Ficathon:
happily ever afterFandom: Harry Potter
Prompt: ace!Caradoc | Und ein Blick in den Spiegel sagt ihm auch nicht, was mit ihm falsch ist. (von descaladumidera)
Für: Ja, für dich, Rabe. Nicht nur, weil der Prompt und der Headcanon von dir stammen, sondern vor allem, weil du ein Herzmensch bist. Also nein, ich habe es nicht einfach vergessen und übersehen, ich wollte nur ... vorher mit dem Geschenk fertig werden (lange Geschichte, much drama), deswegen jetzt: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Das hier ist irgendwie das Geschenk, ja, und ich hoffe, du magst es.
Content Note: (nicht unbedingt guter) Sex
Ein Blick in den Spiegel
Leise schiebt Caradoc den Vorhang beiseite und schlüpft unter Benjys Bettdecke. Der hat einen Zauber um sein Bett herum gelegt, sodass die anderen sie nicht hören können, doch wenn er durch den fremden Schlafsaal schleicht, hält Caradoc trotzdem immer den Atem an. Dabei ist es nicht so, als würden die anderen Hufflepuffs ihn sehen können, selbst wenn er sie durch irgendein zu lautes Geräusch wecken würde. Der Tarnumhang mag langsam an Kraft verlieren, aber im Dunkeln funktioniert er noch gut genug.
Trotzdem - was das angeht, ist Caradoc lieber vorsichtig als nachsichtig. Er kann sehr gut darauf verzichten, dass ihre Kameraden das mit Benjy und ihm herausfinden, indem sie ihn mitten in der Nacht in einem Schlafsaal erwischen, der nicht einmal zu seinem Haus gehört.
Benjy, das Ass in Zauberkunde, hat eine sanft leuchtende Kugel erschaffen, die direkt unter dem Himmel seines Bettes schwebt. So ist es zumindest nicht ganz dunkel, als Caradoc den Vorhang hinter sich zu zieht, den Umhang von seinen Schultern gleiten lässt und zu seinem Freund rutscht. „Doc“, flüstert der, lässt sein Buch unter dem Kopfkissen verschwinden und lächelt.
Nach zwei Monaten benimmt er sich immer noch so, als wäre er sich nicht sicher, ob Caradoc wirklich zu ihm kommen wird oder nicht. Dabei machen sie das ausnahmslos jedes Wochenende, wenn Caradoc nicht am nächsten Tag ein Spiel hat. Seit er einmal in der dritten Klasse vor lauter Müdigkeit fast vom Besen gefallen wäre, achtet er darauf, vor jedem Flug genug Schlaf zu bekommen.
„Benjy“, antwortet er mit einem Moment Verzögerung und findet sich im nächsten Augenblick in einer festen Umarmung wieder. Aufatmend schließt er die Augen und legt den Kopf auf Benjys Schulter, während er seinerseits die Arme um ihn schlingt. Es ist ihm gleich, dass er jetzt halb sitzt und halb liegt und die Position erfahrungsgemäß sehr schnell ziemlich ungemütlich werden kann. Das hier ist einer der Momente, auf die er sich den ganzen Tag freut. Er wird ihn garantiert nicht dadurch zerstören, dass er unbehaglich hin und her rutscht.
Aber Benjy wäre nicht Benjy, wenn er nicht wüsste, was gerade in Caradocs Kopf vorgeht. Oder liegt es vielleicht eher daran, dass sie jedes Mal früher oder später auf das gleiche Problem stoßen? Jedenfalls dreht er sich einfach auf den Rücken, ohne Caradoc loszulassen, und scheint sich überhaupt nicht daran zu stören, dass der am Ende halb auf ihm liegt.
Einen Moment lang fühlt Caradoc sich gewissermaßen überrumpelt. Aber um ehrlich zu sein, ist es so schon um einiges bequemer. Also entspannt er sich langsam wieder, dreht den Kopf und wispert ein leises „Danke“ gegen Benjys Hals.
Sie liegen eine Weile so, eingehüllt von der wohligen Wärme und der Nähe zueinander, bevor Caradoc seinen rechten Arm vorsichtig unter Benjy hervorzieht, sich darauf abstützt und etwas aufrichtet. Gerade genug, um seinen Freund einen Augenblick lang betrachten zu können - die wirren, kurzen Haare, die kaum zu erkennenden Sommersprossen, die geschlossenen Lider, das sanfte Lächeln.
Beinah automatisch erwidert Caradoc es, obwohl Benjy ihn überhaupt nicht sehen kann. Es hilft ihm, vor lauter Gefühlen nicht einfach zu zerspringen. Da ist so viel prickelnde Liebe zu seinem Freund, die sich so anfühlt, als würde sie von seinem Herzen aus warm seinen Körper durchströmen.
Mit der rechten Hand streicht er Benjy einige verirrte Strähnen aus der Stirn. Dann wandert sie wie von selbst durch Benjys Haare, seinen Hals entlang und schließlich an seine Wange, wo sie liegenbleibt, während Caradoc sich vorbeugt und Benjy küsst. Vielleicht ein wenig zu sanft und zurückhaltend, aber diese Küsse mag er nicht nur einfach, da ist auch dieser kleine Teil in ihm, der nicht sicher ist.
Doch schon im nächsten Augenblick erwidert Benjy den Kuss ebenso langsam und weich, wie Caradoc ihn begonnen hat. Und wie immer, wenn sie sich küssen oder wenn sie so dicht beieinander laufen, dass ihre Hände sich beinah berühren, oder wenn sie einfach nur nebeneinander liegen, ihre Finger miteinander verschränkt, und keiner von ihnen zuerst Gute Nacht sagen möchte, weil das bedeuten würde, dass Caradoc in den Turm der Ravenclaws zurückkehren müsste, fühlt der sich einfach zufrieden. Er schließt die Augen und wünscht sich, dass die Zeit etwas langsamer vergeht und er noch viele endlose Sekunden so verbringen kann.
