar den Koffer selbst zum Wagen, während der Fahrer die Tasche nahm und sie einfach in den Kofferraum wuchtete.
Sie kontrollierte 3 Mal, ob sie die Tür ihres Hauses richtig verschlossen hatte und ging dann zum Taxi, öffnete die Hintertür und ließ sich erschöpft auf den Sitz fallen. Dem Geruch nach war das Taxi alles andere als ein Neuwagen, aber er roch wenigstens frisch gewaschen. Sie hatte wirklich Glück.
„Zum JFK-Flughafen.“ sagte sie schlicht. Der Fahrer nickte.
Miranda hatte noch ca. 2 Stunden vor Abflug der Maschine Zeit, aber man konnte nie wissen. Sie hoffte inständig, dass der Fahrer (ein Inder?) sich nicht all zu sehr verfahren würde.
Der Fahrer startete den Wagen und fuhr langsam aus der luxuriösen Gegend, in der Miranda Priestly ihren teuren Wohnsitz hatte.
Sie warf einen langen Blick zurück auf ihr „Zuhause“ und atmete tief durch.
Es gab jetzt kein zurück mehr….
crossover,
fanfiction,
language: german,
titel:the better life