REGIE: BARAN BO ODAR
THRILLER/DRAMA, DEUTSCHLAND 2010, FSK ab 16
DARSTELLER: ULRICH THOMSEN, WOTAN WILKE MÖHRING, KATRIN SASS, BURGHART KLAUSSNER, SEBASTIAN BLOMBERG
HOMEPAGE Schauplatz: Ein kleines Themenkino direkt neben dem Arbeitsamt in Berlin-Neukölln.
"Das letzte Schweigen" läuft in einem Saal mit ca. 40 Plätzen - wir sechs Studenten besetzen beinahe eine gesamte Reihe; gemütliche Wohnzimmeratmosphäre.
Aufgrund des
Trailers habe ich einen sehr intensiven Film erwartet, was sich bereits in den ersten Minuten bestätigte: Die weitwinkligen, den goldenen Schnitt beinahe völlig außer Acht lassenden Einstellungen wirken in Zusammenhang mit dem dramatischen Soundtrack von Anfang an fesselnd. Die Atmosphäre ist bedrückend, obwohl sich das Geschehen an einem schönen Sommernachmittag ereignet. Der Zuschauer wird Zeuge der Vergewaltigung und Ermordung der kleinen Pia. Anschließend entwickelt der Film ein äußerst ehrliches Abbild der Psyche seines Ensembles. Die hervorragende Schauspielleistung, vor allem von Ulrich Thomsen und Sebastian Blomberg, trägt dazu bei, dass die Spannung selbst in dieser recht langsam inszenierten Geschichte (120 Minuten) nicht abfällt.
Problematisch hingegen finde ich die Empathie, die der Zuschauer mit den Tätern entwickelt. Vielleicht hätte eine weniger mitfühlende Sicht der Täter ausgereicht. Ebenso wäre weniger Dialog, der zum Großteil leider flach und einfallslos wirkt, besser gewesen. Noch mehr Schweigen hätte dem Film nicht geschadet! Bedenkt man allerdings, dass "Das letzte Schweigen" das Langfilmdebüt von Baran bo Odar ist, übersieht man derartige Kleinigkeiten gerne. Vor allem lebt der Film von der beeindruckenden Bildergewalt von Nikolaus Summerer.
Also: Dialoge überhören, sich von der Ästhetik und den Charakteren fangen lassen und anschließend etwas Aufmunterndes schauen.