Doch natürlich tut sie ihm den Gefallen nicht. Was vielleicht gar nicht so schlecht ist, denn als Benjy sich behutsam aus dem Kuss zurückzieht, kann Caradoc ihn wieder ansehen. Das ist etwas, das er unheimlich gerne tut, weil Benjy einfach so schön ist. Wirklich, vielleicht ist er der schönste Mensch, den Caradoc jemals kennengelernt hat. Die weichen, schwarzen Haare, der offene Gesichtsausdruck, die Fröhlichkeit, die er stets um sich herum zu verbreiten scheint - und Caradoc denkt, dass er erst jetzt versteht, warum Ausstrahlung einen Menschen unfassbar attraktiv machen kann.
Außerdem schafft Benjy es, Caradocs Herz mit einem einzigen schiefen Lächeln, einem glücklichen Blick oder einem neckischen Zwinkern dazu zu bringen, mindestens doppelt so schnell zu schlagen wie normalerweise. Es macht ihn merkwürdigerweise verlegen, weil das wirklich neu für ihn ist, aber gleichzeitig ist er glücklich dabei.
Benjy schlägt die Augen auf und da ist es - das Herzklopfen, mit dem ein sanftes Erröten einhergeht, obwohl Caradoc wirklich keinen Grund dazu hat. Glücklicherweise dürfte es dunkel genug sein, dass Benjy es überhaupt nicht bemerkt. Dafür spendet die Kugel nicht genug Licht.
Aber vielleicht kennt Benjy ihn gut genug, um es auch zu wissen, ohne es sehen zu können. Jedenfalls hebt er eine Hand und streicht mit den Fingerspitzen über Caradocs warme Wangen, ehe er sie in seinen Nacken legt und ihn näher zu sich zieht. Diesmal ist der Kuss ein wenig fester, bestimmter als der erste - so ist Benjy und das sind die Küsse, die er besonders mag, hat Caradoc mit der Zeit gelernt - und mindestens ebenso schön.
Caradocs Hand verrutscht ein wenig und landet in Benjys Haaren. Während er durch sie hindurch fährt und kaum fassen kann, wie weich sie sind, obwohl sie eher drahtig aussehen, wandert Benjys Hand ebenfalls, fährt sein Rückgrat entlang und verschwindet dann unter seinem Pyjamaoberteil.
Einen Moment lang hört Caradoc einfach auf, zu atmen oder sich überhaupt irgendwie zu bewegen. Benjys Hand ist warm an seinem Rücken, seine Finger streichen sanft über Caradocs Haut und das alles fühlt sich nicht schlecht an, natürlich nicht, aber es ist neu. Caradoc hat nicht damit gerechnet, wirklich, er ist so überhaupt gar nicht auf die Idee gekommen, dass das passieren könnte, dass er eine Sekunde lang nicht genau weiß, wie er darauf reagieren soll.
Aber Benjys Lippen bewegen sich immer noch fest und bestimmt an seinen und dann kann Caradoc gar nicht mehr anders, als den Kuss wieder zu erwidern. Er liegt da und sie küssen sich und Benjys Hand wandert langsam seinen Rücken hinauf. Caradoc kann Benjys Herzschlag spüren, der ebenso schnell ist wie sein eigener, und innerlich schulterzuckend befindet er, dass es schon in Ordnung so ist.
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Irgendwie wird es danach immer mehr zur Gewohnheit. Benjys Hände unter seiner Kleidung fühlen sich Mitte November so vertraut an, als hätte das schon immer zu ihren Küssen gehört, und Caradoc fällt es gar nicht mehr wirklich auf, wenn Benjy halb unter ihm oder er halb unter Benjy liegt. Es ergibt sich einfach und irgendwann hört er auf, sich dabei etwas zu denken.
Vielleicht sollte es ihn deswegen nicht so überraschen, dass es bei dieser einen neuen Sache natürlich nicht bleibt. Schließlich ist es nicht so, als wüsste Caradoc nicht ganz genau, was Paare üblicherweise so alles tun - und, um der Wahrheit die Ehre zu geben, meist sogar viel früher als sie beide. Aber wenn er all das, was über Küsse und unschuldige Berührungen hinausgeht, auch nur mit flüchtigen Gedanken streift, dann ist das nichts, was er automatisch auch mit Benjy und sich in Verbindung bringen würde.
Daher überrascht es ihn tatsächlich sehr, als Benjy ihn in einen dieser ungestümen, im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubenden Küsse verwickelt, an die Caradoc sich voraussichtlich niemals richtig gewöhnen wird, und gleichzeitig mit einer Hand sein Oberteil ein wenig hochschiebt.
Caradoc kann nicht sagen, ob die Gänsehaut sich wegen der plötzlichen Kälte oder der zarten Berührung von Benjys Fingern bildet. Er weiß nur, dass sein Herz auszusetzen scheint und dann schneller schlägt als vorher. Seine Finger krallen sich fester in Benjys Haar und ihr Kuss wird fahriger.
Auf gewisse Weise fühlt sich das hier anders an als sonst. Caradoc versteht es nicht wirklich; normalerweise, wenn Benjys Hand seinen Rücken oder seine Seite hinauf wandert, verrutscht der Stoff doch auch. Gut, diesmal ist genau das Benjys Ziel und nicht nur ein Nebeneffekt, aber - es kann doch nicht sein, dass die Intention dahinter es zu einem ganz neuen Gefühl für ihn macht, oder?
Egal, beschließt er, als Benjy den Kuss löst und sie einfach da liegen, schwer atmend und ohne sich irgendwie zu bewegen, ehe er Benjy am Saum des Oberteils herumspielen fühlt und ein leises „Darf ich?“ hört. Ohne auch nur über die Antwort nachzudenken, nickt Caradoc, richtet sich auf und lässt zu, dass Benjy ihm das Shirt über den Kopf zieht und es beiseite legt.
