Team: Erato
Challenge: Angst - Trauma (für mich)
Fandom: Naruto
Charaktere: Naruto, Sakura, (Iruka, Kakashi, Jiraiya)
Wörter: 1.147
Inhalt: Naruto wacht nach der OP im Krankenhaus auf.
A/N: Fortsetzung von
diesem Teil. Immer noch Reale-Welt-AU. Es ist zu ner Serie geworden, weil meine Muse drauf besteht. Ich war noch nie gut, nein zu meiner Muse zu sagen *hust* Es kommen also noch weitere Teile. Entschuldigt, wenn das Krankenhaus-Zeugs nicht ganz stimmig ist. In 120 Minuten hat man halt nicht die Zeit, seine Fakten zu prüfen *hust*
Für einen ganz kurzen Moment fühlte Naruto sich schwerelos und frei. Doch dann verschwand dieser Moment so schnell, als wäre er nie da gewesen und die Schmerzen in all seinen Gliedern kamen zurück, als würde von allen Seiten gleichzeitig auf ihn eingestochen. Er verzog das Gesicht, doch das brachte noch mehr Schmerz mit sich. Naruto war Schmerz normalerweise gewöhnt - er war gut im Aushalten - doch das hier war Schmerz auf einem ganz anderen Level.
Er erinnerte sich an alles. An jedes einzelne Detail. Wie Sasuke unvermittelt auf ihn eingeschlagen hatte. Wie Naruto sich erst lediglich verteidigt hatte, weil er nicht verstand, was los war, was in Sasuke gefahren war. Dann hatte er realisiert, dass Sasuke ernst machte und er konnte nicht mehr einfach nur parieren, vor allem, weil er Sasuke nicht immer parieren konnte. Er hatte versucht, Sasuke zum Reden zu kriegen, doch all seine Versuche waren gescheitert. Mit Worten war er nie gut gewesen. Dann war es alles im Chaos versunken, ein Riesendurcheinander aus Schmerz und Hieben und Blut, so viel Blut. Bis Sasuke es schaffte, ihn hart am Kopf zu erwischen, so, dass ihm schwarz vor Augen wurde.
"Naruto?", fragte eine weinerliche, weibliche Stimme, die ihm so vertraut war und doch in diesem Moment absolut nicht nach Sakura klang, zu der sie gehörte. Er hatte Sakura, die sonst so stark und dominant war, noch nie so aufgelöst gehört.
Naruto öffnete die Augen und dankte allen Göttern, dass jemand den Raum abgedunkelt hatte. Er sah direkt auf eine weiße Decke und konnte ganz plötzlich auch den sterilen Krankenhausduft riechen. Als er den Kopf ein wenig zur Seite neigte, konnte er Sakura neben seinem Bett sitzen sehen. Ihre Augen waren rot unterlaufen und geschwollen.
"Hey, Sakura-chan", wollte Naruto sagen, doch das, was rauskam, hörte sich eher an wie "Heskrchn". Er räusperte sich und versuchte es noch einmal. Sakura lächelte ihn als Antwort gequält an und etwas drückte seine Hand. Er sah runter auf seine Hand, die Sakura mit beiden Händen ergriffen hatte.
Einige Momente verstrichen und Naruto hatte sich soweit gesammelt, dass er hinter Sakura Iruka und Kakashi bemerkte und seinen Blick auf die beiden Fokussierte. "Hey", begrüßte er sie. Seine Stimme klang, als hätte er seit seiner Geburt eine Zigarette nach der anderen geraucht.
"Naruto", presste Iruka aus und hockte sich vor das Bett zu Naruto hinunter, um ihm mit der Hand federleicht über das Gesicht zu streichen. Es sah sehr unbeholfen aus, weil er sich vermutlich bemühte, die verletzten Stellen nicht zu berühren.
"Die Ärzte sagen, du hast es überstanden", sagte Kakashi, bemüht locker zu klingen, doch die Schmerzmittel, die sie Naruto gaben, waren wohl schwach genug, dass er immer noch merkte, wann Kakashi nur so tat, als sei er total Zen.
"Sasuke?", fragte er, und es war das einzige Wort bisher, das vollkommen klar aus seinem Mund kam. Er sah sie alle der Reihe nach an, doch niemand schien ihm antworten zu wollen. Langsam wurde er ungeduldig.
Sakura stieß ein fahriges Seufzen aus. "Tsunade hat Sasuke verhört-", sagte sie und holte abrupt Luft, presste danach jedoch ihre Lippen fest aufeinander. Sie sah aus, als würde sie lieber aus dem Fenster springen als ihm zu sagen, was danach vorgefallen war.
