Team: Mittelerde
Challenge: Heldenreise - Die Welt gerät aus den Fugen - fürs Team
Fandom: Ateezerton (Ateez Bridgerton!AU)
Titel: Kapitel 3
Inhalt: Wooyoungs Debüt steht kurz bevor und es hagelt hilfreiche Tipps von allen Seiten.
Anmerkung:
Kapitel 1,
Kapitel 2 Kapitel 3
“Wie lautet der Name des fünfzehnten Herrschers der Goryeo-Dynastie?”
„Sukjong.“
„Und?“
„Was, und?“
„Was weißt du sonst noch?“
„Vielleicht hat seine Mutter ihn auch ‚Schätzchen‘ gerufen, das ist leider nicht überliefert.“
Hongjoong ließ das Papier sinken und warf Wooyoung über den Rand hinweg einen finsteren Blick zu.
Wooyoung kicherte und schob Precious* von seinem Schoß, die protestierend miaute und mit zornig erhobenem Schwanz in Richtung des sonnenüberfluteten Innenhofs spazierte.
Sie saßen in Hongjoongs Arbeitszimmer, wie jeden Vormittag in den letzten acht Monaten und gingen alles Mögliche und Unmögliche durch. Seit fest stand, dass er in dieser Saison debütieren wurde, lernte Wooyoung pausenlos, las Bücher, die Hongjoong ihm gab (und die er sonst nie angefasst hätte), schrieb Gedichte (die Mingi und Yunho meist beim Frühstück einer dramatischen Lesung unterzogen, bis Wooyoung anfing, die Seiten geflissentlich zu verbrennen), lernte Gayageum** (auch wenn Precious jedes Mal empört das Zimmer verließ), rechnete sämtliche Bücher der Hutmacherei aus den letzten fünf Jahren nach („Hongjoon, die Hälfte dieser Bücher habe ich selbst geschrieben!“ - „Tu es trotzdem, du findest bestimmt Fehler.“), machte Entwürfe, besuchte die Tuchmärkte und Stickereien, korrigierte zähneknirschend seine eigenen Fehler und legte Hongjoong die Korrekturen vor („Hab ich es dir nicht gesagt?“ - „Hmpfh!“).
Kurzum, Wooyoung hatte seit Monaten genug zu tun, flitzte von einem Ort zum anderen, und bis auf die unglückliche Begegnung mit dem Falken hatte er sogar Spaß an der ganzen Sache. Er redete und lachte, verstand sich prächtig mit den meisten Lehrerinnen und Lehrern und Hongjoong und er verbrachten so viel Zeit wie schon lange nicht mehr miteinander. Die zwei Stunden nach dem Frühstück gehörten ihnen, bevor sie zur Hutmacherei fuhren oder Wooyoung zu irgendeiner seiner zahlreichen Lektionen eilen musste, und Wooyoung hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Hongjoong mindestens einmal am Tag zum Lachen zu bringen. Bisher lief es erstaunlich gut und solange er sich ausschließlich darauf konzentrierte, gelang es ihm ganz fabelhaft, nicht an den Grund für all die Aufregung und das Tohuwabohu zu denken.
„Die Einführung der Messingmünzen und die Erbauung der südlichen Hauptstadt wird ihm zugeschrieben“, ratterte er nach ein paar Augenblicken herunter und zwinkerte Hongjoong zu. Sein Bruder verdrehte die Augen.
„Manchmal frage ich mich, was in deinem Kopf vorgeht, wirklich.“
Wooyoung antwortete nicht, sondern griff stattdessen nach dem Stundenglas aus Jade auf Hongjoongs Schreibtisch und schaute dem Sand beim Fallen zu. Hongjoong sog scharf die Luft ein, doch er sagte nichts und ließ Wooyoung gewähren. Die Sanduhr hatte ihrem Vater gehört und Hongjoong nahm keines der anderen Teile so häufig in die Hand wie dieses. Wooyoung konnte ihn verstehen.
Der Gedanke an sein Debüt und seine eventuell bevorstehende Hochzeit mit irgendwem, den er zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal richtig kannte, drehten ihm den Magen um. Hongjoong war ausgesprochen zurückhaltend gewesen und hatte ihm nur zu Beginn seiner ‚Dressur‘, wie Mingi es nannte, ein paar Namen und Familien genannt und als Wooyoung nicht antwortete (Was sollte er auch sagen? Die Antwort lautete immer „Nein“, wenn es nach ihm ging), hatte er seufzend gemeint, dass dafür später noch Zeit bliebe.