Wenn es draußen kälter wird, werden die Schlafsäle nachts besonders sorgfältig geheizt, und die geschlossenen Vorhänge tun eigentlich ihr Übriges, aber gerade ist die Luft dennoch empfindlich kühl. Caradocs Schaudern rührt jedoch nur zum Teil daher. Während er einen Augenblick lang einfach da sitzt und sich nicht ganz sicher ist, was Benjy von ihm erwartet, fühlt er sich merkwürdig verletzlich.
Schließlich atmet er tief durch und wirft einen vorsichtigen Blick zur Seite und es ist, als hätte Benjy nur darauf gewartet. In der nächsten Sekunde zieht er Caradoc über sich und in seine Arme. Obwohl sie beide sich nicht darum kümmern, die Decke wieder hochzuziehen, ist es so deutlich wärmer und Caradoc spürt, wie sein diffuses Unbehagen sich in Luft auflöst.
Benjys Hände fahren über seinen Rücken und seine Seiten, lassen scheinbar keinen Zentimeter aus, und Caradoc vergräbt seine Finger in Benjys Oberteil und sein Gesicht in dessen Halsbeuge. Er spürt jeden von Benjys Atemzügen und jeden Herzschlag ebenso deutlich wie seine eigenen und es ist nicht wirklich so, wie er es sich vorgestellt hat, wenn seine Gedanken tatsächlich einmal ernsthaft in diese Richtung gewandert sind. Neben der Wärme und dem geborgenen Gefühl, die Benjys Nähe mit sich bringen, ist da etwas, das er vielleicht als Nervosität bezeichnen würde, wenn es nur etwas intensiver wäre, und das sich dennoch nicht ganz greifen lässt.
Bevor er jedoch die Gelegenheit hat, darüber nachzugrübeln und es dadurch vielleicht zu verstärken, hebt er den Kopf und küsst Benjy. Es ist weniger zurückhaltend und viel eher hektisch, und Benjy erwidert den Kuss ebenso atemlos und hastig. Seine Hände kommen zum Stillstand, nicht einmal seine Finger bewegen sich noch, und einen Moment lang vermisst Caradoc das Gefühl, doch dann vergisst er es, denn Benjys Zunge dringt zwischen seine Lippen und in seinen Mund und Caradoc spürt seine Wangen heiß werden. Ihre Zungen berühren sich sanft, streichen zögerlich übereinander, und Caradoc ist sich nicht ganz sicher, was er da tut, aber es ist nicht schlecht.
Einem Impuls folgend lässt er seine linke Hand flach unter Benjys Shirt gleiten, fährt dessen Bauch entlang bis zur Brust, schiebt dabei automatisch das Kleidungsstück etwas mit hoch, und zuckt erst zurück, als er mehr unabsichtlich eine Brustwarze streift. Es ist das erste Mal, dass er so die Initiative ergreift, und seltsamerweise fühlt sich von allen Dingen ausgerechnet das so intim an, dass er nicht weiß, ob es nicht zu intim ist. Aber die Art, wie Benjy in ihren Kuss keucht und seine Finger sich kurz verkrampfen, spricht eine andere Sprache, findet Caradoc und streicht ein zweites Mal darüber, fester und weniger zögernd diesmal.
Benjy lässt seine Zunge aus Caradocs Mund gleiten und noch ehe der das vollkommen realisiert hat und sich fragen kann, was er möglicherweise falsch gemacht hat, spürt er, wie Benjy in seine Unterlippe beißt und unruhig unter ihm hin und her rutscht.
Es sind so winzige Bewegungen, dass Caradoc keine Ahnung hat, ob seine Vermutung stimmt. Dennoch folgt er dem zweiten Impuls des Abends und schiebt sein linkes Bein zwischen Benjys. Der friert scheinbar mitten in der Bewegung ein und - tatsächlich. Er ist hart. Das ist eine Erkenntnis, die Caradoc irgendwie erstaunt und dann auch wieder nicht, denn wenn er seinem eigenen Körper glaubt, hat ihn selbst das Ganze hier schließlich auch nicht kalt gelassen. Vielleicht ist es eher ungläubiges Staunen, weil er derjenige ist, dessentwegen Benjy so erregt ist.
Vorsichtig winkelt Caradoc das Bein etwas an, übt so ein wenig Druck aus, und ist beinah überwältigt von der Reaktion, weil er darauf wirklich nicht gefasst gewesen ist: Benjy unterbricht den Kuss, lässt den Kopf in den Nacken fallen und presst die Lippen aufeinander, während seine Finger sich in Caradocs Rücken krallen. Es schmerzt ein wenig, aber niemals würde Caradoc das laut zugeben - denn es ist in Ordnung.
Dennoch überfällt ihn im nächsten Moment Unsicherheit. Wenn er ehrlich ist, weiß er nicht genau, was er jetzt machen soll. Was Benjy möchte. Sekundenlang versucht Caradoc, sich vorzustellen, was er wollen würde, aber das kann er ebenso wenig sagen.
„Doc“, flüstert Benjy in diesem Augenblick. Sein Atem geht immer noch viel zu schnell und Caradoc kann das Herz seines Freundes unter seinen Fingerspitzen hämmern fühlen. Sie sehen sich einfach an, Benjys Blick etwas unstet und Caradocs vermutlich viel zu ehrlich, so wie immer. Dann rutscht Caradoc etwas nach rechts, liegt nun eher neben als auf Benjy, und streichelt mit der Hand unter dessen Oberteil zögernd abwärts. Benjy ist viel entspannter als er selbst, das kann er spüren, aber er sagt nichts, sondern scheint einfach abzuwarten, und seltsamerweise ist es genau das, was ihn dazu bringt, sich in seiner Entscheidung etwas sicherer zu werden. Vermutlich gibt es gar nicht diese eine Sache, die Benjy von ihm erwartet - und vielleicht ist der ebenso unsicher wie er selbst.
