Am 10.01.2015 wurde in den deutsche-wirtschafts-nachrichten.de ein Artikel "
US-Geheimdienst: Terror in Frankreich wird Europa destabilisieren" veröffentlicht. Ein amerikanischer privater Geheimdienst äußerte sich zu der Gefahr der Destabilisierung in Europa:
"Der private US-Geheimdienst Stratfor erwartet, dass der Terror in Paris der Anfang einer tiefen Entfremdung zwischen den Muslimen und dem Rest der Bevölkerung sein könnte."
Wer ist dieser Geheimdienst? Soll man es ernst nehmen, was sie sagen?
Eigentlich ist "Stratfor" eine Abkürzung von "Strategic Forecasting Inc.", also "Strategische Prognosierung". Warum nennt man sie ein Geheimdienst?
Früher nannte man diejenigen, die Stratfor "ein Schatten-CIA" nannten, selbst als Verschwörungstheoretiker geschimpft. Zum Beispiel, eine der bekannten amerikanischen Zeitschriften, die sich mit Stratfor beschäftigten, ist Barron's Magazine.
2011 wurde der Server von Stratfor von den Assange-Mitarbeitern aufgebrochen und über 5 Millionen Briefe aus dem Zeitraum 2004-2011 wurden veröffentlicht. Eigentlich begann die ganze große Sache um Wikileaks mit diesem Hacken von Stratfor.
Danach wurde aus der Verschwörungstheorie die Verschwörungsgewissheit. Es wurde klar, dass der Stratfor nicht einfach nur ein analytisches Zentrum ist, sondern selbst ein Subjekt der "Schattenpolitik". Noch mal - sie erklären nicht nur die Politik, sie machen sie.
Stratfor wurde 1996 in der Stadt Austin, Staat Texas, gegründet. Der Gründer ist George Friedman, der seitdem die Struktur auch leitet. Die Nummer zwei ist Vize-Präsident Fred Burton, der ehemalige Special Agent des diplomatischen Sicherheitsdienstes im Staatsdepartment.
Die bekannteste transnationale Struktur, mit der Stratfor eng zusammenarbeitete, ist Goldman Sachs. Goldman Sachs investierte offen wesentliche Summen in Stratfor.
Noch ein offener Auftraggeber von Stratfor ist MF Global. Das ist einer der größten Spieler auf dem Futures-Markt.
Es gibt viele Stories, der interessierte Leser kann sie nachrecherschieren - Skandalvertrag mit Coca-Cola, Beteiligung von Stratfor an den Maßnahmen gegen die mit iranischem Atomprojekt beschäftigten Personen, Mitarbeit mit dem Geheimdienst von Pakistan und speziell mit Hamid Gul, einem der Miterschaffer von "Taliban"...
Interessant sind auch die Artikel zu der Ukraine Krise. Sehr erfrischend finde ich die Offenheit, mit der die Motivationen der "USA" erläutert werden.
Vor ca. einem Monat besuchte George Friedman (der Chef von Stratfor) Moskau. Dort gab er einige wie gewohnt sehr offene Interviews. Kurz zusammengefasst - wenn Russland und Europa zusammenarbeiten, würden die "USA" ihre führende Rolle verlieren. Deswegen können "USA" das nicht zulassen. Um diesen Zusammenschluss zu verhindern, haben "USA" schon im 1. und besonders 2. Weltkrieg erfolgreich mitgemacht. Dieses Ziel steht über alles.
Einige Analysten in Russland haben seinen Besuch damit verbunden, dass nach den Wahlen in USA eine andere Gruppe an die Macht kam, die dann auch in Moskau neu verhandeln musste.
Um noch mal zu der oben formulierten Frage zurück zu kehren - ob man Stratfor's "Prognosen" ernst nehmen muss. Ja, durchaus, denn ihre Prognosen sind oft die Ankündigungen.