Lieber ein Ende mit Schrecken ...

May 01, 2009 14:46

 

Im freien Fall

Jensen fröstelte leicht und zog die Schultern in die Höhe. Selbst nach mehreren Jahren, die er in Kanada verbracht hatte, hatte er sich noch immer nicht an das vorherrschende, feucht-kalte Klima gewöhnen können, und in dieser Nacht war es ganz besonders unangenehm.

Nicht nur lag tatsächlich leichter Frost über dem harten Boden, Dean hatte sich außerdem in Folge eines Streits mit Sam mit nichts weiter als einem schwarzen Shirt bekleidet vor die Motelzimmertür gewagt, und als sei das noch nicht genug, spielte die entsprechende Folge in einer Hafenstadt - und Dean war natürlich nichts Besseres eingefallen, als zum Pier zu gehen, um sich dort wortwörtlich ein wenig abzukühlen.

Es wehte ein beißender Wind, der das Meer zu wütenden Wellen aufpeitschte, und die Gischt spritzte so hoch, dass Jensen sich unangenehm klamm fühlte, obwohl er einige Meter über dem Wasser stand

„Willst du meine Jacke haben?“, bot Jared ihm großzügig an, der an ihn heran getreten war, sobald der Regisseur der Stunde Cut gebrüllt hatte, und Jensen nickte hektisch. Jareds Drehtag war theoretisch beendet, aber er wartete - wie eigentlich immer - noch auf Jensen, bis auch dieser sein Tagespensum geleistet hatte, damit sie gemeinsam nach Hause fahren konnten. Jared pellte sich also aus seiner schwarzen Daunenjacke mit der viel zu großen Kapuze und legte sie Jensen fürsorglich um die Schultern. Keiner der Beiden bekam mit, wie sich im Hintergrund ein hilfreicher PA mit Jensens eigener Jacke grinsend wieder zurückzog.

Die Jacke, die selbst an Jared ein wenig zu groß wirkte, ließ Jensen wie einen kleinen Jungen aussehen, aber das war diesem im Moment herzlich egal, denn nicht nur war sie herrlich warm, der ihr anhaftende Geruch von Jareds Aftershave beruhigte außerdem seine angespannten Nerven. Er ließ Jared erschöpft darin gewähren, dass er ihm die Jacke zu machte und rieb seine klammen Hände aneinander, bis das Gefühl in sie zurückkehrte.

„Soll ich?“, bot Jared ihm an, nachdem er sich das eine Weile angesehen hatte, und Jensen hob verständnislos den Blick zu ihm an. „Sollst du was?“ Jared nahm Jensens Hände in seine so viel größeren und rieb sie sanft, und Jensen war hin und her gerissen zwischen empörtem Protest und einem ekstatischen Seufzen. Jareds Hände waren fabelhaft warm, und das Gefühl, wie Jareds Daumen über seine Handrücken rieben, brachte Jensen beinahe zum Schnurren.

„Wird es besser?“, erkundigte Jared sich nach einigen Minuten, die sie in freundschaftlichem Schweigen verbracht hatten, und Jensen nickte nur. Er war sich Mishas amüsiertem Blick, der sie von einigen Metern Entfernung aus beobachtete, viel zu bewusst, als dass er Jared hätte anvertrauen können, wie unheimlich gut seine sanften Bemühungen sich anfühlten. Und selbst wenn Misha nicht da gewesen wäre, um sie zu belauschen, hätte er es Jared vermutlich trotzdem nicht gesagt.

Es war etwa halb Zwei Uhr morgens, als die neue Szene endlich so ausgeleuchtet war, dass sie weiter drehen konnten, und Jensen zog äußerst unwillig Jareds Jacke wieder aus. Der Kälteschauer, der ihn überkam, schüttelte seinen ganzen Körper, und Jared rieb ihm noch einmal aufmunternd über den Rücken, bevor er Jensen in seine Szene entließ.

