Team: Hendrix
Challenge: August-Karte 1, Gender trouble (für mich)
Fandom: Original (Our Own World)
Charaktere: Sabine, Natalie
Wörter: ~1100
Anmerkungen: Ich hoffe, ich hab die Gender-Problematik richtig auf die Reihe gekriegt, ist ne Weile her, dass ich mich damit befasst habe. x_X Um Gender mache ich normalerweise einen Bogen, aber die Challenge ist einfach perfekt, wenn man eine KuSa-Studentin erfunden hat. XD (KuSa = Kultur- und Sozialanthropologie. Verdammt. Für mich ist das so drin, ich vergesse gerne, dass das nicht jeder kennt. °-°)
Wenn ich also falsch liege, beschwert euch bitte, damit ich es ändern kann, ich will ja keinen Mist schreiben.
Sabine fühlte sich wie erschlagen, als sie am späten Nachmittag endlich nach Hause kam. Es war nicht ihre Art, Nächte in der Bibliothek durchzumachen, aber Anatomie war etwas, was sie ihre Gewohnheiten vergessen ließ. Nachdem sie gemerkt hatte, dass die Eselsbrücken ihres Kommilitonen (sehr niedlich übrigens) nichts taugten um alle Bezeichnungen wirklich im Kopf zu behalten, hatte sie einfach eine lange Session eingelegt um sie wenigstens in ihr Kurzzeitgedächtnis reinzukriegen, wenn das Langzeitgedächtnis schon streikte.
Jetzt war die Prüfung gelaufen, Stefan würde übermorgen eine Party in seiner WG schmeißen und Sabine... wollte entweder schlafen oder sich hemmungslos betrinken. Noch bevor sie im strömenden Regen nach Hause geradelt war, hatte sie über Handy einen Tweet abgesetzt, der die Welt (oder eher: ihre 18 Follower) von der Woche Ferien informierte, bis das nächste Semester losging. Der Regen hatte den Vorteil gehabt, dass er sie wieder aufgeweckt hatte. Vielleicht würde sie Natalie fragen, ob sie mit in die neue Cocktailbar nahe des Juridicums kommen wollte. Sabine hätte nicht einmal von der Neueröffnung letzte Woche gewusst, wäre Cornelia nicht top informiert in diesen Dingen. Aber gut, sie studierte Jura, da bemerkte man es wohl, wenn man sich vor der Nase betrinken gehen konnte. Vor allem, weil Cornelia ziemlich genau dem negativen Klischee einer Studentin entsprach. Reiche Familie und nur am Party machen. Das machte sie aber nicht weniger nett und Sabine kannte niemand besseren um über die verschiedensten Moden und Männer zu diskutieren. Natalie hatte ja leider ein anderes Beuteschema, da musste man sich eben außerhalb der WG jemanden suchen, der für so etwas zu haben war. Dummerweise war Cornelia im Urlaub auf den Bahamas und mit Natalie konnte man auch ganz wunderbar ausgehen.
Mit tropfenden Kleidern und Haaren schloss sie die Wohnung auf und stellte die durchweichten Schuhe erstmal mit Zeitung ausgestopft unter die Heizung im Badezimmer, bevor sie trockende Klamotten aus dem Schrank suchte, feststellte, dass sie dringend wieder waschen musste, und dann eine warme Dusche nahm.
Aufgewärmt und trocken klopfte sie dann an Natalies Zimmertür und öffnete kurz darauf. Nicht gerade die feine englische Art, aber Natalie neigte dazu, Musik über Kopfhörer zu hören, dann bekam sie nichts mehr mit. Eine Angewohnheit, die Sabine sehr angenehm fand, Natalies Musikgeschmack entsprach nicht gerade ihrem eigenen. Markus war da eher ihre Wellenlänge, aber der war noch bei seiner Familie und würde erst in ein paar Tagen wiederkommen.
Natalie lag bäuchlings auf ihrem Bett, zwei aufgeschlagene Bücher und ein ganzes Zettelchaos um sie herum verbreitet und las... einen Manga. Als sie die Bewegung an der Tür hörte, zog sie sich die Kopfhörer aus dem Ohren und grinste. „Hey. Wie ists gelaufen?“
„Ganz gut, denke ich. Das nennst du lernen?“
„Das nenne ich Pause.“
Okay, dagegen konnte Sabine schlecht was sagen. Dann fiel ihr Blick auf einen bunten Stundenplan. „Gute Kurse dabei dieses Semester?“
„Joaaah... geht wohl. Ich musste etwas improvisieren, weil Vietnamesich sich mit 'Queer Gender' überschnitten hat und ich den eigentlich gerne gemacht hätte. Aber ich wollte auch gerne Vietnamesisch lernen...“
„Weil Chinesisch dir nicht reicht?“ Wie durchgeknallt konnte jemand sein?