Einer spontanen Eingebung folgend lässt Caradoc seine Hand in Benjys Pyjamahose gleiten und nicht darüber, wie er es eigentlich vorgehabt hat. Beinah zu spät wird ihm bewusst, dass das hier nicht nur von seiner Entscheidung abhängt - dass auch Benjy sich damit wohlfühlen muss. Er hält in der Bewegung inne, die Finger auf Benjys Hüftknochen, und holt tief Luft, ehe er zittrig flüstert: „Ist das … für dich in Ordnung so?“
Er hält dem Blick seines Freundes stand, sieht ihn einen Moment zögern, schlucken. „Ja“, antwortet Benjy dann heiser und ebenso leise wie Caradoc zuvor.
Dem wird schlagartig bewusst, wie sehr sein Puls rast. Die Aufregung, die sich bisher im Hintergrund gehalten hat, wird nun von einem Augenblick auf den anderen übermächtig und lähmt ihn geradezu. Erst als Benjy das Becken etwas hebt und gleichzeitig eine Hand in seinen Nacken legt, um ihn zu sich hinunterzuziehen und sanft zu küssen, findet er seinen Mut von zuvor wieder. Etwas ungeschickt schiebt er Benjys Schlafanzughose so weit runter, wie er das hinbekommt, und lässt seine Hand über die Innenseite von Benjys Oberschenkel wieder nach oben gleiten.
Er hat befürchtet, praktisch im letzten Moment noch einmal von seiner Nervosität überwältigt zu werden, aber als ob sein Freund das ahnen würde, vertieft er den Kuss und Caradoc vergisst jedes Zögern.
Benjys Penis ist hart und warm unter seinen Fingerspitzen. Hauchzart fährt Caradoc über ihn, spürt das Zittern, das Benjy durchläuft, an seinem Körper und dessen Keuchen an seinen Lippen. Ein winziges Lächeln schleicht sich auf sein Gesicht, während er die Bewegung wiederholt, ehe er - von Benjys Reaktion ermutigt - den Schaft umfasst und seine Hand zunächst langsam und vorsichtig, schließlich aber bestimmter und sicherer auf und ab bewegt.
Benjys Hüfte zuckt ihm entgegen und das leise Stöhnen wird nur von ihrem Kuss gedämpft. Flüchtig steigt der Gedanke in Caradoc auf, dass der Stoff der Vorhänge hoffentlich dick genug ist, um jedes Geräusch zu verschlucken, ehe ihm Benjys Zauber einfällt und er seine Sorge getrost wieder vergisst.
Als er den Kuss löst und seinen Kopf hebt, bringt der Ausdruck auf Benjys Gesicht sein Herz zum Stolpern. Er bedauert es fast, ihn bisher nie gesehen zu haben, denn Benjy ist einfach so unglaublich schön und am liebsten würde Caradoc die Zeit anhalten und diesen Anblick in sich aufnehmen, bis sich jede Einzelheit unwiderruflich in sein Gedächtnis gebrannt hat. Aber natürlich ist das unmöglich und so fasst Caradoc einfach fester zu, reibt etwas schneller auf und ab, streicht ein oder zwei Mal mit dem Daumen über die Eichel.
Benjys Hände krallen sich so fest in seinen Nacken und seinen Rücken, dass Caradoc sich sicher ist, dass es morgen zu sehen sein wird. Aber zu seinem eigenen Erstaunen ist es für ihn noch immer in Ordnung - er kann nicht sagen, dass er es irgendwie mag, so wie Benjys Keuchen oder das leise, atemlose Stöhnen, das dem hin und wieder entfährt, aber es ist okay.
Caradoc weiß absolut nicht, wie viel Zeit vergangen ist, als Benjys Finger noch mehr verkrampfen als sowieso schon. Fest beißt er die Zähne aufeinander, während er aufsieht - in dem Moment, in dem Benjys Penis zuckt und sein Freund die Lippen so fest aufeinander presst, dass Caradoc sogar im Dämmerlicht erkennen kann, wie blass sie werden.
Während Benjys Sperma warm über seine Hand läuft, neigt Caradoc den Kopf und lehnt seine Stirn an Benjys. Er spürt dessen heißen Atem auf seinem Gesicht, stoßweise und die einzelnen Atemzüge so schnell hintereinander, wie er es noch nie erlebt hat. Einen Augenblick später entspannen sich Benjys Finger und er seufzt leise, ehe er vorsichtig die Arme um Caradoc legt.
Es ist die erste Nacht, in der Caradoc neben Benjy einschläft und sich am Morgen, kurz vor Sonnenaufgang, aus dem Schlafsaal und zurück in sein eigenes Haus schleichen muss.
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Zu Beginn der Weihnachtsferien fahren die meisten von Caradocs und alle von Benjys Schlafsaalkameraden nach Hause. Auch einige Lehrer verlassen die Schule und sogar Filch verschwindet, gerüchteweise, um die Feiertage mit seiner Familie zu verbringen.
Caradoc genießt die Stille und die Ungestörtheit, die damit einhergehen. Wo sonst dutzende Menschen auf den Ländereien unterwegs sind, können er und Benjy nun stundenlang Hand in Hand spazieren gehen, ohne jemandem zu begegnen. Nur hin und wieder sehen sie Hagrids riesenhafte Gestalt in der Ferne, doch der scheint sich ebenso wenig für zwei umherstreifende Schüler zu interessieren wie die beiden sich für seine Arbeit.