Misha wartete schon bei seiner Markierung auf ihn, grinste ihm fröhlich entgegen, und die Art und Weise, wie sein Trenchcoat in der Brise wehte, hatte schon beinahe etwas Verwegenes. Zwei Meter vor seinem Ziel rutschte Jensen auf dem feuchten Pier beinahe aus, und es war Mishas rettender Arm, der ihn vor einer Kollision mit den schmierigen Planken bewahrte. „Müde, hm?“, war Mishas einzige Bemerkung zu Jensens Ungeschicklichkeit, und Jensen zog eine leichte Grimasse. „Immer.“

Das entlockte Misha ein mitfühlendes Grinsen, und Jensen machte sich grade und spannte die Schultern, um sich Deans Aura wütender Hilflosigkeit zu verleihen. Misha blickte prompt drein, als sei er soeben vom Himmel gefallen und habe keine Ahnung von Tuten und Blasen, und der Dreh konnte beginnen.

Castiel tauchte wie immer wie aus dem Nichts hinter Dean auf, dieser regte sich diesmal wieder ein wenig darüber auf - nur um anschließend Castiel vertrauensvoll sein Herz auszuschütten; über seine Sorge um Sam, die immer komplizierter werdende Beziehung zwischen ihnen und schlussendlich sogar über seine Angst, was er tun würde, sollte Sam tatsächlich früher oder später die Grenze zum Bösen nicht nur überschreiten sondern endgültig hinter sich lassen.

Es war ein mit Emotionen beladener Dialog, der an Jensens Nerven zerrte und ihm ebenso Bauchschmerzen verursachte wie Dean, und die späte Stunde trug nichts dazu bei, ihn in der Realität zu halten. Misha machte seine Sache gut, Castiel war gleichzeitig hilflos und bot Dean doch auf seine ein wenig tollpatschige Art Beistand, und eine Stunde später standen zwei bis an die Grenzen erschöpfte Schauspieler auf dem Pier und waren bereit, an Ort und Stelle umzufallen und zu schlafen.

Misha, der näher am Ufer stand, wandte sich als Erster um, nachdem der Regisseur die Szene als beendet und im Kasten erklärt hatte, er sah Jared den langen Arm in die Höhe reißen und winken - sah, wie der fröhliche Ausdruck auf Jareds Gesicht dem des Entsetzens und der Panik wich, hörte das dumpfe Aufschlagen eines Körpers erst auf Holz und dann das unverkennbare Aufklatschen auf Wasser beinahe im selben Augenblick, und als er herumfuhr, war von Jensen keine Spur auf dem dunklen Pier zu entdecken. Der Schock fesselte ihn an Ort und Stelle, und er konnte nur taumeln und starren, als Jared ihn beiseite stieß und in der nächsten Sekunde vom Steg in die Tiefe sprang.

Man konnte nicht sagen, dass Jared weniger erschrocken wäre als Misha, als er Jensen hatte fallen sehen, aber es war auch weniger Geistesgegenwart als Instinkt, der ihn zwang, auf den Pier hinaus zu rennen, sich im Laufen die Jacke von den Schultern zu werfen und Jensen in die Dunkelheit nach zuspringen.

Der harte Aufprall auf das kalte Wasser trieb Jared alle Luft aus den Lungen und er japste, teils wegen der Kälte, teils um einigermaßen zu Atem zu kommen, während er sich hektisch nach Jensen umblickte. Er hatte gesehen, wie Jensen mit dem Kopf auf den harten Planken aufgeschlagen war, bevor er benommen in die Tiefe stürzte, und während Jared mit den Armen ruderte, um sich an der Wasseroberfläche zu halten, ergriff immer mehr die Panik von ihm Besitz. Jensen war nicht zu entdecken, der abnehmende Mond am Himmel war größtenteils hinter Wolken verborgen und warf so gut wie kein Licht auf das Wasser, aber das hielt Jared nicht davon ab, einen tiefen Atemzug zu tun und unter die wild bewegte Oberfläche zu tauchen.

Das eisige Salzwasser brannte auf seiner Haut, seine Augen schmerzen beinahe unerträglich, aber er hielt sie offen, starrte in die Welt aus Grün, Grau und Schwarz hinab, und seine Erleichterung äußerte sich in einem verhaltenen Blubbern, als er Jensen ein paar Meter zu seiner Linken in Seegras verfangen treiben sah.