„Ich mag Sprachen, guck nicht, als hätte ich den Verstand verloren... ich weiß, dass ich das schon lange hab!“
„Dann ist ja gut.“
„Mit Chinesisch bin ich ja praktisch fertig und der Vietnamesischkurs soll gut sein! Außerdem muss ich noch Schlüsselqualifikationen machen. Ich hätte auch was übers Wissenschaftliche Arbeiten machen können, aber das hatte ich ja alles schon in den Einführungen.“
„Also vor mir musst du dich nicht rechtfertigen. Aber wieso wolltest du Queer Gender machen?“
„Weil ich Gender Studies ziemlich interessant finde. Ich meine... du kennst doch den Unterschied zwischen Sex und Gender, oder?“ Das klang so skeptisch, dass Sabine fast beleidigt war. „Natürlich. Gesellschaftliches beziehungsweise soziales und biologisches Geschlecht. Find ich Quatsch.“
„Warum? Neben der Biologie ist es vor allem die Gesellschaft, die das Geschlecht prägt. Sieht man hier doch auch überall. Kleine Mädchen kriegen rosa Klamotten und spielen mit Puppen. Den Jungen drückt man Autos und Legoroboter in die Hand. Das macht schon was aus.“
„Ich hab nie mit Puppen gespielt. Bin ich deswegen weniger Mädchen gewesen?“
„Ich schon. Aber wurdest du deswegen nicht im Kindergarten schief angeschaut?“
„Nein. Ich war nicht im Kindergarten.“
"Oh... okay. Gut. Lassen wir das. Aber ein Junge, der zur Barbiepuppe greift wird komisch angeguckt, das ist einfach so. Also wie weit ist es wirklich die Natur des Jungen und wie weit der unterschwellige Druck von Außen, der ihn mit Autos spielen lässt?“
„Also ich hab...“ Sabine hatte nicht wirklich die Hoffnung gehabt, ausreden zu können und wirklich wischte Natalie ihre Einwände weg: „Ausnahmen gibt es immer. Aber bei uns im Kindergarten lief es so, dass die Mädchen gerne mal in die Puppeneckte gescheucht wurden. In der Schule hatten die Mädchen Textilunterricht, die Jungen Technik. Ich hätte so gerne Technik gehabt, aber es passte einfach nicht in das Mädchenbild der Schule. Dumm gelaufen, Pech gehabt.“
„Ich nähe gerne.“
„Du machst auch Cosplay. Das zählt nicht.“
„Find ich schon.“
„Von mir aus. Jedenfalls wird find ich, dass der gesellschaftliche Einfluss auf das Geschlecht unterschätzt wird.“
„Und darum wolltest du Queer Gender machen?“
„Quatsch. Das hat mich einfach interessiert. Der Rest den die Gender Studies anbieten ist langweilig.“
„Aber mir nen ewig langen Vortrag halten...“
„Natürlich.“ Natalie drehte sich auf den Rücken, zerdrückte dabei ein paar Zettel und grinste. „Ich belehre dich einfach gerne, wusstest du das nicht?“
„Das fällt echt nicht auf. Sag mal, hast du Lust, heute abend diese neue Cocktailbar bei den Juristen um die Ecke auszuprobieren? Weiberabend?“
Natalie zog nachdenklich die Nase kraus, dabei wusste Sabine ganz genau, dass sie nie lange über etwas nachdachte. Das war einfach nur, um sie etwas zu ärgern. Gleich darauf grinste Natalie. „Klar. Bin dabei. Aber du solltest erst eine oder zwei Stunden schlafen. Nichts für ungut Frau Doktor, aber du siehst aus wie der Tod auf Latschen.“
„Zu liebenswürdig. Wenn ich mich hinlege, stehe ich nicht mehr auf. Aber ich will mich betrinken.“
„Dafür bin ich immer zu haben, wie du weißt. Aber du machst trotzdem erst ne Pause, wenigstens eine halbe Stunde, ich will dich nicht nach Hause tragen müssen. Du bist zwar ein Gartenzwerg, aber so stark bin ich dann doch nicht.“
Sabine bewarf sie mit dem ersten, das sie in die Finger bekam: Ihrer Zigarettenpackung.
Natalie fing sie auf und grinste. „Jetzt musst du mich erst anflehen, bevor du eine rauchen kannst!“
Verdammt.
Fortsetzung folgt... vielleicht. Mal sehen. Ich denke aber schon.