Ein weiterer Vorteil ist, dass es in der leeren Schule praktisch niemanden kümmert, wer wo schläft. Die Mädchenschlafsäle sind für Jungen natürlich immer noch nicht zugänglich, aber am Morgen vor Weihnachten ist Dorcas’ Auftauchen im Gemeinschaftsraum der Ravenclaws für Caradoc fast schon ein gewohnter Anblick. Er lächelt und nickt ihr zu, während sie hinter Marlene aus dem Jahrgang unter ihnen und einer Rothaarigen aus ihrem eigenen Haus her stolpert.
Und abends, als er im Begriff ist, sich auf den Weg zu Benjy zu machen, kommt sie ihm wieder entgegen. „Caradoc“, begrüßt sie ihn und fügt - direkt, wie sie ist - nahtlos hinzu: „Du übernachtest außerhalb?“ Ihre Stimme klingt angemessen erstaunt. Natürlich - auch, wenn sie Benjys und seine engste Freundin ist, haben sie ihr noch nichts erzählt.
So nickt Caradoc einfach stumm und erwidert das Grinsen, das sich auf Dorcas’ Gesicht ausbreitet. „Na dann viel Spaß!“, wünscht sie, anscheinend ohne auch nur zu versuchen, den anzüglichen Unterton aus ihrer Stimme herauszuhalten.
„Danke, dir auch“, erwidert Caradoc mit sanftem Spott, während er einen Blick zu den beiden jüngeren Mädchen wirft, die augenscheinlich auf Dorcas warten. Es wundert ihn ein wenig, dass sie sich plötzlich Freundinnen aus den unteren Jahrgängen sucht, aber andererseits ist das hier Dorcas. Sie mag nur wenige Menschen wirklich und wenn sie Leute gefunden hat, mit denen sie sich gut versteht, kümmert es sie nicht, ob sie in unterschiedlichen Häusern sind oder nicht - warum sollten ein oder zwei Jahre Altersunterschied sie aufhalten?
Der Gedanke lässt Caradoc trotzdem nicht ganz los, bis er im Gemeinschaftsraum der Hufflepuffs ankommt. Benjy wartet direkt hinter dem Portrait auf ihn und geduldet sich lediglich, bis es zugefallen ist, ehe er Caradoc in seine Arme zieht. Der blinzelt überrascht und wirft einen raschen Blick umher. Tatsächlich, der Raum ist leer - zu einer Uhrzeit, um die nicht einmal Erstklässler schlafen gehen müssten, wenn sie Schule hätten.
Dennoch dreht er den Kopf, als Benjy ihn küssen möchte. „Benjy“, flüstert er und fühlt sich nicht wirklich gut dabei, Nein zu sagen, aber es ist viel zu riskant und er will überhaupt nicht wissen, was sie zu hören bekommen würden, wenn jemand hereinkommt und sie erwischt. Doch das so auszudrücken, fällt ihm nicht leicht, also weicht er stattdessen auf die Frage aus, die sich ihm aufdrängt: „Wo sind bitte … alle?“
„Bei der Party in Gryffindor“, murmelt Benjy in seine Haare und schiebt Caradoc langsam in die Richtung der Tür, die zu seinem Schlafsaal führt. Der legt die Hände an Benjys Oberarme und geht bereitwillig die vielen kleinen Schritte rückwärts, durch die offene Tür, die Benjy hinter ihnen zufallen lässt, und den unterirdischen Gang entlang.
„Davon hab ich gar nichts mitbekommen“, murmelt er und zuckt dann mit den Schultern. „Was hast du gesagt, warum du nicht mitgehst?“
Benjy lächelt schief, das kann Caradoc sogar im Halbdunkel genau erkennen. „Ehrlich gesagt hat mich niemand danach gefragt“, gibt er zu. „Aber wenn, wäre ich wohl einfach nicht in Partystimmung gewesen und hätte niemand anderem die Laune verderben wollen.“
„Wie würdest du denn jemandem damit die Laune verderben?“, fragt Caradoc stirnrunzelnd, während er die halboffene Tür zum Schlafsaal mit dem Ellenbogen ganz aufschiebt und sich von Benjy hinein dirigieren lässt. Aber er bekommt keine Antwort, denn kaum ist die Tür ins Schloss gefallen, verschließen Benjys Lippen seinen Mund.
Dieser Kuss ist viel zu drängend, zu hungrig, als dass Caradoc ihn tatsächlich genießen könnte, und er erwidert ihn dennoch. Einfach, weil er das möchte, es schon okay für ihn ist - und, weil er das Gefühl von Benjys Lippen an seinen und die Nähe, die das automatisch bedeutet, immer mag. Seine Augen fallen zu und er lässt sich blind von Benjy durch den Raum führen.
Erst als Caradoc mit dem Knie an die Bettkante stößt, lösen sie sich voneinander. Ein tiefes Durchatmen, dann lässt er sich auf die Matratze sinken und rutscht automatisch ein Stück zurück, weil es sehr merkwürdig ist, direkt am Rand des Bettes zu sitzen und zu Benjy aufzusehen.
Der ist praktisch sofort neben ihm, zieht ihn für einen neuen Kuss an sich, knabbert an seiner Unterlippe und - es ist so anders. Caradoc könnte nicht den Finger darauf legen, woran er das festmacht, denn solche Küsse hat es auch früher schon gegeben, aber es fühlt sich intensiver an - als sei es Benjy diesmal wichtiger. Und irgendwie ahnt Caradoc, worauf das hier hinauslaufen wird, und er weiß nicht, ob es normal ist, dass sein Herz sich bei dem Gedanken zusammenzieht und er sich zittrig fühlt.
Es ist Benjy, der sich mit ihm im Arm zur Seite sinken lässt und ihn immer weiter küsst, und es ist Benjy, der sich schließlich mit ihm dreht und dann über ihm kniet. Caradoc sieht zu ihm auf, während er sich das Shirt über den Kopf zieht, und er drückt den Rücken durch und streckt die Arme über den Kopf, als Benjy mit seinem gleich weitermacht. Sie haben mittlerweile ein wenig Übung darin, aber er verheddert sich trotzdem. Wenigstens muss er sich diesmal nicht mehr aufsetzen, um sich zu befreien - Benjy bekommt das ganz gut hin.