Es kostete ihn wertvolle Sekunden, Jensen aus dem anhänglichen Grünzeug zu befreien, aber schließlich konnte er seinen Freund an die Wasseroberfläche ziehen und endlich wieder einen tiefen Atemzug tun. Jensen war nach wie vor bewusstlos, und Jared glaubte nicht, dass er atmete, also verlor er keine Zeit, schlang einen Arm um ihn, wie er es vor ewigen Zeiten im Sommercamp gelernt hatte, und schaffte ihn ans Ufer.

Die Supernatural Crew war inzwischen aus ihrer Schrecklähmung erwacht, Jared wurde am Ufer bereits mit Decken, Jacken und Handtüchern erwartet - als er den Bewusstlosen auf seine Arme hievte und and Land trug, war jedoch klar ersichtlich, dass niemand damit gerechnet hatte, Jensen könne ernsthaft zu Schaden gekommen sein. Die komplette Crew beobachtete voller Entsetzen, wie Jared Jensen anflehte, zu sich zu kommen und zu atmen, und als Jensen Jared weder den einen noch den anderen Wunsch erfüllte, beugte Jared sich kurzerhand über ihn, presste seinen Mund auf Jensens und zwang mit ungeduldigem Nachdruck mehrfach Luft in seine Lungen.

Ein paar quälende Augenblicke lang geschah nichts, dann hustete Jensen endlich, Wasser quoll zwischen seinen blassen Lippen hervor, sein Körper wand sich wie unter Krämpfen - und Jared brach vor Erleichterung in Tränen aus.

Er zog Jensen in seine Arme und hielt ihn fest, und einer der PAs war so führsorglich, mehrere Decken um sie Beide zu legen, um sie vor dem beißenden Wind zu schützen.

Jensen hörte schließlich auf zu husten und zu würgen, lehnte sich einfach nur erschöpft an Jared, und dieser drückte einen unüberlegten Kuss auf Jensens Schläfe, während er versuchte, die Tränen unter Kontrolle zu bekommen, die noch immer über seine Wangen strömten.

Jensen hatte eine Wunde an der Stirn, wo er mit dem Kopf auf den Steg aufgeschlagen war, die mäßig blutete - für eine Kopfwunde nicht besorgniserregend - aber sie betonte nur noch, wie blass Jensen war, und Jared vergaß völlig die Kälte, die in seinen eigenen Knochen steckte, und rieb Jensen in sanften Kreisen über Rücken und Arme.

Er bemerkte kaum, wie Misha neben ihm niederkniete, als dieser ihm jedoch die Hand auf die Schulter legte und ihm eindringlich zuflüsterte, es sei besser, Jensen im Krankenhaus durchchecken zu lassen, um sicher zu stellen, dass er kein Wasser in der Lunge hatte, nickte er zustimmend, zog Jensen noch ein wenig enger an sich heran und stand mit ihm in seinen Armen auf.

Misha trat von ihm zurück, um ihm Platz zu machen, und Jared trug Jensen wie in Trance zu einem wartenden Wagen. Ihm war kalt und in seinen Eingeweiden schien sich ein Stachelrad zu drehen, aber Jensen lag in seinen Armen und atmete, und mehr konnte Jared sich in diesem Moment kaum wünschen.

„Lass mich runter, ich kann laufen“, verlangte Jensen, nachdem er sich ein paar Meter wie eine Puppe hatte tragen lassen, und Jared drückte ihn unwillkürlich noch ein wenig enger an sich. „Nein.“

„Jared …“ Jensens Stimme war leise, aber sie entbehrte nicht einer gewissen Strenge. „Es geht mir gut, hörst du? Es gibt keinen Grund, mich zu verhätscheln.“

„Du blutest“, wandte Jared trotzig ein, „und du warst ohnmächtig und hattest Wasser geschluckt. Ich lass dich nicht runter.“