Wooyoung wusste aber, genau wie seine Brüder und der ganze Hausstand und wahrscheinlich ganz Seoul wussten, dass Hongjoong seine wilden Pläne nur aufsparte und, sobald die Ballsaison der Debütierenden offiziell begonnen hatte, vermutlich aus allen Rohren feuern würde.
Sollte er doch, dachte Wooyoung und drehte die Sanduhr noch einmal herum. Er hatte beschlossen, zu niemandem zu passen. Es würde der Familienehre nicht schaden, wenn er nicht sofort in der ersten Saison heiratete, auch wenn Hongjoong in seiner ehrgeizigen Art das vermutlich anders sah. Außerdem, dachte Wooyoung gut gelaunt, lief die Hutmacherei so gut, dass Hongjoong ihn ruhig noch ein weiteres Jahr durchfüttern konnte.
„Du musst heute zum Schneider“, sagte Hongjoong nach ein paar Augenblicken. Anscheinend waren ihm die Prüfungsfragen ausgegangen.
„Ich weiß.“
„Ich begleite dich.“
„Hast du zu wenig zu tun?“
Sein Bruder lachte. „Was, darf ich nicht dafür sorgen, dass mein kleiner Bruder vernünftig ausgestattet wird?“
Wooyoung verkniff sich, die Frage mit einem gehässigen „Bevor du ihn den Wölfen zum Fraße vorwirfst!“ zu beantworten. „Wir haben sehr unterschiedliche Vorstellungen von vernünftiger Ausstattung“, erwiderte er stattdessen.
„Das ist wahr“, sagte Hongjoong gedehnt. „Zu meiner Vorstellung gehört zum Beispiel, dass deine Westen nicht zu eng sind.“
Schlagartig schoss Wooyoung das Blut in die Wangen und obwohl er natürlich wusste, dass Hongjoong unmöglich auf sein Abenteuer vor einigen Wochen anspielen konnte, tauchten plötzlich Bilder in seinem Kopf auf, die er im Arbeitszimmer seines Bruders überhaupt nicht gebrauchen konnte.
Irgendwo auf dem Anwesen der Kang-Familie lag unter einer Stechpalmenhecke Wooyoungs Westenknopf und irgendwo lief ein Mann herum, der ein schwarzes Katerkostüm getragen und mehr von Wooyoung gesehen und gehört hatte, als sonst jemand auf der Welt (und dem er wahrscheinlich noch mehr gezeigt hätte).
Im Licht des nächsten Tages erschien Wooyoung sein eigener Übermut wie das peinlichste, unflätigste und vulgärste Verhalten, dessen ein Mensch fähig war, (und das schloss Mingis Unfall mit der Papierlaterne und Yeosangs Mutter mit ein). Auf seiner Taille prangten zehn haarfeine Kratzer und Wooyoung ging eine ganze Woche lang nirgends ohne ein schwarzes Halstuch hin, auf das Yunho einige misstrauische Blicke warf. Wenn er sein Spiegelbild sah, erfasst ihn ein heißes Schaudern und das Gerede von Verlobung und Heirat tat sein übriges, um ihn mit verfluchten Träumen um den Schlaf zu bringen. Sein Kater war mal schwarzhaarig, mal blond, mal eine Katze, und immer ein wenig stärker und forscher als Wooyoung. Und immer kannte er seinen Namen, und immer zog er ihn aus, und immer ließ Wooyoung alles mit sich machen.
Bevor er weiter in diesem unpassenden Strudel aus Hitze und Verlangen verschwinden konnte, wurde plötzlich die Schiebetür geöffnet. Wooyoung zuckte zusammen, und ballte die Faust um die Sanduhr, bis sie in seine Handfläche stach. Der Kater verschwand grinsend in den Untiefen seines Kopfes und als er zur Tür blickte, war Hongjoong bereits vom Schreibtisch aufgesprungen und eilte auf den Besucher zu.
„Seonghwa!“
Park Seonghwa, einer von Hongjoongs ältesten Freunden, trat verhalten grinsend in den Raum. Er trug einen teuren westlichen Anzug aus dunkelblauem Leinen und unter dem Arm einen Hut aus einer Kollektion, die noch Wooyoungs Mutter entworfen hatte.