Danach sind es nackte Haut an nackter Haut und Benjys Finger, die über Caradocs Hals und seine Schulter streicheln, seinen Arm entlang gleiten und über seine Seite zurück nach oben wandern. Benjys Lippen liegen wieder auf Caradocs und es ist ein Kuss ganz nach dessen Geschmack, langsam und zärtlich. Nur, dass er sich darauf nicht konzentrieren kann, weil es ihn ablenkt, dass es ihm nicht gelingen will zu entscheiden, was er mit seinen Händen machen soll.
Schließlich verschränkt er sie in Benjys Nacken und das scheint okay zu sein, denn der beschwert sich nicht. Dennoch glaubt Caradoc, dass das eigentlich nicht ist, wie so etwas funktioniert - sollte er nicht enthusiastischer sein und jeden Zentimeter von Benjys Haut erkunden wollen?
Er hat noch keine wirkliche Lösung dafür gefunden, als Benjy sie beide von ihren Hosen befreit hat und er sich halb aufrichtet, um sich wenigstens die Boxershorts selbst von den Beinen zu streifen. Benjys Hände an seinen Schultern drücken ihn etwas zurück und Caradoc folgt dieser Aufforderung bereitwillig und lässt sich wieder auf die Matratze zurückfallen. Benjy schiebt sich auf ihn, sie berühren sich praktisch überall und es ist … merkwürdig.
Caradoc fühlt seinen Körper auf die Nähe reagieren, aber da sind keine Blitze, die durch ihn oder über seine Haut jagen, wo Benjy ihn anfasst, und auch die fieberhafte Hitze, von der er nachts im Schlafsaal viel mehr gehört hat, als er jemals wissen wollte, vermisst er. Er fühlt sich nicht unwohl, aber eigentlich ist das nicht das, was man über den Sex hinterher zu erzählen haben sollte, oder?
Benjy haucht einen Kuss auf seine Lippen, ehe er etwas hinunterrutscht und sich Caradocs Hals widmet. Caradoc spürt seine Zunge und Zähne und er neigt automatisch den Kopf zur Seite. Versuchsweise schließt er die Augen - sagt man nicht, dann würde sich alles viel intensiver anfühlen? -, doch auch so kann er nur sagen, dass es ihm nicht nicht gefällt. Dass es in Ordnung ist, wenn Benjy das macht.
Dessen Hände sind noch immer in Bewegung, streicheln über Caradocs Seiten, verharren einen Moment an seiner Hüfte, schieben sich unter ihn und streichen über seinen Rücken, gleiten über Schulter und Arme bis zu seinen Händen. Einen Moment lang verschränken sich Benjys Finger mit seinen, dann lösen sie sich wieder und wandern seinen rechten Oberschenkel entlang. Es ist, als könne Benjy sie keine Sekunde lang wirklich still halten, und das ist nicht schlecht, wirklich nicht.
Aber dieses etwas Entrückte, das er in Benjys Blick erkennen kann, wenn der zu ihm aufsieht, ehe seine Lippen über Caradocs Brustkorb fahren und er sanft in eine Brustwarze beißt, fühlt er einfach nicht. Sowieso kommt es ihm so vor, als würden Teile seines Körpers einfach automatisch reagieren - er ist hart, aber ob er wirklich die Erregung spürt, von der immer alle sprechen, bezweifelt er.
Dabei weiß er, dass das so eigentlich nicht funktioniert - dass sein Fühlen schon längst das Denken verdrängt haben sollte. Bei Merlin, die anderen Jungen in seinem Schlafsaal sind wahrhaftig gesprächig genug gewesen, was ihre Erfahrungen angeht, dass er das mit Sicherheit sagen kann. Doch wann immer er versucht, dem irgendwie nachzuhelfen und wenigstens weniger zu denken, ist alles, was passiert, dass seine Hände an Benjys Seiten zum Stillstand kommen, er die Augen schließt und still da liegt.
Sehr still. Caradoc hört Benjy keuchen, während ihre Körper übereinander gleiten, hin und wieder ein leises, atemloses Stöhnen - und er sollte das auch tun, richtig? Aber alles, was passiert, ist, dass sein Atem schneller geht, und er hat nicht das Bedürfnis, irgendein lautes Geräusch zu machen. Wenn er nicht gerade tief Luft holt, ist jedes Keuchen eine bewusste Entscheidung, so, wie er sich überhaupt für alles bewusst entscheidet. Für jedes Mal, dass er sein Becken hebt, die Beine etwas auseinander schiebt, sich Benjys Lippen entgegen biegt, den Kopf in den Nacken legt.
Und je öfter er sich dabei erwischt, all die kleinen Bewegungen sekundenlang einfach zu vergessen, desto frustrierender ist es. Benjy spürt seine Anspannung und es scheint ihn wirklich zu kümmern - natürlich tut es das, er ist immerhin Benjy und er kümmert sich immer -, denn er rutscht wieder hoch und küsst Caradoc so liebevoll, dass der fast weinen könnte. Einige Sekunden lang fühlt sich alles viel leichter an, nicht mehr so verwirrend, aber damit ist es vorbei, sobald Benjy sich aus dem Kuss zurückzieht und den Kopf senkt, um mit den Lippen über seine Kehle zu streifen.