Jensen machte sich nicht die Mühe, noch länger mit ihm zu streiten und ließ sich ins Auto verfrachten, bestand jedoch darauf, dass Jared sich genau so in eine wärmende Decke wickelte wie er selbst. „Wir haben nichts gewonnen, wenn du an einer Lungenentzündung zu Grunde gehst - und du weißt, wie leicht du Fieber bekommst. Also wickel dir das Ding um und -“ Jensen hielt inne, als Misha vor ihm auf den Beifahrersitz schlüpfte, und lächelte unwillkürlich, als er dessen besorgten Blick bemerkte. „Fang du nicht auch noch an. Es geht mir gut.“

Misha biss sich auf die Unterlippe und schwieg, und der Fahrer setzte den Wagen in Gang. Jensen fror, obwohl die Heizung voll aufgedreht worden war, und nachdem Jared sich das unterdrückte Zittern seines Freundes etwa fünf Minuten lang angesehen hatte, tauchte er aus der Decke auf, in die er sich folgsam gehüllt hatte, wickelte Jensen ein Stück weit aus seiner und wickelte sich selbst um seinen Freund. Jensen stöhnte beinahe vor Erleichterung - Jared war wie üblich ein Ausbund an Hitze - und Misha verkniff sich wohl zum ersten Mal seit er sein Interesse für Wincest und J2 entdeckt hatte, ein Grinsen.

Ihm war von vornherein klar gewesen, dass Jensen und Jared eine besondere Freundschaft verband, aber erst, als er Jared vom Steg springen gesehen hatte, als gäbe es nichts Selbstverständlicheres als Jensen nachzuschnellen, hatte Misha begriffen, welche Ausmaße diese Freundschaft wirklich hatte. Die Crew machte ihre Scherze darüber, die Fans wussten nicht, wohin mit ihrem Entzücken, aber Jensen und Jared liebten einander - möglicherweise sogar viel mehr, als ihnen selbst bewusst war.

„Ich glaube, ich spüre meine Füße nicht mehr“, gab Jensen mit klappernden Zähnen von sich, als der Wagen vor dem nächstgelegenen Krankenhaus vorfuhr, und Jared streichelte ihm unwillkürlich über den Kopf. „Morgen bleiben wir den ganzen Tag Zuhause, und trinken Kakao mit Marshmallows, versprochen.“ Jensen lachte tonlos. „Und welcher Teil dieses Plans soll mich aufheitern?“ Jared boxte ihn ohne den geringsten Kraftaufwand vor die Brust. „Du liebst meinen Kakao, du kannst es nur nicht zugeben!“

Sie stiegen aus dem Wagen und begaben sich ins Gebäude und zur Rezeption, und Jared beobachtete mit leicht gerunzelter Stirn, wie Jensen von einer tüchtig wirkenden Krankenschwester mit gestärktem Kittel von dannen geführt wurde. Misha verschwand kurz ebenfalls, nur um sofort darauf mit einer Tasse Kaffee aufzutauchen, und Jared nahm ihn dankbar entgegen, starrte jedoch noch immer in die Richtung, in die Jensen verschwunden war.

„Er kann froh sein, dass er dich hat“, bemerkte Misha leise. „Und dass du so schnell reagiert hast. Ich will gar nicht darüber nachdenken, was alles hätte passieren können.“ Jared schluckte nur und nickte, und seine Augen wurden verdächtig feucht. Misha hätte sich die Zunge abbeißen können. „Aber zum Glück ist ja alles gut gegangen.“ Jared nickte erneut, blinzelte in paar Mal und schnupfte schließlich leise auf. „Entschuldige bitte.“

Misha lächelte ein bisschen. „Und was genau? Der Kerl ist dein bester Freund - da ist es nur natürlich, dass dir das so zu schaffen macht.“ Er legte Jared die Hand auf den Oberarm und drückte sanft zu. „Außerdem hast du ihm das Leben gerettet, Jared. Da darfst du jetzt ruhig ein bisschen flennen.“

Jared lachte unwillkürlich auf und boxte Misha wesentlich weniger zartfühlend als zuvor Jensen, und Misha verbarg seine Mannespein hinter einem fröhlichen Grinsen und nötigte Jared, sich auf einen der Besucherstühle im Empfangsbereich niederzulassen.