„Guten Morgen“, sagte Seonghwa und begrüßte Hongjoong und Wooyoung mit einer steifen Verbeugung. Wooyoung wäre am liebsten sitzen geblieben, immerhin kannte Seonghwa ihn schon seit Kindertagen, aber Hongjoong hatte mitten in seinem Lauf abgebremst und verbeugte sich nun ebenfalls. Wooyoung verkniff sich ein entnervtes Stöhnen und kämpfte sich vom Fußboden nach oben, auch wenn er wusste, dass er sich die Mühe sparen könnte; wie immer, wenn Seonghwa anwesend war, achtete Hongjoong nämlich auf nichts anderes.
„Verzeiht, dass ich hier so eindringe“, sagte Seonghwa. Hongjoong schloss nach einem verblüfften Blick den Gang hinunter die Tür hinter ihm und winkte ihn zum Teetisch. „Euer Diener war beschäftigt mit einem… Malheur der Katze.“ Unter seiner vornehmen Blässe und seinem bewusst beherrschten Gesichtsausdruck war es schwierig zu erkennen, doch Wooyoung war sich sicher, dass es Seonghwa einige Überwindung gekostet hatte, sich mit so ordinären Dingen wie Katzenpisse zu beschäftigen, und wenn er Hongjoong nicht schon so lange kennen würde, hätte er seinen Besuch wahrscheinlich abgebrochen und wäre erst nach dem Tod der Katze wiedergekommen.
Wooyoung prustete, als er seinen eigenen Gedanken zuhörte und ignorierte Hongjoongs entrüsteten Blick.
„Du bist hier jederzeit willkommen“, sagte Hongjoong, während er Seonghwa eine Tasse Tee einschenkte. „Du kannst ein- und ausgehen, wie du willst. Ich sollte dir beizeiten einen Schlüssel geben…“
Seonghwa erstarrte mitten in der Bewegung. „Das… das ist sehr freundlich von dir“, murmelte er der Tischplatte zu. Seine Hand zerdrückte fast den Hut, bevor er ihn hastig neben seiner Tasse platzierte. „Vielen Dank.“
Hongjoong lächelte versonnen. Wooyoung verdrehte die Augen und beschloss, diesem entsetzlichen Schauspiel nicht länger beizuwohnen, doch bevor er den Mund aufmachen konnte, hatte Seonghwa sich wieder gefangen. Er räusperte sich und zog dann ein Papier aus seiner Tasche hervor.
„Ich habe etwas für euch“, sagte er und grinste bemüht geheimnisvoll. Hongjoong brachte es fertig, zu kichern, und Wooyoung wünschte sich weit weg. Vielleicht sollte er es Precious gleichtun...
Seonghwa reichte Hongjoong das Papier und sah dabei seltsamerweise Wooyoung mit einem freundlichen Nicken an. „Es wird dir gefallen.“
Ein grauenhaftes, hohles Gefühl machte sich in Wooyoungs Magen breit. Er schluckte und starrte Hongjoong an, dessen Augen gierig über die Zeichen auf der Schriftrolle flogen.
„Was…?“, begann Wooyoung, doch Hongjoong fiel ihm ungeachtet aller Manieren ins Wort.
„Wie hast du das fertig gebracht?“, fragte er, an Seonghwa gewandt. Sein Mund stand offen und wenn Wooyoung es nicht besser wüsste, würde er behaupten, dass Hongjoong kurz vor den Tränen stand.
Seonghwa neigte den Kopf und versuchte erfolglos, sein Lächeln zu verbergen.
„Nun, mein Posten in… der Verwaltung der Hauptstadt ergab… gewisse Beziehungen, die ich zugunsten von Wooyoung einsetzen konnte“, erklärte er. „Ich halte es für die angemessene Anerkennung eurer monatelangen Arbeit. Und andere stimmen mir zu.“
„Was ist denn nur…?“
Hongjoong unterbrach ihn schon wieder. „Das vergesse ich dir niemals“, hauchte er und starrte Seonghwa über den Tisch hinweg mit glänzenden Augen an. Dann fuhr er herum und schlug Wooyoung das Papier gegen die Brust.
„Du hast den Titel bekommen“, sagte er voller Euphorie, bevor Wooyoung auch nur ein Wort lesen konnte. „Du bist der Treasure*** der diesjährigen Saison.“
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*Songtitel von Ateez
** traditionelles koreanisches Instrument ähnlich einer Zither
***Songtitel von Ateez