Zurück bleibt Caradoc, etwas ratlos und mit der plötzlich wachsenden Angst, dass Benjy etwas merkt und eine Erklärung fordert. Weil das hier wirklich nicht das ist, wie Caradoc das alles wahrnehmen und wie er reagieren sollte, richtig? Oh Merlin. Er liebt Benjy doch aus ganzem Herzen und er liebt es, händchenhaltend mit ihm durch den Schnee zu laufen und ihn zu umarmen und zu küssen - er kann nicht erklären, warum er ausgerechnet das hier nicht liebt.
„Warte, Benjy“, stößt er hervor, als er mit seinen Überlegungen an diesem Punkt angelangt ist. Seine Stimme klingt viel zu flach, zu gepresst, er merkt es selbst, und er verflucht sich schon in der nächsten Sekunde dafür, überhaupt gesprochen zu haben.
„Doc?“, fragt Benjy leise zurück. Er hebt den Kopf und scheint irgendetwas in Caradocs Gesicht zu sehen, das ihn davon überzeugt, dass es wichtig ist, denn während seine rechte Hand warm auf Caradocs Schulter liegt, stützt er sich mit dem anderen Arm ab und richtet sich halb auf. „Was ist los?“
Caradoc sieht ihn an und in diesem einen Moment, in dem er in Benjys ernstes Gesicht sieht und nicht weiß, wie er diesen Aufruhr in seinem Inneren erklären soll, wünscht er sich, dass er „Nichts“ sagen könnte. Aber eigentlich will er das nicht wirklich; er möchte Benjy viel lieber zu sich hinunterziehen, die Arme um ihn schlingen und ihm einfach alles ins Ohr flüstern: Wie verwirrt er sich fühlt, dass er nicht glaubt, das hier richtig zu machen, dass ihm das ein wenig Angst macht - und dass nichts davon Benjys Schuld ist.
Er findet nur keine Worte, in die er all das kleiden könnten. Und Benjy sieht ihn so ernst und fragend an, wartet so geduldig auf seine Antwort - Caradoc hat einen Moment das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Er weiß, das ist seine Panik, weil er nichts sagt und doch eigentlich reden sollte, und er weiß, er sollte sich davon nicht beeinflussen lassen, aber in genau diesem Augenblick erscheint es ihm wie eine gute Idee, alleine zu sein, nur ganz kurz, um sich zu sammeln und seine Gedanken zu sortieren.
Also öffnet er den Mund und denkt viel zu wenig über seine Worte nach, ehe er mit etwas zittriger Stimme fragt: „Benjy, würdest du von mir runtergehen? Bitte, ich …“ Er stockt, als Benjy nicht nachfragt, nichts sagt, seinem Wunsch nur Folge leistet und das, obwohl er aussieht, als würde er es nicht verstehen. Was er vermutlich auch nicht tut, gar nicht kann, weil Caradoc es nicht erklärt, sondern einfach einen Moment für sich braucht. Er schließt den Mund und öffnet ihn wieder und spricht weiter, während er sich aufsetzt und vom Bett rutscht: „Ich bin sofort wieder da, es ist nur …“
Dann steht er auf, versucht sich an einem Lächeln, macht eine vage Handbewegung und flüchtet ins Bad. Mit einem unangemessenen Gefühl der Erleichterung schließt er die Tür hinter sich und bleibt mitten im Raum stehen, eine Sekunde lang, eine zweite, ehe er zum Waschbecken hinübergeht. Eigentlich weiß er nicht so recht, was er dort möchte, und so kommt es, dass er sich einfach mit den Händen darauf abstützt und in den Spiegel sieht.
Caradoc versucht, sein Gesicht so zu betrachten, als sei es das eines Fremden. Einen Moment lang hängt er dem wirklich irrwitzigen Gedanken nach, dass er sich dann vielleicht einfach ansehen könnte, was mit ihm nicht stimmt - warum er jetzt hier drin steht und verzweifelt eine Erklärung sucht, statt im Schlafsaal unter Benjy zu liegen, ihn zu küssen, mit ihm zu schlafen, sich gut dabei zu fühlen. Aber natürlich verrät der Blick in den Spiegel ihm nicht, was mit ihm falsch ist.
Er schafft es trotzdem nicht, wegzusehen. Abwesend starrt er sein Spiegelbild an, während er darüber nachdenkt, ob er Wasser laufen oder sich die Hände waschen oder duschen soll, nur um nicht darüber nachdenken zu müssen, was er Benjy sagt, wenn er gleich da rausgeht.
Wenn er ehrlich ist, dann hat er nämlich überhaupt keine Ahnung. Er weiß nicht einmal mehr, wie er darauf gekommen ist, dass es eine gute Idee sein könnte, seinen Freund kommentarlos dort sitzen zu lassen und im Bad zu verschwinden, oder warum er geglaubt hat, er könne nicht genauso gut auf dem Bett sitzenbleiben und neben Benjy nachdenken, dessen Anwesenheit solche Dinge normalerweise so viel einfacher macht.
Verdammt. Er hat es wirklich, wirklich vermasselt und er wird eine richtig gute Erklärung dafür finden müssen, keine gestammelten „Ich weiß auch nicht“s - und dabei ist alles, was er sich in diesem Moment wünscht, von Benjy in den Arm genommen zu werden und sich selbst sagen zu können, dass mit ihm alles in Ordnung ist. Was nicht funktioniert, solange er hier steht und sich nicht raus traut, weil er eben noch keine Erklärung vorzuweisen hat, und - es ist ein Teufelskreis.