Es dauerte lange, bis Jensen wieder zu ihnen stieß, und Jared vertrieb sich die Wartezeit keineswegs mit säumigem Herumsitzen, nein, er hielt es keine fünf Minuten in seinem Besucherstuhl aus, und begann, vor Mishas fasziniertem Auge nervös auf und ab zu tigern, das braungebrannte Gesicht ungewohnt blass und von einem Ausdruck akuter Besorgnis verdüstert. „Was, wenn es doch ernster ist, als wir dachten? Er war ja ziemlich lange bewusstlos …“

Misha versuchte, sich auf seinem Stuhl bequemer hinzusetzen, sah recht schnell ein, dass das ein Ding der Unmöglichkeit war, und stopfte beide Hände in Castiels Manteltaschen. „Selbst, wenn das der Fall sein sollte, ist er hier doch in guten Händen. Setz dich hin, Jared, und leg dir wieder deine Decke um. Du musst doch eiskalt sein.“

Jared zuckte nur mit den Schultern, kam der Aufforderung jedoch nach und zog sich die wärmende Decke bis zur Nasenspitze hoch. Seine braunen Augen blickten über den Rand der grünen Flauschdecke noch immer furchtbar besorgt drein, Misha verkniff es sich jedoch, Jared ein weiteres Mal darauf aufmerksam zu machen, dass Jensen jetzt kaum noch etwas Ernsteres zustoßen konnte. Jared würde sich vermutlich erst dann einigermaßen beruhigen, wenn er mit Jensen daheim auf dem Sofa saß, die Hunde zu ihren Füßen, und sie sich gemeinsam einen sinnlosen Actionfilm nach dem anderen ansahen. Misha schmunzelte ein wenig über dieses heimelige Bild, dann wurde besagtes Bild von Jensen verdrängt, der ein wenig unsicheren Schrittes auf ihn und Jared zukam. Jared war sofort auf den Füßen, hüllte Jensen in die grüne Decke, die eigentlich ihn selbst warm halten sollte, und Jensen zog auch prompt anklagend die Stirn kraus. „Wieso bist du noch hier? Du hättest schon längst nach Hause fahren und dich umziehen sollen! Willst du dir den Tod holen?!“

Jared sah aus, als würde er ihm gleich die Nase abbeißen. „Ich fahr doch nicht nach Hause, bevor ich weiß, wie es dir geht! - Wie geht es dir?“ Jensen seufzte nur. „Gut. Mir ist kalt. Können wir endlich gehen?“ Jared nickte und legte ihm den Arm über die Schultern, und Misha verkündete, dass er die frohe Botschaft ans Set weiter tragen würde. Er überließ Jensen und Jared den Wagen, der sie zum Krankenhaus gefahren hatte, und rief sich ein Taxi.

Jared verfrachtete Jensen auf die Rückbank des geräumigen Vorstadtpanzers, genau wie zuvor, drapierte erneut die Decke um Jensens Schultern - und legte die Hände in den Schoß, auf die er dann während der gesamten Heimfahrt starrte.

Jareds Stille kam Jensen ein wenig merkwürdig vor, er war jedoch so erschöpft von den Ereignissen des Tages, dass er sie einigermaßen erfreut begrüßte, und er war beinahe eingeschlafen, als das Auto schließlich mit einem leisen Aufquietschen der Bremsen vor Jareds Haus zum Stehen kam.

Jensen taumelte ein wenig, als er aus dem Auto stieg, aber Jared war bereits an seiner Seite, um ihn zu stützen, und Jensen war müde genug, um sich an den warmen Körper seines Freundes zu lehnen, während dieser ihn zur Haustür führte. Sadie und Harley schienen zu spüren, dass etwas nicht in Ordnung war, denn obwohl sie an die Tür kamen, um ihren Zieheltern Hallo zu sagen, unterließen sie es jedoch zu bellen oder auch nur laut zu winseln. Sadie schubberte ihren Kopf sofort an Jensens Oberschenkel, Harley, der ein wenig größer war, presste den seinen an Jensens Hüfte - und Jared musste plötzlich wieder heftig blinzeln, um aufkommende Tränen zu unterdrücken. Jensen ließ sich den unaufdringlichen Beistand der Hunde mit einem etwas schiefen Lächeln gefallen, und als er seine Aufmerksamkeit von ihnen ab und sie Jared zuwandte, hatte dieser sich wieder soweit unter Kontrolle, dass Jensen ihm nur einmal auf die Schulter klopfte und verkündete, er werde jetzt ein heißes Bad nehmen und dann sofort ins Bett gehen. Jared fand, dass das eine ganz hervorragende Idee sei, zog sich ins obere Stockwerk zurück um zu duschen, und tat, als habe er nicht nach wie vor schrecklich weiche Knie.

