Kitten Trust

Jan 13, 2008 16:57

Titel: Kitten Trust
Fandom: Original
Charaktere: Shisei, Konkon, Katze
FSK: 10
Stichwort: #3 A place under the sun


“Du kannst die Katze nicht behalten.” Shisei packte das Tier am Nacken und machte Anstalten, es aus Konkons Umklammerung heraus zu reißen.

“Aber!”

Der Ältere schüttelte den Kopf. Dieses altbekannte ruhige, gefühllose Schweigen, dieses kühl distanzierte Glitzern in seinen Augen sagte dem blonden Jungen, dass sein Bruder nicht nachgeben würde. Aber er wollte nicht aufgeben. Diesmal nicht.

“Warum nicht?!”

“Weil wir sie nicht mitnehmen können.”

“Aber warum denn nicht! Sie stirbt, wenn wir sie hier alleine lassen, sie ist doch noch so klein!”
Er drückte das Tier näher an seine Brust, sah vorwurfsvoll hinauf. “Ich darf sie doch nur nicht behalten weil du sonst eifersüchtig wirst!”

Shiseis Mund klappte auf. Und wieder zu. Es sah fast aus wie bei einem Fisch, man hätte darüber lachen können. Wäre die Situation nicht für die beiden so ernst und niemand in der Nähe gewesen, der es sonst noch hätte sehen können...

Oder auf sie geachtet hätte. In diesem Teil der Stadt achtete niemand zu sehr auf andere. Das war gesünder. Und wer nicht schnell genug lernte, was gesund für ihn war, lernte es nie... Shisei hatte es gelernt. Konkon nicht. Aber dazu war er ja da, um auf seinen kleinen Bruder aufzupassen. Damit der es vielleicht niemals würde lernen müssen.
Aber diese eine Sache konnte er trotzdem nicht dulden.

“Eifersüchtig?” Er hatte sich wieder gefangen, seine Stimme verriet aber trotzdem, wie perplex ihn diese Behauptung gemacht hatte. “Wie kommst du darauf?!”

Mit vorgeschobenem Kinn und ernst gerunzelten Augenbrauen sah der Blonde zu ihm hinauf. Dieser kindliche Schmollmund... Manchmal beneidete Shisei seinen Bruder um diese Kindlichkeit, die er nie hatte haben können, um diese (wenn auch schwere) Kindheit, die er selber nie gehabt hatte. Und die er gerade darum zu schützen geschworen hatte.

“Weil ich so nur dich habe, und wenn ich die Katze habe...” Die Worte kamen ein bisschen zögerlich. Anscheinend war das Argument in den Raum geworfen worden ohne Grundlage, mit der es begründet werden konnte. “Naja, dann habe ich auch die Katze.”

Shisei schloss die Augen. So albern... Konkon war der einzige Mensch in seiner Welt, der so leichte, rasch aufflammende Gefühle hatte. Der innerhalb von Sekunden etwas lieb gewinnen und darum verteidigen konnte. Er selber hatte viele Monate, eigentlich über ein Jahr gebraucht, bis er den Jungen nicht mehr nur aus Pflichtgefühl sondern auch aus Zuneigung zu schützen geloben konnte. Und dieser vergab diese Hingabe und Aufopferung einfach an einen dreckigen, halbtoten Straßenkater. Den sie nicht mitnehmen konnten.

“Hör mal, Konkon.” Er öffnete die Augen nicht. “Wir sind auf der Reise. Katzen sind Tiere, die an einem bestimmten Ort haften. Wir können sie nicht mitnehmen. Dem Tier wäre nicht geholfen damit.”

“Aber... Und wenn wir einfach hier bleiben, wenigstens bis Maurin groß genug ist um auf sich selber aufzupassen?”

“Wer ist jetzt Maurin schon wieder?!” Shisei öffnete überrascht die Augen und sah auf beide, Katze und Kind, hinunter.

“Sie!” schmutzige kleine Finger deuteten auf das struppige Kätzchen.
Ein Name. Er hatte dem Tier schon einen Namen gegeben... Wirklich, erstaunlich. Und er verstand es auch nicht. Würde es vermutlich nie verstehen... konnte es nicht verstehen.

Musste es auch nicht verstehen. Langsam, fast in Zeitlupe drehte er sich um. “Komm, wir gehen weiter.”

“Aber..!”

Ohne ein weiteres Wort ging Shisei die Straße hinunter. Er wusste, der Jüngere würde die Katze zurücklassen und ihm folgen. Zumindest war er sich da sehr sicher. Und wenn nicht? Dann würde er so tun als sei er fort, warten bis Konkon Hunger bekam und ihm kalt würde, und dann würde der Kleine ihn von ganz alleine suchen kommen...

“Shisei!” Hastig laufende Schritte hinter ihm. Ein Blick über die Schulter zeigte ihm, dass der Junge ihm hinterhergelaufen kam... die Katze imme rnoch in den Armen.

Abrupt hielt er an und sah dem Laufenden entgegen. Als der heftig atmend vor ihm anhielt, lupfte er das Tier aus der Umklammerung und hielt es am ausgestreckten Arm in die Luft.

“Soll ich es töten?”

Aufgerissene, erschrockene und verständnislose Augen sahen ihn an. “Was?!”

“Soll ich es töten?”

“Aber... aber, du kannst doch nicht!”

“Doch, ich kann.” Seine Stimme war kühl. “Ich kann und werde. Also? Entweder du lässt es hier, oder ich töte es. Tu was du willst. Mitnehmen können wir das Vieh nicht.”

“Lass...” Konkoms Stimme zitterte. So kalt hatte er seinen Bruder noch nie erlebt. “Lass Maurin runter!”

“Nein.” Kühle Schärfe.

“Bitte... ich... ich...” Seine Augen wurden feucht, er merkte es und konnte nichts dagegen tun. Das Kätzchen schwang, panisch maunzend, in der Luft. “Ich... ich...” Er schluckte. “Ich lasse sie hier... Aber bitte, bitte tu ihr nichts!”

Shisei nickte zufrieden und setzte sie zu Boden. “Gut. Komm.”

Der Junge warf noch einen Blick auf die zitternd am Boden kauernde Katze. Gerne hätte er sie getröstet... Aber am Ende hätte das Shisei noch mehr erzürnt. Nein, das konnte er nicht riskieren.
Er drehte sich rasch weg und lief zu seinem großen Bruder, der einige Meter weiter wartete. Er würde die Katze nie wieder sehen. Aber vielleicht würde sie trotzdem leben. Und lernen. Lernen, niemandem zu vertrauen. Hart zu sein. Nichts Falsches für interessant zu halten. Und zu Überleben.

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