Caradocs nutzlose Gedanken werden jäh unterbrochen, als es leise an der Tür klopft und er im nächsten Moment Benjys Stimme hört: „Caradoc? Kann … ich meine, ist alles in Ordnung bei dir? Kann ich hereinkommen?“
Er hat keine Ahnung, wann Benjy ihn das letzte Mal so genannt hat und ob er die Situation gerade besser oder schlechter macht, aber nachdem er zwei Mal versucht hat zu antworten und ihn nur im letzten Augenblick der Mut verlassen hat, stößt er so schnell hervor, dass ihm keine Zeit zum Nachdenken bleibt: „Ja, klar, ich denke schon.“
Noch während die Tür sich öffnet, löst Caradoc seine verkrampften Finger vom Waschbecken und dreht sich um - und in dem Moment, in dem Benjy zögernd eintritt und die Tür wieder hinter sich schließt, obwohl außer ihnen niemand den Schlafsaal nutzt und es deswegen egal sein könnte, wird ihm die Absurdität dieser Situation bewusst. Sie stehen ein paar Meter voneinander entfernt, aber selbst so fällt es Caradoc wieder schwerer, konzentriert nachzudenken, weil seine Gedanken andauernd zu der Tatsache abschweifen, dass sie eben beinah miteinander geschlafen hätten und nun immer noch nackt sind.
Das lenkt ihn tatsächlich ab. Es ist nicht so, dass er unbedingt auf Benjy zustürmen und dort weitermachen will, wo sie eben aufgehört haben, aber er ist sich dessen einfach sehr bewusst und nicht ganz sicher, ob es ihm unangenehm ist oder nicht - und wenn er darüber nachgrübelt, dann kann er sich über nichts anderes Gedanken machen.
„Doc? War … habe ich etwas falsch gemacht?“, durchbricht Benjy die Stille, korrigiert sich aber hastig: „Ich meine … ich … meine, was habe ich falsch gemacht?“
Caradoc kann ihm ansehen, dass ihm diese Frage unheimlich schwer fällt, und er versteht das. Weil vermutlich niemand auf der ganzen Welt an so etwas wie dem gerade eben schuld sein und dann auch noch darüber sprechen müssen möchte, und weil Benjy der liebste Mensch ist, den er sich vorstellen kann. Und am liebsten würde er sich ohrfeigen dafür, dass er ihm mit seiner überstürzten Flucht aus dem Schlafsaal das Gefühl gegeben hat, er sei dafür verantwortlich.
„Nichts“, antwortet er dementsprechend hastig, aber er müsste Benjy nicht einmal ansehen, um zu wissen, dass der ungläubig den Kopf schüttelt. „Ehrlich, Benjy, das war nicht deine Schuld. Ich …“ Hier stockt Caradoc, weil er wirklich keine Idee hat, wie er diesen Satz beenden könnte. Ein kurzes Zögern, dann stößt er sich vom Waschbecken ab und überwindet die wenigen Schritte zwischen ihnen.
Als er direkt vor Benjy steht, greift er behutsam nach dessen linker Hand und verschränkt ihre Finger miteinander. Benjy atmet zittrig aus, hebt den rechten Arm, als wolle er ihn um Caradoc legen, und zögert erst im letzten Moment. „Darf ich?“, fragt er leise.
Es trifft Caradoc, dass Benjy tatsächlich glaubt, dafür seine Erlaubnis einholen zu müssen, und noch während er nickt, kriecht ihm Angst die Kehle hoch und er stellt fest, dass sie vielleicht nicht so unbegründet ist, wie er das gerne hätte. Weil er - und er weiß wirklich nicht, wie ihm das erst jetzt bewusst werden kann - nicht in der Lage ist zu sagen, ob diese Sache nicht zwischen ihnen stehen wird, solange Benjy irgendwie glaubt, vielleicht doch verantwortlich zu sein. Und die Vorstellung, seinen Freund wegen dieser furchtbar großen Dummheit, die er da begangen hat, zu verlieren, schnürt ihm die Kehle zu.
Hilflos vergräbt er sein Gesicht an Benjys Schulter, nicht einmal getröstet dadurch, dass sich Benjys Arm im nächsten Moment um ihn schlingt und ihn dicht an dessen Körper presst. „Es tut mir so leid“, sprudelt es schließlich aus ihm heraus, ohne, dass er großartig etwas dagegen tun könnte, weil es wahr ist und weil er so unbedingt möchte, dass Benjy das weiß. „Es tut mir leid und es ist wirklich, wirklich nicht deine Schuld“, betont er noch einmal, denn das kann er nicht oft genug sagen. „Ich … ich weiß auch nicht, was los war.“ Das klingt eher wie eine Frage und nicht so, als wäre er sich wirklich sicher, aber Benjy versteht ihn. „Vielleicht … keine Ahnung.“
Je länger Benjy schweigt, desto dringender wird Caradocs Bedürfnis, ihm irgendeine Lösung anzubieten, eine Möglichkeit, sein Verhalten zu verstehen, und ihm schießen alle möglichen Formulierungen durch den Kopf. Vielleicht ist heute einfach nicht sein Tag. Oder er war zu aufgeregt, zu überrascht, zu … wenig darauf eingestellt? Oder, steigt ein leiser Gedanke in ihm auf, den er nicht abzuschütteln vermag, du magst Sex einfach nicht so wie andere.
Nichts davon sagt er laut, aber irgendwann hebt Benjy trotzdem mit ihren miteinander verflochtenen Händen sein Kinn an und lächelt. „Okay“, sagt er, und dann gleich noch ein zweites Mal, wie um sich selbst davon zu überzeugen, dass es so einfach ist: „Okay.“ Es schwingt noch mehr darin mit, ein das können wir auch später noch klären vielleicht oder ein es ist in Ordnung, wenn du es jetzt noch nicht sagen kannst.
Caradoc weiß es nicht genau und er erhält auch nicht viel Gelegenheit, sich darüber Gedanken zu machen, weil Benjy ein kleines, schiefes Lächeln lächelt und ihn dann vorsichtig küsst. Und während sie immer noch nackt im Bad stehen und Kälte ihnen die Beine hinaufkriecht, Benjy seine Hand drückt und Caradoc endlich seinerseits den freien Arm um seinen Freund schlingt, kann er genau spüren, wie in ihm die Hoffnung aufsteigt, dass sie das wieder hinbekommen.