Es war grässlich surreal, einen leblosen Jensen aus dem Wasser fischen und an Land tragen zu müssen, und hätte sein Körper nicht ganz selbstverständlich die Kontrolle über die Geschehnisse übernommen, wäre Jared vermutlich wie ein kleiner Junge zuerst in Tränen ausgebrochen und dann zitternd zusammengesackt.

Jared hatte nicht wirklich geplant, diesen Zusammenbruch Stunden später unter der Dusche nachzuholen, und doch fand er sich am Boden der Dusche wieder, die Arme um die Knie geschlungen und zitternd wie Espenlaub, während das Wasser ihm über die nackten Schultern rann und ihm das braune Haar in nassen Strähnen in die Stirn hing. Jared konnte nur ahnen, dass das der Schock war, der ihn endlich eingeholt hatte, aber das half ihm auch nicht, die Tränen unter Kontrolle zu bekommen, die über seine Wangen kullerten, und er brauchte beinahe eine halbe Stunde, um sich soweit zu beruhigen, dass er aufstehen, sich die Haare und den Körper waschen und endlich ins Bett gehen konnte.

Dort lag er dann, starrte an die dunkle Decke und konnte keinen Schlaf finden, obwohl er so übermüdet war, dass ihm die Augen brannten. Die Hunde, die ihm für gewöhnlich ins Schlafzimmer folgten, wenn er sich hinlegte, waren diesmal vermutlich bei Jensen geblieben, und dieser Umstand hätte Jared beruhigen sollen, denn sie würden zweifellos Alarm schlagen, wenn etwas nicht in Ordnung war, er war aber keineswegs beruhigt.

Zwei Stunden später fand Jared sich damit ab, dass er nicht würde schlafen können, ganz egal, wie lange er sich noch von der einen auf die andere Seite wälzte, und stand auf, schlüpfte in seinen größten, bequemsten Kapuzenpullover und beschloss, sich einen Kakao zu machen.

Das hatte seine Mutter früher immer versucht, wenn er nicht schlafen konnte, und in neunzig Prozent der Fälle hatte diese Methode auch ganz hervorragend funktioniert. Jensens Zimmer lag allerdings in unmittelbarer Nähe zur Küche und da seine Zimmertür sperrangelweit offen stand - und das tat sie eigentlich nie, Jensen legte Wert auf seine Privatsphäre - folgte Jared seinem ersten Impuls und spähte in den Raum.

Er sah Jensen durch die Dunkelheit auf dem Bett liegen, flankiert von Sadie und Harley. Die Hündin lag mit ihrem Kopf beinahe neben Jensens auf dem Kopfkissen, während Harley Jensens Bauch als einladendes Ruhekissen auserkoren hatte - der Rüde hob den Kopf und blinzelte Jared zu, als er sich seiner Gegenwart bewusst wurde, und Jared fühlte sich beinahe ein wenig wie ein Eindringling in diese märchenhafte Idylle. Er gähnte verhalten und machte einen unsicheren Schritt in Jensens Zimmer hinein, denn Harley hatte seinen Kopf wieder auf Jensens Bauch sinken lassen und verhalten gewedelt, und das war Jared im Prinzip Einladung genug. Er hockte sich rechts neben dem Bett auf den Boden, betrachtete Jensens schlafende Gestalt und fand endlich die nötige Ruhe, um selbst einzuschlafen. Es war ein verirrter Sonnenstrahl, der ihn am nächsten Morgen weckte, indem er ihm hartnäckig ins linke Auge schien, und als Jared besagtes Auge aufschlug, blickte er direkt in Jensens.