Kakashi hockte sich neben Iruka hin und fing Narutos Blick mit seinem. Seine Gesichtsmuskeln waren alle angespannt und er sah ernster aus denn je. "Sie mussten ihn laufen lassen", sagte Kakashi, doch Naruto wusste, dass es nicht alles war, was er sagen wollte. Kakashi schloss kurz die Augen und als er sie wieder öffnete, hatte Naruto sich schon selbst ausgemalt, was passiert war.
"Er ist verschwunden, nicht?" Es war mehr eine Feststellung, als eine Frage. Es auszusprechen machte es real und es tat weh. Mehr noch als die Nachwirkungen aller Schläge, die Sasuke ihm zugefügt hatte.
Das nachfolgende betretene Schweigen war Antwort genug für ihn. Sakura drückte erneut seine Hand, dieses Mal fester. Sie hatte auf einmal dieses entschlossene Funkeln in den Augen.
"Naruto, du darfst ihn nicht dafür hassen. Bitte... gib ihn nicht auf."
Naruto blinzelte langsam. Einmal, zweimal. Dann schlich sich ein schiefes Lächeln in sein Gesicht. "Sakura-chan... ich würde Sasuke niemals aufgeben. Er ist mein bester Freund."
Als Sasuke ihn verprügelt hatte, würde ein Beistehender vermutlich denken, Sasuke sei ein eiskalter Rüpel. Doch die Ruhe in Sasukes Bewegungen trügte. Naruto hatte nämlich die Verzweiflung gehört, die aus Sasukes Augen heraus geschrien hatte. Seine Augen hatten ihm so Vieles gesagt. Sie hatten geschrien, dass er Naruto nicht wehtun wollte. Sie hatten gehofft, dass Naruto dem ein Ende setzte. Sie hatten gefleht, dass jemand ihn da rausholte, wo auch immer er reingeraten war. Und Naruto war jemand, der seine Freunde niemals im Stich ließ. Nicht, wenn sie so sehr stumm um Hilfe riefen.
Sakura war die Erleichterung darüber ins Gesicht geschrieben und sie hob Narutos Hand und vergrub ihr verheultes Gesicht darin. Es tat weh, sie so zu sehen. Es tat weh, zu wissen, dass er im Moment mit seinen Verletzungen nirgendwohin kam. Er wollte seinen Frust hinaus schreien, doch selbst das konnte er nicht.
Sakura und Iruka kamen jeden folgenden Tag zu besuch und brachten ihm Snacks, Bücher und seinen Gameboy zur Ablenkung mit. Am nächsten Tag kam Jiraiya und Naruto sprangen fast die Tränen in die Augen, seinen Trainer zu sehen.
"Hey, Naruto. Sie sagen, du wirst wieder ganz fit. Dein legendärer rechter Haken kann seine Karriere also fortsetzen", sagte Jiraiya mit einem Grinsen. Eine Last fiel Naruto von den Schultern. Vollständige Genesung bedeutete, er würde intensiver nach Sasuke suchen können. Doch Jiraiya schien seine Gedanken gelesen zu haben und verzog missbilligend sein Gesicht.
"Du solltest ihn aufgeben, solange du noch nicht zu viel Energie investiert hast. Es wäre dumm, diesem Jungen hinterher zu rennen."
Naruto sah Jiraiya direkt in die Augen, kommunizierte seine Ehrlichkeit. "Ich bin lieber ein dummer Idiot, als meinen besten Freund aufzugeben, wenn er Hilfe braucht."
Jiraiya hielt einige Herzschläge lang seinen Blick, dann seufzte er. "Du bist unverbesserlich."
Naruto wusste nicht, wie er es geschafft hatte, aber nach dem Gespräch mit Jiraiya waren auf einmal alle daran interessiert, ihm dabei zu helfen, Sasuke zurück zu bringen. Sakura hatte vermutlich ihre Finger dabei mit im Spiel. Kakashi kam ihn ein bis zweimal die Woche besuchen, um ihn auf den neuesten Stand der Suche zu bringen, auch wenn er jedes Mal mit ernstem Gesicht hereinkam und ihm mitteilte, dass sie keine Spur hatten.
In der zweiten Woche mussten die Ärzte Naruto nicht einmal dazu zwingen, die Übungen der Physiotherapie zu machen, um seine Beweglichkeit wieder aufzubauen. Er tat freiwillig mehr, als er hätte tun müssen. Dennoch dauerte es zwei weitere Wochen, bis sie ihn entließen und eine weitere Woche, bis er so weit war, dass Jiraiya wieder mit ihm trainierte.
Einen Monat und eine Woche nach dem Vorfall war Naruto endlich bereit, seinen besten Freund zurück zu holen. Und wehe dem, der sich ihm in den Weg stellte.