Sein Freund betrachtete ihn zweifellos bereits seit geraumer Zeit, denn da war kein Anzeichen von Müdigkeit in Jensens durchdringendem Blick, und Jared wurde ein wenig rot - immerhin hatte er neben dem Bett seines besten Freundes auf dem Fußboden übernachtet. Sadie hatte sich irgendwann im Laufe der Nacht zu ihm gelegt und ihm ihren Kopf in den Schoß gepackt, und als Jared versuchsweise die Arme bewegte um seine schrecklich verspannten Schultern zu lockern, grunzte sie ein wenig ob der dreisten Ruhestörung, rührte sich allerdings nicht vom Fleck. Harley lag noch immer neben Jensen, hatte seine Bumsbirne inzwischen allerdings auf Jensens Hüfte abgelegt und blickte Jared ebenso aufmerksam an wie sein menschliches Kopfkissen.

„Ich hab immer gedacht, du schnarchst lauter“, sagte Jensen leise in die friedliche Stille hinein, und Jared verzog den rechten Mundwinkel zu einem angedeuteten Grinsen. „Hab ich dich geweckt?“ Jensen schüttelte den Kopf. „Nein. Darf ich fragen, was du da unten machst?“

„Ich konnte nicht schlafen“, erwiderte Jared wahrheitsgetreu, und Jensens grüne Augen verengten sich ein wenig. „Und das soll ich jetzt als ausreichenden Grund hinnehmen?“ Jared zuckte unwillkürlich mit den Schultern und unterdrückte ein schmerzvolles Ächzen. Er beschloss, dass es das Vernünftigste sei, endlich aufzustehen, schob Sadie sanft aber bestimmt von sich weg und kam etwas unsicher auf die Füße. Jensen verfolgte ihn mit den Augen, als er ein paar Schritte durchs Zimmer machte, und Jared fühlte sich unter seinem Blick seltsam nervös werden. „Kommst du mal einen Moment her?“, bat Jensen ihn schließlich ungewöhnlich vorsichtig - ihr Umgangston war sonst alles andere als formell - und Jared nickte überrascht, kam zurück ans Bett und setzte sich zögernd an die Bettkante. Jensen schob Harleys Kopf von seiner Hüfte und setzte sich auf, zögerte einen Moment, bevor er seine Arme um Jared schlang und ihn sanft umarmte, und Jared starrte voller Erstaunen an die gegenüberliegende Zimmerwand. Er registrierte, dass Jensen einen seiner Pullover trug, erinnerte sich daran, dass er das entsprechende Exemplar noch vor kurzem gesucht hatte, und schloss lächelnd die Augen.

Jensen hatte auf Anfrage angegeben, keine Ahnung zu haben, wo sich das fragliche Kleidungsstück befinden könnte, und Jared doch tatsächlich beschuldigt, es dem Trockner rituell geopfert zu haben, ganz genau so, wie er es mit Jensens Lieblingsshirt gemacht hatte, in der allerersten Woche ihres Zusammenlebens.

„Du hast meinen Pulli an“, murmelte er im selben Augenblick, in dem Jensen „Du hast mir das Leben gerettet“, wisperte, und Jared stockte, zog sich ein Stück aus Jensens Umarmung zurück und blickte ihm in die Augen. „Unsinn.“

„Wie nennst du das sonst, wenn du sechs Meter in die Tiefe springst, mich aus dem Wasser fischst und anschließend sogar beatmest?“, erkundigte Jensen sich trocken, und Jared wurde wieder ein wenig rot. „Heißt das, ich kriege meinen Pulli zurück?“, fragte er scherzhaft und Jensen blickte an sich hinab. „Nein“, sagte er dann leise. „Der ist bequem.“

Als er wieder aufblickte, erhaschte er noch einen kurzen Blick auf Jareds aufschimmernde braune Augen, dann hatte Jared sich auch schon vorgebeugt und Jensens Mund mit seinen Lippen versiegelt. Es war an Jensen, aus weit aufgerissenen Augen vor sich hin zu starren, und obwohl Jareds Lippen weich und warm waren und Jared ihm unablässig sanft über den Rücken rieb, war Jensen viel zu überrascht, um den Kuss zu erwidern.

Jared zog sich von ihm zurück und blickte ihn unsicher an, und Jensen bekam bei dem Ausdruck in Jareds sprechenden Augen unwillkürlich eine Gänsehaut. Er fühlte sich ein wenig merkwürdig, jetzt, da Jared ihn geküsst hatte, aber er war weder sonderlich entsetzt noch böse auf seinen besten Freund. „Hast du dir solche Sorgen gemacht?“, flüsterte er ein wenig heiser, und Jared schluckte trocken. „Ja.“ Jensen nickte langsam, sah die verräterische Röte in Jareds Wangen zurückkehren und lächelte ein wenig. „Frühstück?“, schlug er leise vor, und als Jared nicht mit der gewohnten Begeisterung reagierte, beugte er sich ein wenig vor und gab den Kuss zurück, den Jared ihm gegeben hatte.

„Jetzt sind wir quitt“, stellte er fest, als Jared ihn überrascht ansah, leckte sich unbewusst über die Lippen, und wunderte sich, als Jareds Blick noch ein wenig irritierter, wenn nicht sogar fassungslos wurde. „Was?“

Jared schnellte vor, packte ihn an den Schultern und drückte ihn auf den Rücken, und als Jensen die Lippen zu einem überraschten Ächzen öffnen wollte, fand er sie erneut von Jareds bedeckt, wurde von Jared mit einer Hingabe geküsst, die ihn schwindeln und zu der schockierten Erkenntnis kommen ließ, dass Jared diese Angelegenheit todernst war.

Er packte nun seinerseits Jareds Schultern und versuchte ihn von sich zu drücken, keuchte überfordert, als Jareds Zunge über seine geschlossenen Lippen strich, und war von sich selbst entsetzt, als er den Mund ganz automatisch öffnete. Jareds Gewicht über ihm drückte ihm beinahe die Luft aus den Lungen, aber das wurde völlig nebensächlich, als Jareds Zunge in seinen Mund eintauchte und seine zu sanftem Spiel herausforderte.

Jensen winselte leise, erwiderte Jareds Kuss plötzlich mit nicht zu unterdrückender Leidenschaft, vergrub seine Hände in Jareds Haar und krallte sich darin fest. Jared regte sich leicht über ihm, bis er ihn mit seinem ganzen Körper bedeckte, und Jensen kniff die Augen zu und versuchte, nicht den Verstand zu verlieren. Sicher, er hatte sich vom ersten Augenblick an zu Jared hingezogen gefühlt, aber nie auf diese Art, und die Erkenntnis, dass sein bester Freund ihn dermaßen erregen konnte, machte ihm eine Heidenangst.

Er schaffte es schließlich, sich zusammenzureißen und Jared von sich zu drücken, aber inzwischen war es viel zu spät, diese Sache als Ausrutscher abzutun - dafür waren sie viel zu weit gegangen. Jareds Atem ging schwer, während er aus wilden Augen auf Jensen hinab starrte, und Jensens eigene Brust hob und senkte sich eben so schnell. Einen Moment lang sahen sie sich einfach nur an, aber Jared musste in Jensens Augen gelesen haben, wie überfordert dieser von der Situation war, denn er richtete sich urplötzlich auf, rückte so weit von Jensen ab, wie die Größe des Bettes es zuließ und kauerte sich am Fußende zu einem schuldbewussten Häufchen Elend zusammen.

Jensen hatte keine Ahnung, was zum Teufel er tun sollte.

NDT?

So, das war das.
Unbefriedigend, findet ihr?
Finde ich auch.
Deswegen der neue Prompt: Finish.
Schreibt mir das zuende!
Am besten direkt hier drunter in einen Kommentar!
Länge überlasse ich völlig euch - etwas mehr als ein Satz sollte es aber bitte schon sein - und ob ihr ein Happy End wollt oder düsteres Drama, könnt ihr euch auch aussuchen.
Und nun bitte zur Ausführung, ich freu mich drauf!

fandom: supernatural, prompt: finish, prompt: h/c, prompt: bad day, autor: uena, prompt: regentag

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